Intellisync ist nach der Übernahme von Nokia 2006 ein wenig von der Bildfläche verschwunden. Kaum einer hat den Launch der Version 8 mitbekommen, die allerdings potenziell für frischen Wind im Push-Bereich sorgen kann. Denn Nokia hat kräftig an den Features gearbeitet und beinahe unbeachtet eine starke Konkurrenz zu RIM und seinem BlackBerry-Dienst aufgestellt.
Aber kann die Lösung mit dem Pionier im Push-Mail-Segment mithalten? Wir haben uns die Nokia-Alternative in einem Praxistest angesehen. Als Ausgangspunkt diente uns Nokia Intellisync Wireless Email Express.Die Express-Version unterscheidet sich von Nokia Intellisync Wireless Email nur dadurch, dass sie von einem externen Anbieter gehostet wird. Die Standardversion installieren Sie direkt innerhalb Ihres Netzwerkes. Für den größten Teil des Tests verwendeten wir ein Nokia E61, die SyncML-Funktionen haben wir mit einem Sony Ericsson S700i getestet.
Das Update im zweiten Teil dieses Artikels beschäftigt sich eingehender mit der Verwaltung mobiler Geräte mittels Nokia Intellisync Device Management. Neben Notfallmaßnahmen (Device-Lock, Device-Wipe) können Administratoren darüber auch eine Inventarisierung der vorhandenen Smartphones, Software-Deployment-Maßnahmen oder unternehmensweite Konfigurationen vornehmen.
Was kann Intellisync Wireless Mail?
Intellisync Wireless Mail hat es inzwischen zu einer beachtlichen Feature-Vielfalt gebracht. Die Software synchronisiert Kontakte und Termine, zudem werden E-Mail-Nachrichten per Push synchronisiert. Ein weiterer Vorteil ist die Verwaltung von Geräten. Zwar lassen sich in der getesteten Express-Version keine Over-the-Air-Updates realisieren, aber ein Remote-Wipe, beispielsweise im Falle eines Diebstahls, ist problemlos möglich.
Was Wireless Mail von BlackBerry und Microsoft so massiv unterscheidet, ist die Vielfalt der unterstützten Geräte. Auf der Server-Seite unterstützt die Software neben Exchange, Groupwise oder Domino auch den Datenimport via IMAP und POP3. Microsoft kennt hier nur seine Exchange-Lösung.
Ebenso riesig ist die Unterstützung auf der Endgeräte-Seite. Egal ob Symbian, Windows Mobile oder Palm. Das ist aber noch nicht alles. Intellisync gleicht Daten auch per SyncML ab, ein Protokoll, das inzwischen fast jedes Handy unterstützt. Darüber hinaus gibt es Java-fähige Clients, sodass beinahe alle aktuellen Smartphones Intellisync-fähig sind, egal ob von Nokia oder nicht. Das ist eine Gerätebasis, von der beispielsweise RIM nur träumen kann.
Außerdem stellt Intellisync Wireless Mail ein praktisches und intuitives Webinterface zur Verfügung. Sämtliche Funktionen, von E-Mails bis hin zur Notizverwaltung, lassen sich darüber regeln. Hier richten Sie auch neue Geräte ein oder legen die zu synchronisierenden Konten fest.
Killer-Feature: Push-E-Mail
Push-Mail kommt in den letzten Jahren immer mehr in Mode. Dabei beschränkt sich die Technologie nicht mehr nur auf die Business-Ebene, denn sogar RIM bietet inzwischen Consumer-taugliche Geräte und gehostete Push-Lösungen. Hier ist der Markt auch stark mit Mitbewerbern besetzt, wie auch unser Artikel „Test: Preisgünstige Push-Mail-Lösungen“ zeigt.
Nokia leistet sich hier mit Intellisync Wireless Mail keine Schwäche. Eingehende E-Mails werden zügig auf die Endgeräte transportiert. Im Praxistest lag der Zeitraum vom Absenden bis Empfangen im Durchschnitt bei einer bis drei Minuten, also völlig innerhalb der Toleranz.
Anhänge werden auf Wunsch ebenfalls mit übertragen, allerdings liegt es an den Fähigkeiten des Endgeräts, ob auch wirklich alles angeschaut werden kann. Hier zeigt sich auch schon eine Schwachstelle von Intellisync Wireless Mail: Die Konkurrenz von RIM oder Microsoft hat Kontrolle über die kompatiblen Endgeräte; bei Nokia muss der User unter Umständen selbst die passende Software nachinstallieren.
In unserer Testumgebung hatten wir Zugriff auf einen extra zur Verfügung gestellten Exchange-Server. Zusätzlich testeten wir auch den Mail-Zugriff über POP3 (Google Mail) und IMAP (Web.de). Beide Male wurden die Provider sofort erkannt, die Einrichtung hat Intellisync Wireless Mail automatisch vorgenommen. Die manuelle Installation ist harmlos, neue Konten sind – sämtliche Daten vorausgesetzt – schnell eingerichtet. Mittels Filterfunktionen lässt sich außerdem steuern, welche Daten übertragen werden sollen.
Termine und Kontakte
Push-Mail-Anbieter gibt es mittlerweile viele am Markt. Die wenigsten können allerdings auch Kontakte und Termine verwalten. Intellisync Wireless Mail kann auch hier seine Trümpfe ausspielen und liegt ungefähr auf dem Niveau mit RIM.
Aktuelle Kalenderdaten werden in Groupware-Umgebungen erkannt und auf das Endgerät übertragen, ebenso Änderungen der Daten. Interessant sind die Features von „TerminePlus“, mit dem sich eine Reise zu einem Treffpunkt planen lässt oder das über die aktuelle Wetterlage am Konferenzort informiert. Vor allem die viel beschworenen Roadwarrior haben durch die Zusatzfunktionen einen deutlichen Komfortgewinn. Lebensnotwendig sind die Informationen zwar nicht, aber eine praktische Zugabe.
Die Kontaktverwaltung orientiert sich an aktuellen E-Mail-Programmen, etwa Outlook. Als neuer Nutzer findet man sich schnell zurecht, das Nachbearbeiten von Kontakten ist problemlos möglich. Hinter dem Bearbeiten-Button findet sich eine Maske mit umfangreichen Eingabemöglichkeiten. Das reicht von mehrfachen E-Mail-Adressen über persönliche Informationen wie Geburtstage bis hin zum Kontaktfoto.
Notizen, Aufgaben und Reiseinformationen
Sich einen Überblick über die aktuell anstehenden Aufgaben zu verschaffen, ist vielen beinahe ebenso wichtig, wie die weitergeleitete E-Mail. Daher gleicht Intellisync Wireless Mail im To-do-Modul die anstehenden und abgearbeiteten Aufgaben mit Handy und Groupware ab. Zusätzlich lassen sich die jeweiligen Daten im Webinterface ändern und anpassen.
Wer sich viele Dinge digital im Handy aufschreibt, der wird um die Notizfunktion dankbar sein, die hinterlegte digitale Merkzettel speichert und überträgt.
Ebenfalls praktisch ist die bereits weiter oben angesprochene Reiseinformation. Neben den aktuellen Wetterinformationen lassen sich über „TerminePlus“ etwa Wegbeschreibungen zu Ihren Terminen automatisch generieren und übertragen. Zudem ist es beispielsweise möglich, Erinnerungen an Mobiltelefone zu senden.
Verwalten und Einrichten der Geräte in Wireless Mail
Die Konfiguration unseres Geräts nahmen wir komplett über das Webinterface vor. Sobald ein neues Smartphone eingerichtet wird, das Intellisync Wireless Mail komplett unterstützt, generiert die Software ein entsprechendes Installationspaket, das entweder Over-the-Air direkt auf das Gerät gesendet oder lokal zwischengespeichert und installiert wird.
In diesem Datenpaket ist der komplette lokale Intellisync-Client enthalten. Dieser ist bereits mit allen Konfigurationsdetails versehen und verbindet sich nach Eingabe von Benutzernamen und Passwort direkt mit dem Server. Bei unserem Testgerät konnte sich die Software zusätzlich mit in den Posteingang und die Kontaktverwaltung einklinken. Der User selbst merkt dabei kaum noch, ob Nachrichten oder Kontakte lokal verwaltet werden oder per Intellisync Wireless Mail ankommen.
Die Konfiguration anderer Geräte, etwa SyncML, müssen lokal vorgenommen werden. Richten Sie lediglich ein Alarmgerät ein, so reicht es, E-Mail oder Rufnummer einzugeben.
Was tun bei Diebstahl?
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Diebstahlsicherung. Nokia leistet hier hervorragende Arbeit. Per Webinterface können drei verschiedene Aktionen ausgeführt werden. In allen drei Fällen stößt der Server sofort eine Synchronisation an, die vom User unbemerkt bleibt.
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Nur PIM- und E-Mail-Daten löschen: Intellisync Wireless Mail entfernt sämtliche synchronisierten Daten auf dem jeweiligen Endgerät. Das Löschen lässt sich nicht rückgängig machen.
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Hardreset: Wie der Name schon sagt, wird das Gerät komplett gelöscht und in den Ausgangszustand zurückgesetzt. Der Hardreset lässt sich ebenfalls nicht rückgängig machen.
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Gerät sperren: Der Administrator sperrt das Gerät mit einem beliebigen Kennwort.
Diese Sicherheits-Features funktionieren allerdings nur, wenn auf dem Gerät direkt der Intellisync-Client installiert ist. Im Test ging das Löschen aller Daten in extrem kurzer Zeit und vom potenziellen Dieb völlig unbemerkt über die Bühne.
Kosten: Noch undurchsichtiger Tarifdschungel
Einer der größten Nachteile von Intellisync ist die derzeit sehr verworrene Kostenstruktur. Nokia konnte uns selbst auf Nachfrage keine genauen Angaben machen, dass sich sämtliche Kosten nach Anzahl der Lizenzen, eingesetzten Modulen sowie Implementierung richten. Hier ist noch massive Arbeit gefordert, damit Interessierte nicht durch diesen undurchsichtigen Kostendschungel abgeschreckt werden. Denn der User hat keine Möglichkeit, Angebote der jeweiligen Systemhäuser zentral zu vergleichen. Es erfordert also einiges an Arbeitszeit, die mancher einfach nicht zur Verfügung hat. Als Hilfe gibt es wenigstens eine Übersicht der Nokia-Partner.
Ein möglicher Anfang ist das Programm „Intellisync in the Box“. Dieses läuft bis Ende 2007 und enthält die gehostete Version von Intellisync samt zehn Lizenzen. Abgewickelt werden die Pakete über das Systemhaus Bomt.de. Bomt verlangt beispielsweise pro Lizenz und Intellisync-Account 20 Euro im Monat. Die Übertragungen sind verschlüsselt, laut Systemhaus hat niemand Einblick in die Mails.
Dennoch sollte sich Nokia schleunigst zu einer einheitlichen Tarifstruktur durchringen, wenn es in der direkten Konkurrenz zu RIM bestehen will.
Fazit Intellisync Wireless Mail: Solide Alternative
Intellisync ist die erste Push-Applikation, die RIM und BlackBerry ernsthaft gefährlich werden könnte. Nokia liefert ein komplettes Paket, das sich nicht nur auf die Übertragung von E-Mails beschränkt, sondern auch Kontaktverwaltung, Terminplanung und Gerätemanagement vereint. Zudem lässt sich die Software innerhalb des Netzwerkes einsetzen, ein externer ausländischer Server wie bei BlackBerry ist nicht nötig. Durch die Express-Version können aber auch kleinere Betriebe von der Lösung profitieren, wenn ihr Sicherheitskonzept die Integration eines externen Dienstleisters erlaubt. Zusätzlich ist Push-Mail nicht alles. Mit weiteren Paketen lässt sich beispielsweise auch der Remote-Zugriff auf CRM-Datenbanken realisieren.
Beeindruckend ist aber vor allem die breite Basis an mobilen Endgeräten. Nahezu jedes Handy (ausgenommen die BlackBerrys) lässt sich mit Intellisync einsetzen. Das spart Einarbeitungszeit für die User und schafft Unabhängigkeit.
Gerade diese breite Basis kann aber auch ein Nachteil sein. RIM bietet im Gegensatz zu Nokia ein in sich geschlossenes System, bei dem alle Variablen bekannt und gegenseitig zertifiziert sind. Vor allem, wenn jemand auf exotische Geräte besteht, könnten sich hier Schwachstellen und Sicherheitslücken auftun. Die Unterstützung für SyncML ist ebenfalls ein zweischneidiges Schwert, da damit zwar noch mehr Geräte erreichbar sind, diese auf der anderen Seite aber nicht in die Sicherheitsinfrastruktur eingebunden werden. Im Falle eines Diebstahls können dadurch also Firmeninterna in falsche Hände geraten.
Negativ ist aber die undurchsichtige Tarifstruktur. Interessierte Anwender müssen eine Menge Zeit investieren, um an geeignete Tarifpakete zu gelangen. Hier muss Nokia dringend aufräumen und die Kosten transparenter und kundenfreundlicher gestalten.
Dennoch sollte jeder, der sich den Einsatz einer Push-Lösung überlegt, Intellisync genauer unter die Lupe nehmen. Die Software ist vielseitig, intuitiv bedienbar und bietet eine komplette Alternative zu RIM und BlackBerry.
Neu: Geräteverwaltung mittels Intellisync Device Management
Zunächst ist wichtig zu verstehen, dass Intellisync Device Management mit der Intellisync Wireless Mail-Suite nur sehr wenig zu tun hat. Letztere besitzt zwar ebenfalls Verwaltungsoptionen, die Hauptaufgabe ist aber Mobile E-Mail. Device Management dagegen soll in erster Linie die ausgegebenen Smartphones verwalten und sie im besten Fall vom ersten Einschalten bis zur Ausmusterung begleiten.
Um ein Gerät in den Manager aufnehmen zu können, muss zunächst ein Account angelegt werden. Dabei werden unter anderem die IMEI und die Telefonnummer des Smartphones hinterlegt. Die notwendigen Nutzerdetails lassen sich direkt auf dem Server anlegen, können allerdings auch via LDAP importiert werden.
Anschließend schickt das System eine Konfigurations-SMS, die alle notwendigen Informationen für die Koppelung mit dem Server enthält. Zusätzlich erhält das Gerät die Informationen, wo das Sicherheitszertifikat des Servers hinterlegt ist, das ebenfalls installiert werden muss. Meldet sich das Gerät erstmals am Server an, erstellt der Device Manager ein Profil, das unter anderem Informationen zur Hardware, installierte Software und Firmware enthält.
Neu: Verwaltung von Geräten
Die Verwaltung der Smartphones läuft anschließend aufgabenbasiert ab. Ein mit den entsprechenden Rechten ausgestatteter Nutzer kann neue Aufgaben (Tasks) anlegen, die dann abgearbeitet werden. Die Tasks selbst können dabei flexibel sein. Die Aufgaben können vom Ausrollen einer Corporate Policy über die Konfiguration eines mobilen E-Mail-Kontos bis zur Installation von Software reichen. Auch SIP-Informationen oder WLAN-Zugangsdaten lassen sich über diesen Weg verbreiten.
Nokia liefert bereits eine Reihe von fertigen Tasks mit, jede neu angelegte Aufgabe kann aber zusätzlich als Template gespeichert werden. So können Administratoren sicherstellen, dass immer die gleiche Routine eingesetzt wird. Je nach Wichtigkeit des Tasks wird schließlich die Priorität gewählt. Diese bestimmt die Reihenfolge, wie die Aufgaben abgearbeitet werden. Zuletzt wird die Aufgabe ein letztes Mal angezeigt und der Admin kann wählen, ob er auf die nächste Verbindung des Gerätes warten will oder sofort eine Verbindung hergestellt werden soll.
Die ausgeführten Tasks werden anschließend im Profil eines jeden Gerätes hinterlegt, sodass sich jederzeit der Status jedes angeschlossenen Smartphones überprüfen lässt.
Neben den normalen Aufgaben gibt es auch noch erweiterte, die größtenteils im Notfall angewendet werden. Hier finden sich beispielsweise Aktionen wie „Lock Device“ oder „Wipe Device“ für den Fall eines Verlusts.
Neu: Fazit: Vielseitige Geräteverwaltung
Wie auch bei der Mail-Version von Intellisync besitzt Nokia den großen Vorteil, mit einer ganzen Reihe von Geräten arbeiten zu können. So lassen sich Policies relativ leicht auch auf dienstliche Handys ausweiten, die zwar keine E-Mails empfangen, im Zweifel aber dennoch sensitive Daten wie interne Telefonbücher enthalten können. Die Bandbreite der unterstützten Geräte ist enorm. Neben Nokia-Geräten sind auch Windows-Mobile-basierte Smartphones und sogar BlackBerrys kompatibel. Für all diese Geräte ist allerdings die Installation eines mobilen Clients Voraussetzung.
Anders, wenn ein Handy OMA DM unterstützt. Dabei handelt es sich um den Device Management Standard der Open Mobile Alliance. Ist das Gerät dazu kompatibel, muss kein lokaler Client installiert werden. Unter anderem unterstützen diverse Sony-Ericsson- und eine ganze Reihe an Nokia-Geräten den Standard.
Nachteil ist wie bei Intellisync Mail die undurchsichtige Kostenstruktur. Auch die Vielseitigkeit ist zweischneidig. Zwar deckt sie flexibel eine große Anzahl bestehender Geräte ab, geschlossene Systeme wie BlackBerry haben allerdings den Vorteil, dass es eine einheitliche Struktur gibt. Wer also schon eine große Basis an verschiedenen Mobilfunkgeräten in der Firma hat und diese einheitlich verwalten will, sollte sich Intellisync Device Management ansehen. (mja)