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Test - Mac mini und Mac mini mit Snow Leopard Server

15.08.2010 von Christian Möller
Apple hat den Mac mini komplett überarbeitet. Das neue, kompakte Gehäuse ist komplett aus einem Alu-Block gefräst und macht den Mac mini deutlich kleiner als den Vorgänger. Auch technisch hat der kleinste Mac zugelegt und soll so ausgestattet für die nächsten Jahre gerüstet sein.

Zuletzt hatte Apple den Mac mini im Oktober 2009 überarbeitet und damals die Serverversion mit zwei Festplatten und ohne optisches Laufwerk eingeführt. Apple setzt nun beim Mac mini, wie bei den meisten anderen Macs auch, ein spezielles Fertigungsverfahren ein, das der Hersteller "Unibody" nennt. Das Gehäuse wird dabei aus einem Stück Aluminium herausgefräst. Der Vorteil: Es ist stabiler und man benötigt kaum weitere tragende Elemente, um die internen Bauteile aufzunehmen.

Alt gegen Neu: Im Vergleich zum neuen Mac mini (unten) wirkt das Vorgängermodell richtig altbacken.

Vorbei sind damit auch die Zeiten der weißen Plastikoberfläche. Diese hatte sich nach einiger Zeit stark ausgebleicht und vergilbt. Das neue Gehäuse ist rundherum aus Aluminium. Nur die Rückseite und der schwarze, glänzende Apfel auf der Oberseite sind aus Kunststoff.

Bei uns im Test befinden sich nun die beiden Produktserien des Mac mini. Das wären zum einen der Mac mini mit 2,4 GHz und 2 GByte Hauptspeicher, der besonders für Heimanwender interessant sein soll, und zum anderen der Mac mini mit Snow Leopard Server. Dieser besitzt einen Intel Core 2 Duo-Prozessor mit 2,66 GHz und 4 GByte RAM.

Mac mini
Mac mini
Die neue Version des Mac Mini ist deutlich flacher als die alte. Das neue Aluminium-Gehäuse ist wie das der Macbooks im Unibody-Verfahren gefertigt.
Mac mini
Über ein Blu-ray-Laufwerk verfügt der Mac mini indes noch nicht.
Mac mini
Der Mac Mini von 2009 - Im Vergleich zum neuen Modell reichlich klobig.
Mac mini
Neue Port-Anordnung: Neu ist vor allen Dingen der HDMI-Ausgang, der den Mac Mini als Medienplayer für HD-Fernseher qualifiziert. USB bleibt weiterhin auf dem Standard 2.0.
Mac mini mit Snow Leopard Server
Nach Wunsch kann man den Mac Mini auch in einer Servervariante ohne optisches Laufwerk, dafür aber mit zwei Festplatten und Snow Leopard Server bekommen.
Mac mini mit Snow Leopard Server
Auch der 2009 eingeführte Mac Mini Server wirkt in der nun veralteten Version weniger elegant als das Nachfolgermodell.
Mac mini
Hohe Kompatibilität mit der Peripherie: Dank diversen Ports funktioniert auch HDTV sofort.
Mac mini
Das Gehäuse lässt sich nun einfach öffnen um Speichererweiterungen einzubauen.
Mac mini
Die Klappe wird durch eine einfache Drehung entfernt und legt das Innere frei.
Mac mini
Der Mac mini im Einsatz mit gängiger Apple-Peripherie und dem Cinema Display.
Mac mini
Apple sieht den Mac mini gerne als zentrales Home-Entertainment-Gerät für das Wohnzimmer.
Mac mini
Der neue Mac mini ist kompakter als der Vorgänger.

Design und Gehäuse

Die quadratische Grundfläche ist größer geworden. Knapp 20 Zentimeter Kantenlänge weist das Gehäuse nun auf. Jedoch ist es mit 3,6 Zentimetern deutlich flacher. Der Radius der vier abgerundeten Ecken ist größer als beim Vorgänger, was ihn runder und schnittiger erscheinen lässt. Das Netzteil ist integriert, das verringert den Kabelverhau auf und unter dem Schreibtisch.

Kinderleicht nachzurüsten: An der Unterseite befindet sich ein runder Kunststoffdeckel. Darunter erreicht man die Steckplätze des Arbeitsspeichers

Was beim Vorgänger noch sehr schwierig ist, wird nun einfach: Speicher aufrüsten. Dazu hat Apple die Unterseite des Mac mini mit einer Art Drehverschluss versehen, der den runden Deckeln öffnet. Schrauben muss man dazu nicht lösen. Die beiden Steckplätze für SO-DIMMs sind darunter frei zugänglich.

Die Festplatte oder das optische Laufwerk kann der Anwender nicht selbst tauschen. Dazu muss man wesentlich tiefer in das Gerät vordringen, was dem Fachhändler oder dem geübten Bastler vorbehalten ist.

Der Deckel dient gleichzeitig als Standfuß für das Gerät, und hier finden wir den ersten Kritikpunkt: Das Kunststoffmaterial ist hart und wenig rutschfest. Der Mini rutscht daher schon bei leichter Berührung über den Tisch. Außerdem steht er nicht plan und wackelt. Hier sollte Apple nachbessern und eine rutschfeste Unterlage anbringen oder das Material des Deckels ändern.

Die Ausstattung

Nach wie vor kommt Intels Core 2 Duo Prozessor zum Einsatz. An einen modernen Core i5 oder gar i7 ist nicht zu denken. Die Taktfrequenz hat Apple - wie üblich - leicht angehoben. Das Basismodell arbeitet mit 2,4 Gigahertz (vorher 2,26 Gigahertz), optional bekommt man eine 2,66-Gigahertz-CPU gegen 135 Euro Aufpreis. Der Server kommt mit 2,66 Gigahertz Taktfrequenz.

RAM-Belegung: Zwei Speicher-Steckplätze stehen zur Verfügung. Ab Werk kommt das Basismodell mit zwei Gigabyte RAM. Maximal sind acht Gigabyte möglich.

Zwei Gigabyte RAM sind ab Werk dabei. Das ist nicht mehr Stand der Dinge. Selbst Apples günstigster iMac kommt schon mit doppelt so viel RAM. Wie schon beim neuen Macbook setzt Apple im Mac mini nun den Grafikchipsatz Geforce 320M von Nvidia ein. Er soll besonders Strom sparend arbeiten, aber mehr Grafikleistung liefern als der Vorgänger GeForce 9400. Damit gibt es in Apples Produktlinie nur noch einen Mac, der auf den alten Nvidia-Chipsatz setzt: den preisgünstigsten iMac. Man kann davon ausgehen, dass dieser in Kürze überarbeitet wird.

Das optische Laufwerk der Basisversion ist ein DVD-Brenner und stammt von Hitachi/LG. In den technischen Daten finden sich kaum Unterschiede zum Vorgängermodell. Bei Dual-Layer-Medien brennt es nun mit achtfacher, statt sechsfacher Geschwindigkeit. Ein Blu-ray-Laufwerk fehlt nach wie vor, genauso wie die dazu nötige Abspiel-Software.

Alles neu: An der Rückseite des Mac mini hat sich einiges geändert. Von links nach rechts: Einschalter, 110/220V Stromanschluss, Gigabit Ethernet, Firewire 800, HDMI, Mini Display Port, vier mal USB 2, SD-Kartensteckplatz, Audio-Ein- und Ausgänge.

Auf der Rückseite finden sich bekannte aber auch einige neue Schnittstellen. Home-Cinema-Fans freuen sich über den HDMI-Anschluss, der den bisherigen Mini-DVI-Port ersetzt. Ein Adapter von HDMI auf DVI liegt dem Gerät bei. Wer noch analoge VGA-Monitore anschließen will, muss einen separaten Adapter kaufen. Erfreulich: Der HDMI-Port liefert auch Audiosignale an angeschlossene Monitore oder Receiver. Damit steht dem Einsatz des Mac mini als Multimedia-Zentrale im Wohnzimmer nichts mehr entgegen. Neben HDMI gibt es noch einen zweiten Monitoranschluss: Apples bekannter Mini-Display-Port. Hier lässt sich beispielsweise das 24-Zoll-Cinema-LED-Display anschließen.

Insgesamt vier USB-2.0-Ports liegen auf der Rückseite. Einer weniger als beim Vorgänger, doch dafür bekommt man einen SD-Kartensteckplatz. Der ist allerdings ungünstig auf der Rückseite platziert. Will man schnell eine SD-Karte einstecken artet dies in unnötige Fummelei aus. Schlauer wäre es gewesen, den SD-Kartenslot nach vorn oder zumindest an die Seite zu verlegen.

Gigabit Ethernet, Firewire 800 und kombinierte digitale und analoge Audio Ein- und Ausgänge komplettieren die Schnittstellenausstattung. Wünschenswert wäre noch eSATA, aber diesen schnellen Massenspeicheranschluss ignoriert Apple.

CPU und Grafikleistung

In puncto Rechen- und Grafikleistung stellen wir keine Überraschungen fest. Die Ergebnisse liegen sehr nahe an denen des aktuellen weißen Macbook das über dieselbe CPU und Grafikeinheit verfügt. Einzig die Serverversion hebt sich etwas ab. Das liegt zum einen an dem etwas schnelleren Prozessor und größeren Hauptspeicher, aber hauptsächlich an dem RAID 0, das wir mit den beiden internen Festplatten zum Test einrichten. Bei Festplatten-intensiven Tests liegt der Server dadurch spürbar vorne.

Der Grafikchip ist im Vergleich zum Vorgänger ein Fortschritt. Allerdings nur bei aktuellen 3D-Anwendungen und Spielen, die die Möglichkeiten des Grafikchips ausreizen. Ältere Spiele profitieren nur wenig, jedoch liefen diese bereits auf den älteren Systemen tadellos.

Apple behauptet, dass der Mac mini der sparsamste Computer seiner Klasse ist. Wir messen nach, und tatsächlich unterbietet das neue Modell seinen ohnehin schon sehr genügsamen Vorgänger noch einmal. Das Basismodell braucht im eingeschalteten Zustand, ohne Belastung, weniger als neun Watt. Das ist Rekord! Unter Volllast beider CPU-Kerne messen wir gut 25 Watt Energieaufnahme. Auch dies ist ein erstaunlich niedriger Wert. Wer Strom sparen will liegt mit dem Mac mini genau richtig. Der Mac mini mit Snow Leopard Server benötigt insgesamt etwas mehr Strom, liegt aber immer noch deutlich unter dem Vorgängermodell.

Auch was die Geräuschemission angeht, hat Apple ganze Arbeit geleistet. Im Gehäuse arbeitet nur ein extrem leiser Lüfter. Im normalen Betrieb bleibt der Mini mit 0,1 Sone knapp an der Hörschwelle des menschlichen Ohres. Selbst unter Extrembedingungen, nach 20 Minuten Volllast bei einer Umgebungstemperatur von mehr als 25 Grad, gibt der Lüfter nur 0,9 Sone ab. Das ist zwar deutlich hörbar, stört aber nicht.

Mac mini mit Snow Leopard Server

Schon mit dem letzten Mac mini hat Apple eine Serverversion eingeführt. Das Gerät kommt ohne optisches Laufwerk, dafür aber mit zwei jeweils 500 Gigabyte fassenden internen Festplatten. Außerdem liegt die Serverversion von Mac OS X 10.6 Snow Leopard bei.

Mac mini mit Snow Leopard Server: Ohne optisches Laufwerk, dafür aber mit RAID und Mac OS X Server.

Für die meisten Serveranwendungen in kleinen und mittleren Büros dürfte der Mini ausreichen. Einen ernsthaften Serverbetrieb in Produktionsumgebungen sollte man dem Mac mini mit Snow Leopard Server jedoch nicht zumuten. Selbst mit seinen zwei Festplatten ist es in Sachen Ausfallsicherheit um den Mini-Server nicht besonders gut bestellt. Als nachteilig erweist sich hier sogar das neue, intern verbaute Netzteil. Sollte dieses einem Defekt erliegen, muss man den Mini komplett zur Reparatur schicken. Ein Ausfall von mehreren Tagen bis Wochen droht. Bei den alten Servermodellen konnte man sich einfach externe Netzteile als Ersatzteile auf Lager legen und diese notfalls in wenigen Minuten selbst austauschen.

Die beiden Festplatten des Mac mini mit Snow Leopard Server konfigurieren wir mit dem Festplatten-Dienstprogramm als RAID 0, was alle Transferratentests deutlich beschleunigt. Die gemessenen Datenraten liegen im RAID-Betrieb bei 100 bis 200 Megabyte pro Sekunde. Ein exzellenter Wert.

Kaufempfehlung & Fazit

Zweifellos: Der neue Mac mini ist schick. Das schlanke und geschwungene Design lässt das Vorgängermodell daneben richtig altbacken aussehen. Nüchtern betrachtet, hat sich unter der Haube jedoch nur wenig getan. Da erscheint die Preissteigerung von 250 Euro beim Basismodell gegenüber dem Vorgänger nahezu unverschämt. Es scheint fast, als wolle Apple testen, wie weit man die Kundschaft auspressen kann. Einsteiger oder Windows-Umsteiger - das klassische Feld des Mac mini - wird man mit diesen Preisen jedenfalls nicht mehr gewinnen.

Einsteiger greifen lieber zum Mac mini Basismodell. Es ist ausreichend schnell und bietet für die meisten Anwender genügend Speicherplatz. Profis sind mit dem Mac mini mit Snow Leopard Server besser bedient. Die Möglichkeit einen RAID-Verbund einrichten zu können ist eine wirksame Maßnahme für eine höhere Datenverfügbarkeit. Was die Ausfallsicherheit angeht hat der neue Mac mini mit Snow Leopard Server durch sein internes Netzteil jedoch Federn gelassen. Ein Defekt führt hier zu einem Totalverlust, das Gerät ist erst einmal wochenlang bei der Reparatur.

Positiv: Weiter gesenkter Stromverbrauch aller Mac mini Modelle, schickes Design, internes Netzteil verringert Kabelwust

Negativ: Deutlich zu hoher Preis, SD-Karten-Slot ungünstig platziert, moderate Leistungssteigerung gegenüber Vorgängermodell

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Macwelt. (fho)