Test Apple Workstation

Test: Mac Pro 8-Kern 2013

14.02.2014 von Chris Möller
Kaum ein Mac hat in den letzten Jahren soviel Staub aufgewirbelt und Kontroversen ausgelöst, wie der neue Mac Pro. Unsere Kollen von der Macwelt haben ihn getestet.

Das hat es auch noch nicht oft gegeben, bereits Monate vor der offiziellen Vorstellung des neuen Mac Pro hat er in der Netzgemeinde schon ein gutes Dutzend Spitznahmen bekommen. „Mülleimer“, „Blumentopf“ und „Urne“ sind einige der weniger schmeichelhaften davon. Die Meinung über die Optik des Mac Pro ändert sich aber schlagartig, wenn man ihn mal in Natura aus der Nähe sieht und anfassen kann.

Mac Pro im Zylinder-Design

Zunächst ist man überrascht, wie klein der Mac Pro ist. Apple hat hier wieder mal Maßstäbe gesetzt. Stellt man den neuen Mac Pro neben das Vorgängermodell von 2010 , kommt einem unwillkürlich der Vergleich zwischen David und Goliath in den Sinn. Das spiegelnde Alu-Gehäuse wirkt wegen der zylindrischen Form wie ein Zerrspiegel, der jedes menschliche Antlitz deutlich verschlankt zurückwirft.

Es ist kaum vorstellbar, das in einem solch kleinen Metallzylinder mehr Rechenleistung stecken soll, als in dem riesigen Desktop-Gehäuse des alten Mac Pro. Noch weniger vorstellbar ist, dass Apple es geschafft haben soll, die gesamte Abwärme des neue Mac Pro mit einem einzigen Lüfter abzuführen. Der alte Mac Pro hat hier nicht weniger als neun Ventilatoren gebraucht.


Leistung gesamt

ZIP im Finder und MP3 in iTunes gleichzeitig komprimieren

MP3 kodieren

Video auf Verwackler analysieren

Mpeg 2 kodieren

Software Instrumente mit Effekt

Quicktime Player X

Spieletest in Batman Arkham City

3D-Rendern mit allen CPU-Kernen

Core Image Test

Final Cut Pro X

Photoshop CS 6

Die Kühlungsluft wird von unten angezogen (weshalb man den Mac Pro besser auf den Schreibtisch statt auf den Teppichboden stellen sollte) und oben aus dem Gehäuse durch eine kreisrunde Öffnung herausgeblasen. Allein diese Öffnung hat es in sich. Zum Einen kann man gefahrlos auch während des Betriebs dort hineingreifen und den Mac Pro anheben. Der Lüfter ist gut geschützt, eine Verletzungsgefahr besteht nicht. Zum Anderen hat Apple den Durchmesser der Öffnung clever gewählt. Sollte man einmal aus Versehen eine CD oder DVD auf den Mac Pro legen, fällt diese nicht ins Gehäuse (aus dem man sie nur schwer wieder herausbekommen würde), denn der Durchmesser ist etwa zwei Millimeter kleiner als der einer CD.

Eine CD kann nicht aus Versehen in die Lüftungsöffnung fallen, der Durchmesser ist clever gewählt

Die zweite Überraschung folgt, wenn man den Mac Pro einmal anhebt. Er ist schwer, deutlich schwerer als er aussieht. Auch das deutet daraufhin, dass er dicht gepackt voll von moderner Technologie steckt. Anders als beim Power Mac G4 Cube aus dem Jahre 2000 baut Apple beim Mac Pro das Netzteil in das Gehäuse ein, es muss also mit gekühlt werden. Zudem verwendet Apple trotz der unterschiedlichen CPU- und Grafikoptionen in allen Modellen den gleichen Netzteiltyp. Für die Standard-Konfiguration ist das Netzteil daher sogar überdimensioniert.


