Android-Smartphone

Test - Motorola Backflip

01.01.2011 von Yvonne Göpfert und Michael Eckert
Ein Touchpad hinten auf dem Display und eine Tastatur, die von hinten nach vorn geklappt wird, sind innovativ und nur auf dem Motorola Backflip zu finden. Allerdings verdirbt die Update-Politik des Herstellers den Spaß an dem Android-Smartphone.

Android-Handys mit ausklappbarer Tastatur gibt es nicht allzu viele. Und wenn, dann wird der Bildschirm meist von unten nach oben geklappt, im geschlossenen Zustand sehen sich Display und Tastatur direkt an. Motorola hat die Mechanik nun kurzerhand auf den Kopf gestellt und die Tastatur nach hinten geklappt.

Was auf den ersten Blick verrückt erscheint, erweist sich in der Praxis als sehr nützlich. Diese Bauweise beim Motorola Backflip führt dazu, dass der Nutzer das Handy auch im geschlossenen Zustand nutzen kann - wie ein Tablet-PC im Miniformat. Nur mal schnell eine Nachricht lesen oder einen Anruf starten geht so deutlich schneller, als wenn das Handy erst aufgeklappt werden muss.

Motorola Backflip
Motorola Backflip
Motorola Backflip

Hardware

Zweite innovative Neuerung: Das Motorola Backflip hat auf der Display-Rückseite ein 2,5 x 4 Zentimeter großes Touchpad integriert. Damit kann der Anwender prima durch das Hauptmenü navigieren oder beim Surfen schnell durch die Webseiten scrollen. Per Doppelklick wird eine Auswahl bestätigt. Das Touchpad ist dadurch, dass es abgesetzt ist, kaum zu verfehlen. Es reagierte im Test gut, und die Position ist wohl gewählt.

Das Display des Motorola Backflip ist mit 3,1 Zoll eher klein geraten, die Auflösung mit 480 x 320 Pixeln ist nicht das maximal Mögliche. Bei der Reaktionsgeschwindigkeit des kapazitiven Touchscreens gibt es nichts zu mäkeln, obwohl im Motorola Backflip nur ein 528-MHz-Prozessor eingebaut ist. Auch Programme sind binnen weniger als einer Sekunde geöffnet.

Unten im Display des Motorola Backflip befinden sich drei Tasten für Zurück, Startbildschirm und Menübefehle. Es handelt sich dabei um Sensortasten, keine mechanischen Tasten. Auch wenn die Sensoren sofort ansprechen, passiert es in der Tasche glücklicherweise selten, dass eine Funktion unabsichtlich aufgerufen wird. Zu den Einstellungen gelangt der Nutzer schnell über eine Lasche zwischen Telefontaste und Kontaktzugriff.

Bedienung

Als Oberfläche nutzt das Motorola Backflip das hauseigene Motoblur, das das Betriebssystem Android 1.5 nahezu vollständig hinter sich versteckt. Die Betriebssystemversion 1.5 ist eindeutig veraltet, jüngst hat Google Android 2.3 vorgestellt. Entsprechend fehlen vor allem Möglichkeiten, Kontakte, Mails oder Termine mit Outlook auf dem PC abzugleichen.

Als Ersatz lässt Motoblur die Kontakte verschiedener Anbieter in einem Adressbuch zusammenlaufen und ermöglicht so den direkten Zugriff auf Facebook & Co. Konkret: Die Anwendung bringt die bekannten sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, MySpace und Co. direkt auf den Startbildschirm des Android-Handys.

Angenehm: Bedienoberfläche Motoblur auf dem Motorola Backflip
Foto: Motorola

Dazu müssen Sie sich einmalig bei Motoblur anmelden und anschließend Ihre Netzwerke aus einer Liste auswählen. Wer einmal eingeloggt ist, bekommt Statusaktualisierungen und News auf den Startbildschirm des Motorola Backflip geschickt. Im Test klappte dies ohne Probleme. Allerdings wirkt die Ansicht auf dem kleinen Display des Motorola Backflip etwas gedrängt.

Kritik muss sich die Tastatur des Motorola Backflip gefallen lassen. Obwohl die Tasten schön groß geraten sind, ist das Tippen etwas mühsam. Die Tasten sind zu flach und der Druckpunkt etwas unsauber definiert. Schade. Da tröstet es auch wenig, dass auf der vierreihigen Tastatur sogar Sondertasten für den Webzugang, die Suche, den Zugriff auf den Startbildschirm und das Menü Platz gefunden haben.

Software

Der Datentransfer beim Motorola Backflip ist via UMTS und HSDPA mit bis zu 7,2 MBit/s sowie per WLAN möglich. Bluetooth 2.0 und GPS sind ebenfalls integriert - wie sich das für ein aktuelles Smartphone gehört.

