Test Fritz!Fon 7150: VoIP, DSL und DECT in einer Box

21.12.2006 von Moritz Jäger
AVM kombiniert in der neuesten Version der Fritz!Box VoIP, WLAN, DSL und DECT-Telefonie. Damit kann der Router inzwischen eine ganze Reihe von Geräten ersetzen und wird zur zentralen Kommunikationsschnittstelle. Im Test zeigen wir Ihnen, ob die Mischung aufgeht.

AVM und die Fritz-Reihe stehen fast schon als Synonym für DSL-Router. Nahezu jeder Provider subventioniert die Geräte oder liefert sie kostenlos mit. Der größte Pluspunkt sind die einfache Administration und die integrierte Telefonanlage in den Fon-Modellen. Die aktuellste Version, die Fritz!Fon 7150, macht da keinen Unterschied.

Was die Fritz!Fon von allen anderen Modellen unterscheidet, ist die DECT-Funktionalität. Neben dem mitgelieferten Handset lassen sich noch bis zu fünf weitere kabellose Telefone anmelden. Kurzum: Mit diesem Funktionspaket eignet sich die Fritz!Fon sowohl für zuhause als auch für den SoHo-Bereich. Denn das Gerät kommt nicht nur mit analogen Anschlüssen zurecht, sondern kann den ISDN-Anschluss auch für die deutlich billigeren analogen Funktelefone bereitstellen. Zudem wartet die Fritz!Fon noch mit WLAN sowie einem USB-1.2-Anschluss auf, der Arbeitsgruppen den gemeinsamen Zugriff auf Drucker und Massenspeicher ermöglicht.

Fritz!Fon im Überblick

Der neueste Ableger aus dem Hause AVM präsentiert sich als Rundumpaket. Mit dabei ist ein ADSL-Modem mit Unterstützung für die Standards 1TR112/U-R2 und ADSL2+. Ebenfalls mit integriert ist ein WLAN-Modul nach 802.11b, g und g++, Letzteres funktioniert aber nur mit AVM-Produkten. Zusätzlich ergänzt eine Telefonanlage mit VoIP-Funktionalität die Ausstattung.

Doch VoIP ist nicht alles. Die Fritz!Fon 7150 unterstützt den Funktelefonstandard DECT-GAP. Damit lässt sich das Gerät als Basisstation für bis zu sechs Funktelefone nutzen, sofern diese kompatibel sind. Zusätzlich ist ein digitaler Anrufbeantworter verbaut, der bis zu 20 Minuten speichert. Diesen teilen sich allerdings alle angemeldeten Telefone.

Leider hat AVM bei den Anschlussmöglichkeiten gespart. Die Fritz!Fon verfügt nur über jeweils einen Anschluss für DSL und LAN. Der DSL-Eingang dient gleichzeitig für den Anschluss an das Analog- oder ISDN-Netz. Die notwendige Kabelpeitsche befindet sich, samt mehrerer Adapter, mit im Lieferumfang.

Als dritten Anschluss gibt es einen USB-1.2-Port, der für Drucker und Massenspeicher ausgelegt ist. Damit sind die Möglichkeiten des Geräts aber auch erschöpft, sieht man von dem obligatorischen Stromanschluss ab.

Administration und WLAN

Die Administration der Fritz!Fon gleicht der anderer AVM-Geräte, ist also bewusst schlicht gehalten und in der Grundeinstellung vor allem für weniger versierte Nutzer gedacht. Erfahrene Administratoren können die „Erweiterten Einstellungen“ aktivieren, die besonders im Bereich WLAN deutlich mehr Optionen freischalten. Ein Zugriff via SSH oder Telnet ist nicht vorgesehen. Ein Einrichtungsassistent führt anschaulich durch die Konfiguration des DSL-Zugangs. Erst nach Eingabe der Zugangsdaten erlaubt das Gerät Zugriff auf die Funktionen für DynDNS, Port Forwarding oder den Online-Zähler.

Im Auslieferungszustand ist das WLAN schon mit WPA 2 verschlüsselt, der jeweils individuelle Code ist auf der Hülle der mitgelieferten CD aufgedruckt. Neben einer WLAN-Basisstation kann die Fritz!Fon 7150 auch als WLAN-Repeater arbeiten.

Hier zeigt AVM allerdings Schwächen: Die WPA-2-Verschlüsselung lässt sich nur nutzen, wenn die Gegenstelle ebenfalls von AVM kommt. Da mit Repeatern aber normalerweise eine flächendeckende WLAN-Infrastruktur aufgebaut wird, ist WPA 2 aus sicherheitstechnischen Gründen Pflicht.

Schade ist jedoch, dass AVM dem Gerät keine VPN-Funktionalitäten spendiert hat. Besonders wenn eine externe Niederlassung an das Unternehmensnetzwerk angebunden werden soll, ist VPN Pflicht.

USB-Hub für Drucker und Speicher

Seit dem Modell Fritz!Box 7170 kann der USB-Anschluss mehr als nur einen lokalen PC mit der Box verbinden. Auch in der Fritz!Fon lässt er sich für Drucker und Massenspeicher verwenden, andere Geräte, etwa eine USB-fähige Telefonanlage, sind allerdings nicht vorgesehen. Mit einem zusätzlichen USB-Hub können gleichzeitig maximal drei Geräte verwaltet werden, von denen aber nur eins ein Drucker sein darf.

