4-Zoll-Retina-Display, A6-CPU, LTE, Lightning

Test: Apple iPhone 5 mit iOS 6

24.09.2012 von Christian Vilsbeck
Apples neues iPhone 5 wurde dünner, leichter und schneller. Gleichzeitig ist das Retina-Display auf 4 Zoll angewachsen. Die Ausstattung mit A6-Prozessor, LTE, Dual-Band-WLAN und Lightning-Connector sorgen für eine technische Runderneuerung. Im Test klären wir, ob der Umstieg vom iPhone 4 oder iPhone 4S lohnt.

Es ist wie immer: Kaum gibt es ein neues iPhone, iPad oder iOS, schon ist der Aufschrei über jeden noch so kleinen Fehler groß. Als da wären Verarbeitungsmängel wie kleine Kratzer, die bereits als "Scuff Gate" bezeichnet werden, Entrüstung über Fehler in den neuen Apple-Karten, eine kopierte Bahnhofsuhr… Die einen jauchzen himmelhoch, die anderen sind restlos enttäuscht - so geht es auch Apples neuem iPhone 5.

"Das Größte, was dem iPhone passieren konnte", so beschreibt Apple sein iPhone 5. Dünner, leichter, schneller, mit iOS 6 moderner und größer durch das 4-Zoll-Display - konkretisiert man Apples Aussage etwas mehr. Der neue A6-Prozessor soll die Rechenleistung und Grafik-Performance verdoppeln im Vergleich zum A5 des iPhone 4S. Unterwegs will LTE für deutlich flinkere Transferraten sorgen.

iPhone 5 mit LTE, DC-HSPA und Dual-Band-WLAN

Apple bietet das neue iPhone 5 wieder mit 16, 32 oder 64 GByte Speicherplatz an. Wie das iPad 3 unterstützt auch das iPhone 5 den Mobilfunkstandard LTE. Während das Tablet allerdings keine in Deutschland verwendeten LTE-Frequenzen nutzen kann, macht es das iPhone 5 zumindest eingeschränkt besser. Die in Deutschland vertriebenen iPhone 5 unterstützen die LTE-Bänder 1 (2100 MHz), 3 (1800 MHz) und 5 (850 MHz). Von diesen Frequenzbändern profitiert nur die Telekom durch sein 1800-MHz-Band. Mit LTE sind laut der Telekom theoretische 100 Mbit/s möglich. Vodafone und O2 setzen auf eine LTE-Frequenz von 800 MHz, was vom iPhone 5 nicht unterstützt wird. Fortschritte beim Mobilfunk bietet das iPhone 5 aber auch durch DC-HSDPA mit theoretischen Transferraten von bis zu 42 Mbit/s.

Für das iPhone 5 ist zwingend einen SIM-Karte im neuen Nano-Format notwendig. Vorhandene Micro-SIM-Karten, die noch beim iPhone 4 und iPhone 4S zum Einsatz kommen, sind mit dem neuen Formfaktor nicht kompatibel. Ein Zuschneiden ist auch nicht mehr so einfach möglich wie beim Schritt von der SIM auf die Micro-SIM. Bei den Abmessungen von 12,3 x 8,8 x 0,67 mm ist die neue Karte auch noch etwas dünner. Die Kontaktflächen sind je nach Anbieter ebenfalls leicht unterschiedlich angebracht.

Beim iPhone 5 gibt es wie schon beim iPhone 4 und iPhone 4S einen drahtlosen Netzwerkzugang über WLAN 802.11n. Das neue iPhone unterstützt aber neben dem bisherigen 2,4-GHz-Band zusätzlich das noch nicht so überfüllte 5-GHz-Band. Durch das Dual-Band sollte insbesondere bei stark frequentierten Hotspots - die auch 5 GHz unterstützen - einfacher eine Verbindung zustande kommen.

Technische Daten: Display, Abmessungen, CPU

Mit dem Schritt von 3,5 Zoll beim iPhone 4 und iPhone 4S auf nun 4 Zoll will der Hersteller nicht nur dem Trend zu größeren Displays folgen, sondern die einfache Bedienung mit einer Hand bleibt vordergründig. So ist die Breite des Retina-Bildschirms mitsamt der horizontalen Auflösung von 640 Pixel unverändert zum Vorgänger. Allerdings ist die Display-Höhe angestiegen. Die vertikale Auflösung beträgt beim iPhone 5 nun 1136 statt 960 Pixel. Damit ermöglicht Apple eine fünfte Reihe von Apps auf dem Bildschirm. Statt des Bildschirmformats 3:2 gibt es beim iPhone 5 nun 16:9. Die Pixeldichte ist mit 326 ppi übrigens unverändert zum iPhone 4 und iPhone 4S.

Durch das größere Display haben sich auch die Abmessungen geändert. Das iPhone 5 ist mit 123,8 mm exakt 8,5 mm höher als die 4er Modelle. Die Breite bleibt mit 58,6 mm unangetastet. Dafür nimmt die Dicke des neuen Smartphones von 9,3 auf nun 7,6 mm ab. Auch beim Gewicht hat das iPhone 5 abgespeckt: mit 112 Gramm ist es deutlich leichter als das iPhone 4S mit 140 Gramm.

Flachmann: Das iPhone 5 ist nur 7,6 mm hoch. Der Vorgänger benötigt noch 9,3 mm.

Apple spendiert dem iPhone 5 den neuen A6-Prozessor. Wie beim A5 des iPhone 4S nutzt der A6 eine Dual-Core-Technologie. Bei der Architektur schwenkte Apple allerdings vom ARM Cortex 9 auf ein selbst entwickeltes ARMv7-basierendes Design um. Die Taktfrequenz hat sich dabei von 800 MHz auf 1 GHz erhöht. Der A6 unterstützt auch die ARM-Erweiterung VFPv4, die eine höhere Rechenleistung bei Fließkomma-Operationen ermöglicht. Der integrierten Grafikengine PowerVR SGX hat Apple eigenen Angaben zufolge zwar die doppelte Performance spendiert, nennt aber keine Architekturdetails.

Apples iPhone-Generation im Vergleich

Modell

iPhone 4

iPhone 4S

iPhone 5

Display

3,5 Zoll

3,5 Zoll

4,0 Zoll

Auflösung

640 x 960

640 x 960

640 x 1136

Pixeldichte

326 ppi

326 ppi

326 ppi

Prozessor

Apple A4 / Single-Core / 800 MHz

Apple A5 / Dual-Core / 800 MHz

Apple A6 / Dual-Core / 1 GHz

Arbeitsspeicher

512 MByte

512 MByte

1024 MByte

Speicherkapazität

8 / 16 / 32 GByte

16 / 32 / 64 GByte

16 / 32 / 64 GByte

WLAN

802.11b/g/n

802.11b/g/n

802.11b/g/n (Dual-Band)

Bluetooth

2.1 + EDR

4.0

4.0

Front-/Rückkamera

0,3 / 5,0 Megapixel

0,3 / 8,0 Megapixel

1,2 / 8,0 Megapixel

Videoaufnahme

720p

1080p

1080p

3G (optional)

UMTS / HSPA

UMTS / HSPA

UMTS / HSPA / HSPA+ / DC-HSDPA

LTE

--

--

850 / 1800 / 2100 MHz

Akku

5,3 Wh

5,3 Wh

5,45 Wh

Sprechdauer 3G (Herstellerangabe)

7 Stunden

8 Stunden

8 Stunden

Surfdauer WLAN (Herstellerangabe)

10 Stunden

9 Stunden

10 Stunden

Standby-Dauer (Herstellerangabe)

300 Stunden

200 Stunden

225 Stunden

Abmessungen

115,2 x 58,6 x 9,3 mm

115,2 x 58,6 x 9,3 mm

123,8 x 58,6 x 7,6 mm

Gewicht

137 Gramm

140 Gramm

112 Gramm

Design, Haptik und Handhabung

Nimmt man das neue iPhone 5 in die Hand, so ist man sofort von dem geringen Gewicht (112 Gramm) überrascht - insbesondere wer ein iPhone 4 und iPhone 4S gewohnt ist. Das verringerte Gewicht suggeriert einem im ersten Gedanken auch eine geringere Wertigkeit im Vergleich zum schwer und solide empfundenen Vorgänger.