Ergonomie gesamt

Lautheit im Betrieb

Lautheit nach 20 Minuten Volllast

Stromverbrauch im Desktop

Stromverbrauch im Ruhezustand

Stromverbrauch unter Volllast

Stromverbrauch ausgeschaltet

Die Anschlüsse auf der Rückseite sind klar gegliedert und leicht zugänglich. Ein weiteres nettes Detail: Die Beschriftung ist beleuchtet, sobald man den Mac Pro ein wenig dreht, schaltet sich die Anschlussbeleuchtung automatisch ein. Das erleichtert es ungemein, den richtigen Port beispielsweise für einen USB-Stick zu finden. Das ist auch wichtig, denn Anschlüsse an der Frontseite, wie sie der Vorgänger noch hatte, gibt es nicht. „Frontseite“ ist hier allerdings relativ, denn das kreisrunde, zylinderförmige Gehäuse hat ja keine eigentliche Frontseite. Man kann den Mac Pro also auch mit der Anschlussseite nach vorn oder zur Seite hin zeigend aufstellen.

Ausstattung des Mac Pro

Unser Testgerät kommt mit einem Achtkern-Prozessor, 32 Gigabyte RAM und einem SSD-Speicher mit 512 Gigabyte Kapazität. Alle Mac-Pro-Konfigurationen werden ab Werk mit zwei Grafikkarten ausgeliefert. In unserem Fall befinden sich die Top-Modelle mit der Bezeichnung AMD Fire Pro D700 im Gehäuse. Auf Nachfrage gibt uns Apple ein paar Hntergrundinformationen. Eine der Grafikkarten ist ausschließlich für die Ansteuerung der bis zu sechs anschließbaren Monitore zuständig. Die andere ist ein reiner „Rechenknecht“, beschränkt sich also auf die Ausführung von 3D-Berechnungen und Open-CL -Kommandos. Allerdings ist das nur beim Betrieb unter OS X so, Apple legt auch Wert auf Windows und liefert entsprechende Treiber mit. Dabei haben die Entwickler auf die bei AMD übliche Verbindung zwischen zwei Grafikkarten (Crossfire) geachtet. Spiele unter Windows können also beide Grafikkarten voll nutzen. Zum Spielen ist dieser Mac allerdings weniger gedacht.

Außer einem Stromkabel liegt dem Mac Pro nichts weiter bei. Selbst eine Maus und Tastatur muss man extra kaufen. Apple begründet dies damit, dass Profis aus dem Audio- und Video- sowieso spezielle Eingabegeräte und Tastaturen verwenden und beiliegende Apple-Hardware sofort in irgendeinem Schrank verschwindet.

Aufrüstbarkeit

Mit einem einzigen Handgriff kann man das stabile Alugehäuse nach oben hin abziehen. Auch hier ein nettes Detail: einschalten lässt sich der Mac Pro nur mit korrekt aufgesetztem Gehäuse. Es gibt also einen Sensor, der feststellt, ob das Gehäuse abgenommen wurde. Das dient der Sicherheit. Intern zugänglich und offizielle Austauschbar sind nur die RAM-Module und der SSD-Speicherrigel. Vier RAM-Steckplätze stehen zur Verfügung, maximal sind 64 Gigabyte Speicher möglich.

Viel Platz ist im Mac-Pro-Gehäuse nicht. Man kann bis zu vier RAM-Module einstecken, damit sind die internen Aufrüstmaßnahmen ausgeschöpft.

Der SSD-Speicher ist mit einer Schraube gesichert und lässt sich leicht austauschen. Dennoch: Module mit mehr Kapazität bekommt man von Apple nicht einzeln zu kaufen und auch Drittanbieter halten sich hier im Moment noch zurück. Dass man das Modul als Anwender dennoch tauschen kann, begründet Apple damit, dass Profis oft mit mehreren Rechnern vom gleichen Typ arbeiten und bei Problemen das Boot-Medium gerne mal zu Testzwecken in einen anderen Rechner stecken.

Ungewöhnlich: Das SSD-Modul steckt auf einer der Grafikkarten. Wer jetzt denkt, man könnte auf der zweiten Grafikkarte ein weiteres SSD-Modul einstecken, der irrt.

Weder die Grafikkarten noch die CPU dürfen vom Anwender ausgewechselt werden. Unsere Kollegen von iFixit haben den Mac Pro komplett zerlegt und festgestellt, dass man die Intel-CPU theoretisch tauschen kann, denn sie ist gesockelt. Wer bastlerisch versiert ist, kann sich also die preisgünstige Vierkern-Version kaufen und dann selber eine Sechs-, Acht- oder gar Zwölfkern-CPU einbauen. Doch Vorsicht: Bei so einem Eingriff besteht die Gefahr, dass Apple eventuelle Garantieansprüche verweigert. Alle weiteren Aufrüstmöglichkeiten finden extern statt. Dazu stehen vier USB-3-Ports und nicht weniger als sechs Thunderbolt-2-Anschlüsse bereit.

Mac Pro: Rechenleistung

Acht Kerne und zwei Grafikkarten, da sollte einiges gehen und das tut es auch: In unseren Test zieht der Mac Pro in fast allen Bereichen dem bisherigen Spitzenreiter, dem 27-Zoll-iMac mit 3,5 Gigahertz Core i7 davon und setzt sich deutlich an die Spitze. Wie immer profitieren CPU-intensive Anwendungen, die auf mehrere CPU-Kerne optimiert sind, am meisten. Dazu gehört klassischerweise das 3D-Rendering. Im Cinebench-Test (R15) kommt der Achtkerner sogar an das alte Modell mit zwölf Kernen heran. Der Vierkern-iMac wird deutlich deklassiert. Das Bild setzt sich in anderen Multithread-Anwendungen fort, besonders in Final Cut Pro X zeigt der Mac Pro, was er drauf hat. Kein Wunder, denn Apple hat kurz vor der Auslieferung des Mac Pro noch ein Final-Cut-Update gebracht, das die auf die Möglichkeiten des Mac Pro optimiert ist. Besonders die Echtzeitfähigkeiten sind hier beeindruckend. In einem Multicam-Projekt stellt der Mac Pro nicht weniger als 16 Videostreams in 4K-Auflösung gleichzeitig dar. Das war bis dato undenkbar. Doch auch unsere Videoschnitt-Kollegen von der Gamestar sind begeistert. Die Rechenzeiten in Adobe After Effects sind beispielsweise bei Filmkorn-Filter etwa um den Faktor sechs kürzer geworden.

Es gibt aber auch Bereiche, in denen der Mac Pro kaum mehr Leistung bietet als der iMac. Das sind überwiegend Anwendungen, die nur einen oder zwei Rechenkerne nutzen, beispielsweise beim MP3-Kodieren in iTunes. Hier liegt der iMac, wegen der höheren Grundtaktfrequenz sogar noch ein wenig vorn.

Zwei Grafikkarten im Mac Pro

Erstmals setzt Apple in einem Mac standardmäßig zwei Grafikkarten ein. Sie teilen sich stets die Arbeit aber auch hier gilt: es profitiert vor allem Software, die darauf optimiert ist, und davon gibt es noch nicht viel. Final Cut Pro ist auch hier wieder das beste Beispiel, denn selbst aufwendige Filter und Effekte auf mehrere 4K-Streams angewendet bringen den Mac Pro nicht aus der Fassung. Alles erscheint ohne Ruckler in Echtzeit auf dem Bildschirm.

So testet Macwelt

Testsystem Wir testen alle Macs im Vergleich zu einem Referenzsystem, das derzeit aus einem iMac Core i5 mit 2,7 GHz Taktfrequenz und dem Grafikchip Intel Iris Pro besteht. Alle Werte dieses Computers entsprechen auf unserer Skala 100 Prozent. Schnellere Systeme sollten in allen Bereich besser als die 100 Prozent des Referenzrechners sein.

Testverfahren Alle Tests führen wir mit Programmen durch, die auch unsere Leser bei der täglichen Arbeit und Unterhaltung mit ihren Macs benutzen. Im Einzelnen sind dies unter anderem: MP3-Kodierung mit iTunes, Videobearbeitung mit Final Cut Pro X, schnelle 3D-Action mit dem Spiel Batman Arkham City. Daneben benutzen wir Maxons Cinebench 15 und die Quark Xpress 10 und Photoshop CC.

Wer dennoch mal das ein oder andere Spielchen spielen will wird ebenfalls nicht enttäuscht, die Fire Pro D700 erreicht bei aktuellen Spielen wie beispielweise Batman Arkham City neue Rekordwerte. 92 Bilder pro Sekunde schaufelt die Karte in 720p-Auflösung auf den Bildschirm. Das sind sogar etwas mehr als beim iMac, der mit 87 Bildern Pro knapp dahinter liegt aber auch schon ein extrem gutes Ergebnis abliefert. Dennoch: der Mac Pro ist keine Spielemaschine, dafür ist er einfach zu teuer.

Stromverbrauch und Lautheit

Ganz besonders überrascht sind wir von den Ergonomiewerten des Mac Pro. Diese Leistung gepaart mit dem kleinen Gehäuse und einem einzigen Lüfter, das riecht nach einem kleinen dröhnenden Staubsauger. Doch die Wirklichkeit ist anders. Ohne Last bleibt der Mac Pro unhörbar, wir messen lediglich 0,1 Sone. Selbst nach 20 Minuten Volllast aller CPU-Kerne und der Grafikkarten steigert sich die Geräuschkulisse auf nur 0,5 Sone. Damit unterbietet er den iMac sogar deutlich, der bei diesem Test schon mit kräftigen 2,6 Sone vor sich hin rauscht. Das macht den Mac Pro zum idealen Arbeitstier in geräuschsensitiven Umgebungen, wie beispielsweise in Tonstudios.

Auch was den Stromverbrauch angeht, liefert der Mac Pro eine anständige Vorstellung. Mit 46 Watt ohne Last bleibt der Geldbeutel geschont. Bei Volllast aller acht CPU-Kerne messen wir 150 Watt, kommen die Grafikkarten auch noch hinzu sind es knapp über 200 Watt. Der Vorgänger lag hier noch bei deutlich über 300 Watt.

Einen Patzer erlaubt sich der Mac Pro allerdings: mit 3,5 Watt braucht er im Ruhezustand unserer Meinung nach zuviel Strom. Das ändert sich auch nicht, wenn man den Power-Nap-Modus und die Wake-On-LAN-Funktion deaktiviert.

Fazit

Der Mac Pro macht seinem Namen alle Ehre. Er ist was für Profis. Besonders im Bereich Videobearbeitung wird er aufgrund der brachialen Rechenleistung in Final Cut Pro X schnell Freunde finden. Toningenieure freuen sich sicher über die moderate Geräuschkulisse. Normalanwender brauchen diesen Mac allerdings nicht ins engere Kalkül zu ziehen, doch wird hier allein schon der Preis für eine scharfe Trennlinie der Zielgruppen sorgen.

Mac Pro 8-Kern

Apple-Workstaton mit futuristischem Design, exzellenter Rechen- und Grafikleistung und viele externe Anschlussmöglichkeiten

Preis: 6800 Euro

Hersteller: Apple

Vorzüge: Sehr cooles Design, hohe CPU- und Grafikleistung, bleibt sehr leise, viele Anschlussmöglichkeiten

Nachteile: Kaum intern aufrüstbar, hoher Stromverbrauch im Ruhezustand, sehr hoher Preis

Technische Angaben:

Prozessor: Intel Xeon E5 1680 v2, 3,0 GHz

Takt: 3,0 GHz (Turbo Boost bis 3,9 GHz)

Level-3-Cache: 25 MB shared Level 3

Systembus: 1866 MHz

Speicher: 32 GB DDR3 ECC

Grafikchip: Dual AMD Fire Pro D700

Videospeicher: 2x 6 GB GDDR5

Display-Unterstützung: Bis zu drei 4K-Monitore, bis zu sechs Display-Port-Monitore

Interner Speicher: 512 GB Flash-Speicher/PCIe

Drahtlos: Wi-Fi 802.11ac, Bluetooth 4.0

Externe Anschlüsse: 6x Thunderbolt 2, 4x USB 3.0, 2x Gigabit-Ethernet, 1x HDMI, Kombinierter optisch-digitaler Audio-Ausgang/analoger Kopfhörerausgang, Kopfhöreranschluss

Größe (Höhe/Durchmesser) in cm: 25,1/16,7

Gewicht: 5 kg

(Macwelt)