Test: Celeron II

31.03.2000 von Michael Eckert
Es hat lange gedauert, aber nun hat Intel auch im Billigsegment eine CPU mit 3D-Befehlssatz. Der neue Celeron startet mit 566 und 600 MHz Taktfrequenz. Wir haben getestet, ob sich das Warten gelohnt hat.

Mit 533 MHz und 128 KByte L2-Cache musste sich der Celeron im umkämpften Feld der Billig-PCs gegen AMDs K6-Reihe mit 3D-Befehlssatz behaupten. Bei Intel gab es einen erweiterten ISSE-Befehlsatz erst ab dem teureren Pentium III. Intels Problem: Ein billiger Celeron mit ISSE hätte dem eigenen Profitbringer Pentium III Konkurrenz gemacht.

Die Lösung ist nun der ursprünglich in Fachkreisen als Celeron II angekündigte Prozessor mit Coppermine-Core, der auch im Pentium III zum Einsatz kommt. Intel hat diesen Core im neuen Celeron so kastriert, dass er ins Billigsegment passt: Der L2-Cache wurde von 256 KByte auf 128 KByte halbiert. Den Namen Celeron II wird er allerdings nicht tragen: Da er mit seinen Taktfrequenzen ab 566 MHz nicht mit den bisherigen Celeron-Typen zu verwechseln ist, verzichtet Intel bei den Neuen auf den Zusatz "II".

Wir haben einen Celeron 566 ausführlich getestet und überprüft, ob man bei der Billig-CPU nicht zu viel an Performance einbüßt.

Unterschiede zum Pentium III

Den Celeron soll es mit Taktfrequenzen ab 566 MHz nur noch im FC-PGA-Gehäuse geben, das bereits mit dem Pentium III eingeführt wurde. Zwar ist der Pentium III CPU auch noch im SECC2-Format erhältlich, aber der Trend geht eindeutig zum Socket 370.

Da das FC-PGA-Gehäuse des neuen Celerons dünner als die PPGA-Version der bisherigen Celerons ist, sind die alten Lüfter für den Socket 370 nicht geeignet. In der Regel ist in diesen Fällen der nötige Wärmeübergang vom Die nicht gewährleistet. Die Lüfter und Kühlkörper für den mechanisch kompatiblen Pentium III für den Sockel passen dagegen.

Ein Blick in die Tabelle zeigt, dass die Unterschiede des neuen Celeron zum Pentium III auf Coppermine-Basis gering sind. Im Wesentlichen wurde nur der L2-Cache auf dem Die halbiert und auf ECC verzichtet. Außerdem ist der Celeron (offiziell) nicht für Multiprozessorbetrieb ausgelegt und muss sich mit einem niedrigeren FSB-Takt zufrieden geben

Unterschiede: Celeron und Pentium III

Celeron 566

Celeron 500

Pentium III 550E

CPU-Core

Coppermine

Mendocino

Coppermine

Core-Takt

566 MHz

500 MHz

550 MHz

FSB-Takt

66 MHz

66 MHz

100 MHz

L1-Cache

2 x 16 KByte

2 x 16 KByte

2 x 16 KByte

L2-Cache

128 KByte

128 KByte

256 KByte

L2-Cache ECC

Nein

Nein

Ja

Multiprozessorfähig

Nein

Nein

Ja

Fertigungstechnik

0,18 Mikron

0,25 Mikron

0,18 Mikron

Core-Spannung

1,50 Volt

2,00 Volt

1,65 Volt

Gehäuse

FC-PGA

PPGA

FC-BGA, SECC2

Preis

167 Dollar

93 Dollar

193 Dollar

Probleme mit dem neuen Celeron

Die schlechte Nachricht zuerst: Die Celerons ab 566 MHz laufen nicht auf Anhieb in jedem Mainboard. Nachdem der Celeron 566 nicht mit unserem Referenzboard Tyan Trinity 400 arbeiten wollte und der Bildschirm dunkel blieb, testeten wir weitere Mainboards ohne Erfolg: Das Soltek 67KV verweigerte ebenfalls den Dienst, während das Epox 6VBA2 scheinbar einwandfrei lief. Das Board meldete allerdings einen FSB-Takt von 124 MHz. Unsere Messung ergab, dass die Konfiguration aber mit den gewünschten und per Steckbrücke vorgegebenen 66 MHz Bustakt arbeitete.

Die Detailanalyse mit unserem Benchmark tecMEM zeigte jedoch, dass das BIOS nicht nur Falschmeldungen ausgibt, sondern auch mit dem L2-Cache des Celeron 566 schlecht zurechtkommt. Grobe Ausreißer in der Speichertransferkurve des L2-Caches deuteten auf noch nicht vorhandene BIOS-Unterstützung hin.

Mit dem AOpen AX64 Pro sieht die Speichertransferkurve des Celeron 566 dagegen so aus, wie es sein soll. Wir haben uns daher entschieden, den neuen Prozessor in diesem Mainboard zu testen. Allerdings ist bei den Benchmark-Diagrammen zu beachten, dass das AOpen-Board etwas langsamer ist als unsere Referenz von Tyan.

Schlecht für alte Mainboards

Die Spannungskodierung für die Celeron-Modelle erfolgt wie beim Pentium III über vier Pins (VID0 bis VID3). Allerdings sind beim PPGA-Celeron nur vier Spannungen zwischen 1,90 und 2,05 V vorgesehen. Socket-370-Mainboards für die FC-PGA-Prozessoren müssen dagegen 16 Spannungen in 0,05-V-Schritten zwischen 1,30 und 2,05 V liefern können. Alten Mainboards macht neben der niedrigeren Core-Spannung von 1,50 V auch die leicht veränderte Pin-Belegung der FC-PGA-Celerons zu schaffen.

2D-Benchmarks

Die Prozessorhersteller stürzen sich begeistert auf den Spielebereich, weil es dort immer noch mehr Bedarf an Rechenpower gibt. Der Großteil der Anwender sitzt aber tagtäglich vor Standardprogrammen wie Winword oder Excel. Diese klassischen 2D-Anwendungen profitieren fast ausschließlich von der Integer-Performance einer CPU. Allerdings wird auch die Zahl der Sound- und Grafikprogramme immer größer, die wie Spiele eine schnelle FPU oder Befehlserweiterungen wie MMX verlangen. Wir überprüfen die Leistungsfähigkeit der Prozessoren mit dem Benchmark-Paket SYSMark98, das ein Mix aus den angesprochenen Programmen ist.

Bitte beachten Sie, dass sich die Angabe "PC100" in allen Diagrammen nur auf den Speichertakt bezieht. Der Celeron 566 arbeitet also auch in diesem Fall nur mit den zulässigen 66 MHz FSB-Taktfrequenz.

3D-Benchmarks

Was bringt der erweiterte Befehlssatz beim Celeron? Einen Performance-Zuwachs kann man natürlich nur bei Software erwarten, die für die ISSE-Kommandos optimiert ist. Das ist der Natur der Sache entsprechend hauptsächlich bei Spielen und Multimedia-Applikationen der Fall. Der Grafikkarten-Benchmark 3DMark99 Max Pro kann mit und ohne optimierter Einstellung testen und eignet sich daher ideal für einen Vergleich.

Das Gesamtergebnis von 3DMark99 Max Pro hängt stark von der Grafikkarte ab. Da wir aber immer die gleichen Komponenten und Einstellungen verwenden, sind verfälschende Einflüsse ausgeschlossen.

Bitte beachten Sie, dass sich die Angabe "PC100" in allen Diagrammen nur auf den Speichertakt bezieht. Der Celeron 566 arbeitet also auch in diesem Fall nur mit den zulässigen 66 MHz FSB-Taktfrequenz.

3D-Spiele

Die immer aufwendigeren 3D-Spiele fordern von der Hardware die meiste Leistung. Besonders ist dabei die FPU-Performance gefragt. Bei den Spieletests zeigte sich, dass das AOpen AX64 Pro offensichtlich nicht optimal auf Konfigurationen abgestimmt ist, bei denen der Speichertakt höher als der FSB-Takt ist. Der Effekt tritt offenbar nur dann auf, wenn gleichzeitig AGP 2x oder AGP 4x aktiv ist, was auf die D3D-Spiele zutrifft. Die Ergebnisse des Celeron 566 sind deshalb mit PC66-Speicher zum Teil besser als mit PC100-SDRAM.

Bitte beachten Sie, dass sich die Angabe "PC100" in allen Diagrammen nur auf den Speichertakt bezieht. Der Celeron 566 arbeitet also auch in diesem Fall nur mit den zulässigen 66 MHz FSB-Taktfrequenz.

Fazit

Der Celeron 566 alias Celeron II 566 ist aus Marketingsicht ein gelungenes Produkt. Intel hat die CPU so ausbalanciert, dass sie zwar deutlich schneller als der alte Celeron ist, trotzdem zum Pentium III bei vergleichbarer Taktfrequenz den gebührende Abstand hält.

Allerdings dürften sich einige technische Angaben auf den Produktverpackungen der Hersteller schlecht machen. Wer will heute beispielsweise noch PC66-SDRAM kaufen, wenn es denn überhaupt noch zu bekommen ist? Als Minimum darf man auch im Billigsegment PC100-Speicher voraussetzen, der in diesen PCs auch wie selbstverständlich drin ist.

So entsteht der Eindruck, dass Intel die Billig-CPU mit 66 MHz FSB-Takt künstlich ausbremst, damit das Geschäft mit den profitableren Top-Produkten nicht zu sehr leidet. Das ist zwar legitim, aber Intels Presseabteilung wirbt weiterhin mit einem 66 MHz "schnellen" Systembus, den der Celeron II nun wirklich nicht hat.

Die derzeit schlechte oder gar fehlende Boardunterstützung der neuen Celeron-CPUs ist hauptsächlich ein BIOS-Problem. Mit dem nächsten Update sollte der Großteil der Mainboards für den Pentium III im FC-PGA-Gehäuse auch den Celeron ab 566 MHz unterstützen. Ähnliche Probleme gab es beispielsweise auch schon bei der Umstellung vom Pentium III mit Katmai- auf Coppermine-Core. (mec)

Testkonfiguration

Wir testen alle Prozessoren in einer exakt festgelegten Testumgebung. Für die verwendete Software gilt:

Die Praxistests mit dem Anwendungs-Benchmark Bapco SYSmark98 erfolgen in einer Auflösung von 1024x768 Punkten und 32-Bit-Farbtiefe. tecChannel testet unter Windows 98 SE und Windows NT 4.0 SP5.

Mit dem Benchmark 3DMark99 Max Pro prüfen wir die 3D-Performance bei 800x600 Punkten,16-Bit-Farbtiefe und Triple Frame Buffer (Voreinstellungen des Programms).

Bei Unreal ist die Bildrate nach mindestens drei Zyklen mit der Option timedemo 1 angegeben. Das 3D-Spiel arbeitet dabei mit 800x600 Bildpunkten und 16-Bit-Farbtiefe mit Hardware- oder Software-Rendering (Startoption -nohard).

Bei der Demoversion von Quake 3 verwenden wir für die Grafik die Voreinstellung Normal, was 640x480 Punkten und der Default-Farbtiefe entspricht. Der Benchmark wird über die Konsole mit dem Aufruf timedemo 1, gefolgt von demo q3 demo2 gestartet.

Sowohl Unreal als auch die Quake-Demo startet tecChannel bei einer Windows-Auflösung von 800x600 Punkten und 16-Bit-Farbtiefe. Bei allen 3D- und Spieletests ist die V-Synchronisation abgeschaltet.

Testkonfiguration im Detail

Eine detaillierte Auflistung der verwendeten Hardwarekomponenten finden Sie nachfolgend:

Komponente

Daten

Mainboard 1

AOpen AX64 Pro

Serien-Nr.

00846432KN73

Firmware

03/22/2000

Sonstiges

Slot 1, FC-PGA-CPUs getestet mit Adapter Soltek SL-02A+

Mainboard 2

TyanTrinity ATX S1598S

Serien-Nr.

TA9021810199

Firmware

v1.04a 052199

Sonstiges

Super Socket 7

Mainboard 3

TyanTrinity 400 S1854SLA

Serien-Nr.

9933810059

Firmware

v1.05

Sonstiges

Slot 1 /S370

RAM 1

SEC KM48S8030AT

Serien-Nr.

---

Firmware

---

Sonstiges

128 MByte SDRAM PC100 CAS=2

RAM 2

128MB PC133

Serien-Nr.

241197

Firmware

---

Sonstiges

128 MByte SDRAM PC133 CAS=3

Soundkarte

TerraTec XLerate Pro

Serien-Nr.

1293900011590

Firmware

---

Sonstiges

Rev. C / 4.06.2016 / 13.03.1999

Netzwerkkarte

3Com Fast Etherlink 3C905B-TX

Serien-Nr.

6TQ2E9F603

Firmware

Hardware-Ver.: 048

Sonstiges

Rev. A / 4.10.2222 / 05.05.1999

Grafikkarte

Guillemot Maxi Gamer Xentor 32

Serien-Nr.

905381151072

Firmware

V2.05.13

Sonstiges

Detonator 3.68

SCSI-Controller

Adaptec AHA-2940UW Pro

Serien-Nr.

BC0B90905QN

Firmware

V.2.11.0

Sonstiges

V2.21A

Festplatte

Quantum ATLAS IV 9 WLS

Serien-Nr.

369919430210

Firmware

0808

Sonstiges

8,7GB REV 01-D

DVD-ROM

Pioneer DVD-303S-A

Serien-Nr.

TGT0059423WL

Firmware

1.09

Sonstiges

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Netzteil

Channel Well Technology ATX-230

Serien-Nr.

540299070595

Firmware

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Sonstiges

230 W

Tastatur

Cherry RS 6000 M

Serien-Nr.

G 0064318 4 L28 3 I

Firmware

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Sonstiges

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Maus

Logitech M-S35

Serien-Nr.

LZA84352013

Firmware

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Sonstiges

3-Tasten