So fühlt sich das Gehäuse des iPhone 5 auch weniger kalt an. Auf der Rückseite fehlt nun die Glasfläche - das spart Gewicht und macht das dünnere Design möglich. Stattdessen besitzt das neue Smartphone eine überwiegend aus Aluminium gefertigte Rückseite, wahlweise in den Farben Graphit oder Silber. Das iPhone 4 und iPhone 4S vermitteln mit dem Metallrahmen und der gläsernen Rückseite einen sehr wertigen Eindruck. Die glatte Glasoberfläche hat aber auch Nachteile: Abgesehen von stets sichtbaren Fingerabdrücken rutscht das iPhone 4/4S sehr schnell von bereits nur leicht schrägen Ablagen. Beim iPhone 5 gibt es auf der Rückseite nur noch oben und unten Einlagen aus Glaskeramik (weißes Modell) oder pigmentierten Glas (schwarzes Modell).

MacBook-like: Apple verwendet beim iPhone 5 das gleich eloxierte 6000er Aluminium wie bei seinen Notebooks.
Foto: Apple

So rutschfreudig ist das iPhone 5 mit der Alurückseite nicht. Zwar wirkt das Material nicht so edel wie die komplette Glasrückseite des Vorgängers, die Verarbeitungsqualität ist jedoch wie von Apple gewohnt sehr hoch. Der erste Eindruck der geringeren Wertigkeit - primär durch das geringe Gewicht - verfliegt bei längerer Benutzung beim iPhone 5 schnell. Die Schalter und Bedienelemente haben sich nicht verändert. So sitzt der Standby-Taste weiterhin oben rechts, die Lautstärkeknöpfe sowie der Mute-Schalter sind seitlich links angeordnet.

Neu angeordnet wurde dagegen der 3,5-mm-Kopfhöreranschluss, der von oben nach unten gewandert ist. Ob das ein Vor- oder Nachteil ist, liegt am persönlichen Geschmack. Wer das iPhone beispielsweise mit Kopfhörer in der seitlichen Jackentasche hat, hat es beim Herausziehen gleich richtig in der Hand. Unpraktischer ist es beim Griff in die Hemdtasche.

Die Einhandbedienung, auf die Apple hohen Wert legt, bleibt mit dem iPhone 5 weiterhin möglich. Trotz der um 8,5 mm gewachsenen Höhe gelangt der Daumen bei "normaler" Handgröße weiterhin ohne große Anstrengung in die Ecken des Bildschirms. Verrenkungen wie beispielsweise einem HTC One X mit 4,7-Zoll-Display sind beim iPhone 5 nicht notwendig.

Display und App-Darstellung

Seit dem ersten iPhone vergrößert Apple erstmals das Display von 3,5 auf 4 Zoll. Dabei wuchs der Retina-Bildschirm nur in der Höhe von 960 auf 1136 Pixel. An der horizontalen Auflösung von 640 Bildpunkten sowie der Pixeldichte von 326 ppi hat sich im Vergleich zu den Vorgängern iPhone 4 und iPhone 4S nichts geändert. Die Farbbrillanz des iPhone-5-Displays lässt sich unverändert als sehr gut bezeichnen. Durch eine Glasschicht weniger erscheinen die Bildelemente nun näher an der Glasoberfläche. Auch bei der Leuchtstärke ist das iPhone 5 gut dabei: Unser Minolta Color Analyzer ermittelte bei maximal eingestellter Helligkeit 448 Cd/m². Beim iPhone 4S ergab unsere Messung einen Wert von 490 Cd/m².

Volle Breite: An das iPhone 5 angepasste Apps wie Kalender nutzen das größere Display aus.

Der 0,5 Zoll größere Bildschirm erlaubt beim iPhone 5 nun eine fünfte Reihe von Apps. Vorteile bringt der größere Bildschirm auch beim Schreiben im Querformat. Die Touch-Tastatur hat mehr Platz für die Darstellung zusätzlicher Tasten - in der deutschen Version sind die Umlaute so ständig eingeblendet. Bei der Kalender-App zeigt das iPhone 5 im Querformat nun fünf statt nur drei Tage nebeneinander an. Videos stellt das Smartphone im Querformat nun ohne schwarze Balken am oberen und unteren Bildschirmrand dar. Allerdings sind auch 4 Zoll deutlich zu wenig, um damit ganze Filme anzuschauen.

Unangepasst: Sind Apps wie Google Chrome noch nicht für das iPhone 5 überarbeitet worden, so ist oben und unten ein schwarzer Rand zu sehen.

Zum Start des iPhone 5 sind neben den Apps von Apple bereits zahlreiche Updates von den Entwicklern verfügbar. So ist von einer zügigen Anpassung der besten iPhone-Apps auszugehen. Allerdings werden sehr viele Apps der über 700.000 Stück weiter ohne Update im Angebot sein. Probleme hat das iPhone 5 damit keine. Sind iPhone-Apps nicht speziell an das 16:9-Bildformat des iPhone 5 angepasst, so gibt es über und unter der App einen schwarzen Balken zu sehen. Dank des sehr guten Schwarzwertes des Displays stören die Ränder aber im Praxisbetrieb nicht.

iSight-Kamera und Panorama-Modus

Die iSight-Kamera des iPhone 5 besitzt wie beim iPhone 4S einen 8-Megapixel-Sensor. Damit nimmt das neue iPhone weiterhin Bilder mit einer Auflösung von 3264 x 2448 Bildpunkten im Format 4:3 auf. Laut Apple werden Fotos mit dem iPhone 5 aber 40 Prozent schneller aufgenommen als mit dem iPhone 4S. Im Test lässt sich der Geschwindigkeitssprung auch gut nachvollziehen, Bilder lassen sich in deutlich flinkerer Abfolge hintereinander schießen als noch mit dem iPhone 4S. Zudem verspricht Apple weniger Bildrauschen bei schwachem Licht. Auch hier konnten wir den Fortschritt im Test nachvollziehen. Aufnahmen bei schlechtem Licht zeigen mehr Details und weniger grobkörniges Rauschen.

Fotos sind mit dem iPhone 5 auch während einer Videoaufnahme möglich. Allerdings extrahiert das iPhone 5 diese Aufnahmen nur aus dem Full-HD-Videostream, somit steht nur eine Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten zur Verfügung. Smartphones wie das HTC One X ermöglichen ebenfalls Fotos während des Videodrehs, allerdings mit immerhin mit einer Auflösung von 5 Megapixel.

Verbessert: Bei schlechtem Licht macht das iPhone 5 Bilder mit mehr Details und weniger grobkörniges Rauschen als beim iPhone 4.

Ebenfalls neu beim iPhone 5 ist die integrierte Funktion des Panorama-Modus. Beim iPhone 4S gibt es das Panorama-Feature mit iOS 6 ebenfalls. Für eine Panorama-Aufnahme wird das Smartphone im Hochformat gehalten, auf Start getippt und dann langsam von links nach rechts gedreht. Dabei wird automatisch ein bis zu Panoramabild mit bis zu 240 Grad Windel aufgenommen und geschnitten. Starke Wackler nach oben oder unten sollten dabei allerdings vermieden werden, sonst kann das iPhone 5 die erfassten Bildbereiche nicht mehr nahtlos ausgleichen. Die fertigen Fotos besitzen eine Größe von bis zu 28 Megapixel. Die Panorama-Funktion war schon bei iOS 5 enthalten, aber von Apple nicht freigegeben. Mit einem Trick lässt sich der Modus freischalten. Allerdings empfehlen wir den Vorgang nur beim iPhone 4S, weil beim iPhone 4 die Performance bei vielen Aufnahmen zu gering ist.

Videoaufnahmen erledigt das iPhone 5 unverändert mit 1080p. Apple hat allerdings die Bildstabilisierung verbessert, damit Videos weniger verwackelt sind. Eine Auffrischung hat auch die Frontkamera erhalten. Statt der bisherigen nicht mehr zeitgemäßen VGA-Auflösung von 640 x 480 Pixel (0,3 Megapixel) besitzt das iPhone 5 nun eine Facetime HD Kamera. Damit sind Fotos mit 1,2 Megapixel oder Videos im 720p-Format möglich.

Lightning-Stecker, bessere Audioqualität und neue EarPods

Beim iPhone 5 verabschiedet sich Apple vom 30-poligen Anschluss der Vorgänger. Der neue als "Lightning" bezeichnete Stecker ist in der Größe auf rund ein Drittel geschrumpft. Apple verwendet bei Lightning nur noch acht Signale - alle digital. Ein großer Vorteil des neuen Steckers ist, dass er in beiden Richtungen in das iPhone 5 passt. Darauf zu achten, wo oben und unten ist, hat sich mit dem Lightning-Connector erübrigt. Von der Größe her ist Apples neuer Stecker etwas kleiner als Micro-USB.

An der Geschwindigkeit hat sich allerdings nichts geändert, auch wenn die Bezeichnung "Lightning" anderes suggeriert. Nach wie vor ist die Übertragungsgeschwindigkeit auf USB 2.0 beschränkt. Lightning ist dabei kompatibel zu dem bisherigen 30-poligen Anschluss. Entsprechend lässt sich über einen Adapter auch vorhandenes Zubehör mit dem iPhone 5 verwenden. Ein Adapter auf den bisherigen Stecker kostet bei Apple allerdings statte 29 Euro. Ein Adapter Lightning auf Micro-USB kann für 19 Euro erworben werden. Viele für das iPhone 4 und iPhone 4S ausgelegte Docking-Stations lassen sich aber mit dem iPhone 5 nicht mehr direkt verwenden - hier müsste ein Adapter zwischengesteckt werden, was nicht praktikabel ist.

Schrumpfkur: Der neue Lightning-Stecker ist auf ein Drittel des bisherigen 30-poligen Anschlusses geschrumpft.

Durch den kleineren Stecker gibt es auf der Gehäuseunterseite des iPhone 5 mehr Platz für Mikrofon und Lautsprecher, die links und rechts von Lightning sitzen. Abgespielte Musik klinkt mit dem iPhone 5 etwas satter als beim 4er Modell. Bei voll aufgedrehter Lautstärke ist das iPhone 5 auch deutlich lauter als der Vorgänger.

Im Test konnte das iPhone 5 auch mit einer guten Sprachqualität beim Telefonieren aufwarten. Gespräche machen einen klaren Eindruck und sind sehr gut zu verstehen. Apple hat hierfür die Technologie zur Eliminierung von Hintergrundgeräuschen verbessert. Drei integrierte Mikrofone sollen mittels Beamforming auch gezielt auf den Klang vom Sprecher fokussieren.

Wer die bisherigen Kopfhörer von Apple benutzt hat, wird sich an den neuen im Lieferumfang des iPhone 5 enthaltenen "EarPods" erfreuen. Die für 29 Euro auch als Zubehör lieferbaren Ohrhörer zeigen im Test bessere Bässe sowie einen weniger blechern und übersteuert klingenden Sound. Wie bei den bisherigen Kopfhörern besitzen auch die neuen EarPods eine Steuerung für die Lautstärke, Musik-/Videowiedergabe, Anrufannahme sowie ein integriertes Mikrofon.

Performance und Akkulaufzeit

Apple stattet das iPhone 5 mit dem neuen A6-Prozessor aus. Die CPU nutzt ein ARM7-Design als Basis, jedoch verfeinert Apple die Architektur und optimiert sie für den Einsatz unter iOS. Unter anderem kann der A6 auf den für Fließkommaberechnungen ausgelegten ARM-Befehlssatz VFPv4 zurückgreifen. Der mit 1 GHz Taktfrequenz arbeitende A6 nutzt weiterhin zwei Kerne, wie der auf dem ARM Cortex 9 basierende A5 des iPhone 4S, der mit 800 MHz taktet. Aufgerüstet hat Apple auch beim Arbeitsspeicher: dem iPhone 5 stehen nun 1 GByte RAM zur Verfügung, beim iPhone 4S sind es noch 512 MByte.

Bei den Fließkomma- und Speicher-intensiven Benchmark Linpack arbeitet das iPhone 5 auch 4,6 mal schneller als das iPhone 4S. Gegenüber dem iPhone 4 steigt die FP-Performance sogar um das 27,8-fache. Insbesondere die VFPv4-Erweiterung zeigen beim iPhone 5 Wirkung. Ein deutliches Kräfteverhältnis zeigt sich auch beim JavaScript-Test mit dem Benchmark SunSpider. Hier erledigt das iPhone 5 die Berechnungen 91 Prozent flinker als der Vorgänger iPhone 4S. Auch Googles JavaScript-Benchmark Octane zeigt dieses Verhalten: das iPhone 5 arbeitet 132 Prozent schneller als das iPhone 4S und knapp viermal so flink als ein iPhone 4.

