Nokia E-Serie mit GPS, HSDPA und Series 60

Test: Nokia E66, der Business-Slider

21.10.2008 von Moritz Jäger
Nokia legt die Business-Serie seiner Smartphones Stück für Stück neu auf. Mit dem E66 kommt ein neues Smartphone im Slider-Format, das neben WiFi und HSDPA auch GPS, einen Exchange-Client und lange Akkulaufzeit mitbringt, wie unser Test zeigt.

Nokia führt nach und nach die zweite Gerätegeneration in der E-Serie ein. Der Formfaktor Barren wurden bereits mit dem E51 überholt, wer eine Volltastatur möchte, der kann das neue E71 verwenden. Nokia legt auch das Slider-Handy E65 neu auf, der Nachfolger heißt Nokia E66. Ein „E“ im Namen bedeutet bei Nokia immer: Das Smartphone ist besonders für den Business-Einsatz zugeschnitten. Das zeigt sich vor allem durch die hochwertige Verarbeitung sowie den großen Akku. Zudem sind Mail- und SIP-Clients vorinstalliert, Mail for Exchange lässt sich bei Bedarf nachrüsten.

Galerie: das Nokia E66.
Das E66 im ausgezogenen Zustand.
Wie auch das E71 kann man beim E66 eine zweite Ansicht definieren.
Durch den Lagesensor erkennt das E66 eine Querstellung und passt das Dispaly an.
Die Seitenansicht mit Micro-USB-Schnittstelle
Die Rückseite. Oben ist die 3,2 Megapixel Kamera.
Der Akku des E66. Links neben der SIM-Karte ist der Slot für die Speicherkarte.
Mail for Exchange im Einsatz.
Eins der Highlights ist der verbaute GPS Chip.
Die genaue GPS-Position
Das E66 kommt vorinstalliert mit Nokia Maps.
Das Hauptmenü
Das Menü Kommunikation
Das Menü Installationen
Die Office-Funktionen
Die Software Multiscanner versucht per OCR aus Visitenkarten Kontakte zu erstellen.
Der WLAN Assistent

Diese Ansprüche erfüllt auch das neue E66. Das Smartphone steckt in einer edlen Metallhülle. Anders als beim Vorgänger umschließt diese auch die Rückseite, die beim E65 noch mit Kunstleder überzogen war. Dadurch entsteht allerdings ein Nachteil: Mit Akku wiegt das E66 123 Gramm, für die Brusttasche des Hemdes eigentlich schon zu viel (zum Vergleich: Das E65 wog 115 Gramm). Im Gerät selbst steckt ähnliche Technik wie beim E71. Neben UMTS, HSDPA und WiFi sind also auch ein GPS-Modul sowie Bluetooth enthalten – das E66 ist auf dem neuesten Stand der Technik.

In der Praxis

Nokia hat den bereits beim E65 sehr stabilen Slider-Mechanismus nur geringfügig verbessert. Das ist auch gut so, denn dieser wirkt immer noch sehr stabil und hat ausgezogen nur minimalen Spielraum. Neu ist aber die Erhebung am unteren Ende des Sliders, die im Alltag aber wenig stört, dafür das Handy sauber abschließt. Die Tasten sind im Vergleich zum Vorgänger zwar schmäler, dafür aber breiter geworden. Die Umstellung ist minimal, das Handy lässt sich auch in der Neuauflage gut steuern. Praktischste Änderung bei den Tasten ist die neue Rücktaste, mit der sich wie bei einer PC-Tastatur das letzte Zeichen löschen lässt. Beim Nokia-Handy befindet sie sich unter dem Steuerkreuz zwischen „Anruf annehmen“ und „Anruf ablehnen“.

Slider: Der Ziffernblock lässt sich unter dem E66 herausziehen.

Wie beim E71 hat Nokia zwei Home-Bildschirme integriert, zwischen denen man auf Tastendruck wechselt. Die angezeigten Optionen lassen sich anpassen, beispielsweise für Arbeit und Freizeit. Das Display stellt dabei Inhalte in einer Auflösung von 240 x 320 Pixel dar. Wie das iPhone 3G oder der HTC Touch Pro besitzt das E66 einen Neigungssensor. Wird das Smartphone flach gehalten, schaltet das Display von der vertikalen in eine horizontale Ansicht um, was etwa bei der Bildbetrachtung oder beim Browsen recht nützlich ist.

Lagesensor: Wird das Handy quer gehalten, schaltet die Ansicht um.

Praktisch ist auch, dass sich Nokia wieder an Standardanschlüsse hält. Der proprietäre PopPort ist Vergangenheit, Datenkabel finden am MicroUSB-Port Platz. Headsets oder Kopfhörer lassen sich dank A2DP-Protokoll mit Stereo-Unterstützung per Bluetooth anschließen oder kabelgebunden an der 2,5-mm-Klinkenbuchse.

Office und E-Mail

Die schlechte Nachricht zuerst: Für das E66 gibt es keinen BlackBerry Connect Client mehr. Dafür steht im Rahmen von Nokias Exchange-Offensive ein aktueller Mail for Exchange Client als optionaler Download zur Verfügung. Wer also in seiner Firma auf Exchange setzt, kann das E66 relativ einfach integrieren. E-Mails lassen sich über die Protokolle IMAP, POP3 und SMTP übertragen. Auch die Erweiterung IMAP Idle wird unterstützt.

Groupware: Mail for Exchange im Einsatz.

Der Abgleich mit den lokalen Kontaktdaten übernimmt die Software Nokia PC Suite. Allerdings wird hier nur Outlook unterstützt, andere Groupware wie Lotus Notes oder Mail-Clients wie Thunderbird werden nicht synchronisiert. Hier benötigen Sie zusätzliche Software, etwa den Mobile Master. Alternativ können Notes-Nutzer (nach Rücksprache mit ihrem Admin) zum DAMO-Client greifen, um Outlook mit einem Domino-Server zu verknüpfen.

Besonders praktisch ist der vorinstallierte Multiscanner. Diese OCR-Software fotografiert eine Visitenkarte und versucht anschließend die Informationen auszulesen und in einen neuen Kontakt einzufügen. Zusammen mit der 3,2-Megapixel-Kamera klappt das auch überraschend gut, solange die Visitenkarten nicht zu exotisch sind.

Praktisch: Visitenkarten werden mit dem Multiscanner direkt in Kontakte umgewandelt.

Beim Thema Office unterscheidet sich das E66 nicht vom E71. Vorinstalliert ist Quickoffice, mit dem sich Office-Dateien bis 2003 problemlos öffnen lassen. Wer das neue Format Office Open XML einlesen möchte, der muss kostenpflichtig auf die neueste Version von Quickoffice upgraden, der Preis liegt bei 70 Dollar. PDFs öffnet der Adobe Acrobat Reader LE.

Multimedia, Internet und Navigation

Die E-Serie profitiert beim Thema Multimedia klar von der N-Schwesterserie. Video- und MP3-Player sind durchaus brauchbar, vor allem, wenn man eine große Speicherkarte für die Inhalte verwendet. Die Qualität der mitgelieferten Kopfhörer ist in Ordnung, womit man mit dem E66 durchaus einen MP3-Player ersetzen kann.

Auch bei der Navigation verlässt sich Nokia auf eine Eigenentwicklung. Bereits vorinstalliert ist die Anwendung Nokia Maps. Wie auch bei Google Maps Mobile kann das Programm die Position des Nutzers vom GPS-Chip übernehmen. Neues Kartenmaterial wird wahlweise dann heruntergeladen, wenn es benötigt wird oder bereits vorher auf dem Gerät abgelegt ist. Die Software ist an sich kostenlos, wer aber eine Routenführung möchte, muss nach Ablauf der Testphase zahlen.

Wegfindung: Nokia setzt auf die Eigenentwicklung Maps zur Navigation.

Für mobiles Internet verwendet Nokia eine eigenen Browser, der wie Google Chrome auf Webkit basiert. Damit lässt es sich bereits sehr gut surfen. Wer eine Alternative sucht, der sollte sich Opera Mini ansehen, der gefühlt auch ein wenig fixer ist. Künftig könnte es interessant werden, dass Nokia Mozilla bei der Portierung von Firefox hilft, ein brauchbarer Browser ist dabei aber noch nicht abzusehen.

Lauf- und Ladezeit

Im E66 arbeitet ein Lithium-Ionen-Akku mit 1000 mAh. Die E-Serie erhält normalerweise deutlich größere Akkus als andere Nokia-Geräte, das ist auch hier der Fall. In unserem Dauertest hielt das Gerät 570 Minuten, also etwa 9,5 Stunden durch. Ein sehr guter Wert, auch wenn der Vorgänger mit 593 Minuten noch etwas mehr Laufzeit bietet. Die Differenz lässt sich mit dem etwas größeren Display erklären. Allerdings gibt es schlechte Nachrichten für Upgrade-Willige: Die Akkus sind nicht kompatibel, Nokia wechselte vom Akku Typ BL-5F (E65) zum deutlich längeren BL-4U. Ein kleiner Trost: Wenigstens die Ladegeräte der E-Serie sind noch immer zueinander kompatibel.

Stromquelle: der Akku des E66.

Geladen war der Akku nach 73 Minuten. Auch hier ähnelt das E66 seinem Vorgänger, das E65 benötigte damals 75 Minuten. Leider lässt sich das E66 nur über das Nokia-Netzteil laden, nicht über das Datenkabel. Nokia begründet das mit einer fehlenden Funktion im Symbian-Betriebssystem.

Ladezeit: Nach 73 Minuten ist die Batterie wieder komplett gefüllt.

Unser Dauertest fand dabei unter den ungünstigsten Bedingungen statt, die Helligkeit des Displays war auf der höchsten Stufe, Mail for Exchange war aktiviert und im Peak-Modus. Das Gerät musste anschließend die Kalenderansicht so lange wechseln, bis der Akku leer war und sich das Gerät komplett ausgeschaltet hat.

Tabelle: Das Nokia E66 im Überblick

Hardware

Prozessor

ARM11, 369 MHz

Speicher

ROM: 110 MByte
RAM: 128 MByte

Erweiterungsslot

ja, MicroSD bis 8 GByte

Display

240 x 320 Bildpunkte

Größe H x B x T

114 x 57 x 10 mm

Gewicht

123 Gramm inklusive Akku

Akku

1000 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GSM / GPRS / EDGE / UMTS / HSDPA

WLAN / GPS

ja / A-GPS

Bluetooth

ja, 2.0, Protokolle: DUN, OPP, FTP, HFP, GOEP, HSP, SIM Access Profile, GAVD, AVRCP, A2DP

Schnittstelle

Micro-USB

Synchronisation

Exchange, IntelliSync, Nokia PC-Suite

Betriebssystem

Symbian Series 60 3rd Edition

Vertrieb und Preis

Hersteller

Nokia

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

E-Plus: ab 15 Euro
O2: ab 9,99 Euro
T-Mobile: ab 129 Euro
Vodafone: zum Testzeitpunkt nicht im Programm

ohne Vertrag (UVP)

459 Euro

Vertrieb

T-Mobile, E-Plus, O2,

Fazit: Perfekt für den Alltag

Wie auch beim E71 hat Nokia die E-Serie ohne viel Aufsehen erneuert und sinnvoll weiterentwickelt. Die neuen Features arbeiten reibungslos mit den bestehenden Optionen, auch bei der Rechengeschwindigkeit konnten die Finnen Zugewinne erzielen, zumindest gefühlt im Alltagseinsatz. Die Verarbeitung ist erstklassig, die Akkulaufzeit gut. Platzhirsch bleibt hier dennoch der BlackBerry Curve, der beinahe einen ganzen Tag im Test durchhielt.

Bleibt die Frage, ob man zum E66 greifen sollte oder das günstigere E65 nimmt. Grundsätzlich würden wir eher zum E66 tendieren, da vor allem die Rechenleistung gefühlt schneller ist als beim E65. Auch der Bildschirm ist minimal größer. Zudem erhält der Nutzer einige praktische Funktionen, etwa GPS oder HSDPA, sowie eine deutlich verbesserte Kamera und Standardschnittstellen für Datenkabel und Kopfhörer. Dagegen ist das E65 leichter und mittlerweile günstiger zu haben, auch gibt es für dieses Gerät noch einen BlackBerry Connect Client. Haben Sie die Wahl, sollten Sie beide Geräte einmal in die Hand nehmen und sehen, welches Ihnen mehr zusagt.

Vor allem für Firmen, denen es eher auf traditionelle Telefonie als auf Push-Mail ankommt, ist das E66 eins der besten Business-Telefone auf dem Markt. Mail for Exchange macht das Smartphone zwar auch fit für den Groupware- und E-Mail-Einsatz, allerdings nur, wenn eine reine Microsoft-Infrastruktur vorhanden ist. Wie für das E65 gilt auch für das neue E66: Antwortet der Mitarbeiter auf die Frage „Was soll das Handy können“ mit „Telefonieren“, machen Sie mit dem Smartphone nichts verkehrt.

Alternative 1: Der BlackBerry Pearl und der Pearl Flip

Wer auf BlackBerry statt auf Exchange setzt und eine passende Alternative zum E66 sucht, sollte sich den BlackBerry Pearl ansehen. Alternativ könnten Sie auf den kommenden BlackBerry Pearl Flip warten, einen BlackBerry zum Aufklappen. Dieser wird für Mitte November erwartet.

Alternative 2: Das iPhone 3G

Natürlich muss man bei den Alternativen das iPhone 3G erwähnen, das sich ebenfalls in eine Exchange-Umgebung einbinden lässt. Allerdings muss man deutliche Abstriche bei der Akkulaufzeit machen, auch lässt sich die Batterie nicht wechseln.

Alternative 3: Das Nokia E71

Wer unterwegs viele E-Mails schreiben will, der stößt mit dem Ziffernblock schnell an seine Grenzen. Als Alternative könnte das E71 dienen, das von den Spezifikationen her ähnlich ist, aber über eine komplette QWERTZ-Tastatur verfügt. (mja)