Test: Erste Grafikkarte mit KYRO-Chip

31.10.2000 von Christian Vilsbeck und Manuel Masiero
Die VideoLogic Vivid! wird vom neuen KYRO-Grafikchip angetrieben. Er soll dem GeForce2 MX das Fürchten lehren. tecChannel.de hat den Herausforderer getestet: 1:0 für KYRO.

Die Grafikkartenschwemme mit NVIDIAs Geforce-Chips ist erdrückend. Neue 3D-Beschleuniger müssen hohe Performance zu günstigen Preisen bieten, um eine Chance zu haben. VideoLogic versucht das jetzt mit der Vivid!. Das Grafikboard setzt auf den neuen KYRO von STMicroelectronics. Für 350 Mark gibt es den Neuling ab Mitte November - eine klare Kampfansage an Grafikkarten mit dem GeForce2 MX.

Auf der Computex 2000 wurde der KYRO erstmals vorgestellt. Der Grafikchip von STMicroelectroncis basiert auf der Technologie der PowerVR-3D-Beschleuniger, die in Segas Dreamcast-Konsolen zum Einsatz kommen.

Der KYRO beherrscht bis auf T&L alle modernen 3D-Features wie Bump-Mapping oder FSAA. Dem 2D/3D-Beschleuniger stehen auf VideoLogics Vivid! 32 MByte SDRAM zur Verfügung. Der Speicherpfad ist 128 Bit breit. Unterstützung für DDR-SDRAM bietet der KYRO nicht.

Die Taktfrequenz von Grafikchip und Speicher ist mit je 115 MHz niedrig. Zum Vergleich: Der Geforce2 MX taktet seinen Core mit 175 MHz und den Speicher mit 166 MHz. Um trotzdem eine hohe Performance zu erreichen, verwendet der KYRO aber einen effektiven Trick namens "tile based rendering". Der Grafikchip rendert bei diesem Verfahren nur Szenen, die der Betrachter auch sehen kann. Versteckte Texturen lässt er aus. Rechenzeit und Speicherzugriff beschränken sich dadurch auf das Nötigste. Die Grafikchips von NVIDIA, ATI und 3dfx rendern dagegen immer das komplette Szenario, inklusive versteckter Polygone.

Der Mut zum Weglassen wird belohnt: Die Vivid! mit dem KYRO schlägt trotz Vorserien-Charakter den Hauptkonkurrenten GeForce2 MX in fast allen Bereichen. Selbst die wesentlich teurere Voodoo 5500 von 3dfx kommt beim KYRO gehörig ins Schwitzen.

Benchmarks

VideoLogic stuft die Vivid! mit dem KYRO als direkten Konkurrent zu Grafikkarten mit NVIDIAs GeForce2 MX ein. Die Benchmarks zeigen, dass er ihn größtenteils sogar übertrumpft. Sowohl unter Quake III Arena, Testdrive 6 als auch Unreal Tournament liefert die Vivid! höhere Frameraten. Teilweise reicht der KYRO sogar an das Leistungsniveau einer Voodoo5 5500 heran. Bei MDK 2 mit 32 Bit Farbtiefe und 3DMark 2000 ist er sogar schneller als die 3dfx-Doppelchip-Lösung.

Den guten Ergebnissen der 3D-Benchmarks steht eine schwächere 2D-Leistung gegenüber. Unter Sysmark 2000 kann der KYRO mit seinen Konkurrenten nicht gleichziehen. Der geringe Abstand zu den übrigen Karten zeigt aber, dass der Chip trotzdem keine gravierenden Leistungseinbußen zu verkraften hat.

Vergleich KYRO mit Konkurrenten

Benchmark

KYRO

GeForce2 MX

Voodoo5 5500

Sysmark 2000

165

171

171

3DMark 2000

3337

2771

3317

Quake III, HQ, 800x600x32

76,6

66,4

81,9

Quake III, HQ, 1024x786x32

54,6

40,1

65,7

Quake III, HQ, 1280x1024x32

33,2

23,4

40,1

Unreal Tournament, 1024x786x32

36

36,2

37

Unreal Tournament, 1280x1024x32

29,7

24,1

34,5

MDK 2 Demo, 1024x768x16

67,7

80,5

77,8

MDK 2 Demo, 1024x768x32

58,2

50

56,2

Testdrive 6, 1024x768x16

56

56

83

Testdrive 6, 1024x768x32

46

39

67

Info: Bitte beachten Sie, dass wir sämtliche Benchmarks der VideoLogic Vivid! mit Beta-Treibern des KYRO durchgeführt haben. Die Grafikkarte mit 32 MByte SDRAM entspricht hingegen bereits der entgültigen Verkaufsversion.

Fazit

Kaum zu glauben: Die Vivid! mit dem KYRO-3D-Beschleuniger mischt die Karten neu. Zumindest dort, wo sich die Übermacht der Geforce2-MX-Grafikkarten tummeln: Im Preissegment bis 400 Mark.

Für 350 Mark bietet VideoLogics KYRO-Grafikkarte gegenüber dem anvisierten Konkurrenten eine überzeugende 3D-Leistung. Teilweise übertrumpft sie den GeForce2 MX mit bis zu 40 Prozent höheren Frameraten und ist besonders bei hohen Auflösungen stark. Das der KYRO im 2D-Bereich etwas langsamer ist, wird Spielernaturen hingegen kaum stören.

Das Konzept der KYRO-Architektur, nur Szenen zu rendern, die der Betrachter auch sieht, geht auf. Die gesparte Rechenzeit münzt der KYRO trotz niedriger Taktfrequenz von Chip und Speicher in hohe Frameraten um. Mit finalen Treibern dürfte sich die Leistung im 2D/3D-Bereich um ein paar Prozent erhöhen. Die Vorzeichen für den Erfolg von Grafikkarten mit KYRO-Chip stehen damit nicht schlecht. Einen Vergleich aller anderen aktuellen Grafikchips finden Sie hier. (cvi)