Gibt es ein langweiligeres Thema als Backup und Wiederherstellung von Daten? Viele Anwender und IT-Profis werden diese Frage aus einer tiefen Überzeugung heraus verneinen. Wir sind hingegen der Meinung, dass es kaum ein wichtigeres und zudem spannenderes Thema gibt als die Datensicherung. Wer jemals nach einem System-Crash oder auch nur nach einem simplen Bedienungsfehler verzweifelt versucht hat, seine Daten wiederzufinden oder mühevoll mittels diverser Systemwerkzeuge aus Bruchstücken zu rekonstruieren, wird ebenfalls von der Nützlichkeit einer Sicherung seiner Betriebssysteme, Anwendungen und Daten überzeugt sein.
Wir haben uns für diesen Artikel einige Möglichkeiten, Werkzeuge und Ansätze angeschaut, die es gerade Anwendern im SOHO-Bereich (Small Office, Home Office) und in kleinen und mittelständischen Betrieben erleichtern sollen, die so wichtige Aufgabe der Datensicherung schnell und einfach durchzuführen. Dabei kann dieser Beitrag naturgemäß nur einen Bruchteil des riesigen Angebots an Backup-, Imaging- und Sicherungswerkzeugen präsentieren. Wir stellen in unserem Artikel neben der traditionellen Datensicherung jeweils auch ein Beispiel für Cloud-Sicherungen und die Sicherung der Daten auf Mobilgeräten vor.
Sicherung des gesamten Betriebssystems: Keriver 1-Click Restore
Natürlich ist es für einen Systembetreuer jederzeit möglich, ein komplettes Betriebssystem wieder neu aufzusetzen - leider bedeutet das aber auch, dass dieses System von Grund auf neu konfiguriert und eingerichtet werden muss. Viel einfacher ist es da, mit einer Imaging- oder Backup-Lösung zuvor ein Abbild des Systems zu erstellen. Dieses kann dann beliebig wieder zurückgespielt werden. Gut, wenn dieses Abbild dann auch noch mittels Snapshots auf dem aktuellen Stand gehalten werden kann, wie es bei der Lösung Keriver 1-Klick Restore Free 3.0 möglich ist.
Welche Möglichkeiten bietet Keriver 1-Klick Restore?
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Die Freeware-Version der Keriver-Lösung ist schnell installiert und einfach zu bedienen.
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Die Lösung arbeitet problemlos auch mit Windows-8-Systemen zusammen und kann selbst im laufenden Betrieb (mittels VSS - Volume Shadow Copy Service - Volumenschattenkopie) Backups des Betriebssystems anlegen.
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Auch wenn sich die Website nur in Englisch präsentiert - die Software ist (fast vollständig) lokalisiert.
Was kann Keriver 1-Klick nicht bieten?
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Die Lösung ist ausschließlich dazu gedacht, eine komplette Kopie des Betriebssystems zu erstellen und wiederherzustellen. Wer einzelne Dateien aus einer Sicherung wiederherstellen will, muss auf die kostenpflichtige Version wechseln.
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Das Einbinden des Grub-Boot-Managers mit seiner wenig nutzerfreundlichen Oberfläche kann zu Problemen führen.
Fazit: Wer eine einfach zu bedienende Lösung zum Backup seines Betriebssystems sucht, die dieses komplett wiederherstellen kann, liegt bei Keriver 1-Klick richtig. In unseren Tests klappten auch die Wiederherstellung aus einem zuvor erstellten Schnappschuss und die automatische Einbindung des Grub-Boot-Managers bei einem Windows-8-System. Insgesamt eine einfach zu bedienende Software, die in der freien Version aber auch nur wenig Auswahlmöglichkeiten zur Wiederherstellung zu bieten hat.
Meister der Dateien und Verzeichnisse: Cobian Backup
Einen anderen Weg als die zuvor vorgestellte Keriver-Software geht die ebenfalls freie Lösung Cobian Backup: Hier werden dem Anwender umfangreiche Möglichkeiten bereitgestellt, um seine Dateien und Verzeichnisse gezielt zu sichern und wiederherzustellen.
Vorteile beim Einsatz von Cobian Backup:
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Cobian Backup ist eine schnell installierte und gut lokalisierte Software mit vielfältigen Konfigurationsmöglichkeiten.
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Die Software kann bereits bei der Installation als Hintergrunddienst eingerichtet werden, der automatisch bei geringem Ressourcenverbrauch die Backups steuert.
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Die Lösung beinhaltet eine eingebaute Kompression (Zip und 7Zip) sowie eine Verschlüsselung (AES 265, AES 192 und AES 128 - Advanced Encryption Standard)
Was kann Cobian Backup nicht leisten?
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Die Komplettsicherung ganzer Partitionen und Festplatten ist hier nur in Form der Daten und Verzeichnisse möglich - es kann kein 1:1-Image erstellt werden.
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Die Software ist zwar lokalisiert, aber die Hilfedateien stehen leider nicht in deutscher Sprache zur Verfügung.
Fazit: Wollen Sie auf der Ebene ihrer Dateien und Verzeichnissen die eigenen Daten sichern und suchen eine freie Software für diese Aufgabe, dann sollten Sie unbedingt einen Blick auf Cobian Backup werfen. Nicht nur die umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten, sondern auch die integrierte Verschlüsselung machen diese Software zu einer guten Lösung, wenn es beispielsweise darum geht, ausgesuchte Dateien und Verzeichnisse automatisch und verschlüsselt auf ein Online-Laufwerk "in der Wolke" zu kopieren. Dieses Programm bekommt deshalb auch unsere besondere Empfehlung.
Bewährter "Sicherungs-Profi": Backup Exec 2012
Im Jahre 2005 übernahm Symantec die Firma Veritas und damit auch deren Profi-Backup-Software "Backup Exec". Es dauerte zwar ein wenig, bis die Software unter der neuen "Flagge" wieder an die alte Stärke anknüpfen konnte, jedoch ist Symantec inzwischen in bester Gesellschaft mit EMC, IBM und CommVault im Bereich "Leader" im jüngsten Magic Quadrant der Analysten von Gartner für "Enterprise Backup/Recovery Software" angekommen.
Backup Exec 2012 wird vom Hersteller als Komplettsoftware zur Sicherung und Wiederherstellung von virtuellen und physischen Umgebungen in Unternehmen angeboten. Dabei erlaubt eine zentrale Verwaltungskonsole dem IT-Profi die Überwachung und Steuerung von Backup-Aufträgen über das Netzwerk. Was viele Administratoren in der Praxis zu schätzen wissen: Sie können mit dieser Software eine Sicherung in eine virtuelle Maschine konvertieren. Das ermöglicht ihnen eine schnellere Reaktion bei der Notfallwiederherstellung, da die ausgefallene Hardware nicht mehr 1:1 vorhanden sein muss.
Was uns an Backup Exec 2012 gut gefiel:
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Die Software hat leistungsstarke Assistenten, die bei der Konfiguration und Einrichtung dank guter Dialoge eine echte Hilfe darstellen.
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Die Agents taugen für viele unterschiedliche Systeme. Dadurch bietet sich die Software als Komplettlösung für Unternehmen an.
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Die Elemente im Dashboard können frei positioniert werden.
Was uns an Backup Exec 2012 nicht so gut gefallen hat:
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Das Konzept der Software verlangt nach einer ordentlichen Einarbeitung. Entweder muss die Dokumentation genauestens gelesen oder ein Consultant mit der Einrichtung beauftragt werden.
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Im Dashboard hat der Benutzer nur selten das Gefühl, exakt zu wissen, was die Sicherung jetzt im Moment tut.
Fazit: Backup Exec 2012 eignet sich gut für Unternehmen, die verschiedenste Datenquellen zu sichern haben - seien es Datenbankserver, Microsoft-Exchange- oder -SharePoint-Maschinen, virtualisierte Umgebungen oder Standard-Linux- oder Windows-Computer. Durch den modulhaften Aufbau kann eine umfangreiche und komplette Backup-Exec-Installation aber auch recht teuer werden. Insgesamt ist Backup Exec eine Lösung, die für die Backup-Bedürfnisse von IT-Profis geschaffen wurde - was sich auch in der komplexeren Bedienung widerspiegelt.
Cloud-Backup - die ideale Lösung für den Mittelstand?
Viele Anwender überlegen heute, ob sie die Idee eines lokalen Backups auf Festplatten oder gar auf anderen Datenträgern wie Bändern nicht komplett aufgeben, um die Sicherung ihrer Daten der Cloud anzuvertrauen. Gerade für Firmen aus dem Bereich KMU (Kleine und mittelständische Unternehmen) erscheint dieses Vorgehen zunächst wie die ultimative Lösung:
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Bei einer Sicherung in der Cloud wird keine zusätzliche Hardware vor Ort benötigt, und auch der Aufwand bei der zusätzlichen Software hält sich in Grenzen.
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Die Internetverbindung ist in der Regel sowieso vorhanden.
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Es ist kein IT-Fachpersonal oder "Backup-Operator" nötig.
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Die Daten liegen sicher in einem geschützten Rechenzentrum, sodass sie auch nach einer Katastrophe vor Ort - wie etwa einem Brand - sofort wieder zur Verfügung stehen.
Bei all diesen Vorteilen sollten aber gerade kleine und mittelständische Betriebe ebenso wie auch die "Einzelkämpfer" - also beispielsweise Freiberufler im Home-Office - die Probleme nicht außer Acht lassen, die beim Einsatz einer solchen Backup-Lösung auftauchen können:
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Wie stabil und zuverlässig ist die eigene Internetanbindung vor Ort? Wie "Business-critical" ist es für meinen Provider, wenn die Anbindung mal nicht klappt? Die meisten Provider sehen es als durchaus "normal" an, wenn Kunden, die keinen speziellen und teuren Business-Vertrag haben, mal einen Tag keinen Internetzugang haben.
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Wo befinden sich die Server, auf denen meine Daten gesichert werden, und wie leicht bekomme ich sie komplett wieder, wenn ich den Anbieter wechseln will oder der Anbieter sein Angebot einstellt?
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Und das größte Problem: Wie hoch ist die Upload-Geschwindigkeit, die der eigene Provider bereitstellt? Das beste Cloud-Backup wird zur Tortur, wenn ein Upload der Daten Tage dauert.
Bedeuten diese Punkte, dass ein Cloud-Backup gerade für kleine Betriebe und Selbstständige wenig sinnvoll ist? Nein, das bedeutet es sicherlich nicht, aber Sie sollten sich der Einschränkungen bewusst sein und Vorkehrungen treffen. Der von uns präferierte Idealfall: ein Anbieter vor Ort, der zunächst eine initiale Sicherung beispielsweise auf eine Festplatte vornimmt, sodass danach nur noch inkrementelle Sicherungen über das Netz ausgeführt werden müssen - dann klappt ein Cloud-Backup auch mit einer normalen DSL-Anbindung sehr gut.
Ein Beispiel für Cloud-Backup: Box
Es gibt mittlerweile eine sehr große Zahl von Websites und Lösungen, die Speicherplatz in der Cloud zur Verfügung stellen: Dabei reicht das Spektrum von den bekannten End-User-Lösungen wie Dropbox über die Angebote der profilierten Hosting-Provider wie Strato bis hin zu Spezialisten wie Mozy. Wir haben hier die Lösung der Firma Box als ein Beispiel für eine derartige Backup-Möglichkeit in der Cloud ausgesucht.
Was bietet die Lösung Box dem Anwender?
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Die sehr professionell gestaltete Website in deutscher Sprache bietet schnellen und einfachen Zugang zum Webspeicher.
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Mit der Business-Version stehen dem Anwender auch Features wie kennwortbasierte Freigabe und Zugriffsverwaltung zur Verfügung. Mit der Enterprise-Version können dann auch Box-Gruppen auf Basis von Active Directory erstellt werden; ein Single-Sign-On wird ebenfalls unterstützt.
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Auch Apps für Windows 8, Android-Geräte sowie iPhone und iPad stehen bereit.
Fazit: Die Online-Speicherlösung von Box machte in einem kurzen Praxistest einen guten Eindruck: Sie lässt sich leicht bedienen und unterstützt die Nutzer sinnvoll. Obwohl sowohl die Version für den Browser als auch die von uns verwendete mobile Version für Android und Windows 8 vollständig in deutscher Sprache bereitstehen, gibt es die sogenannte "Box Sync"-Anwendung für die Windows-Systeme nur in englischer Sprache. In den Geschäftsbedingungen weist der Anbieter darauf hin, dass es "möglich" sei, dass Daten auf amerikanischen Servern gespeichert werden.
Unser Tipp: Ganz gleich, für welche Cloud-Speicher-Lösung Sie sich entscheiden, testen Sie zunächst - am besten mit der zumeist verfügbaren freien Version -, wie performant und zuverlässig ein Upload in der Praxis funktioniert. Wenn schon die freien 5 GByte im Schneckentempo in die Wolke "kriechen", dann werden Sie mit einer solchen Backup-Lösung nicht glücklich werden!
Wie sichere ich die Daten eines Android-Geräts?
Abschließend wollen wir noch einen Blick auf eine freie Lösung werfen, die ein Backup von Android-Geräten ermöglicht. Immer häufiger werden Daten heute nicht mehr nur auf PCs, sondern auch auf Smartphones und Tablets erstellt und abgelegt. Gut, wer seine Anwender dabei so weit gebracht hat, dass sie grundsätzlich alle Daten nur online ablegen - aber was ist, wenn sich die Daten beispielsweise auf einem Android-Gerät befinden?
Viele IT-Profis und Anwender raten dann zum Einsatz der Titanium-Lösung, die etwas ermöglicht, was im Konzept des Android-Betriebssystem für den "normalen Anwender" so nicht vorgesehen ist: ein vollständiges Backup der Daten anzulegen. Allerdings muss das Gerät dazu für den Root-Zugriff "geknackt" werden - eine Sicherheitslücke, die im professionellen Umfeld absolut nicht zu akzeptieren ist. Nun steht aber eine Lösung bereit, die verspricht, ohne diesen gefährlichen Eingriff auszukommen.
Sicherung ohne Root-Zugriff: Holo Backup
Mit der Lösung Holo Backup (auch Simple-ADB-Backup genannt) steht eine Oberfläche unter Windows und Linux bereit, die es ermöglicht, auch ohne einen Root-Zugriff die in Android vorhandenen Backup-Funktionalitäten zu verwenden. Diese stehen allerdings erst ab der Android-Version 4.0 bereit. Zudem haben die Google-Entwickler dem Einsatz einer solchen Software noch weitere Hürden in den Weg gestellt: Um den entsprechenden Treiber auf dem PC verwenden zu können, muss auf dem Android-Gerät der USB-Debugging-Modus aktiviert werden. Dieser ist im Einstellungsmenü unter den Entwickleroptionen zu finden. Wer bereits ein Android 4.2 oder neuer verwendet, wird diese allerdings zunächst vergebens suchen: Sie sind standardmäßig deaktiviert. Erst nach siebenmaligem Tippen auf den Eintrag "Build-Nummer" im Einstellungsmenü tauchen sie mit dem Hinweis "Sie sind jetzt Entwickler" wieder auf, und der Debugging-Modus kann eingeschaltet werden.
Was kann Holo Backup leisten?
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Wer erst einmal die aufwendigen Vorbedingungen auf seinen Android-Geräten erfüllt hat, kann mit dieser Software relativ komfortabel ein Backup der Daten auf seinem Smartphone oder Tablet anlegen.
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Dabei steht ein Backup ohne die System-Apps und mit allen System-Apps zur Verfügung. Die zweite Möglichkeit wird als "unsafe" bezeichnet und scheiterte auch in unseren Tests.
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Die GUI ist nicht besonders schön, führt den Nutzer aber sicher durch den Prozess des Backups.
Fazit: Wir haben die Software sowohl mit einem Samsung Galaxy S2 unter Android 4.04 (Icecream Sandwich) als auch mit einem Google-Nexus-7-Tablet unter Android 4.22 (Jelly Bean) erfolgreich dazu einsetzen können, ein Backup ohne System-Apps auf einem Windows-7-Rechner zu erstellen. Dieser Vorgang benötigte ein wenig Zeit, lief aber ansonsten problemlos ab. Allerdings kann es durchaus passieren, dass der Nutzer erst noch die nötigen USB-Treiber für sein Windows-System aus dem Android-SDK installieren muss, bis der notwendige Zugriff im Debugging-Modus funktioniert. All dies zeigt, dass sich die Anwendung noch in der Entwicklungsphase befindet - für den täglichen (möglichst einfachen) Praxiseinsatz ist sie sicher noch nicht zu empfehlen. (mje)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche.