Das Angebot an Business-Notebooks ist bei der Branchengröße HP mittlerweile imposant angewachsen. Größere Unternehmen bedient der Hersteller seit geraumer Zeit mit den bekannten EliteBooks. Ein wenig jünger ist die Familie der ProBooks, die HP 2009 für budgetorientierte professionelle Anwender eingeführt hat. Noch weiter darunter rangieren die Compaq-Geräte, die für preissensible Einkäufer aus Kleinunternehmen gedacht sind. Sie sind äußerlich auf den ersten Blick kaum als HP-Geräte zu identifizieren, sondern tragen selbstbewusst das Compaq-Logo. Für unter 500 Euro bietet Hewlett-Packard das HP Compaq 615 an, ein 15,6-Zoll-Gerät aus der 2,5-kg-Klasse. Der gängigen HP-Nomenklatur bei Namensgebung der Notebooks folgend steht eine „5“ am Ende der Produktkennung – es steht für die Verwendung einer AMD-Plattform. Mit dem HP Compaq 610 hat Hewlett-Packard ein entsprechendes Produkt auf Intel-Basis im Programm.
Ausstattung
Zum Test erreichte uns ein HP Compaq 615 in der Modellversion NX569EA, das zum Testzeitpunkt für 489 Euro zu haben ist. Für die Rechenleistung ist in diesem Modell ein AMD Turion X2 Mobile Processor RM-74 zuständig, der auf zwei GByte DDR2-SDRAM Zugriff hat, die in einem Modul organisiert sind.
Ungewöhnlich für das professionelle Segment ist das Display im 15,6-Zoll-Format, das mit LED-Hintergrundbeleuchtung und einer Auflösung von 1366 x 768 Bildpunkten arbeitet. Derlei Anzeigeeinheiten im 16:9-Format sind bislang primär im Endverbraucher-Angebot zu finden, immerhin liefert HP das Display in einer entspiegelten Anti-Glare-Ausführung. Am oberen Rand des Displaydeckels ist eine Webcam integriert, die mit einer Auflösung von 2 Megapixeln arbeitet.
Im WLAN funkt das Notebook mit 802.11b/g, eine Unterstützung von 802.11n bietet die integrierte Broadcom-Lösung nicht. Kabelgebunden bietet das Compaq 615 maximal Fast Ethernet per Marvell-Chip. Für Erweiterungen steht ein ExpressCard34-Steckplatz zur Verfügung, Peripherie lässt sich über drei USB-Ports anbinden. Die Festplatte von Hitachi bietet eine Kapazität von 160 GByte, darüber hinaus steht ein integrierter Kartenleser zur Verfügung.
Als Betriebssystem kommt auf dem Testgerät Windows Vista Business zum Einsatz. Etwas teurere Modellvarianten sind auch mit einem Downgrade auf Windows XP zu bekommen. Eine besonders preiswerte Version des Notebooks offeriert HP mit FreeDOS.
Das Testmodell steht zum Zeitpunkt des Testes mit 489 Euro im Online-Shop von HP. Gegen Aufpreis offeriert HP unterschiedliche Hardware-Support-Services. So kostet beispielsweise ein Hardware-Support mit Abhol- und Bringservice für zwei Jahre rund 106 Euro.
Display und Handling
Das 15,6-Zoll-Display des Compaq 615 arbeitet mit einer LED-Hintergrundbeleuchtung und einer Auflösung von 1366 x 768 Bildpunkten. Derartige Displays im 16:9-Format sind bislang im professionellen Bereich eher selten anzutreffen. Im Test macht die nicht spiegelnde Anzeigeeinheit durch eine respektable Helligkeit auf sich aufmerksam, wir registrieren im Maximum 272 cd/qm. Das reicht auch für das Arbeiten im Freien bei hellem Tageslicht, wenngleich das Kontrastverhältnis des Gerätes nur ausreichend ist. Dafür ist die Ausleuchtung sehr homogen, eine maximale Abweichung von nur rund neun Prozent in den Ecken ist ein guter Wert. Wer in lichtschwachen Umgebungen arbeitet, kann das Display auf bis zu 16 cd/qm herunterregeln.
Dank der Gehäusebreite bleibt beim Compaq 615 genügend Raum für ein durchaus gelungenes Tastatur-Layout. Die Enter-Taste ist ausreichend groß, der Cursorblock seitlich abgesetzt. Nicht ganz so gut ist es um Auflage und Anschlag bestellt, die Auflage ist etwas uneinheitlich, und bei härterem Anschlag ist ein deutliches Nachfedern zu spüren. Als Mausersatz steht ein Touchpad mit zwei Tasten zur Verfügung. Das Touchpad arbeitet leidlich präzise. Die Maustasten glänzen zwar optisch, liefern im Gebrauch häufig keinen sauberen „Klick“ oder hakeln am Gehäuse.
Mit einer Breite von über 37 cm dürfte das Compaq 615 manche Notebook-Tasche bereits strapazieren. Trotz 15,6-Zoll-Format und entsprechendem Gehäusevolumen bringt das Testgerät gerade mal 2,33 kg auf die Waage – ein guter Wert. Herkömmliche 15-Zöller liegen häufig bei über 2,5 kg.
Mit 400 Gramm ist die Kabel-Netzteil-Kombination noch erträglich schwer. Gerade bei preiswerten Angeboten treffen wir immer wieder auf Lösungen, die Richtung 0,5 kg tendieren. Damit bleibt das Reisegewicht immer noch deutlich unter der 3-kg-Marke. Der Displaydeckel des Compaq 615 ist in befriedigendem Maße verwindungssteif; das gilt für die Scharniere nur bedingt.
Performance und Bedienung
Im Testgerät ist ein AMD Turion X2 RM-74 für die Rechenleistung zuständig. Dieser arbeitet mit einer Taktfrequenz von maximal 2,2 GHz und ist mit 1 MByte L2-Cache ausgerüstet. Diese mobile CPU unterstützt nicht AMDs Virtualisierungstechnik AMD-V. Der CPU steht der Chipsatz AMD RS780MN zur Seite. Im HP Compaq 615 hat der Prozessor in der Werksausstattung Zugriff auf 2 GByte DDR2-SDRAM.
Unter Windows Vista setzen wir das Benchmark-Paket SYSmark2007 Preview der BAPCo ein. Dabei kommen 17 Anwendungen zum Einsatz, die unterschiedliche Szenarien durchlaufen. Diese setzt der Benchmark in vier Workload-Szenarios ein: E-Learning, Office Productivity, Video Creation und 3D-Modelling. SYSmark2007 Preview öffnet mehrere Programme gleichzeitig und lässt die Applikationen teilweise auch im Hintergrund arbeiten.
Wie ist es nun um die Leistungsfähigkeit des AMD-basierten HP Compaq 615 bestellt? In der Gesamtwertung des SYSmark2007 Preview erreicht das Notebook im Test ganze 78 Punkte. Das ist ein Leistungswert, wie er uns sonst bei Subnotebooks begegnet, die beispielsweise auf den besonders stromsparenden ULV-Prozessoren von Intel basieren. Ausgewachsene Business-Notebooks der 14- oder 15-Zoll-Klasse bewegen sich üblicherweise in Größenordnungen von 120 bis 130 Punkten. Insbesondere im Workload Office Productivity schwächelt das Compaq 615 und liefert eine unterdurchschnittliche Leistung ab. Workload Office Productivity von SYSmark2007 Preview erstellt Datenanalysen mit gebräuchlichen Office-Applikationen. Kommunikation, Projektmanagement und Dateioperationen komplettieren das Szenario.
Die nicht besonders flinke Festplatte vom Typ Hitachi Travelstar 5K320 steuert ihren Teil zur ausreichenden Leistung bei. Einen Überblick über die Leistungsfähigkeit entsprechender Laufwerke finden Sie hier. Um die 3D-Leistunt kümmert sich im Compaq 615 die integrierte Grafiklösung ATI Radeon HD3200. Deren Leistung lässt Spielerherzen zwar noch nicht höher schlagen, mit 1432 Punkten beim 3DMark06 liegt sie jedoch deutlich über den Ergebnisse der aktuell integrierten Intel-Lösung.
Recovery-Datenträger liegen dem Notebook nicht bei, diese sollte man tunlichst umgehen nach Erwerb erstellen. Ein entsprechendes Tool findet sich bei der Grundinstallation auf dem Desktop. Darüber hinaus lässt sich der Auslieferungszustand über eine Recovery-Partition wiederherstellen. HP installiert zudem einige Tools ab Werk vor, darunter auch ein Update-Tool, das die installierte Software auf verfügbare Software-Updates überprüft. Interne Geräte wie der Broadcom-WLAN-Chip sind als USB-Gerät sichtbar eingebunden. Da unbedarfte Anwender dies versehentlich „auswerfen“ könnten, wäre es sinnvoller, die Anzeige auszublenden.
Akku-Laufzeit
Das Testmodell (NX569A) des HP Compaq 615 ist mit einem Sechs-Zellen-Akku ausgerüstet, der eine Kapazität von 47 Wh aufweist. Das ist leicht unter dem Durchschnitt, gängige Business-Notebooks bringen es häufig auf über 50 Wh. Hewlett-Packard spricht im Datenblatt von einer maximalen Laufzeit von bis zu vier Stunden mit dem genannten Akku. Im Test ließ sich dies nur mit unserem Dauerlauftest bei sparsamsten Einstellungen nachvollziehen. Beim TecChannel-Test der maximalen Akku-Laufzeit simulieren wir eine Texteingabe im sparsamsten Windows-Schema bei vollständig heruntergeregelter Helligkeit. Dabei erreichte das Compaq 615 eine Laufzeit von vier Stunden und 25 Minuten.
Dabei genehmigte sich das Notebook knapp 11 Watt, das ist mehr, als sich gängige Business-Notebooks auf Intel-Basis zu Gemüte führen. Diese tendieren inzwischen eher in Richtung 8 Watt in diesem Betriebsmodus. MobileMark2007 hat sein Szenario einem „natürlichen“ Anwenderverhalten nachempfunden, die Laufzeit ist naturgemäß kürzer als bei unserem auf Sparsamkeit getrimmten Test. Meist beruhen Herstellerangaben auf dieser Prüfung. Wir führen diesen Test mit einer Displayhelligkeit von 100 cd/qm durch. Bei dieser Disziplin ging dem Compaq 615 nach 201 Minuten der Akku aus. Rund drei Stunden und 20 Minuten sind nicht allzu viel für ein durchaus alltägliches Anwendungsszenario.
Wer unterwegs tatsächlich Performance benötigt und das Notebook bei hochgeregeltem Display entsprechend fordert (CPU, Grafik und Festplatte unter Last), kann sich bereits nach rund einer Stunde anderen Tätigkeiten zuwenden. Im diesem Test hielt der Akku des Compaq 615 exakt 61 Minuten durch. Dabei genehmigte sich das Notebook durchschnittlich 46 Watt, dies liegt gleichfalls ein paar Watt über den klassenüblichen Größen. Das externe Netzteil des HP Compaq 615 liefert 65 Watt und wird vom Hersteller mit der Kennung „Fast Charge“ versehen. Und tatsächlich, im Test war der Akku bereits noch 104 Minuten wieder vollständig geladen – ein guter Wert.
Fazit
Es ist eine Binsenweisheit: Wenn bei der Kaufentscheidung ausschließlich der Preis im Vordergrund steht, ist nicht unbedingt die scheinbar billige Lösung auch wirklich die preiswerteste. Zugegeben, das HP Compaq 615 gehört zu den besonders günstigen Geräten, die für professionelle Anwender gedacht sind. Angesichts des sehr niedrigen Preises wäre es verwunderlich, wenn man im Vergleich zu den gängigen – häufig doppelt so teuren – Business-Geräten keine Abstriche machen müsste. Das gilt für die Ausstattung – beispielsweise WLAN – wie auch für die Verarbeitung und Qualität der Einheiten wie etwa Tastatur und Touchpad. Dafür bietet das Compaq 615 ein ordentliches Display und ist trotz der Größe dank des angemessenen Gewichts noch wirklich portabel.
Dass die Matrix aus Leistung und Laufzeit bei der verwendeten AMD-Plattform etwas weniger gut ausfällt als bei entsprechenden Intel-Pendants, verwundert kaum. Die Performance-Werte entsprechen in etwa denen der ULV-Prozessoren von Intel, die Leistungsaufnahme dementgegen eher den High-End-Modellen. Mit einer Laufzeit von nur knapp dreieinhalb Stunden im Praxisbetrieb ist das Gerät kein idealer Langstreckenbegleiter. (mje)
Messwerte und technische Daten
Im Folgenden finden Sie zusammengefasst die Testergebnisse sowie die detaillierten technischen Daten des HP Compaq 615b.
Systemleistung |
|
SYSmark2007 Preview, Overall Performance |
78 Punkte |
SYSmark2007 Preview, E-Learning |
70 Punkte |
SYSmark2007 Preview, Video Creation |
93 Punkte |
SYSmark2007 Preview, Productivity |
66 Punkte |
SYSmark2007 Preview, 3D-Modeling |
88 Punkte |
MobileMark2007, Overall Performance |
102 Punkte |
Akku-Laufzeit |
|
minimale Laufzeit |
61 Minuten |
maximale Laufzeit |
265 Minuten |
MobileMark2007, Battery Life Rating |
201 Minuten |
Akku-Ladezeit, Notebook ausgeschaltet |
104 Minuten |
Display |
|
maximale Helligkeit |
272 cd/qm |
minimale Helligkeit |
16 cd/qm |
maximale Abweichung in den Ecken |
9 Prozent |
Farbtemperatur |
6750 K |
Prozessor |
AMD Turion X2 Dual Core RM-74 |
Taktfrequenz |
2,2 GHz |
Chipsatz |
AMD RS780MN |
inst. / max. Speicher |
2048 / 4096 MByte |
freie Bänke / Modultyp |
1 / SO-DIMM |
Displaytyp |
15,6 Zoll, TFT |
Displayauflösung |
1366 x 768 |
Grafik |
ATI Radeon HD3200 |
Festplatte |
Hitachi Travelstar 5K320 |
Kapazität |
160 GByte |
Schnittstellen |
3 x USB 2.0, VGA |
Akku-Typ / Energieinhalt |
Li-Ion, 10,8 V / 4400 mAh |
Gewicht |
2,33 kg |
Abmessungen (B x H x T) |
372 x 254 x 32 mm |
Listenpreis |
489 Euro |
Preise & Händler |