WLAN-Analyse-Tool als USB-Stick

Test - Metageek Wi-Spy DBx und Chanalyzer

19.02.2013 von Moritz Jäger
WLANs sind allgegenwärtig, doch wenn zu viele funken, beeinflussen sie sich gegenseitig. Metageeks Wi-Spy DBx bringt ein komplettes Labor zur Spektrumanalyse in einem USB-Stick unter. Damit lassen sich Störer und WLAN-Überlagerungen überraschend einfach aufspüren.

Die Vorzüge von WLANs muss man nicht mehr erklären, nahezu jedes Unternehmen und jeder Privatnutzer hat ein kabelloses Netzwerk installiert. Die schlechte Nachricht: Je mehr WLANs sich in der Umgebung tummeln, desto eher beeinflussen sie sich gegenseitig negativ. Solchen Problemen kommt man mit einer Analyse des WLAN-Spektrums am schnellsten auf die Schliche. Allerdings sind die meisten Lösungen dafür teuer und von Nicht-Profis kaum zu bedienen.

Anders der Wi-Spy DBx des Anbieters Metageek: Die komplette, zur Spektrumanalyse notwendige Hardware steckt in einem USB-Dongle samt Antenne. In Kombination mit einer Desktop-Software und einem Notebook lässt sich die Ausnutzung des WLAN-Spektrums in der Umgebung ordentlich visualisieren, sodass man etwa komplett überlastete Kanäle oder Störsender aufspüren und sein eigenes WLAN passend planen kann.

Analyse-Stick: Wi-Spy DBx Pro scannt das WLAN-Spektrum auf 2,4 GHz und 5 GHz.

Preise, Software und Installation

Metageek verkauft den Wi-Spy in mehreren Varianten, die Preise reichen von 199 bis 999 US-Dollar. Die Geräte unterscheiden sich in erster Linie durch die unterstützten Wi-Fi-Bänder und die mitgelieferte Software. Wi-Spy 2.4x (199 US-Dollar) und Wi-Spy 2.4x Pro (599 US-Dollar) können das 2,4-GHz-Band analysieren und bringen die Basic- und Pro-Version der Chanalyzer-Software mit (mehr dazu später). Wi-Spy DBx (599 US-Dollar) und Wi-Spy DBx Pro (999 US-Dollar) untersuchen Frequenzen auf 2,4 GHz und 5 GHz.

Die Chanalyzer-Software übernimmt die Auswertung der vom USB-Stick gelieferten Daten. Metageek bietet diese in Kombination mit den Wi-Spy-Sticks an, die Software kommt in zwei verschiedenen Varianten an:

Zusätzlich gibt es noch zwei weitere Varianten der Software, eine enorm eingeschränkte Version für Mac OS und eine Lab-Version. Diese eignet sich vor allem für Bastler und lässt sich noch genauer anpassen.

Die Installation von Hardware und Software ist denkbar einfach: Windows 7 und Windows 8 erkennen die notwendigen Treiber für den USB-Dongle automatisch. Die Software lässt sich ähnlich einfach installieren; notwendig ist dafür das Microsoft .Net 3.5 Framework. Das klappt nicht nur auf "echten" Systemen, sondern auch in virtuellen Umgebungen - zumindest in unserem Test mit VMware Workstation.

Einziges Manko: Der Wi-Spy DBx taucht unter Windows nicht in der USB-Geräteverwaltung auf, was zu Beginn sehr verwirrend ist. Wichtig dabei: Wi-Spy DBx arbeitet nicht als WLAN-Modul, Chanalyzer kann aber im PC integrierte Wi-Fi-Module nutzen.

Bildergalerie: Wi-Spy DBx Pro
Wi-Spy DBx Pro im Test
Der Wi-Spy-DBx-Dongle im Notebook.
Wi-Spy DBx Pro im Test
Metageek packt die komplette Spektrumsanalyse in einen USB-Stick.
Wi-Spy DBx Pro im Test
Chanalyzer Pro, sowohl Wi-Spy DBx wie auch ein WLAN-Modul sind aktiv.
Wi-Spy DBx Pro im Test
Die Ansicht der gefundenen SSIDs.
Wi-Spy DBx Pro im Test
Der Networks Graph zeigt gefundene Netzwerke und ihre Verteilung im Spektrum an.
Wi-Spy DBx Pro im Test
Chanalyzer Pro liefert eine ganze Reihe von Signaturen mit, zusätzlich kann man weitere anlegen.
Wi-Spy DBx Pro im Test
Ein Beispiel, wie die Strahlung einen Mikrowelle das WLAN-Spektrum überlagert und stört.
Wi-Spy DBx Pro im Test
Chanalyzer Pro kann versteckte Kameras aufspüren, wenn sie auf 2,4 GHz funken.
Wi-Spy DBx Pro im Test
Ein anderes Beispiel: Ein Babyphon funkt im 2,4 GHz Band.
Wi-Spy DBx Pro im Test
Der Device Finder hilft bei der Suche nach Störern.
Wi-Spy DBx Pro im Test
Chanalyzer Pro hilft beim Erstellen von Berichten, die notwendigen Bereiche lassen sich relativ einfach zusammenklicken.

Chanalyzer Pro und Wi-Spy DBx in der Praxis

Chanalyzer Pro ist eine enorm mächtige Software, die so umfangreich ist, dass sie den Nutzer beim ersten Start mit dem Funktionsumfang fast erschlägt. Nach einigen Minuten wird das Bild aber klarer, relativ schnell erkennt man, welcher Bereich wofür zuständig ist. Der vertikale Balken auf der linken Seite zeigt den Zeitverlauf der aufgezeichneten Sessions auf. Rechts daneben ist oben das Frequenzspektrum zu sehen.

Chanalyzer Pro: Die Software kann gefundene Netzwerke über das WLAN-Spektrum legen.

Standardmäßig ist hier die Frequenz zu sehen, über den Menüpunkt "View" kann man auf die WLAN-Kanäle umschalten. Aufgrund der Aufteilung der Frequenzbänder zeigt Chanalyzer wahlweise 2,4 GHz oder 5 GHz an, über den Menüpunkt "Wi-Spy" kann man das Frequenzband umschalten. Metageek liefert eine sehr gute Anleitung für Einsteiger mit, die den Nutzer Schritt für Schritt durch die Einrichtung und die ersten Scans führt. Selbst als Anfänger versteht man die angezeigten Daten schnell.

Kombination mit WLAN-Modul

Um den vollen Funktionsumfang von Chanalyzer Pro nutzen zu können, benötigt man neben dem Wi-Spy noch ein "normales" WLAN im System. Denn während Wi-Spy das rohe Spektrum sichtbar macht, liefert Wi-Fi die Daten rund um die kabellosen Netzwerke, also beispielsweise SSID, Channel, Mac-Adresse, Typ, Hersteller oder maximale Geschwindigkeit.

Konkret ist die Option "Networks Graph" besonders praktisch. Markiert der Nutzer ein oder mehrere WLAN-Netzwerke, legt Chanalyzer Pro diese Daten direkt über den Frequenz-Scan. So sieht man auf einen Blick, ob und wie sich verschiedene Netzwerke überlappen und sich möglicherweise gegenseitig beeinträchtigen.

Störer aufspüren

Wer Wi-Spy DBx Pro nur nutzt, um den idealen WLAN-Channel zu finden, der kratzt nur an der Oberfläche der Fähigkeiten. Denn noch spannender ist die Funktion, mit der sich Störsender finden und aufspüren lassen. Mikrowellen, Bewegungssensoren oder Babyphones - sie alle funken in Nachbarbereichen des WLAN-Spektrums. Unsauber abgeschirmt können sie WLANs durchaus stören. Das Aufspüren solcher Störer ist relativ einfach: Sie tauchen als starke Auslastung in Chanalyzer Pro auf, füllen das Frequenzband also farbig aus.

Der Reiter Showcase innerhalb der Anwendung zeigt mehre Beispiele für Interferenzen; enthalten sind etwa das Mikrowellengerät, ein Baby Monitor und kabellose Kameras. Dabei handelt es sich nicht um Videos, sondern um aufgezeichnete und gespeicherte Chanalyzer-Pro-Streams. Der Vorteil: Als Nutzer kann man genau sehen, welche Auswirkungen die Geräte auf das Wi-Fi-Spektrum haben, und so erkennen, ob die Muster auch im eigenen Frequenzband vertreten sind.

Mit Chanalyzer Pro können Sie die jeweiligen Störer auch aufspüren - je näher man an das Gerät kommt, desto stärker sind die Farben ausgeprägt. Theoretisch lassen sich so selbst versteckte Kameras oder Sender aufspüren, wenn sie im 2,4-GHz-Band funken. Da die komplette Session jeweils komplett aufgezeichnet wird, kann man diese auch später erneut abspielen und im Detail analysieren.

Fazit

Der Wi-Spy DBx Pro sieht auf den ersten Blick wie eine enorme Investition aus. Wer allerdings größere WLAN-Installationen betreut und für deren reibungslosen Ablauf sorgen muss, für den dürfte sich der Kauf schnell auszahlen. Das liegt auch an der sehr guten Software. Chanalyzer liefert selbst in der Basic-Variante gute Informationen, in der Pro-Version zeigt die Software aber all ihre Stärken. Die Grundfunktionen sind einfach zu verstehen, und sobald man sich länger mit der Software beschäftigt, wird der eigentlich Umfang schnell klar.

Für Unternehmen unverzichtbar ist der Report Builder. Damit lassen sich sämtliche Prüfungsergebnisse ordentlich und einfach aufbereiten. Die daraus resultierenden Berichte können Sie anschließend Ihren Vorgesetzen oder Auftraggebern vorstellen, ohne zu tief in technische Details einsteigen zu müssen.

Alles in allem ist Wi-Spy DBx Pro samt Chanalyzer Pro eine sehr gute Lösung für Netzwerk-Profis, die ihrer WLAN-Auslastung oder Störsendern auf die Schliche kommen wollen, ohne dafür eine komplette Laborausstattung kaufen zu müssen. (mec)