Netgear R6300 und Buffalo Airstation 1750

Test: Die ersten Gigabit-Router mit 802.11ac-WLAN-Standard

15.07.2012 von Thomas Rau
Der neue Netzwerk-Standard 802.11ac verspricht Gigabit-Geschwindigkeit fürs WLAN. Im Test müssen die Router Netgear R6300 und Buffalo Airstation 1750 ihre Leistungsfähigkeit beweisen. Vorweg: Die Erwartungen wurden im Test aber nicht erfüllt.

Unsere Schwesterpublikation PC-Welt hat die Router Netgear R6300 und die Airstation 1750 (WZR-D1800H) von Buffalo im Testlabor untersucht. Beide 11ac-Geräte funken gleichzeitig über die Frequenzen 5 und 2,4 GHz. Dabei können Sie bis zu drei Datenströme (spatial streams) gleichzeitig senden und empfangen (3x3). Damit soll der neue Standard 802.11ac die Gigabit-Grenze beim WLAN-Tempo knacken.

AirStation 1750: Der Router von Buffalo funkt nach dem neuen 802.11ac-Standard.

Über 2,4 GHz bleibt alles beim Alten: Hier versprechen auch die neuen Router nicht mehr Geschwindigkeit als aktuelle 11n-Router, die mit drei Datenströmen auf maximal 450 MBit/s kommen. Die Post geht erst über 5 GHz ab: Hier können die neuen Router breitere Funkkanäle nutzen. Außerdem kommt ein besseres Modulationsverfahren zum Einsatz. Das alles soll dafür sorgen, dass über diese Frequenz bis zu 1,3 GBit/s über die Funkkanäle gehen. Zusammen mit dem 2,4-GHz-Tempo kommen die Hersteller also auf 1750 MBit/s.

Netgear R6300: Die 11ac-Router bietet auf dem 5 GHz-Band theoretische WLAN-Transferraten von bis zu 1,3 GBit/s.

Es gibt noch keine WLAN-USB-Sticks oder WLAN-Module für Notebooks, die 11ac unterstützen: Deshalb haben wir die Router jeweils mit einer passenden Gegenstelle getestet. Den Netgear R6300 trat als Paar mit einem zweiten R6300 an, der im Bridge-Modus an ein Notebook angeschlossen war. Als Gegenstelle für die Buffalo Air Station kam die Media Bridge WLI-H4-D1300 zum Einsatz: Sie funkt mit bis zu 1300 MBit/s über 5 GHz und mit bis zu 450 MBit/s über 2,4 GHz, allerdings nicht gleichzeitig.

Den Test führten wir mit der jeweils aktuellen Firmware durch: Für den Netgear-Router war das Version 1.02.14_1.0.23, für den Buffalo Version 1.87. Beim Test war das WLAN mit WPA2-PSK (AES) gesichert. Lobenswert - beide Router sind bereits ab Werk verschlüsselt. Ansonsten wurden die Router in den Werkseinstellungen belassen.

Praxistest im 5-GHz-WLAN

Über diese Frequenz sollten die neuen Router richtig Gas geben können - tun sie aber nicht. Im Vergleich zu schnellen 11n-Routern wie dem Netgear WNDR4500 (maximal 450 MBit/s, 3 gleichzeitige Datenströme), fällt das Tempoplus mager aus. Der Netgear R6300 schafft über die Kurzstrecke (3 Meter) über 200 MBit/s, der Buffalo-Router kommt auf 165 MBit/s. Das ist durchaus schnell - doch der 11n-Router erzielt unter den gleichen Bedingungen auch schon 163 MBit/s.

Ergebnisse: Datenraten in MBit/s bei der Übertragung im 5-GHz-WLAN.

Die meisten 11n-Router arbeiten nur mit zwei Datenströmen, wie zum Beispiel die Fritzbox 7270 oder der Linksys WRT610N. Sie schaffen theoretisch maximal 300 MBit/s pro Frequenz. Im Test erzielen sie etwa 100 MBit/s über die kurze Distanz bei 5 GHz: Hier arbeiten die 11ac-Router also rund doppelt so schnell.

Über eine Messdistanz von 40 Metern schafft der Netgear R6300 noch 138 MBit/s, der Buffalo-Router erzielt 90 MBit/s. Schnelle 11n-Router kommen hier auf 40 bis 50 MBit/s, 300-MBit/s-Router gehen mit rund 30 MBit/s durchs Ziel. Die 11ac-Router verlieren also deutlich weniger Tempo über die lange Distanz. Das geht aber zum Teil auch auf das Konto der besseren Gegenstellen im Test. Die 11n-Router funkten nämlich an Notebooks mit einem 11n-Modul.

Tempomessungen im herkömmlichen 2,4-GHz-WLAN

Schon die Werkeinstellungen erlauben den beiden 11ac-Routern nicht das maximale Tempo. Denn wie vom 11n-Standard vorgeschrieben, verwenden Sie über 2,4 GHz nur 20 MHz breite Funkkanäle: Damit könnten Sie maximal 217 MBit/s erreichen, und nicht 450 MBit/s, die nur mit 40-MHz-Kanälen möglich wären.

Tempobremse: Ab Werk nutzen auch die 11ac-Router nur schmale Funkkanäle über die 2,4-GHz-Frequenz

Obwohl sie also unter den gleichen Bedingungen arbeiten, schlagen die 11ac-Router in diesem Test die 11n-Konkurrenz. Die Buffalo AirStation 1750 erweist sich außerdem als der bessere Router für 2,4 GHz: Sie liegt in den Tests knapp vor dem Netgear R6300. Schnelle 11n-Router schaffen über die kurze Distanz rund 20 MBit/s weniger als die 11ac-Geräten. Im Test mit Stör-WLANs auf der 2,4-GHz-Frequenz brechen die Datenraten bei allen Routern um rund 20 MBit/s ein: Die 11ac-Router sind also wie zu erwarten auf dieser Frequenz nicht robuster als die 11n-Kollegen.

Ergebnisse: Datenraten in MBit/s bei der Übertragung im 2,4-GHz-WLAN.

Beim 40-Meter-Test schmilzt der Vorsprung auf rund 10 MBit/s zusammen: Die beiden 11ac-Router bringen 30 MBit/s durch, der 11n-Router bleibt bei rund 20 MBit/s hängen.

Fazit

Die neuen Router sind die schnellsten WLAN-Router, die es je gab. Trotzdem waren unsere Erwartungen größer: Technisch gibt der 11ac-Standard mehr her, als die beiden Router im Test zeigen. Über 5 GHz sind sie schneller als die 11n-Konkurrenz, sogar doppelt so schnell wie 300-MBit/s-Router. Der Umstieg auf 11ac lohnt sich, wenn Sie mit einem älteren 11n-Router unterwegs sind und bisher überwiegend die 2,4-GHz-Frequenz nutzen. Dreimal schneller wie von den Herstellern versprochen sind die 11ac-Router allerdings nicht. Und auch der Traum vom Gigabit-WLAN bleibt eine Utopie.

Den Umstieg auf 5 GHz können Sie allerdings auch günstiger haben: Schnelle Dual-Band-Router mit 11n-Standard kosten zwischen 100 und 120 Euro, während die Buffalo AirStation 1750 für etwa 160 Euro, der Netgear R6300 für rund 190 Euro über den Ladentisch geht. (hal)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt.