Test: Nokia E61 - Business-Smartphone im BlackBerry-Look

04.12.2006 von Andreas  Seeger, AreaMobile.de
Mit der E-Series (Enterprise-Series), die Nokia im letzten Jahr vorstellte, möchten die Finnen vor allem Business-Kunden ansprechen. Wir haben uns das E61 angesehen, das nicht nur optisch an einen BlackBerry erinnert.

Angesiedelt zwischen der Communicator-Serie und den Multimedia-Alleskönnern der N-Series, bieten die Handys mit dem E vor der Zahl kommunikative und organisatorische Vollausstattung ohne multimediale Spielereien.

Keine Frage: Nokias E61 hat - um es milde auszudrücken - gewisse Ähnlichkeit mit Geräten der Konkurrenz. Das Design adaptiert auffällig RIMs bewährtes BlackBerry-Design und ähnelt damit natürlich auch anderen Nachahmern wie Motorola Q, Palm Treo oder Samsung i320.

Das Design des Smartphones ist flach gestaltet - es misst in Tiefenrichtung gerade einmal 14 mm -, darum musste Nokia es breiter bauen. Und das ist sehr förderlich für die breite QWERTZ-Tastatur und die großflächige Display-Komponente. Wer ein solches Gerät zum ersten Mal sein Eigen nennt, wird sich an den neuen Formfaktor gewöhnen müssen. Mit Abmessungen von 117 x 70 x 14 mm und 144 Gramm Gewicht bewegen sich E61 & Co. knapp am Rande des klassischen Telefondesigns. Doch trotz der baubedingten Ähnlichkeiten von Monoblock-Smartphones kann man die Geräte im direkten Vergleich gut voneinander unterscheiden.

Das Design

Das Design des E61 orientiert sich am seriösen Geschmack der Business-Zielgruppe. Auf farbliche oder gestalterische Spielereien hat Nokia vollständig verzichtet. Das Gerät präsentiert sich in einheitlichem, haptisch ansprechendem Silbermetallic, das lediglich durch die farbliche Akzentuierung des Tastenfeldes durchbrochen wird. Der elegante Eindruck des Geräts wird nur durch drei linksseitig verbaute Tasten und den Joystick geschmälert: Sie sind in einfachem Plastik gehalten und versprühen optisch den Billigcharme eines Einsteigermodells. Ein aus dem Gehäuse herausragender und leicht zugänglicher Knopf links oberhalb des Displays führt nach einmaligem Druck ins Profilmenü und schaltet das Gerät bei längerem Druck ab.

Wer sein E61 in einer voll gepackten Tasche verwahrt, kann Pech haben, wenn unbeabsichtigt Gegenstände auf die Vorderseite drücken und das Gerät sich dadurch abschaltet. Eine seitliche Platzierung dieser Taste, wie man sie bei vielen anderen Smartphones von Nokia findet, hätte mehr Sinn gemacht.

Wie üblich verzichten die Finnen auf Abdeckungen für POP-Port und Netzstecker auf der Unterseite. Staub und andere äußere Umwelteinflüsse gelangen so problemlos in den Anschluss. Immerhin konnten wir dem Akkudeckel, der fast die gesamte Rückseite des Geräts einnimmt und aus kühlem Aluminium gefertigt wurde, auf Druck keine Knarzgeräusche entlocken. Unter dem Akkudeckel verbirgt sich auch der Slot für MiniSD-Speicherkarten, die sich auswechseln lassen, ohne dass man den Akku entnehmen muss. Statt in eine wacklige und scharfkantige Blechkonstruktion schiebt man beim E61 seine SIM-Karte in einen gut zugänglichen Slot neben dem Akku.

Im Dunkeln ist das E61 ein perfekter Begleiter. Die Tastaturbeleuchtung schimmert mit mittelmäßiger Helligkeit bläulich-weiß durchs Tastenfeld und leuchtet selbst die äußeren Tasten gleichmäßig aus. Ein Helligkeitssensor am Kopf des Geräts sorgt dafür, dass die Tastaturbeleuchtung bei ausreichendem Umgebungslicht abgeschaltet bleibt, um die Ablesbarkeit nicht einzuschränken.

Display und Tastatur

Das riesige Display des E61 wird dem Anspruch eines ausgewachsenen Messaging- und Business-Flaggschiffs gerecht. Nokia hat hier eine Komponente mit 320 x 240 Pixel in Wideview-Orientierung eingebaut, die satte 6 x 4 cm Fläche bietet und dementsprechend etwas grobkörnig wirkt: Ein feines Pixelraster zieht sich durch alle Ansichtsebenen. Doch dank 16,7 Millionen Farben wirkt die Darstellung dennoch brillant und farbenfroh. Leuchtkraft und Kontraste werden jeden Nutzer zufrieden stellen können, und dank transflektiver Bauweise lässt sich der Bildschirminhalt auch unter starkem Außenlicht gut ablesen. Gegenüber Neigungen des Blickwinkels ist das Display nahezu immun. Im Standby-Modus werden Datum und Uhrzeit sowie Hinweissymbole auf eingegangene Anrufe oder Nachrichten angezeigt.

Die Begeisterung, die das Display ausgelöst hat, verfliegt allerdings schnell wieder, wenn sich der Finger auf die Tasten senkt. Die vollwertige, geräumig angeordnete QWERTZ-Tastatur, bei der der innere Tastenblock als einfach zugängliche Zifferntastatur dient, erleichtert zwar das Schreiben von E-Mails oder SMS und ermöglicht auch das schnelle Verfassen längerer Nachrichten. Doch sind die Druckpunkte derart schwammig ausgeführt, dass man kaum Feedback über einen Tastendruck bekommt. Hinzu kommt, dass jede Taste unerträgliches Spiel in alle Richtungen hat. Dass die QWERTZ-Tastatur eines Smartphones nicht unbedingt auf einer wackligen Tastenmatte aufsetzen muss, beweist beispielsweise der Palm Treo 750v, der deutlich angenehmeres Tippen erlaubt.

Als besonders unpraktisch fielen uns auch die aufs QWERTZ-Feld aufgemalten Zifferntasten auf: Gerade Telefonnummern, die eine 0 enthalten, laden zu Vertippern ein.

Steuerung per Joystick

Der aus billigem Plastik gefertigte Joystick mag uns ebenfalls nicht begeistern, obwohl er seine Arbeit souverän verrichtet: Sein Feedback über Eingaben ist äußerst knackig, die Bedienwege sind sehr kurz, das Handling aber ziemlich ungenau. Die breit ausgeführten Softkeys und Telefonietasten weisen keinen spürbaren Druckpunkt auf, so dass man immer gut beraten ist, fester als notwendig zuzudrücken.

Kleiner Lichtblick: Menü- und Mailtaste führen schnell und souverän zu ihren Funktionen, doch die S60-typische Stifttaste - die sich in der Praxis immer wieder bewährte - hat Nokia klammheimlich weggelassen. Auf der linken Seite findet man eine groß angelegte und leicht erfühlbare Tastenwippe zur Lautstärkesteuerung und eine kleine Taste, mit der man das E61 aus dem Standby heraus zum Diktiergerät macht.

Speicher

Der interne Gerätespeicher des E61 zählte bei unserem Testgerät 75 Megabyte und ist damit für jedes Adressbuch und eine Vielzahl von Nachrichten selbst mit umfangreichen Anhängen mehr als ausreichend. Wem das noch zu wenig ist oder wer auch MP3s hören möchte, der kann den Speicher via MiniSD-Karten erweitern.

Das 512 MByte große Exemplar im Lieferumfang sollte aber selbst multimedial veranlagten Geschäftsleuten auf längere Sicht ausreichen. Wie bei allen S60-Geräten ist der gesamte Speicher - ob intern oder extern - für alle Anwendungen dynamisch nutzbar.

Nur die Kontakt- und Aufgabenverwaltung nutzt ausschließlich den internen Telefonspeicher, der aber mit seiner Größe auch durch den prall gefüllten Terminkalender eines Topmanagers nicht gesprengt werden dürfte. Praktisch: Bei eingelegter Speicherkarte kann der Nutzer ein Backup seines Telefonbuches erstellen.

E-Mail: Vielseitig und Push-Mail-fähig

Die großflächige Tastatur prädestiniert das E61 zum Verfassen von Nachrichten. Das Gerät ist kompatibel zu allen modernen Kommunikationsformen wie SMS, EMS, MMS und zur "normalen" E-Mail. Der E-Mail-Client erlaubt Zugriff auf POP3/SMTP oder IMAP-basierte Postfächer und holt E-Mails bei Bedarf alle fünf Minuten automatisch ab. Alle populären Protokolle wie BlackBerry-Connect, Visto Mobile oder Altexia können auf dem Handy installiert werden. Selbstverständlich läuft auf dem E61 auch die aus eigenem Hause stammende Intellisync Device Management Platform, die es dem Mobilfunknetzbetreiber ermöglicht, seinen Unternehmenskunden diverse Synchronisations-, Verwaltungs- und Sicherheitsdienste für mobile Geräte anzubieten.

Man kann auch bestimmte Wochentage festlegen, an denen der Mail-Account abgehorcht werden soll, und den automatischen Abruf nachts abstellen. Dabei ist die Connectivity des Geräts so weit fortgeschritten, dass man auch über GPRS noch äußerst schnell und souverän an seine Kopfzeilen und Attachments kommt. Nutzt man das fortschrittlichere IMAP-Protokoll, lassen sich die Ordner definieren, die man abonnieren möchte. Bei Attachments verhält sich das E61 konsequent und lässt beliebige Dateiformate jeglicher Größe zu.

Damit man nicht schon an der Einrichtung seines E-Mail-Accounts scheitert, verfügt das E61 über einen Setup-Wizard, der automatisch Internetzugangspunkte für die wichtigsten europäischen Betreiber und E-Mail-Konten für über 20 Free-Mail-Provider anlegen kann.

Die allgemeine Verwaltung von eingegangenen Nachrichten ist S60-typisch gelöst: Es lassen sich eigene Ordner zur Archivierung älterer Nachrichten anlegen und beliebige Nachrichtentypen dorthin verschieben. Nachrichten können durchsucht und nach Name, Datum oder Betreff geordnet werden.

In der Voransicht zeigt das E61 neben dem Absender auch die ersten Worte des Betreffs einer Nachricht an. Eine globale Inbox, die alle neuen Nachrichteneingänge aufnimmt, sucht man allerdings vergeblich. Schade auch, dass erweiterte Methoden zur Sortierung des Posteingangs, Markierungen und farbliche Hinterlegungen nicht implementiert sind - BlackBerrys oder ein PalmOS-Treo bieten hier mehr Komfort.

Verwaltung von Terminen und Kontakten

Die PIM-Funktionalität ist entsprechend dem Business-Anspruch des E61 ausgereift. Einem Kontakt lassen sich neben vielfältigen synchronisierbaren PIM-Eigenschaften wie mehreren Telefonnummern, Post-, E-Mail- und Webadressen auch individuelle Anruferbilder und Klingeltöne zuweisen. Ebenfalls vorhanden sind VoIP-orientierte Kontaktdetails wie drei Internettelefonnummern und eine SIP-Adresse. Schade nur, dass sich der Geburtstag eines Kontakts noch immer nicht automatisch in den Kalender übernehmen lässt und auch der Start-Screen nicht daran erinnert, dass ein Kontakt in naher Zukunft sein Jubiläum feiern wird.

Zwar kein ernsthafter Kritikpunkt, aber bedauerlich ist, dass Nokia die Darstellungsmöglichkeiten des großflächigen Displays nicht ausnutzt: So zeigt der Blick ins Telefonbuch neben dem Namen lediglich das zugeordnete Kontaktbild, eine Voransicht weiterer Kontaktdetails findet man nicht. Das gleiche Bild bietet sich in der Detailansicht eines Kontakts, die vor allem vom blauen Hintergrund dominiert wird: Auch hier wurde viel Fläche verschenkt, die bei ausführlicheren Kontaktdetails langwieriges Scrollen erfordert.

Die integrierte Kalenderapplikation entspricht dem Standard der S60 3rd Edition. Der entscheidende Unterschied zu anderen S60-Geräten entsteht durch das großflächige Display, das eine ausgesprochen übersichtliche Terminverwaltung ermöglichen würde - doch übersieht man in der Monatsansicht trotz großer Schriftdarstellung oft die kleinen Dreiecke am unteren Rand, die auf einen anstehenden Termin hinweisen. Termine können als "Besprechung", "Notiz", "Aufgabe" oder "Geburtstag/Jahrestag" deklariert werden und lassen sich als "öffentlich", "privat" oder "nicht" synchronisierbar typisieren, was sich bei der Wochenansicht in der unterschiedlichen Farbe der Timeslot-Balken niederschlägt. Verweilt der Cursor in der Wochen- oder Monatsansicht einen Augenblick auf einem Tag, blendet die Software mit Hilfe eines Tooltips am oberen Rand gekürzt den Termintyp und den Betreff ein.

Termine können täglich, wöchentlich, alle zwei Wochen, monatlich und jährlich wiederholt werden, und man kann sich zu einem frei definierbaren Zeitpunkt vor Terminbeginn an einen Termin erinnern lassen. Die Wochenansicht nutzt verschiedene Icon-Typen für die Ereignisse. Die Aufgabenliste ist vollständig in die Kalendermenüs integriert. Sie erlaubt das Priorisieren von Aufgaben in drei Stufen und das Kennzeichnen einer Aufgabe als erledigt. Die Vergabe eines Fälligkeitsdatums bewirkt einen entsprechenden Eintrag in den Organizer und schlägt sich automatisch auch auf dem Active Standby-Screen der Startseite nieder.

Schnittstellen ins Netz

Abgesehen von WiMAX und dem UMTS-Upgrade HSDPA gibt es nichts, womit sich das E61 nicht verbinden könnte: Die Mobilfunktechnologien Quadband-GSM, UMTS und EDGE stecken genauso im Gehäuse wie ein WiFi-802.11b/g-Port, Bluetooth EDR2.0 und eine Infrarotschnittstelle. Dank DUN(Dial-up-Networking)-Profil wird das Handy zum UMTS-Modem; Gleiches erreicht man auch via PC Suite und Datenkabel.

Dabei kann der Nutzer dank Dualmode-Betrieb auswählen, ob er ausschließlich GSM- oder UMTS-Technologien nutzen möchte. Eingestellte Verbindungstypen lassen sich zusammenfassen, so dass man beispielsweise seine E-Mails jederzeit via UMTS parat hat, und VoIP-Calls oder Browser-Funktionen nur in der Nähe von autorisierten Hotspots aktiviert werden - praktisch auch für den Betrieb des Geräts in Roaming-Netzen.

Angesichts der Größe des E61 ist es sicherlich bequemer, sich beim Telefonieren für eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung zu entscheiden: Wir testeten das Handy mit einem Samsung SBH-100, einem Yakumo-Headset sowie zwei festinstallierten Kfz-Freisprecheinrichtungen (Honda, Audi). Dabei beschränkt sich Nokia auf die wesentlichen Business-obligatorischen Bluetooth-Profile. Zusätzlich ist das SIM-Access-Profil vorhanden, mit dem man über seine Kfz-Freisprecheinrichtung direkten Zugriff auf die im Telefon eingelegte SIM-Karte erhält. Ein A2DP-Profil sucht man ebenso vergeblich wie HID-Profile für die Fernsteuerung oder PAN für die Bluetooth-gestützte Verbindung mit einem lokalen Netzwerk - dank WiFi fällt das aber nicht allzu schwer ins Gewicht.

WiFi und VoIP

Das Highlight im Nahbereich ist das integrierte WLAN-Modul (802.11g, max. 54 Mbit/s), das deutlich stabiler läuft als noch beim Communicator 9500. Die WiFi-Nutzung ist denkbar einfach: Das Gerät sucht automatisch nach verfügbaren Netzen, die vom Nutzer ausgewählt und parallel zu GPRS-Zugängen als Zugangspunkt definiert werden können. Dabei unterstützt die Software sowohl offene Infrastrukturen als auch WEP- oder WPA(2)-gesicherte Drahtlosnetzwerke.

Das UPnP-Gateway des N80 lässt das E61 zwar vermissen, dafür hat es aber ein ganz anderes Ass im Ärmel: die Unterstützung von Voice-over-IP-Calls via SIP. Die ab Werk unterstützten Internettelefonie-Möglichkeiten richten sich hauptsächlich an Unternehmensnetzwerke, die über einen eigenen SIP-Proxy wie Asterisk oder OpenSER verfügen.

Aber auch Privatpersonen können die praktische VoIP-Telefonie mit dem E61 nutzen: So bieten beispielsweise iptel.org, sipgate.de oder dus:net kostenlose Accounts an, deren Einstellungen man allerdings selbst im Telefon vornehmen muss (was sich in der Praxis als relativ kompliziert erweist). Das E61 ist übrigens dank vollständiger Implementierung des STUN-Standards in der Lage, durch Unternehmens-Firewalls zu tunneln, sofern der SIP-Anbieter einen entsprechenden Service anbietet.

Souverän im Netz surfen

Einmal via UMTS, GPRS oder WLAN eingeklinkt, kann man mit dem E61 bequem im Web surfen: auf dem Smartphone ist Nokias KHTML-Browser für S60 installiert, und der redefiniert in Verbindung mit dem riesigen Display den Begriff mobiles Surfen. Ist man über einen Breitbandanschluss "verkabelt", droht ein Geschwindigkeitsrausch beim Aufbau komplexer HTML-Websites. Der Browser stellt CSS, Grafiken und Tabellen in gewohnter PC-Ansicht dar, mit Hilfe eines "Mauszeigers" wird auf der Seite navigiert.

Enthält eine Seite viele Inhalte, hilft eine Birdview bei der Ansicht, die beim schnellen vertikalen Scrollen sogar transparent über den Bildschirminhalt gelegt wird. Mit Hilfe einer animierten visuellen History findet man bereits besuchte Websites anhand von großflächigen Screenshots wieder, was an die Tabbed-Browsing-Mechanismen aktueller PC-Browser erinnert.

Weiterhin lässt sich der Zoomfaktor verändern, um einen besseren Überblick über breitere Sites zu bekommen. Flash- und Java/ECMAscript-Inhalte werden ebenfalls korrekt dargestellt, zu YouTube-Videoinhalten ist der integrierte Flashplayer allerdings nicht kompatibel.

Ein weiteres Schmankerl: Hält sich eine Website an die entsprechenden Konventionen, erkennt der neue Browser automatisch RSS-Feeds. Über ein gut verstecktes Kontextmenü namens "Abonnieren" lassen sich die XML-Ströme der persönlichen News-Auswahl hinzufügen. Schade, dass der Active-Standby-Screen die Feeds nicht anzeigen kann; der Feedreader ist Bestandteil des Browsers und lässt sich nicht als einzelne Applikation aufrufen.

Abgleich mit dem Desktop

Der Telefon- und Speicherkarteninhalt kann via OBEX-Protokoll oder PC-Suite-Anbindung mit dem Windows Explorer durchsucht werden. Betreibt man einen Bluetooth-2.0-konformen Stick mit aktuellen Firmware-Treibern an seinem Rechner, funktioniert auch der drahtlose Versand von beliebigen Files zwischen den Geräten außerordentlich schnell.

Wie bei den meisten aktuellen S60-Geräten können Bilder mit einer Fotodrucker-Funktion direkt auf einem Bluetooth-fähigen Drucker ausgegeben werden. Gleichsam lassen sich PIM-Elemente wie Adressbuch oder Kalenderansichten über eine "Info Druck" genannte Funktion direkt an Drucker senden.

Ein wichtiger Gesichtspunkt der Kompatibilität wurde ebenfalls bedacht: Das Programm "Mail for Exchange" gleicht automatisch Exchange- oder Outlook Web-Access-Datenbanken mit dem E61 ab, so dass man als Mitarbeiter eines "Exchange-Unternehmens" nicht nur über ständig aktuelle Kalender- und Kontaktinformationen verfügt, sondern auch E-Mails stets auf Desktop und Handy synchron laufen. Die dafür notwendige Applikation "Mail for Exchange" läuft einem fast überall über den Weg und ist aus Sicht der Produktivität auch deutlich vollständiger ausgerüstet als das ebenfalls unterstützte Synchronisationsprotokoll SyncML. Mit dem lassen sich Kalender-, Kontakt- und Aufgabendaten mit einem entfernten SyncML-Service abgleichen, was via WLAN-Verbindung sehr schnell abläuft.

Wer alle Features des E61 nutzen möchte, sollte die beiliegende PC Suite installieren. Mit ihrer Hilfe lassen sich Kontakte konsequent und schnell via USB oder Bluetooth mit einer lokalen Outlook-Installation oder Lotus Notes synchronisieren, Bilder auch in höchster Auflösung austauschen und etwa Musik von CDs rippen und aufs Telefon kopieren.

Office-Funktionen und zusätzliche Software

Mit dem E61 ist es möglich, Office-kompatible Dokumente zu betrachten, zu erstellen und zu bearbeiten. Liegt eine Datei erst einmal auf dem Speicher des Smartphones, kann sie direkt geöffnet werden, ein interner Konverter sorgt für die Überführung ins EPOC-Format und beim Export zum PC wieder zum Office-Format. Ein dicker Wermutstropfen ist die ab Werk fehlende PDF-Unterstützung. Wer Dokumente aus dem Hause Adobe betrachten möchte, muss zunächst einen entsprechenden Reader installieren, den man sich kostenfrei, etwa bei Nokia oder direkt bei Adobe, herunterladen kann.

SymbianOS und die Betriebsplattform S60 lassen die Installation von systemnaher Software zu. Diese kommt in erster Linie über so genannte SIS-Files (Symbian Installers) aufs Handy, die über den Programmmanager im Speicher verwaltet und jederzeit wieder entfernt werden können. Das Angebot von speziellen Erweiterungen für die dritte Version des beliebten Systems ist noch etwas dünner als für die Vorgängerversionen, doch bereits heute lassen sich zahllose zusätzliche Programme aus dem S60-Universum installieren. Ab Werk sind das Programm WorldMate und ein Zip-Manager installiert. Mit WorldMate wird das E61 zu einem idealen Reisebegleiter. Das Programm bietet Weltzeituhren, Wettervorhersagen und Kartenmaterial. Obendrein bietet das E61 ab Werk noch diverse Umrechner (Währungen, Maßeinheiten und so weiter), Rechner und einen Navigationsdienst via optional anschließbarem GPS-Empfänger. Den sollte man allerdings nicht mit einem Routenplaner wie Navicore oder Route66 verwechseln: Er bietet vielmehr eine Lokalisierung über "reine" GPS-Daten, die man als Standort permanent im Gerät speichern und später weiterverwenden kann.

Die Unterstützung von Java-Software sichert das E61 dank vollwertiger MIDP2.0-JVM. Java-Programme und -spiele können in Form von JAD/JAR-Files über Bluetooth, USB-Kabel oder Datenkarte aufs Gerät gespielt oder over-the-air aus dem Internet bezogen werden. Der Zielgruppe entsprechend hat Nokia das Spiel Golf Pro 2 beigelegt, das mit schicker und überaus schneller 3D-Grafik beeindruckt.

Die Zahl der unterstützten Java Specification Requests (JSR) ist ebenfalls reichhaltig: So ist es möglich, via Java Bluetooth-Verbindungen herzustellen (das Scanning der Umgebung wird dem JSR82 aber verwehrt) und auf die SIP-API für Internettelefonie zuzugreifen. 800 KByte RAM stehen der virtuellen Maschine maximal zur Verfügung.

Sprachqualität

Gerade bei den ureigenen Telefonfunktionen leistet sich das E61 glücklicherweise keine Schwächen. Im Netz von O2 hatten wir durchweg vollen Empfang, auch den Aufenthalt in netzschwachen Regionen quittierte die Empfangsanzeige lediglich durch den Wegfall eines einzigen Balkens. Bei Zellwechseln oder kurzfristigen Netzausfällen, etwa beim Gang in die U-Bahn, reagiert das E61 souverän und sucht schnell ein Alternativnetz beziehungsweise klinkt sich umgehend wieder ins Stammnetz ein. Auch die WLAN- und Bluetooth-Connectivity ist in diesem Zusammenhang äußerst stabil: Ob via Freisprechanlage oder Bluetooth-Headset, per öffentlichem Hotspot oder firmeneigenem WLAN-Router - die Antennen des Smartphones verfügen stets über ausgezeichneten Empfang.

Die Sprachqualität erfüllt Business-Maßstäbe: Der GSM-Sprachprozessor auf Basis des AMR-NB-Codecs arbeitet sauber und rauschfrei, der Gesprächspartner klingt natürlich und ist deutlich zu verstehen. Bei Maximallautstärke kann man auch an belebten Orten noch gut Telefongespräche führen. Gleiches gilt für die integrierte Freisprecheinrichtung, die von einem hervorragenden Lautsprecher getragen, bequeme Gruppengespräche erlaubt. Einen Videotelefonie-Client findet man dank UMTS-Connectivity ebenfalls im Gerät, besonders nützlich ist dieser mangels Kamera natürlich kaum.

Wer wirklich großen Wert auf erstklassige Sprachqualität legt, sollte sich näher mit dem Thema Internet-Telefonie auseinandersetzen: Je nach Wahl des Codecs (wir wählten in der Regel "GSM") und Quality of Service kann man hier sogar Festnetzgespräche übertreffen. Bewegt man sich während eines laufenden VoIP-Calls mit dem E61 aus der Hotspot-Abdeckung, schleichen sich schnell kurze Aussetzer ins Gespräch ein, bis es ganz abbricht. Eine Unified-Mobile-Access-Komponente, die VoIP-Calls automatisch ins Fest- oder GSM-Netz vermittelt, fehlt dem Smartphone noch.

Laufzeit

Mit seiner Akkuleistung setzt das E61 neue Maßstäbe in der Highend-Geräteklasse. Zeichneten sich Connectivity-Alleskönner aufgrund der energiehungrigen UMTS- und WLAN-Komponenten überwiegend dadurch aus, dass sie jeden Abend an die Steckdose mussten, so beeindruckt das E61 durch seine unverwüstliche Ausdauer.

Die Marathon-Fähigkeiten werden dem Gerät durch einen 1500 mAh starken Lithium-Ionen-Akku verliehen. Zwar können die von Nokia genannten acht bis neun Tage bei durchschnittlicher Nutzung aller Funktionen nicht ganz erreicht werden, doch wer ab und zu via WLAN surft, durchschnittlich oft telefoniert und E-Mails schreibt, der dürfte tatsächlich bis zu fünf bis sechs Tage mit einer Akkuladung auskommen. Im Gespräch schafft das E61 bis zu fünf Stunden Dauertelefonie. Für ein Gerät mit diesem Ausstattungsniveau sind das beachtliche Werte.

Fazit

Das Nokia E61 überzeugt auf ganzer Linie - jedoch nur eine bestimmte Käufergruppe. Diese Einschränkung ist keineswegs als Kritik zu werten, im Gegenteil: Wer ein Handy in erster Linie als stylishes Mode-Accessoire oder als Ersatz für eine Kamera beziehungsweise einen MP3-Player begreift, der wird sich von vornherein kein unhandliches QWERTZ-Gerät kaufen. Dass Nokia auf multimediale Spielereien verzichtet, ist nur konsequent und ermöglicht die Ausrichtung auf Business-Kernfunktionen. Wer zur angestrebten Zielgruppe gehört und sich für dieses Gerät entschieden hat, der kann sicher sein, eines der derzeit besten Smartphones am Markt zu besitzen.

Das E61 ist ein Connectivity-Allrounder, der seinem Besitzer weltweite Erreichbarkeit sichert und ihm eine hervorragende Termin- und Kontaktverwaltung sowie erstklassige Möglichkeiten zur Bearbeitung von Office-Dokumenten bietet. In Verbindung mit dem WiFi-Modul, SIP-Telefonfunktion, dem Internet-Browser und der phänomenalen Akkuleistung stellt das E61 seinem Besitzer ein kleines mobiles Büro zur Verfügung, das durchaus das eine oder andere Notebook ersetzen kann.

Aufsetzend auf den vielfältigen Erweiterungsmöglichkeiten des S60-Systems der dritten Generation und den integrierten Business-Lösungen aus dem Hause Nokia, deckt das E61 funktional nahezu alles ab, was derzeit mit einem Smartphone möglich ist. Vom Anschluss eines GPS-Moduls via Bluetooth bis zur Integration in Unternehmensnetzwerke (VPN, Exchange-Sync sowie Outlook-Kompatibilität) und Push-E-Mail-Unterstützung bietet das Gerät seinem Nutzer eine ganze Reihe an Möglichkeiten.

Dabei sorgen das brillante, großflächige Display und das ausgereifte Betriebssystem für eine bequeme und intuitive Bedienung. Einzige Wermutstropfen: Die trotz erstklassiger Materialwahl nicht allzu sorgfältige Verarbeitung, wackelige QWERTZ-Tasten und das beigelegte Mono-Headset bewirken eine leichte Trübung in der Wertung. (mja)

Der Autor Andreas Seger ist Redakteur bei unserer Partner-Site AreaMobile.