Vor allem Arbeitsgruppen profitieren von einem gemeinsamen Netzwerkdrucker. Für den Test des Features nutzen wir einen Samsung-Laserdrucker vom Typ ML-1610. Die Fritz!Fon 7150 erkannte das Gerät problemlos. Um den Drucker anschließend lokal nutzen zu können, liefert AVM auf der CD einen entsprechenden Treiber mit, der einen virtuellen Druckerport einrichtet. Anschließend müssen lediglich noch die eigentlichen Treiber installiert werden.

Im Netzwerk können aber nicht nur Drucker, sondern auch zusätzliche Massenspeicher zur Verfügung gestellt werden. Was im ersten Moment sinnvoll klingt, eignet sich in der Praxis aber eher für kleinere Dateien. Der Grund: Die Fritz!Fon verfügt nur über ein USB-1.2-Interface, dessen maximale Transferrate bei theoretisch zwölfMbit/s liegt, was maximal 1,5 MByte pro Sekunde entspricht. Hier macht es deutlich mehr Sinn, ein NAS samt passendem Switch an den LAN-Port zu hängen.

An die Fritz!Fon angeschlossene Massenspeicher wurden im Test problemlos erkannt und stehen anschließend per FTP zur Verfügung. Die Sicherheitseinstellungen sind leider nur rudimentär. So kann der Administrator festlegen, ob Dateien via FTP nur gelesen oder auch geschrieben werden dürfen. Außerdem lässt sich lediglich ein Zugangskonto einrichten, Multi-User-Umgebungen sind nicht möglich. Auch ein Datenaustausch mittels SMB ist nicht vorgesehen.

Telefon- oder VoIP-Netz?

AVM rüstet die Fritz!Fon 7150 mit einer leistungsfähigen Telefonanlage aus, die neben ISDN- und Analogtelefonie auch Voice-over-IP beherrscht. Per ISDN lassen sich bis zu zehn verschiedene Festnetznummern eintragen, per analog ist nur eine Nummer möglich.

IP-Telefonie-Nutzer können aus zwölf vorbereiteten Anbietern wählen, mit dabei sind etwa Sipgate, Arcor oder Inode. Zusätzlich lässt sich die Liste um eigene Anbieter erweitern. Im Test klappte die Einbindung eines Sipgate-Accounts ohne Probleme.

In den erweiterten Einstellungen kann man beispielsweise Internetanrufe ohne Rufnummer abweisen oder die Sprechpausenerkennung aktivieren, die das Datenvolumen für VoIP verringert. An Sprach-Codecs unterstützt das Gerät G.711, G.726-32, G.726-40 und G.726-24. Allerdings lassen sich diese nicht gezielt auswählen. Gespräche werden wahlweise automatisch, in Festnetzqualität oder komprimiert übertragen.

Die Integration der beiden Telefonwelten ist nahezu vorbildlich. Für verschiedene Nummernblöcke lässt sich festlegen, ob sie per Internet oder Festnetz vermittelt werden. Auslandsgespräche laufen dann zum Beispiel kostengünstig über VoIP, Anrufe innerhalb der Stadtvorwahl landen im Festnetz. Allerdings reicht es noch nicht zu einem kompletten Least-Cost-Router, denn es lässt sich beispielsweise keine Zeit festlegen, in der die jeweilige Regel aktiv ist.

Negativ ist auch anzumerken, dass die Anlage nicht als Proxy für lokale SIP-Clients dienen kann. Wer auf diese Funktionalität wert legt, sollte sich die Business-Alternativen ansehen, die wir im Anhang zu diesem Artikel nennen.

Basisstation: DECT und das Handset

Die größte Neuerung der Fritz!Fon 7150 ist die DECT-Funktionalität sowie das passende Telefon. Für den Test haben wir zwei Telefone an der Basisstation angemeldet, das mitgelieferte AVM-Handset und ein betagtes Siemens Gigaset 4000.

Beide Anmeldungen gingen schnell und problemlos vonstatten. Allerdings konnte das Gigaset anschließend keine administrativen Aufgaben erledigen, das ist dem mitgelieferten AVM-Telefon vorbehalten. Mit dem Handset ist es beispielsweise möglich, das SMS-Center auszutauschen, neue Telefon-Provider einzutragen oder die Fritz!Fon 7150 auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen.

Negativ fällt auch auf, dass AVM keine Funktionen zur Regelung der DECT-Funkstrahlung integriert hat. Ob sich das Handset also in der Ladebuchse oder im Zimmer nebenan befindet – stets sendet die Basisstation mit voller Leistung. Laut Urban Bastert, Pressesprecher bei AVM, ist eine automatische Regelung der Sendeleistung aber angedacht. Die Funktion ließe sich mit einem Firmware-Update nachrüsten.

Einsatz und Verarbeitung des AVM-Handsets

Das mitgelieferte Handgerät von AVM liegt gut in der Hand. Im Auslieferungszustand war das Display deutlich zu kontrastarm eingestellt. Das wirkt sich vor allem negativ auf den möglichen Blickwinkel aus. Senkt man die Einstellungen für den Kontrast auf eins, ist das Display aber durchaus brauchbar und gut zu erkennen.

Gesteuert wird das Gerät über eine Vier-Wege-Wippe, ähnlich wie bei aktuellen Handys oder der Siemens-Gigaset-Reihe. Die Wippe ist ein wenig schwammig geraten, alle anderen Tasten sind aber an sich gut verarbeitet und haben einen deutlichen Druckpunkt. Neben Telefonaten lassen sich mit dem Gerät auch SMS-Nachrichten schreiben. Standardmäßig ist der SMS-Gateway der Telekom eingetragen.

Negativ fällt aber die Verarbeitungsgeschwindigkeit auf. Bei jeder Anwahl, sei es die Anzeige von verpassten Anrufen oder der Aufruf eines Menüpunkts, muss der Nutzer eine Wartezeit in Kauf nehmen. Das deutet darauf hin, dass AVM beim Prozessor oder Speicher gespart hat.

Das Handset enthält ein Telefonbuch für bis zu 200 Einträge. Diese könnten auch über das Webinterface eingetragen und auf das Gerät überspielt werden. Eine Importfunktion, beispielsweise für ein Outlook-Adressbuch, fehlt aber.

Die Sprachqualität kann dagegen überzeugen. Sowohl im Festnetz als auch per VoIP war das Gegenüber klar zu verstehen.

Die Haptik des Geräts hinterlässt keinen guten Eindruck. Vor allem durch die seitlich überstehende Gummilasche, die Abdeckung für ein optional erhältliches Headset, die stört. Ebenfalls windig wirkt die Lasche auf der Rückseite des Gehäuses. Diese ist fest am Handset angebracht, bricht sie ab, ist sie nicht ohne weiteres auszutauschen. Dadurch hinterlässt das Gerät einen deutlich „plastikhaften“ Eindruck. Für den Nachfolger sollte AVM mehr Sorgfalt in das Design des Gehäuses investieren.

Fazit

AVM hat mit der Fritz!Fon 7150 eine gute Lösung für kleinere Büros entwickelt. Dank DECT können mehrere Analog-Funktelefone an das ISDN-Netz angeschlossen werden, was eine deutliche Kostenersparnis gegenüber vollwertigen ISDN-Telefonen darstellt. Auch ist die Administration leicht zu handhaben und größtenteils selbsterklärend. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 249 Euro ist das Gerät zudem für die gelieferten Features sehr günstig.

Aber man merkt auch, dass die Fritz!Fon eher für den Consumer-Markt zugeschnitten ist. Mit nur einem LAN-Port, fehlenden VPN-Funktionen sowie USB 1.2 für Massenspeicher sind noch eine Menge Negativpunkte auszumerzen. Unverständlich blieb im Test auch, warum sich Telefonfunktionen wie die MSN-Zuordnung oder SMS-Server nur über das Handset erledigen lassen, diese Funktionen machen eigentlich im Webinterface ebenfalls Sinn.

Sobald mehrere LAN-Ports unbedingt notwendig sind, bietet sich die Fritz!Box 7170 zusammen mit einer separaten Basisstation als Alternative an. Diese bietet wesentlich mehr Ports, allerdings muss man dann auf die Verzahnung von DECT- und TK-Anlage verzichten.

Anhang: Alternative Business-Lösungen

Die Fritz!Fon 7150 ist eigentlich für den Heimgebrauch gedacht, was sich vor allem in der fehlenden VPN-Funktionalität und den wenigen Anschlüssen niederschlägt. Für den Business-Einsatz kommen aber endlich die ersten Alternativen auf den Markt, welche mehr bieten, aber auch deutlich teurer ausfallen.

So hat der Hersteller Lancom mit der 1823 eine vollwertige Lösung für kleine und mittlere Unternehmen im Angebot. Hier lassen sich bis zu 40 lokale ISDN-Benutzer und 32 SIP-Endgeräte einrichten. Neben ISDN- oder analogem Amtsanschluss kann sich der Lancom 1823 mit vier SIP-TK-Anlagen verbinden und 16 Accounts bei SIP-Providern ansteuern. Einen ausführlichen tecCHANNEL-Test des Geräts finden Sie hier.

Auch D-Link will mit der HorstBox Professional in diesen Markt einsteigen. Das Gerät soll komplett auf dem Open-Source-TK-Server Asterisk basieren. Allerdings verspätet sich das Gerät bereits seit einiger Zeit; wann die HorstBox auf den Markt kommt, ist noch nicht bekannt. Einen Kommentar zur derzeitigen Lage der HorstBox lesen Sie in unserem Blog.

Wenn Ihnen die Features der einzelnen Boxen nicht reichen sollten und Sie eine TK-Lösung im großen Stil brauchen, dann sollten Sie einen Blick auf die umfangreiche Softwarelösung Asterisk werfen. Mehr zu den Fähigkeiten von Asterisk finden Sie in unserem mehrteiligen Workshop. (mja)