Internet: Lahmer Browser auf dem Motorola Backflip
Foto: Motorola

Zur Software-Ausstattung gehören Google Maps, Youtube und natürlich der Zugang zum Android Market. Dort finden sich mehrere zehntausend Apps zum Herunterladen auf das Smartphone. Außerdem hat Motorola auf dem Motorola Backflip die eingeschränkte Version von QuickOffice vorinstalliert. Sie gestattet das Anzeigen, aber nicht das Bearbeiten von Textdokumenten und Tabellen. Weiter bietet das Motorola Backflip nur drei Umgebungsprofile. Sprachwahl oder Sprachsteuerung fehlen.

Der Browser könnte etwas flotter und eleganter arbeiten. Bis die Webseite von PC Welt geladen war, verging deutlich über eine halbe Minute. Zudem unterstützt der Browser keinen Zwei-Finger-Zoom.
Somit ist das Motorola Backflip multimedial nur mittelmäßig aufgestellt.

Multimedia

Die 5-Megapixel-Kamera ist links unten in die QWERTZ-Tastatur des Motorola Backflip integriert. Beim Tippen kann es also leicht passieren, dass Fingerabdrücke auf dem Objektiv landen. Das ist der Preis dafür, dass man auch mit zugeklapptem Handy fotografieren kann - ausgelöst wird über einen Kameraknopf am Gehäuserand. Eine Schutzabdeckung hat die Kamera nicht spendiert bekommen.

Die mit Autofokus, LED-Blitz und wenigen manuellen Einstellmöglichkeiten ausgestattete Handy-Cam bringt im Test nur mittelmäßige Leistungen. Wer gerne mit den Einstellungen spielt, wird mit dem Motorola Backflip nicht glücklich. Portrait-Einstellungen, Gesichts- oder Lächelmodus gibt es nicht. Auch eine spezielle Panoramafunktion findet man auf dem Handy nicht. Beim Fotografieren unter guten Lichtbedingungen gehen Farbechtheit und Schärfe in Ordnung. Bei Videos darf man nicht allzu viel erwarten. Die niedrige Maximalauflösung von 320 x 240 Pixeln sorgt für Schlieren bei schnellen Schwenks.

Der MP3-Player ist Android pur und findet sich im selben Layout auch auf anderen Android-Handys: Er bietet die grundlegenden Funktionen, damit ist die Bedienung unkompliziert. Der Sound ist über die mitgelieferten Kopfhörer, die per 3,5-mm-Klinke eingesteckt werden, leicht basslastig, insgesamt jedoch angenehm. Ein UKW-Radio fehlt. Beim Telefonieren enttäuscht das Motorola Backflip. Insbesondere auf Festnetzseite klingt der Gesprächspartner dumpf und blechern.

Im Lieferumfang des Motorola Backflip findet sich neben USB-Kabel und Stereo-Headset auch eine 2 GByte große microSD-Karte. Wem das nicht ausreicht, der kann den Speicher auf bis zu 32 GByte aufstocken.

Fazit

Wer über Status-Updates und E-Mails regelmäßig informiert sein will, findet mit dem Motorola Backflip und der Oberfläche Motoblur eine schöne Lösung. Über sie lassen sich auch Fotos aus der 5-Megapixel-Kamera direkt online stellen. Die Qualität reicht hierfür aus.

Eigentlich wäre das Motorola Backflip aufgrund seiner Ausstattung mit HSDPA, GPS und QWERTZ-Tastatur bestens für Geschäftsleute geeignet. Doch die Tastatur enttäuscht. Auch das Betriebssystem Android 1.5, mit dem das Backflip ausgeliefert wird, ist nicht für den beruflichen Einsatz bereit.

Will remain on Android 1.5: Ärgerlich für deutsche Backflip-Besitzer.

Erst ab Android 2.2 kann man entsprechende Enterprise-Funktionen nutzen. Aber eine neuere Android-Version wird es für die europäischen Backflip-Besitzer nicht geben, wie die Update-Seite von Motorola vermeldet. Wie schon beim Motorola Milestone XT720 will der Hersteller keine weiteren Updates anbieten. Mit Android 1.5 ist das Motorola Backflip jedoch besonders schwer betroffen, denn ein offzielles Update auf Android 2.1 ist nur für die USA vorgesehen.

Angesichts dieser Update-Politik ist das Motorola Backflip bei einem Preis ohne Mobilfunkvertrag von rund 250 Euro (Stand: Dezember 2010) eine klare Nicht-Kaufempfehlung.

Tipp: Wer das Motorola Backflip schon besitzt, kann sich mit einem inoffiziellen Update auf Android 2.1 (Garantieverlust) behelfen. (mec)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt.