Test: David XL

28.05.2003 von Mike Hartmann
Mit David XL bringt Tobit nach drei Jahren wieder eine komplett neue Release-Version auf den Markt. Damit beherrscht der Messaging-Server jetzt auch die Gebäudesteuerung, SPAM-Filtering und Video-Management.

Unternehmenskommunikation wird über Post, E-Mail, Fax und Telefon abgewickelt. Doch allzu häufig sind diese Dienste nicht oder nur wenig integriert. Dabei würde eine Integration viele Arbeitsabläufe erheblich vereinfachen und zudem einen zentralen Informationspool schaffen, in dem sämtliche Innen- und Außenkommunikation abgelegt ist.

Zumindest für E-Mail, Fax und Telefon bietet das Ahauser Software-Unternehmen Tobit mit dem Unified Messaging Server David eine Integrationsmöglichkeit an. In den letzten drei Jahren gab es für die Version David 6 mit den Servicepacks nicht nur Bugfixes. Tobit peppte ihn auch immer wieder kostenlos mit neuen Funktionen auf. Scheinbar hat das Controlling die Entwickler jetzt gebremst und ein neues Release gefordert, das über Update-Gebühren wieder Geld in die Kassen spült. Die neuen Versionen von David heißen Home für Heimanwender, SL für SOHO und kleine Unternehmen sowie XL für mittlere und große Firmen.

David XL ist der große Bruder von David SL, dem Nachfolger von David DSL. Einen Test finden Sie hier) auf tecCHANNEL. Im Gegensatz zur SL-Version besteht das XL-Paket nicht aus einer relativ fest umgrenzten Anzahl von Benutzer- und Portlizenzen, die nur beschränkt aufrüstbar sind. Stattdessen lassen sich - aufbauend auf der Basisversion - weitere Funktionen, Ports und Benutzer nach Bedarf zukaufen und einfach per Lizenzschlüssel aktivieren.

Zusätzliche Ports werden unter anderem für weitere ISDN-B-Kanäle, andere Kommunikationsgeräte wie GSM-Modems oder Faxkarten benötigt. Aber auch die Gebäudesteuerung via EIB oder die Ansteuerung von TV-Karten oder Webcams via WDM belegt einen Port.

An den grundlegenden Funktionen von David, wie Telefonie, Fax und E-Mail, hat sich nicht viel geändert. Deshalb werden wir in diesem Artikel nur auf die wichtigen Neuerungen eingehen. Weitere Informationen zu David 6 finden Sie in diesem Artikel.

Quickinfo

Produkt

David XL

Hersteller

Tobit

Voraussetzungen

Hardware

PIII 500 MHz, 256 MByte RAM, 2 GByte HD, ISDN-Karte (oder LAN-CAPI)

Software

Windows NT (ab SP6), Windows 2000, Windows XP Prof., Novell Netware (ab Version 4), Linux (SuSE und RedHat ab Version 8), CAPI 1.1 oder 2.0

Preise und Updates

Updates sind von David 6.x und David Pro möglich. Bei der Aktualisierung von David 6.x können alle bereits erworbenen Zusatzlizenzen weiter genutzt werden. Lediglich die Benutzerlizenzen sind neu zu erwerben. Nutzer von David Professional haben zwei Möglichkeiten der Aktualisierung. Wenn sie auf die Extended Telephony Services und das Internet Access Module verzichten können, bietet Tobit ein Upgrade für knapp 336 Euro an. Wer die beiden Module weiterhin nutzen will, muss 800 Euro berappen.

Preise (Euro)

Basislizenz inkl. 1 Port

684,40

5 / 25 / 50 User

452,40 / 1844,40 / 3236,40

Port

406

Internet Access

452,40

Extended Telephony

916,40

OCR für Faxeingang

220,40

PDA pro Client

58

Virus-Updates, 12 Monate

301,60

Updatekosten (Euro)

David 6.x auf XL

452,40

David Pro 6.x auf XL (Light)

336,40

David Pro 6.x auf XL (voll)

800,40

Benutzerlizenzen

5 / 25 / 50 User

220,40 / 916,40 / 1612,40

Tobit Infocenter XP

Auch wenn inzwischen eine Vielzahl von Zugriffsmöglichkeiten auf die Archive existieren, bleibt das Tobit Infocenter (TIC) immer noch der primäre Weg für den Nutzer. Denn nur dieser Client eröffnet alle Möglichkeiten, die David zu bieten hat. So lassen sich zum Beispiel Termine per Webzugang zwar anlegen, aber nicht editieren. Die wichtigste Neuerung am Infocenter ist die eingebaute Replizierung mit dem Server. Dabei kann ein Notebook-Benutzer sich alle neuen Nachrichten auf seinen mobilen Rechner holen und dann offline arbeiten, wenn er unterwegs ist. Neu erstellte Nachrichten werden an den Server übertragen, sobald wieder eine Verbindung besteht.

Einen eher rudimentären Support für Newsgroups hat Tobit ebenfalls in das TIC integriert. Hier fehlt allerdings eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie sie beispielsweise Outlook bietet.

Neu ist auch die Möglichkeit, Nachrichten an einen Microsoft Messenger Client zu schicken. Dabei wird allerdings ein zentraler Account benutzt und nicht ein eventuell vorhandener Messenger-Account des jeweiligen Benutzers. Andere bekannte Messenger wie ICQ oder Jabber werden nicht unterstützt.

Archivstruktur

An der Archivstruktur (Tobit Archive System - TAS) hat Tobit ebenfalls gefeilt. Die Adressarchive wurden ausgebaut und lassen sich nun für personalisierte Rundsendungen (E-Mail, Fax) nutzen. Dazu bindet David dynamisch Werte aus einer Vielzahl von Variablen und Informationen über Absender und Empfänger in die Sendung ein.

Weiterhin können - unter anderem in Vorbereitung auf die schon länger angekündigten DavidTV-Funktionen - nun beliebige Objekte wie etwa Audio-, Video- oder Bilddateien in der Archivstruktur abgelegt werden. So lassen sich beispielsweise alle Informationen zu Projekten in einem Archiv zusammenfassen und so gesammelt verwalten.

Per Drag-and-Drop lassen sich beliebige Dokumente in ein Archiv einbinden. Das TIC fragt dann nach, ob das Dokument in das Archiv kopiert oder verschoben werden soll oder ob nur eine Verknüpfung auf die Originaldatei zu legen ist. Letzteres ist hilfreich, wenn die Partition mit dem TAS schon sehr voll ist.

Allerdings werden Dokumente lediglich als Nachrichten mit Attachment abgelegt. Genauere Informationen, etwa bei Bildern die Bildgröße oder bei MP3-Dateien Daten aus den ID-Tags, gibt es nicht.

Anti-SPAM

SPAM ist in aller Munde, zunehmend berichten auch Fernsehsendungen über die immer weiter zunehmende Plage. Das hat auch Tobit erkannt und in Presseverlautbarungen vollmundig erklärt, dass David jetzt über einen integrierten SPAM-Schutz verfügt. Bei genauerer Betrachtung erweist sich dieser Schutz aber als sehr löchrig. Effektiv kann man mit dem eingebauten Filter nur nach Absenderadressen filtern, was schon mit älteren Versionen von David möglich war, indem man beispielsweise entsprechende Verteilregeln angelegt hat.

Da aber die meisten Spammer immer wechselnde zufällig generierte Absendeadressen verwenden, greift diese Maßnahme nur sporadisch. Ganz im Gegenteil, das beim Löschen von Nachrichten aufklappende Dialogfeld nervt mit der Zeit, da das TIC sich nicht merkt, welche Adressen nicht gesperrt werden sollen.

Weitere Anti-SPAM-Maßnahmen

Etwas weiter gehende Möglichkeiten hat der Administrator seit dem kürzlich erschienenen Servicepack 1a. In DVAdmin kann er zusätzlich noch nach bestimmten Schlüsselwörtern SPAM selektieren. Dieses wird unter dem Punkt "Nicht erlaubte Absendeadressen" geführt. Die einzelnen Schlüsselwörter werden durch Semikolon getrennt und dann im Rahmen einer ODER-Verknüpfung auf den Nachrichtentext abgewandt. Warum Tobit nicht eine UND-Verknüpfung benutzt hat, ist allerdings unverständlich. Ein ODER hätte der Benutzer auch leicht selbst realiseren können, indem er mehrere entsprechende Regeln erzeugt.

Wenn die normalen Verteilregeln auch reguläre Ausdrücke verarbeiten und zudem auf den Nachrichtentext angewandt werden könnten, wäre dieser Umweg nicht nötig und David generell um eine wichtige Funktion aufgewertet.Hilfreich für Administratoren, die nur per dynamischer IP ans Internet angebunden sind, ist der Smart Relay Service. Verweigert der SMTP-Host die Annahme der Mail, weil als Anti-SPAM-Maßnahme dynamische IPs gesperrt wurden, lässt David die Nachricht über den Server von Tobit zustellen.

Erweiterte Telephonie-Funktionen

Im Wesentlichen steuern zwei Komponenten die gesamte Kommunikation in einem Unternehmen. Auf der einen Seite die TK-Anlage und auf der anderen der Kommunikationsserver. Beide Komponenten nehmen Nachrichten entgegen und sorgen dafür, dass Informationen versendet werden. Da macht es Sinn, beide Komponenten optimal zu verbinden und die daraus resultierenden Vorteile zu nutzen.

Mit der Zusatzlizenz Extended Telephony Services lässt sich eine komplett Script-gesteuerte Anrufannahme und -verarbeitung realisieren. Mit einer Reihe von Befehlen und Abfragen kann beispielsweise abhängig von der Zeit, dem Anrufer oder anderen konfigurierten Ereignissen genau festgelegt werden, wohin der Anrufer umgeleitet wird - etwa auf einen externen Anschluss oder eine Sprach-Mailbox.

Es lassen sich aber auch eigene Aktionen initiieren - ein Tobit-Partner hat beispielsweise eine automatische Weckruf-Funktion für Hotels realisiert. Wer sich E-Mails am Telefon vorlesen lassen will oder so genannte T-Mails verschicken möchte, benötigt ebenfalls diese Zusatzlizenz.

Das Erstellen eigener Telefon-Scripts erfordert allerdings viel Einarbeitungszeit in die grafische Programmieroberfläche - oder eben den Gang zu einem Tobit-Partner, der die gewünschten Funktionen umsetzt.

Weitere Funktionen

Zu den weiteren Neuerungen in David XL gehört die Integration einer Gebäudesteuerung. Hier lassen sich Gebäude, die mit einem EiB-Bussystem ausgestattet sind, komplett per Script steuern. Sendet etwa der Wettersensor starken Wind, kann David automatisch die Rollos hochfahren lassen. In Ahaus hat Tobit ein Demo-Haus errichtet, dass die vielfältigen Möglichkeiten - und noch ein bisschen mehr - dieses Systems demonstriert.

Mit DavidTV will Tobit über WDM-Treiber das Signal von TV-Karten aufzeichnen und direkt im TAS als Dokument ablegen. Ein spezieller Abo-Dienst mit digitaler Programmzeitschrift und einer Redaktion übermittelt dann nach Aufzeichnung einer Sendung Informationen über Werbepausen, so dass diese beim späteren Anschauen einfach ausgeblendet werden.

Diese Funktion soll auch unter der Bezeichnung David Home für Endanwender auf den Markt gebracht werden. Allerdings verzögert sich die Veröffentlichung von David Home schon seit einigen Monaten. Doch jetzt soll David Home - und damit wohl auch ein entsprechendes Servicepack für XL - langsam das Release-Stadium erreichen.

Die TV-Funktion steht unter Windows 2000 nicht zur Verfügung. Windows XP Professional oder Windows 2003 Server sind deshalb als Betriebssystem angesagt.

Fazit

Mit der neuen Release erweitert Tobit sein Flaggschiff David um eine Reihe von neuen und teilweise interessanten Funktionen wie Gebäudesteuerung, Video-Server oder Anti-SPAM. Viele davon sind allerdings noch nicht oder nur unzureichend implementiert. So ist beispielsweise DavidTV mit der Fähigkeit, Video-Streams von WDM-Geräten in das Archivsystem zu speichern, noch nicht endgültig fertig - was auch die Verzögerung des für April angekündigten David Home erklären dürfte. Hier ist wohl bald ein Servicepack fällig.

Bei der Bekämpfung von SPAM tut sich David nach wie vor schwer. An diesem Problem ist man laut Pressesprecher Dieter van Acken aber bereits dran. Was auch notwendig ist, denn die Spammer sind schon eine Reihe von Schritten weiter. Die Gebäudesteuerung dürfte zunächst nur einem kleinen Kundenkreis Nutzen bringen. Wer ein entsprechendes Bussystem in seiner Anlage hat, sollte durchaus einen ernsthaften Blick auf David XL werfen.

Wer gerade ein David 6.6 mit entsprechenden Zusatzlizenzen im Einsatz hat, muss nicht unbedingt sofort upgraden. Angesichts der Kosten für das Update bietet David XL nicht genügend zwingende Features. Jedoch steht zu erwarten, dass noch eine Reihe zusätzlicher nützlicher Features via Servicepack nachgereicht wird. Dazu zählen unter anderem die Integration von DavidTV, die angekündigte Unterstützung eines Mailing-Services in Kooperation mit der Deutschen Post AG und sicherlich weitere Verbesserungen beim SPAM-Schutz.

Wer sich noch nicht mit David befasst hat, kann das jetzt dank der neuen SmartStart-Lizenz von Tobit für knapp 10 Euro nachholen. Diese Lizenz umfasst 50 Benutzer und vier Ports und kann für 30 Tage komplett eingesetzt werden. Danach kann durch Eingabe eines gekauften Lizenzschlüssels dieselbe Installation auf die Vollversion aktualisiert werden. (mha)