Test: HSDPA mit 3,6 Mbit/s - Die erste schnelle Karte in der Praxis

27.10.2006 von Malte Jeschke und Moritz Jäger
Vodafone legt nach und rüstet sein HSDPA-Netz auf 3,6 Mbit auf. Mit der ebenfalls neuen Connect Card zeigen wir Ihnen, was das Netz leistet. Zusätzlich erhalten Sie ein Update über die Tarife und die Business-Notebooks mit integriertem UMTS.

Das Update der HSDPA-Netze wurde bereits während der letzten CeBIT angekündigt. Nun ist es soweit, und Vodafone ist der erste Anbieter, der ein funktionierendes Testpaket schicken kann.

Eins gleich vorneweg: Im Gegensatz zum inzwischen weit verbreiteten UMTS ist HSDPA 3,6 noch lange nicht flächendeckend verfügbar. Derzeit sind laut Vodafone lediglich Großstädte wie Frankfurt und Stuttgart mit der neuen Technik ausgestattet. Im Laufe des nächsten Jahres sollen aber weitere Ballungszentren mit HSDPA 3,6 ausgestattet werden.

Als Hintergrundinformation fassen wir in diesem Artikel kurz die Technik von HSDPA zusammen. Außerdem werfen wir einen Blick auf aktuelle Business-Notebooks mit integriertem UMTS.

HSDPA in der Praxis

Vodafone liefert die Nachfolger der bisherigen Karten als PC-ExpressCard aus. Zusätzlich liegt der Karte ein Adapter bei, mit dem sie in bestehende PC-Card-Slots passt. Allerdings sitzt die Karte nicht besonders fest im Slot. Kommt man aus Versehen mit der Hand an den Funkaufsatz, kann sie leicht herausrutschen. Bereits verkaufte Karten kommen mit dem neuen Standard nicht klar. Es hilft also nur ein Neukauf.

Die mitgelieferte Vodafone Mobile Connect Software stellt die Treiber und die grafische Oberfläche zur Verfügung. Auch hier ist eine neue Version notwendig, die ältere wird automatisch deinstalliert.

Ist die Hürde der Installation genommen, bindet sich die Software wie auch schon ihr Vorgänger einwandfrei in Windows ein. Lediglich ein Profil muss noch eingerichtet und die zur SIM-Karte passende PIN eingegeben werden.

Geschwind unterwegs

Die HSDPA-Karte schaltet normalerweise automatisch auf den schnellsten verfügbaren Funkstandard. Sowohl in Frankfurt als auch in Stuttgart konnten wir bereits auf das schnelle HSDPA zurückgreifen, am Verlagsstandort München steht das neue Netz noch nicht zur Verfügung. Surfen im Internet war mit der neuen Geschwindigkeit problemlos möglich, aber das lief auch mit einfachem HSPA bereits gut. Um den maximalen Praxisdurchsatz zu testen, haben wir die aktuelle Version von OpenOffice heruntergeladen.

Der Vorteil dabei ist, dass diese Office-Software auf schnellen Universitäts-Servern gehostet wird, deren maximale Transferrate weit über theoretisch möglichen 3,6 Mbit/s liegt. Und tatsächlich konnten wir im Test bis zu 284 Kbyte/s erreichen. Zum Vergleich: Die Maximalgeschwindigkeit bei herkömmlichem HSDPA lag bei 134 Kbyte/s, also weniger als der Hälfte.

Wer also regelmäßig in deutschen Großstädten unterwegs ist und mobil große Daten verarbeitet, der profitiert deutlich von der neuen Geschwindigkeit.

Hintergrundwissen HSDPA

HSDPA steht für High Speed Downlink Packet Access und ist eine Weiterentwicklung des bisherigen UMTS-Standards. Die Technologie steigert die Datenraten erheblich, theoretisch sind bis zu 14,4 Mbit/s möglich. Die tatsächlich nutzbare maximale Datenrate hängt dabei vom Endgerät ab, in der ersten Phase werden 1,8 Mbit/s möglich sein, in einer nächsten Phase wird dieser Wert auf 7,2 Mbit/s ansteigen.

HSDPA organisiert die Nutzer in einer Mobilfunkzelle besser, damit lässt sich eine höhere Anzahl von Nutzern mit den hohen Datenraten verwalten. Gleichzeitig senkt das Protokoll die Round-Trip-Time eines Pakets, davon profitieren Anwendungen, die viele kleine Datenpakete übertragen, beispielsweise E-Mail-Programme.

Mit der Einführung von HSDPA erhöhen sich auch die Datenraten für den Uplink auf 384 Kbit/s. Eine künftige Erweiterung ist HSUPA (High Speed Uplink Packet Access). Mit dieser auch als Enhanced Uplink (EUL) bezeichneten Technologie sind bis zu 5,76 Mbit/s erreichbar. Dies kommt all jenen Anwendungen zugute, bei denen große Datenmengen in beiden Übertragungsrichtungen auftreten. Beispiele sind Video-Konferenzen und E-Mails mit großen Anhängen. Im Jahr 2007 wird laut Vodafone in den Mobilfunknetzen ein kombinierter Betrieb von HSDPA und HSUPA möglich sein.

Tarife

Die Einführung von HSDPA zur CeBIT 2006 ging einher mit der Ankündigung neuer Tarife. Geht es nach den Analysten von Informa Telecoms und Media, so sollen bis Ende 2006 alle wichtigen europäischen Mobilfunknetze auf HSDPA aufgerüstet sein.

Nach Meinung der Analysten hängt der Erfolg von der Preisgestaltung der Anbieter ab. Die Betreiber müssten sich an den Erfolgsfaktoren der Festnetzbetreiber orientieren, was eine Preisgestaltung in Richtung Flatrates statt Volumentarife bedeute. Bei den neu vorgestellten Tarifen ist der von T-Mobile verwendete Begriff Quasi-Flatrate wohl am ehesten zutreffend.

O2 und E-Plus: HSDPA kommt später

Die beiden anderen deutschen Anbieter, E-Plus und O2, bieten derzeit kein HSDPA an. O2 will gegen Ende 2006 nachziehen, derzeit sind aber noch keine konkreten Pläne bekannt. Wann E-Plus auf den Zug aufspringt, ist zurzeit ebenfalls noch nicht bekannt.

HSDPA bei T-Mobile

T-Mobile hat sein Preisportfolio im Datenbereich inzwischen auf übersichtliche vier Tarife eingedampft, die allerdings nur zusätzlich zu bereits bestehenden Tarifen buchbar sind. So stehen neben den beiden Optionen Data 5 und Data 30 auch die Pakete web’n walk basic sowie web’n walk XL zur Verfügung. Die Tabelle zeigt Ihnen genauere Informationen dazu:

T-Mobile Datenoptionen

Datenoption (Preis ohne MwST)

Inklusivvolumen pro Monat / Optionsleistungen

Optionspreis pro Monat

Date 5

5 MByte Inklusivvolumen (GPRS/UMTS/HSDPA), Abrechnungseinheit 10 KByte

4,31 €

Data 30

30 MByte Inklusivvolumen (GPRS/UMTS/HSDPA), Abrechnungseinheit 100 KByte

8,62 €

web’n walk basic

200 MByte Inklusivvolumen (GPRS/UMTS/HSDPA), 3 Stunden Inklusivzeit (W-LAN)

17, 24 €

web’n walk XL

5 GByte Inklusivvolumen (GPRS/UMTS/HSDPA), 200 Stunden Inklusivzeit

(W-LAN)

30,17 €

Allerdings sollten Sie zu jeder Option das Kleingedruckte genau studieren. So fällt beispielsweise bei web'n'walk XL zusätzlich ein zusätzlicher Tagesnutzungspreis von 0,86 € netto an. Vorsicht: Roaming-Gebühren kosten extra.

Tarife bei Vodafone

Vodafone setzt bei Daten noch immer auf die „Flatrate“ WebConnect FairFlat National. Der Monatspreis liegt bei 49,30 Euro. Das Inklusivvolumen beträgt fünf GByte. Wer dieses Volumen überschreitet, muss pro weiterem MByte 50 Cent einkalkulieren, abgerechnet wird 100-KByte-weise. Laut Vodafone erfolgt diese Berechnung aber erst, wenn in zwei aufeinander folgenden Monaten mehr als je fünf GByte anfallen.

Bestandskunden können zu WebConnect FairFlat National wechseln. In der genannten Form ist der Tarif bis zum 31. Oktober 2006 buchbar, danach fällt ein zusätzlicher monatlicher Basispreis von 9,86 Euro für die UMTS-Breitbandnutzung an.

Im Ausland wird es allerdings teuer. Pro Megabyte fallen pro Verbindung schon einmal pauschal 0,58 Euro an, für jedes weitere MByte sind dann je nach Land noch einmal mindestens 3,36 Euro fällig. Eine komplette Übersicht mit den Informationen zu den Auslandspreisen finden Sie hier.

Notebooks mit integriertem UMTS

Im ersten Quartal 2006 mehrten sich die Ankündigungen der namhaften Notebook-Hersteller, Business-Notebooks mit integriertem UMTS anzubieten. Seit dem zweiten Quartal sind diverse Modelle mit integrierten Lösungen verfügbar. Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Nicht alle Geräte mit entsprechenden Lösungen können mit dem neuen HSDPA-Update umgehen. So gaben Fujitsu Siemens und Dell gegenüber tecCHANNEL an, dass diejenigen Notebooks, die sich jetzt bereits beim Kunden befinden, sich nicht durch ein Software- oder Firmware-Update auf den neuen Standard anpassen lassen. Für diese Kunden bleibt das Maximum bei 1,8 Mbit/s.

Integriertes UMTS heißt bei Notebooks, dass sich die SIM-Karte direkt in das Notebook einsetzen lässt. Die etwas sperrige PC-Card-Lösung entfällt damit. Die Aufnahme der SIM-Karte erfolgt in der Regel wohl über eine Minicard, den Nachfolger der MiniPCI-Card. Darüber hinaus soll die „integrierte“ Lösung eine geringere Leistungsaufnahme als der PC-Card-Ansatz aufweisen.

Bei Notebooks mit „integriertem“ UMTS gehören zur Integration die entsprechenden Antennen, wie auch bei WLAN. Auf dem diesjährigen 3GSM-Kongress in Barcelona haben Intel und die GSM Association angekündigt, einen entsprechenden SIM-Karten-Schacht als Standard durchzusetzen. Alternativ ist natürlich auch der Ansatz möglich, ein HSDPA-taugliches Handy via Bluetooth quasi als UMTS-Modem zu nutzen. Entsprechende Mobiltelefone sind allerdings zurzeit noch Mangelware.

Business-Notebooks mit UMTS

Bereits zur CeBIT hatte Fujitsu Siemens mit dem Q2010 ein Business-Notebook mit integriertem UMTS vorgestellt, wirklich lieferbar ist es seit Sommer 2006. Für die Rechenleistung ist im Q2010 ein Intel-Core-Prozessor in der ULV-Version U1400 zuständig. Dieser hat je nach Ausstattung auf 512 MByte oder 1 GByte DDR2-400-RAM Zugriff. Das 12,1-Zoll-Display arbeitet mit einer nativen Auflösung von 1280 x 800 Bildpunkten. Um die Ansteuerung kümmert sich die integrierte Grafik des Intel-945GMS-Chipsatzes. Einen ausführlichen Test des Q2010 finden Sie in dem Beitrag: Test: Centrino-Leichtgewicht mit UMTS.

Im September 2006 hat HP das Business-Notebook nc6400 mit integriertem UMTS vorgestellt. Beim HP Compaq nc6400 handelt es sich um ein Business-Notebook im Standard-Formfaktor mit 14,1-Zoll-Display. Aktuell listet HP für dieses Notebook folgende Core-2-Duo-Prozessoren: T5500/T5600 sowie T7200 bis T7600. Das nc6400 ist bereits für UTMS/HSDPA vorbereitet und kann über ein entsprechendes Kit nachgerüstet werden. Notebooks mit integriertem Zugang über Vodafone seien ab Anfang Dezember verfügbar. Laut Angaben von HP gegenüber tecCHANNEL beherrscht dieses Gerät dann bereits die 3,6 Mbit/s.

Dell bietet seit einiger Zeit ausgewählte Modelle seiner Latitude-Notebook-Reihe mit integriertem UMTS an. Kooperationspartner ist Vodafone. Aktuell sind im Online-Konfigurator Modelle der Serien D620 und D820 mit UMTS verfügbar. Beim D620 handelt es sich um ein 14,1-Zoll-Business-Notebook, je nach Ausstattung basierend auf Intels Core-2-Duo-Prozessoren. Das Latitude D820 kommt mit einem 15,4-Zoll-Display im Widescreen-Format und ist ebenfalls mit Core-2-Duo-Prozessoren erhältlich.

Lenovo liefert ausgewählte Modelle der Thinkpad-Serien T60, X60 und X60s mit integriertem UMTS. Der Zugriff auf UMTS erfolgt über Vodafone. Beim Thinkpad T60 handelt es sich um ein 14,1-Zoll-Notebook im Standardformat. Das Thinkpad X60s kommt mit 12,1-Zoll-Display, beide Modelle basieren auf Intels Core-Duo-Prozessoren.

Acer stattet einige Modelle der TravelMate-4200-Serie mit integriertem UMTS aus. Kooperationspartner ist auch hier Vodafone. Das TravelMate 4283 WMLi UMTS kommt mit einem 15,4-Widescreen-Display, für die Rechenleistung ist ein Intel Core 2 Duo T5500 verantwortlich.

Fazit

HSDPA ist faszinierend. Die erreichbaren Datenraten erlauben auch unterwegs ein normales Arbeiten, ohne dabei an einen WLAN-Hotspot gebunden zu sein. Von dem jetzigen Geschwindigkeits-Update profitieren vor allem Nutzer, die mit großen Daten hantieren müssen.

Negativ fallen aber immer noch Tarife auf. Der Preis ist für den Business-Bereich und Firmenkunden zwar vertretbar, aber besonders viele versteckte Fußnoten und astronomische Roaming-Gebühren stoßen sauer auf. An der Zielgruppe vorbei ist auf alle Fälle das Verbot von Messaging-Diensten bei T-Mobile, ebenso wie die zusätzlichen Tagesnutzungskosten.

Dennoch ist HSDPA den verschiedenen Hotspot-Anbietern noch immer überlegen. Denn solange sich diese nicht auf ein einheitliches Abrechnungskonzept einigen können, vergraulen sie potenzielle Kunden. Auch aus Sicherheitsaspekten macht Mobilfunk eine bessere Figur, kann er doch deutlich schwerer abgehört werden als die Kommunikation im WLAN. Diejenigen, die bereits ein Business-Notebook mit integriertem UMTS besitzen, sollten sich beim Hersteller vergewissern, ob ihr Modell das HSDPA-Update unterstützt. Das gilt natürlich auch für diejenigen, die jetzt aktuell vor der Kaufentscheidung stehen. (mja/mje)