2,5-Zoll-SATA-Festplatte mit 4 GByte Flash

Test: Hybrid-Festplatte Seagate Momentus XT

08.06.2010 von Christian Vilsbeck
Seagate bietet mit dem 2,5-Zoll-Laufwerk Momentus XT eine neue Hybrid-Festplatte an. Ein zusätzlich integrierter 4-GByte-Flash-Speicher sorgt für mehr Geschwindigkeit. Im TecChannel-Test vergleichen wir die Momentus XT mit einer Festplatte und SSDs.

Produktdaten: Erste Hybrid-Festplatten gab es bereits Mitte 2007 auf dem Markt. Die damaligen 2,5-Zoll-Laufwerke wurden von einem 256 MByte großen Flash-Speicher unterstützt. Allerdings wurde zu oft von Problemen berichtet, der Erfolg blieb aus. Insbesondere die notwendigen Treiber waren im Zusammenspiel mit dem Betriebssystem nicht ausgereift. Mit der neuen Momentus XT versucht Seagate die Vorteile von Festplatten und Solid State Disk in einem Laufwerk zu verbinden: Hohe Kapazitäten zu günstigen Preisen und gleichzeitig einen deutlichen Geschwindigkeitsschub. Mit der Momentus XT bietet Seagate eine neue Hybrid-Festplatten mit einem 4 GByte großen Flash-Speicher an – realisiert mit schnellem SLC-NANDs. Seagate bezeichnet seine Hybrid-Technik als „ Adaptive Memory“. Häufig benutzte Daten schiebt die Festplatte damit automatisch in den Flash-Speicher, um Lesevorgänge zu beschleunigen. Adaptive Memory funktioniert ohne Treiber und unabhängig vom Betriebssystem. Die Momentus XT wird vom System als normale Festplatte identifiziert und eingebunden.

Seagate bietet die Momentus XT mit Kapazitäten von 250, 320 und 500 GByte an. Im kleinen Modell reicht hierfür eine Magnetscheibe, in der 320- und 500-GByte-Variante verbaut Seagate zwei Scheiben. Einen „normalen“ Cache von 32 MByte besitzt die Momentus XT ebenfalls. Von den verwendeten Magnetscheiben entspricht die Momentus XT der Momentus 7200.4. Als Cache verfügt die 7200.4 jedoch nur 16 MByte. Auch bei der Leistungsaufnahme unterscheiden sich die Laufwerke mit 0,8 Watt im Leerlauf und 2,2 Watt im Suchmodus kaum.

Geschwindigkeit: Laut Seagate soll die Momentus XT den Bootvorgang des Betriebssystems gegenüber einer normalen 5400er Festplatte um bis zu 100 Prozent beschleunigen. Bei einem neu installierten Betriebssystem wie beispielsweise Windows Vista kann davon allerdings nicht die Rede sein. Das Betriebssystem bootet mit der Momentus XT in 25 Sekunden, eine Momentus 7200.4 benötigt mit 27 Sekunden nur geringfügig mehr Zeit. Selbst mit einer Top-SSD wie der OCZ Vertex 2 Pro werden 21 Sekunden nicht unterschritten. Die Momentus XT gewinnt gegenüber der „normalen“ Momentus deutlich, wenn nach dem Bootvorgang noch viele Autostart-Applikationen geladen werden.

Betrachtet man die reinen sequenziellen Transferraten der Momentus XT, so ermöglichen die Magnetscheiben einen maximalen Lesetransfer von 99 MByte/s. Damit liegt sie ziemlich genau auf dem Niveau der bauähnlichen Momentus 7200.4. Beim Zonenschreiben verhält es sich mit maximal 100 MByte/s ähnlich. Beim Zonenlesen hat der Cache/Flash-Speicher keinen Einfluss auf die Performance. Spürbar mehr Geschwindigkeit schafft die Hybrid-Festplatte bei unseren Praxisbenchmarks. Beim typischen Lesen von Dateien unterschiedlicher Größe zieht die Momentus XT der Momentus 7200.4 um 21 Prozent davon. Beim Kopiervorgang schlägt die Hybrid-Festplatte die Normalversion sogar mit 33 Prozent mehr Geschwindigkeit. Wenig Unterschied ergibt sich kaum überraschend beim Schreiben von Dateien (29 v. 27 MByte/s) – bei der Hybrid-Platte müssen die Schreibvorgänge immer auch auf der Magnetscheibe erfolgen. Der Unterschied lässt sich durch den 32 MByte großen Cache erklären, die 7200.4er besitzt nur 16 MByte. Gegen Solid State Disks hat die Momentus XT allerdings weiterhin keine Chance. Topmodelle wie die OCZ Vertex 2 Pro erreichen in unserem Praxistest mit Lesen, Schreiben und Kopieren von Dateien unterschiedlicher Größe die dreifache Performance.

Geht es um die Gesamtleistung eines Systems, so kann die Momentus XT Seagates Aussagen erfüllen. Unsere Plattform arbeitet beim System-Benchmark SYSmark2007 mit der Hybrid-Festplatte 11 Prozent schneller als mit der Momentus 7200.4 – ähnliche Werte gibt der Hersteller an. Die schnellsten SSDs erwirken gegenüber der Momentus 7200.4 bis zu 24 Prozent mehr Geschwindigkeit. In einzelnen Szenarien wie „Video Creation“ zieht die Momentus XT der 7200.4 um 23 Prozent davon - das Hybrid-Drive platziert sich zwischen den SSDs.

Fazit & technische Daten

Die Seagate Momentus XT sorgt für 11 Prozent mehr Systemleistung – gegenüber der normalen Festplatte. Ein guter Wert, angesichts des geringen Anteils des Storage-Subsystems an der Gesamtleistung eines Rechners. Beim Lesen und Kopieren von Dateien wird der Vorteil des Hybrid-Drives mit 21 und 33 Prozent mehr Durchsatz schon deutlicher.

Seagate Momentus XT: Die Seagate Momentus XT kombiniert klassische Festplattentechnologie mit einem 4 GByte Flash-Speicher.

Der Geschwindigkeitsgewinn durch das Hybrid-Drive wird allerdings erst bei der alltäglichen Arbeit ersichtlich. Wer mit vielen Anwendungen parallel arbeitet, diese x-mal öffnet und schließt, erhält mit der Momentus XT – ähnliche wie bei einer SSD – deutlich flinkere Reaktionszeiten. Hier befindet sich die Hybrid-Festplatte in ihrem Metier, weil sie häufig benötigte Programme und Daten einfach im 4 GByte großen Flash-Speicher vorrätig hält. Bremsende Festplattenzugriffe bleiben meist aus.

Eine Bewertung der Momentus XT nur durch System-Benchmarks hebt somit nur teilweise den Vorteil der Hybrid-Festplatte heraus. Der Aufpreis von zirka 50 Euro für die Momentus XT gegenüber einer normalen 7200er 2,5-Zoll-Festplatte gleicher Kapazität ist vor allem bei Anwendern sinnvoll investiert, die intensiv mit vielen Programmen arbeiten. Höchste Geschwindigkeit gibt es natürlich weiterhin bei Solid State Disks, die zudem geräuschlos und ohne merkliche Wärmeentwicklung im Notebook agieren. Allerdings sind insbesondere die Topmodelle mit über 500 Euro für 128 GByte nach wie vor sehr teuer.

Quickinfo

Produkt

Seagate Momentus XT ST93205620AS

Hersteller

Seagate

Schnittstelle

SATA 300

Drehzahl

7200 U/min

Flash-Speicher

4 GByte SLC-NAND

Cache

32 MByte

Kapazität

320 GByte

Preis (Stand: 08.06.10)

110 Euro

Alternativen

Auf dem Hybrid-Markt der 2,5-Zoll-Festplatten agiert Seagate mit der Momentus XT ohne große Konkurrenz. Bei herkömmlichen 2,5-Zoll-Festplatten können wir neben der Seagate Momentus 7200.4 insbesondere die Hitachis Travelstar 7K500 und Toshiba MK5056GSY empfehlen. Die 500-GByte-Festplatten leisten sich keine Schwäche und überzeugen mit ihrer Performance.

Soll es eine Solid State Disk sein und das Budget ist auf rund 100 Euro begrenzt, so kann zu Intels X25-V gegriffen werden. Empfehlen lässt sich die SSD durch die knappe Kapazität von nur 40 GByte aber nur für den Einsatzzweck als Boot-Platte im Desktop-PC oder als Leisetreter im Netbook oder Notebook, wo keine Kapazitätsansprüche entstehen. Die Leseleistung des Laufwerks liegt sowohl im sequenziellen als auch im Praxisbetrieb auf einem sehr hohen Niveau – weit schneller als 2,5-Zoll-Festplatten und das Hybrid-Modell. Deutliche Abstriche müssen bei der Schreibleistung hingenommen werden. Jedoch agiert die Intel X25-V auch beim Schreiben im typischen Praxisbetrieb immer noch flinker als die Momentus XT und handelsübliche 2,5-Zoll-Festplatten.

Die insgesamt beste Performance im typischen Alltagsbetrieb mit gebräuchlichen Anwendungen bietet die OCZ Vertex 2 Pro. Vor allem in unseren Praxis-Benchmarks beim wichtigen Lesen, Schreiben und Kopieren von Dateien unterschiedlicher Größe erreicht die Vertex 2 Pro Transferraten, die dreimal höher sind als bei der Hybrid-Festplatte Momentus XT. Für 100 GByte Kapazität muss aber auch der zirka 4,5-fache Preis gezahlt werden.

Alle Einzeltests von Mobile-Festplatten haben wir auf unserer Übersichtsseite für 2,5-Zoll-Festplatten zusammengestellt. Unsere Übersichtsseite für Solid State Disks fasst alle getesteten SSDs zusammen. (cvi)