Tablet mit Tastatur-Cover, Office 2013 und Docking-Tastatur

Test: Microsoft Surface mit Windows RT

26.11.2012 von Thomas Rau
Nach Apple, Amazon und Google steigt auch Microsoft mit dem Surface in den Tablet-Ring. Mit 10,6-Zoll-Touchscreen, Windows RT, ARM-Prozessor NVIDIA Tegra 3 und Tastatur-Cover fordert das Surface das iPad und Android-Tablets heraus. Der Test zeigt, ob Microsoft damit Erfolg haben kann.

Das Microsoft Surface mit 64 GByte Speicher kostet 679 Euro, also 20 Euro weniger als das iPad 4 mit dieser Speichergröße. Außerdem bekommen Sie für diesen Preis beim Surface das Touch Cover dazu - eine Folientastatur, die als Abdeckung fürs Tablet dient.

Dieses Tastatur-Cover ist nicht das einzige, was das Surface dem iPad 4 voraushat: Auf der Rückseite besitzt das Microsoft-Tablet einen klappbaren Standfuß. Damit steht es nicht nur stabiler, zum Beispiel beim Filmeschauen, auch das Tippen auf der magnetisch angedockten Tastatur wird einfacher. Allerdings lässt sich der Neigungswinkel des Fuß nicht verstellen. Das macht nicht viel aus, weil der Blickwinkel des Displays sehr großzügig ist, bequemer wäre es schon.

Das Surface reagiert flink - meistens

Auf dem breiten Rand des 10,6 Zoll großen Bildschirms befindet sich unten ein Windows-Symbol, das als Sensortaste wie der Home-Button des iPad funktioniert und Sie auf den Startbildschirm mit der Modern UI ("Metro"-Oberfläche) zurückbringt. Ansonsten steuern Sie das Surface abgesehen von der Lautstärkewippe links und dem Einschaltknopf oben am Gehäuse mit dem Finger: Und das geht extrem flüssig. Beim Wischen durch den Startbildschirm sehen Sie kein Ruckeln, gleiches gilt fürs Blättern durch Fotoalben. Auch der Browser reagiert sehr geschmeidig beim Scrollen und Zoomen, so dass am Surface schon ein wenig iPad-Feeling aufkommt.

Sieht aus wie ein Notebook: Surface mit ausgeklapptem Standfuß

Zwar benötigen die meisten Apps rund drei bis fünf Sekunden zum Starten. Bei vielen dauert es sogar noch länger: Allerdings aktualisieren Apps wie Wetter, Sport, Finanzen dabei ihren Inhalt, sodass die Startzeit auch vom Tempo der Onlineverbindung abhängt. Der Lagesensor macht das Bild erst schmaler und dreht es anschließend - das sieht ungelenk aus und keinesfalls so geschmeidig wie auf dem iPad 4. Ansonsten bemerken Sie beim Surface und dem NVIDIA-Prozessor Tegra 3 fast nie ein Tempo-Problem: Das Tablet mit Windows RT reagiert im Gegenteil flüssiger als viele Android-Tablets mit demselben Prozessor.

Schnell im Web

Flink agiert das Surface beim Surfen. Im Browser-Test Sunspider, der prüft, wie schnell das Tablet Javascript-Befehle verarbeiten kann, wie sie auf komplexen Webseiten eingesetzt werden, ist das Surface fast so schnell wie das iPad 4. Etwas langsamer als das iPad, aber immer noch ordentlich, schneidet es bei der durchschnittlichen Ladezeit von Webseiten und bei der WLAN-Datenrate ab.

Wo das Surface bremst

Einige nervige Tempo-Bremsen fallen im Test aber trotzdem auf: Zum Beispiel zeigt Word 2013 Buchstaben beim schnellen Tippen mit großer Verzögerung an - teilweise baut sich der Satz erst auf dem Bildschirm auf, wenn er fertig getippt ist. Auch bei anderen Apps, zum Beispiel Mail, wiederholt sich dieses Phänomen. Und auch wenn die Rechtschreibprüfung in Word deaktiviert wird, kommt das Surface nicht hinterher.

Office 2013 ist übrigens in der Version Home and Student als Preview-Edition installiert. Die endgültige Version bekommen Sie über Windows Update geliefert, sobald die Software final ist. Die Office-App lässt sich nur mit Tastatur und Touchpad bequem bedienen - für den Finger sind die Menüs zu klein. Ähnliches gilt für viele Menüs im Desktop-Modus, den Windows RT ebenfalls mitbringt: In den Tiefen der Systemeinstellung mit kleinen Drop-Down-Menüs und Mini-Fenstern kommen Sie mit der Fingerbedienung nicht weit.

Die Tastatur macht das Tablet zum Netbook

Deshalb greifen Sie am besten zur Touch-Cover-Tastatur: Sie macht aus dem Tablet nicht unbedingt ein Notebook, aber wenigstens ein Netbook. Denn für kurze Texte erweist sich die flache Folientastatur als überraschend praktisch, wenn Sie sich an den fehlenden Tastenhub und die fehlende Druckrückmeldung gewöhnt haben - Tastatureingaben quittiert das Surface durch einen Ton. Klappen Sie das Cover auf die Tablet-Rückseite sind die Tasten de-aktiviert: Versehentliche Eingaben sind damit ausgeschlossen.

Wenn Sie öfter und länger auf dem Surface schreiben wollen, sollten Sie zum Type Cover greifen: Es kostet 130 Euro. Damit wird das Surface zwar dicker (15,2 Millimeter gegenüber 12,8 Millimeter mit dem Touch Cover), aber kaum schwerer (897 zu 882 Gramm). Auch der Hub der mechanischen Tastatur ist nicht üppig, aber Sie spüren eine klare Rückmeldung. Und der Taststurboden bietet eine ausreichende Stabilität, um auch mit dem Tablet auf den Knien einigermaßen schnell und sicher zu schreiben.

Bunte Buchstaben: Das Touch Cover gibt es in verschiedenen Farben.

Eine Notebook-Tastatur können Sie mit dem Type Cover aber nicht ersetzen, weil Sie auf den Chiclet-Designs aktueller Laptop-Tastaturen beim schnellen Schreiben weniger häufig die falsche Taste treffen. Beim Surface liegen die Tastenkappen ohne Abstand nebeneinander und Fehltipper im Zehn-Finger-System sind dann keine Seltenheit.

Wie das iPad mit dem Smart Cover geht das Surface in Standby, wenn das Cover geschlossen ist und wacht beim Öffnen wieder auf. Außerdem bietet es Spezial-Tasten für die Charm Bar der Modern-UI. Insgesamt ist die Andock-Tastatur ein deutlicher Vorteil gegenüber einer Bildschirmtastatur - nicht nur, weil sie bequemer ist, sondern weil der ganze Bildschirm sichtbar bleibt und nicht teilweise von der Onscreen-Tastatur verdeckt wird.

Anschlüsse, Bildschirm und Mobilität

Einen weiteren Vorteil gegenüber anderen Tablets - besonders dem iPad- hat das Surface durch seine vielen Anschlüsse: An seine USB-2.0-Buchse in Standardgröße können Sie wie bei einem Notebook Peripheriegeräte wie einen Drucker, eine Kamera oder eine Festplatte anschließen. Den internen Speicher erweitern Sie durch eine Micro-SD-Karte: Der Kartenleser befindet sich hinter dem Standfuß - und ist sehr schlecht zu erreichen, wenn das Tablet am Strom hängt.

Gut versteckt: Der Micro-SD-Kartenleser befindet sich hinter dem Standfuß.

Über einen Micro-AV-Ausgang können Sie das Surface mit einem zusätzlichen Adpater an einen VGA- oder einen HDMI-Monitor anschließen - die Adapter kosten jeweils 40 Euro. Vorne und hinten hat das Surface jeweils eine Kamera mit 1280 x 800 Bildpunkten und 720-Videoauflösung. Sie bieten aber nur wenige Einstellmöglichkeiten und machen nur bei guten Lichtverhältnissen ordentliche Aufnahmen - ansonsten sind die Fotos stark verrauscht.

Großer Bildschirm mit ordentlicher Darstellung

Auf dem 10,6-Zoll-Display zeigt das Surface 1366 x 768 Bildpunkte: Es besitzt anders als die meisten Android-Tablets ein Seitenverhältnis von 16:9. Seine Punktedichte entspricht mit 148 ppi aber fast den 149 ppi, die ein 10-Zoll-Android-Tablet wie das Samsung Galaxy Note 10.1 mit 1280 x 800 Pixel bietet: An die Bildschärfe eines Retina-iPads kommt das Surface nicht heran. Helligkeit und Kontrast sind ordentlich, aber nicht so überragend, dass Sie auch unter freiem Himmel problemlos mit dem Surface arbeiten können. Die Darstellung ist sehr blickwinkelstabil, Farben erscheinen neutral, allerdings nicht besonders kräftig.

Bildschirm: Microsoft Surface

Diagonale / Auflösung / Punktdichte

10,6 Zoll / 1366 x 768 Pixel / 148 ppi

Helligkeit / Kontrast / Entspiegelung

335 cd/m² / 1197:1 / gering

Mobilität: Nicht ganz so gut wie beim iPad

Ohne Cover wiegt das Surface 682 Gramm und ist damit rund 40 Gramm schwerer als das iPad. Außerdem ist es nicht ganz so ausdauernd: Seine Akkulaufzeit von rund acht Stunden bei der Video-Wiedergabe und über sechs Stunden beim WLAN-Surfen ist aber ordentlich: Die meisten Android-Tablets mit Tegra 3 schneiden ähnlich ab. Auch das Windows-RT-Tablet Asus VivoTab RT TF600T hält mit 4:18 Stunden (WLAN) beziehungsweise 6:55 Stunden (Video) nicht so lange durch wie das Surface.

Mobilität: Microsoft Surface

Akkulaufzeit: Internetzugriff per WLAN / Video abspielen

6:20 Stunden / 7:51 Stunden

Gewicht (mit Akku) / Gewicht Netzteil

682 / 137 Gramm

Zu wenig Apps, Flash eingeschränkt

Apps-Bedienung flüssig, Bildschirm ordentlich, Akkulaufzeit gut: doch um ein wirklich gutes Tablet zu sein, fehlt dem Surface etwas - viele Apps. Zwar beteuert Microsoft andauernd, wie schnell die Anzahl der Programme im Windows Store zunimmt: Trotzdem ist das Angebot verglichen mit Apple und Android sehr mager - Apps für Facebook, Dropbox und Google+ oder Maps fehlen beispielsweise.

Geht nicht: Normale Windows-Programme laufen nicht unter RT.

Und das ist wichtig, denn auf dem Surface lassen sich wie auf jedem RT-Tablet nur Programme aus dem Windows Store installieren. Da das Betriebssystem auf der ARM-Plattform läuft, können Sie keine normalen Windows-Programme installieren: Der Explorer zeigt sie zwar an, beim Installationsversuch bekommen Sie aber eine Fehlermeldung.

Flash funktioniert - aber nur theoretisch

Auch einen Flash-Player gibt es nicht im Windows-Shop: Er ist allerdings im Internet Explorer integriert, sodass Sie Flash-Inhalte abspielen können - theoretisch. Denn Flash spielt das Surface nur von Seiten ab, die auf einer Kompatibilitätsliste von Microsoft stehen. Laut Microsoft gilt das nur, wenn Sie die Seiten im Internet Explorer der Modern UI aufrufen. Im Test funktionierte aber auch kaum eine Flash-Seite mit dem Desktop-IE - weder Seiten für Browser-Games noch Streaming-Seiten.

Besser sieht es bei Multimedia-Inhalten aus: Mit dem Surface können Sie auf die Dienste Xbox Music und Xbox Video zugreifen: In den entsprechenden Shops kaufen Sie Musik und Filme beziehungsweise leihen Filme aus. Die Stereo-Lautsprecher reichen dafür aus: Sie klingen zwar nicht übermäßig kräftig, machen für Tablet-Verhältnisse aber ordentlich Dampf und verzerren auch bei hoher Lautstärke nicht.

Fazit

Als Tablet ist das Microsoft Surface kaum schlechter als das iPad und mindestens genauso gut wie Top-Android-Tablets. Aber eben auch nicht besser. Und da es für das RT-Tablet viel weniger Apps gibt als für iPad und Android, steht das Surface insgesamt schlechter dar.

Ein Tablet kann es daher nicht ersetzen und trotz seiner Tastatur und den vielen Anschlüssen auch kein mobiles Notebook. Und als Netbook-Nachfolger ist das Surface viel zu teuer. Eine bessere Alternative sind wohl Windows-Tablets mit Intel Atom: Sie sind fast so sparsam, leicht und dünn wie das Surface, lassen sich aber mit der gewohnten Windows-Software befüllen und können mit einer Ansteck-Tastatur Tablet- und Notebook-Funktionen besser verbinden.

Quickinfo: Microsoft Surface

Technische Daten

Prozessor

NVIDIA Tegra 3 T30 (1,3 GHz)

Maße (L x B x H)

27,5 x 17,2 x 0,95 Zentimeter

Betriebssystem

Windows RT

eingebauter / zusätzlicher Speicherplatz (Art)

64 GByte (Flash) / 0 GB (keiner mitgeliefert)

Wireless-LAN / Bluetooth / UMTS / GPS

802.11n / 4.0 / nicht vorhanden / nein

USB

1 (Standardgröße)

AV-Ausgang

1 (Micro)

Kartenleser (Formate)

ja (Micro-SD)

Einschub für SIM-Karte

nein

Kamera

ja (1280 x 800 Pixel)

Internetkamera

ja (1280 x 800 Pixel)

Dockinganschluss

1 (Magentanschluss für Tastatur)

Audioausgang

1

Mikrofon

Ja

Lieferumfang

Netzteil, Touch Cover in Schwarz

Preis (UVP / Straßenpreis)

679 Euro / 749 Euro

Technische Hotline

01805/672255

Garantie

24 Monate

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt. (cvi)