Unglaubliches Android-Smartphone?

Test - HTC Incredible S

21.06.2011 von Moritz Jäger
Mit dem Incredible S erweitert HTC das Angebot um ein Smartphone mit einem Vier-Zoll-Touchscreen und Android 2.3 Gingerbread. TecChannel hat das Smartphone mit dem unglaublichen Namen getestet.

Das HTC Incredible S siedelt der taiwanesische Hersteller zwischen seiner populären Desire-Serie und dem Desire HD an. Der Grund für diese Einordnung liegt am Touchscreen: Dieser bietet eine Bildschirmdiagonale von 10,1 cm (4 Zoll) und ist damit größer als beim aktuellen Desire S (9,4 cm) aber kleiner als beim Desire HD (10,9 cm). So hat man den Vorteil eines relativ großen Bildschirms, ohne die vergleichsweise riesigen Abmessungen des Desire HD - mit 64 mm x 11,7 mm x 120 mm ist das Incredible S nur geringfügig größer als etwa das HTC Desire.

Ein weiterer Vorteil gegenüber dem Desire HD: HTC stellt für das Incredible S bereits Android 2.3, Codename Gingerbread, zur Verfügung, im Test ließ sich dieses problemlos aus dem Web herunterladen und über Android 2.2 installieren. Gingerbread bringt zahlreiche Neuerungen, so wurde beispielsweise die Nutzeroberfläche überarbeitet und der Stromverbrauch optimiert. Eine detaillierte Übersicht dazu finden Sie im Artikel Android 2.3 Gingerbread im Überblick.

Das Smartphone liegt gut in der Hand, mit 135,5 Gramm ist es auch nicht zu schwer. Die Haptik ist angenehm, was vor allem am metallenen Gehäuse und den Konturen auf der Rückseite liegt. Der Akkudeckel lässt sich komplett abnehmen, HTC verzichtet also auf das Unibody-Design, das andere aktuelle Smartphones verwenden. Unter der Abdeckung ist Platz für einen 1450 mAh-Akku, die SIM sowie die Micro-SD-Karte. Letztere kann beim Incredible S gewechselt werden, ohne dass man dafür den Akku herausnehmen muss.

Incredible S: Die Rückseite des Smartphones besticht durch sein Design.

Am oberen Ende der Rückseite ist die Kamera samt Dual-LED-Blitzlicht angebracht. Das Incredible S nimmt Bilder mit bis zu 8 Megapixeln sowie Videos mit 720p auf. Die Kamera löst schnell aus, für Schnappschüsse fehlt aber ein dedizierter Knopf am Gehäuse, der die entsprechende Anwendung schnell startet. Bei voller Auflösung rauschen die Fotos allerdings deutlich - wer hauptsächlich Bilder ins Web stellen will, findet im Incredible S aber eine brauchbare Kamera. Eine zweite Kamera sitzt auf der Vorderseite - damit sollen Videotelefonate möglich sein, allerdings unterstützen nur weniger bekannte Messenger wie Fring oder Tango die Funktion. Skype und Google Talk wollen das wohl mittelfristig nachliefern - bis dahin nutzt HTC die Frontkamera für Apps wie den "Spiegel".

Im Inneren des Incredible S gibt es kaum Überraschungen, das Smartphone entspricht dem aktuellen Pflichtprogramm: Angetrieben wird es von einer Single-Core-CPU von Qualcomm, die Taktfrequenz liegt bei einem GHz. Dazu stehen 768 MByte Arbeitsspeicher zur Verfügung, ebenso wie 1,1 GByte an internem Speicher, der sich per MicroSD-Karten erweitern lässt. Neben Bluetooth 2.1 + EDR steht für die lokale Kommunikation auch WiFi nach 802.11n zur Verfügung, allerdings nur im 2,4 GHz-Bereich. Unterwegs kann das Incredible S per UMTS, HSDPA und HSUPA auf das Internet zugreifen. Je nach Ausbau des Netzes können Daten mit bis zu 14,4 MBit/s aus dem Web geladen werden, der maximale Upload liegt bei 5,76 MByte/s. Ein GPS-Modul ist ebenfalls an Bord, ebenso wie verschiedene Sensoren, etwa für Umgebungslicht, Lage oder Beschleunigung.

Bildergalerie: HTC Incredible S
HTC Incredible S im Test
Die Frontansicht des Incredible S. Am unteren Ende des Displays sind die vier Sensortasten.
HTC Incredible S im Test
Die Rückseite des Smartphones, am oberen Ende ist die Kamera und der Dual-LED-Blitz.
HTC Incredible S im Test
Der Akku des Incredible S - am unteren Ende links ist der Einschub für die Speicherkarte.
HTC Incredible S im Test
Am oberen Ende ist der Anschlüss für das Headset oder die Kopfhörer.
HTC Incredible S im Test
Die Seitenansicht mit dem Micro-USB-Anschluss.
HTC Incredible S im Test
Das Design des Incredible S
HTC Incredible S im Test
Durch den Metalldeckel liegt das Incredible S gut in der Hand und fühlt sich angenehm an.

Incredible S in der Praxis

Zusammen mit dem Update auf Android 2.3 wird auch die vorinstallierte Oberfläche, HTC Sense, auf Version 2.1 aktualisiert. HTC Sense gilt inzwischen zu Recht als eine der besten Nutzeroberflächen für Android - besonders die Widgets für Uhrzeit, Wecker, Time oder das Wetter sind gut gemacht. Neu in dieser Version ist, dass auch das App-Menü überarbeitet wird: Anwendungen lassen sich damit sortieren, HTC Sense kann wahlweise Alle Apps, häufig genutzte Anwendungen oder nur vom Nutzer heruntergeladene Android-Apps anzeigen. Vor allem, wer viele Apps nachträglich installiert, dem hilft das bei der Übersicht.

Beim Thema E-Mail, Kalender und Kontaktverwaltung gibt es wenig Neues: Neben den Diensten von Google werden POP/IMAP und Microsoft Exchange unterstützt - letzterer auch in der aktuellen Version 2010. So konnten wir das Gerät mit Office 365 koppeln, der Vorgang schlug bei einem Android 2.2 FroYo-Testgerät noch fehl. Gängige Office-Dokumente lassen sich anzeigen und bearbeiten. Das reicht, um beispielweise in einer Präsentation, einem Dokument oder einer Tabelle eine Änderung vorzunehmen oder einen Fehler zu korrigieren. Sind mehrere Konten mit dem Smartphone verknüpft, integriert Android Termine und Kontakte automatisch in eine zentrale Ansicht. Android unterstützt dabei mehrere Exchange-Konten, anders als etwa das kürzlich getestete Nokia E7.

Kontenverwaltung: Android kann die verschiedenen Konten in eine Kontaktverwaltung und einen Kalender integrieren - lediglich E-Mails sind zwischen Exchange und Googlemail getrennt.

Spätestens beim Browser macht sich das große Display bemerkbar: Vor allem in der Queransicht ist es mit dem Incredible eine wahre Freude, im Web zu surfen. Das Display reagiert dabei schnell auf Zoom-Gesten, alternativ vergrößert ein doppeltes Tippen den aktuellen Bildausschnitt. Beim HTML5-Test erzielt der Android-Browser immerhin 182 von 400 Punkten und liegt damit bei mobilen Geräten im Mittelfeld, aber hinter dem aktuellen iOS-Geräten oder dem BlackBerry Playbook. Dafür lässt sich anders als bei iOS, ein Flash Client installieren. Adobe Flash 10.3 funktioniert in Kombination mit der GHz-CPU sowie dem Arbeitsspeicher überraschend gut. Nicht nur einfache Videos wie YouTube lassen sich wiedergeben, auch der Zugriff auf die ZDF-Mediathek klappte in der Praxis gut. Allerdings ist Flash auf den Browser limitiert, andere Apps wie etwa Facebook leiten bei der Wiedergabe auf diesen um und können Flash-Inhalte nicht direkt wiedergeben.

Multimedia-Inhalte spielt das Incredible S auch ab - wer auf Kopfhörer besitzt, kann sogar mit virtuellem Surroundklang nach SRS WOW Mobile anhören. Bei den Formaten gibt es kaum Experimente, aac, .amr, .ogg, .m4a, .mid, .mp3, .wav und .wma sind für Audio an Bord, Videos werden direkt abgespielt, wenn sie in den Formaten 3gp, .3g2, .mp4 oder .wmv vorliegen.

Akku-Laufzeit

Ein großer Nachteil des Incredible S ist allerdings der Stromverbrauch. Im Test hielt das Gerät bei normaler Nutzung (Displaybeleuchtung automatisch, 3G aktiv, E-Mail-Synchronisation an, GPS aus) maximal einen Tag durch.

Sobald die Akkuanzeige von Grün auf Gelb wechselte, hatten wir im Praxistest nur noch maximal 3 Stunden Zeit, eine Lademöglichkeit zu finden. Vor allem, wenn man abends noch unterwegs ist und Dienste wie Foursquare oder Facebook intensiv nutzt, leert das den Akku schnell. Der Akku bietet eine Kapazität von 1450 mAh - das ist genauso viel wie beim Desire S, das damit aber einen deutlich kleineren Bildschirm - der Stromfresser Nummer 1 - beliefern muss. Ein größerer Akku wäre beim Incredible S wünschenswert.

Bildergalerie: Android 2.3
Android auf dem Incredible S
Der Home-Screen auf dem Incredible S.
Android auf dem Incredible S
Das App-Menü mit allen Applikationen....
Android auf dem Incredible S
.... den am häufigsten genutzten Apps....
Android auf dem Incredible S
... und den heruntergeladenen Anwendungen.
Android auf dem Incredible S
Ein Teil der unterstützten Konten - mit Android sind auch mehrere Exchange-Einträge gleichzeitig möglich.
Android auf dem Incredible S
Die Exchange-Konten lassen sich in der Mail App einzeln durchschalten.
Android auf dem Incredible S
Bei mehreren Konten werden die Daten in ein Verzeichnis integriert.
Android auf dem Incredible S
Die mobile Ansicht des TecChannels....
Android auf dem Incredible S
.... die Web-Ansicht im Querformat....
Android auf dem Incredible S
... und im Hochformat.
Android auf dem Incredible S
Die Software-Infos.
Android auf dem Incredible S
Die Mobile Hotspot App von HTC.
Android auf dem Incredible S
Das Dropdown-Menü von HTC Sense zeigt neben Informationen und Benachrichtigungen auch die zuletzt genutzten Anwendungen....
Android auf dem Incredible S
... und bietet einen Schnellzugriff auf die wichtigsten Funktionen des Smartphones.

Fazit: Solider Androide mit Stromhunger

Beim Incredible S schafft HTC einen guten Spagat zwischen Displaygröße und den Abmessungen des Smartphones. Besonders das Browsen im Web macht mit dem Incredible S viel Spaß, der Bildschirm ist dafür ideal geeignet. Auch Spiele wie Angry Birds gewinnen dadurch. Wer viele Apps installiert, der profitiert außerdem von dem relativ großen internen Speicher des Smartphones. Zwar kann man seit FroYo auch Anwendungen auch auf die Speicherkarte auslagern, dennoch benötigen diese dennoch Platz im internen Speicher - außerdem lassen sich einige Apps gar nicht auslagern.

Surf-Gerät: Beim Surfen macht sich das große Display bezahlt.

Allerdings hat der Hardwareaufwand auch seinen Preis: Das Incredible S kostet als unverbindliche Preisempfehlung 539 Euro - bei Amazon ist das Gerät zwar ab 435 Euro zu haben (Stand: Mitte Juni 2011), mit Ausnahme von E-Plus hat es allerdings keiner der großen Mobilfunkanbieter im Programm.

Bildergalerie: HTC Incredible S
HTC Incredible S
HTC Incredible S

Technische Daten des Incredible S

Hardware

Prozessor

1000 MHz

Speicher

intern: 1,1 GByte
RAM: 768 MByte

Erweiterungs-Slot

Ja

Display

480 x 800 Bildpunkte

Größe (H x B x T)

120 x 64 x 11,7 mm

Gewicht

135,5 Gramm inklusive Akku

Akku

1450 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GSM / GPRS / EDGE / UMTS / HSDPA / HSUPA

WLAN / GPS

ja / ja

Bluetooth

ja, 2.1 + EDR

Schnittstelle

Micro-USB

Synchronisation

Exchange, Google, Yahoo usw

Betriebssystem

Android 2.3

Vertrieb und Preis

Hersteller

HTC

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

Ab 1,00 Euro (FreenetMobile, 435 Euro mit monatlicher Zuzahlung)

ohne Vertrag (UVP)

Amazon: 435 Euro (UVP: 539 Euro)

Vertrieb

E-Plus, Freenet