Test: Matrox G450

05.09.2000 von Bernhard  Haluschak
Mit einem weiterentwickelten G400-Grafikchip und zusätzlichen Features will Matrox der Konkurrenz Paroli bieten. Doch die Testergebnisse des neuen G450 sind vernichtend.

Bereits zur CeBIT in Hannover verriet der kanadische Grafikkartenhersteller Details zum G450, am 14. Juni 2000 stellte Matrox den Grafik-Chip offiziell vor. Doch erst jetzt gibt es lauffähige Testmuster.

Die Retail-Version der Matrox Millennium G450 DualHead mit 32 MByte DDR-SDRAM soll ab Ende September zu einem Preis von 419 Mark verfügbar sein. Eine DVI-Version wird es ebenfalls geben. Zum Vergleich: Die GeForce2 MX kostet etwa 400 Mark und die Matrox Millennium G400 MAX 450 Mark.

Unser Test klärt, ob die Millennium G450 auch in Sachen Geschwindigkeit mithalten kann.

Matrox Millennium G450: Technologie

Das Herzstück bildet ein in 0,18-µm-Technologie gefertigter Grafikprozessor, der 2D/3D- und DVD-Beschleunigung bietet. Die Grafikkarte verfügt über 32 MByte-DDR-SDRAM und beherrscht AGP 4x. Die Speicherschnittstelle ist dabei nur 64 statt wie üblich 128 Bit breit. Das Manko des schmalen Speicherbusses gleicht der schnelle DDR-Speicher aus. Dieser erlaubt es mit einer Frequenz von 166 MHz an beiden Flanken des Taktsignals Daten zu übertragen.

Weitere Features der Karte sind die 256-Bit-DualBus-Architektur (siehe Matrox G400 MAX: DualBus-Architektur) und der primäre 360 MHz schnelle RAMDAC. Er kann 2D/3D-Bildauflösungen bis zu 2048x1536 Punkten in einer Farbtiefe von 32 Bit erzeugen. Ein ebenfalls im Chip integrierter sekundärer RAMDAC mit 200 MHz und ein TV-out-Encoder ermöglichen den parallelen Anschluss eines weiteren Monitors oder Fernsehers. Dieses Prinzip nennt Matrox DualHead-Display. Darüber hinaus bietet die Matrox Millennium G450 einen TMDS-Transmitter mit DVI-Schnittstelle für den Anschluss von Flatpanel-Displays. Anders als bei der Millennium G400, bei der man dieses Feature über ein optionales Upgrade-Modul nutzen konnte, ist die DVI-Funktion im G450-Chip bereits integriert.

Zum Lieferumfang der Matrox Millennium G450 gehören Picture Publisher 8 und Simply 3D 3 von Micrografx sowie ein Software-DVD-Player und zahlreiche Demos.

Detaillierte Informationen zu den Features und der Chiparchitektur anderer Grafikchips finden Sie unter Aktuelle Grafikchips im Vergleich.

Matrox Millennium G450: Testdetails

Die Matrox Millennium G450 lässt sich schnell und fehlerfrei per mitgelieferter CD installieren. Der Treiber bietet umfangreiche Einstellmöglichkeiten für DualHead-Betrieb und stellt darüber hinaus das bekannte Matrox-Menü zur Monitorbild-Einstellung bereit.

Der DualHead-Betrieb unserer Testkarte funktionierte jedoch nicht fehlerfrei. Bei der Wiedergabe von DVD-Filmen auf einem zweiten Monitor ruckelte und flackerte das Bild, wenn auf dem ersten Monitor das Wiedergabefenster minimiert war.

Leider bietet der Treiber keine Einstellung der Chip- oder Speicherfrequenz. Das Signal zur vertikalen Synchronisation des Bildes lässt sich ebenfalls nicht per Treiber deaktivieren. Hier müssen Tools wie PowerStrip ab Version 2.74 nachhelfen.

In Bezug auf die Bild- und Signalqualität hebt sich die Matrox Millennium G450 von der Konkurrenz positiv ab. Die Amplitudenhöhe von 653 mV entspricht nicht ganz dem Idealwert von 700 mV. Die Anstiegszeit von 2,55 ns und die Abfallzeit von 3,16 ns sowie die Signalform sind gut. Die RGB-Signale mit guter Deckungsgleichheit und ohne Offsetspannung sind ebenfalls positiv zu bewerten.

Auf den folgenden Seiten finden Sie eine Übersicht der Performance des Matrox G450 im Vergleich zu den anderen aktuellen Grafikchips.

Eine ausführliche Beschreibung unserer Testbedingungen steht unter tecLab-Report - unsere Testverfahren.

2D-Benchmarks

Wir überprüfen die 2D-Leistungsfähigkeit der Grafikprozessoren mit dem Benchmark-Paket SYSmark2000 unter Windows 98. Diese Suite besteht aus aktuellen Anwendungsprogrammen. Die reine 2D-Performance ist heute nicht mehr der entscheidende Faktor beim Kauf, weil die aktuellen Grafik-Chips auf gleichem Leistungsniveau liegen. Aus diesem Grund legt tecChannel gesteigerten Wert auf Kompatibilität und stabile Funktion der Grafikprozessoren.

3D-Benchmarks: 3DMark2000

Die unter 3DMark2000 ermittelten Benchmarkwerte verdeutlichen, wie gut der Hersteller die Grafikkarte und Treiber auf 3D-Software abgestimmt hat. Durch speicherintensive Tests wird zusätzlich der AGP-Bus stark beansprucht.

3D-Benchmarks: Expendable

Expendable ist ein reines Direct3D-Spiel. Es bietet komplexe Lichteffekte und Texturen. Leistungsstarke Grafikkarten erreichen in hohen Auflösungen von 1024x768 Punkten und 32-Bit-Farbtiefe noch nicht ihr Limit.

3D-Benchmarks: MDK2

Der Benchmark ist eine Demo-Version des Spiels. MDK2 basiert auf einer eigens von Interplay entwickelten Engine und setzt nur auf OpenGL. Hohe Polygonanzahl und große Texturen stellen bei hohen Auflösungen und Farbtiefen enorme Anforderungen an den Grafikprozessor.

3D-Benchmarks: Quake III Arena

Quake III setzt ganz auf OpenGL. Hohe Polygonraten und komplexe Szenarien zeichnen dieses 3D-Spiel aus. Die Anforderungen an die Hardware sind bei Auflösungen ab 1024x768 Punkten und 32-Bit-Farbtiefe sehr hoch.

3D-Benchmarks: Re-Volt

Re-Volt basiert rein auf Direct3D und bietet eine geringe Polygonanzahl, aber große Texturen. Die Anforderung an die CPU-Leistung ist hoch. In hohen Auflösungen von 1024x768 Punkten und 32-Bit-Farbtiefe werden die Grafikprozessoren noch nicht bis an ihr Limit belastet. Mit Erhöhung der CPU-Leistung steigt auch die Framerate. Wie unser aktueller Test Grafikchips: Benchmarks im Überblick unter 32-Bit-Performance & CPU-Leistung zeigt.

3D-Benchmarks: Test Drive 6

Der Benchmark ist eine Demo-Version des Spiels. Er beinhaltet komplexe 3D-Spielszenen mit großen Texturen und hoher Polygonanzahl. Zusätzlich unterstützt er T&L- Geometriebeschleunigung unter DirectX.

3D-Benchmarks: Unreal Tournament

Unreal Tournament bietet viele Effekte und belastet besonders die PC-CPU. Das Spiel verlangt vom Systemspeicher eine hohe Speicherbandbreite. Es unterstützt Direct3D, OpenGL sowie GLide und Metal (S3). Wir testen unter DirectX.

3D-Benchmarks: Indy3D

Indy3D ist ein OpenGL-basierender, synthetischer Benchmark. Er testet die drei wichtigsten Anwendungsgebiete für Grafikkarten im Highend-Bereich. Das sind CAD-Anwendungen, Animationen und Simulationen.

Benchmarks: Video2000

Der Video2000-Benchmark von MadOnion ermittelt die Video-Performance und -Qualität der Grafikprozessoren.

Der Performance-Test des Video2000 gibt die Geschwindigkeit der grundlegenden Video-Funktionen eines Grafikchips in Form eines numerischen Wertes an. Die Gewichtung der Einzelergebnisse erfolgt nach einem fest vorgegebenen Schlüssel. Zu den einzelnen Tests gehören: Blitter Performance, Data Transfer Performance, SoftDVD Play-back CPU -Belastung und MPEG-2 Encoder Performance.

Der Quality-Test ermittelt die Videoqualität eines Grafikprozessors. Das Ergebnis ist ein numerischer Wert. Der Test erfolgt interaktiv anhand von vorgegebenen Testbildern und festgelegter Gewichtung der Einzelergebnisse. Dabei werden folgende Qualitätsmerkmale abgefragt: Up- und Downscaling, Colorspace Conversion (CSC), De-Interlacing und Tearing.

Leistungsaufnahme

Die Leistungsaufnahme aktueller Grafikprozessoren ist teilweise enorm. Die folgenden Diagramme geben eine Übersicht, wie hoch der Leistungsverbrauch der Grafikchips in Verbindung mit einer entsprechenden Grafikkarte ist.

Das Messverfahren zur Bestimmung der maximalen Leistungsaufnahme ist detailliert im tecLab-Report - unsere Testverfahren beschrieben.

Fazit

Der Matrox G450 kann in Bezug auf 2D-Performance mit den aktuellen Chips sehr gut mithalten. Doch wenn es um die 3D-Performance geht, enttäuscht der Chip völlig. Er liegt leistungsmäßig sogar noch unter dem Vorgänger G400 MAX. Für Spiele-Fans ist er nicht geeignet.

Durch die DualHead-Technologie und den integrierten DVI-Anschluss will Matrox Businesskunden und professionelle Anwender mit Desktop-Anwendungen im Mainstream- und Highend-Bereich ansprechen.

Doch eines hat Matrox offensichtlich vergessen: NVIDIA bietet mit dem GeForce2 MX mit TwinView und integriertem DVI-Ausgang zum vergleichbaren Preis ähnliche Features wie der G450. Trotzdem ist die 3D-Performance des NVIDIA GeForce2 MX um Klassen besser.

Ein positiver Aspekt des G450 ist die niedrige Leistungsaufnahme. Diese beträgt nur 21 Watt unter Belastung mit komplexen 3D-Anwendungen. Probleme mit Mainbords durch zu schwache Stromversorgung sind so ausgeschlossen.

Unsere Tests durchlief die G450-Karte ohne Absturz. Nur in der Messplattform mit VIA-Apollo-Pro-Chipsatz und Pentium 600B waren deutliche Texturfehler zu sehen. hal)