Bei der Akkulaufzeit haben wir im Test kaum Unterschiede zum Vorgänger iPhone 4S festgestellt. Der Lithium-Polymer-Akku des iPhone 5 ist mit 5,45 Wh nur geringfügig stärker dimensioniert als der 5,3-Wh-Energiespender des iPhone 4S. Beim Abspielen eines Videos und auf maximale Helligkeit eingestelltem Display sowie aktivem WLAN hält das iPhone 5 rund 7 Stunden durch. Das iPhone 4S hat hier mit zirka 7,5 Stunden eine geringfügig längere Ausdauer. Surfen im Internet über WLAN bei auf 50 Prozent geregelter Helligkeit ist mit dem iPhone 5 knapp 9 Stunden möglich. Das iPhone 4S zeigt mit ziemlich genau 9 Stunden wieder eine unwesentlich längere Laufzeit.

Unsere ermittelten Werte decken sich auch ziemlich gut mit den Messwerten unserer Schwesterpublikation Macwelt.

iOS 6: Kleinigkeiten freuen - Karten polarisieren

Apple liefert das iPhone 5 serienmäßig mit iOS 6 aus. Das neue Betriebssystem besitzt über 200 neue Funktionen, wie der Hersteller angibt. Zu den auffälligsten Neuerungen gegenüber iOS 6 zählen die Integration von Facebook, der neue Kartendienst mit 3D-Städten und Navigation sowie ein verbessertes Siri.

In unserem Artikel Test - Apple iOS 6 auf dem neuen iPad 3 haben wir bereits alle neuen Funktionen des aktuellen mobilen Betriebssystems vorgestellt. Die Features sind auch auf dem iPhone 5 vorhanden. Wir beschränken uns deshalb hier auf einige "kleine" Neuerungen von iOS 6, die beim iPhone 5 den alltäglichen Umgang erleichtern.

Die neuen Features von iOS 6 verbessern oder bereichern die Benutzung des iPhones sowie des iPads. Für rege Diskussionen sorgen allerdings die neuen Karten in iOS 6. Apple verabschiedet sich von Googlemaps und nutzt nun einen eigenen Dienst, der auf Material von TomTom basiert. Während die neue Navigationsfunktion und vor allem die 3D-Darstellung in den großen Metropolen sehr gefallen, berichten viele Nutzer von Fehlern in den Karten. Auch über die 3D-Darstellung mancher Objekte machen sich viele Anwender lustig. Die Detailqualität in weniger bekannten Gebieten liegt außerdem noch weiter hinter dem von Google gewohnten Niveau zurück.

Damit der Anwender auf Fehler in den Karten hinweisen kann, hat Apple die Funktion Problem melden eingebaut. Hier lassen sich dann direkt für den gewählten Standort vorausgewählte Merkmale wie Straßenname od. Etikett ist falsch oder Standort fehlt an Apple senden.

Fazit

Apples neues iPhone 5 überzeugt im Test. Das Smartphone gefällt sofort durch sein geringes Gewicht und dem schlanken Design. In der Hemdtasche zieht das iPhone 5 deutlich weniger nach unten als das iPhone 4 oder iPhone 4S. Die Materialanmutung mit Alurückseite ist auf gewohnt hohem Niveau. Allerdings wirken die Vorgänger mit der Glasrückseite nach wie vor etwas edler - doch das ist Geschmackssache.

Der Spagat zwischen dem Trend zum größeren Display bei gleichzeitig weiter gut funktionierender Einhandbedienung ist Apple gut gelungen. Verrenkungen mit dem Daumen wie bei einem HTC One X mit 4,7-Zoll-Display bleiben einem beim iPhone 5 erspart. Natürlich passt durch das höhere 4-Zoll-Display jetzt mehr auf den Schirm, wirklich profitieren davon aber nur bereits angepasste Apps oder 16:9-Videos. Beim Surfen im Internet - üblicherweise im Querformat - bleibt die dann zusätzliche Breite meist ungenutzt.

Nichts zu kritisieren gibt es an der Performance des iPhone 5. Alles reagiert spontan und flüssig, Apps laden sehr schnell. Insbesondere im Vergleich zum iPhone 4 gibt es einen deutlich spürbaren Geschwindigkeitsschub. Schnelleren Mobilfunk gibt es mit LTE auch, allerdings nur im Telekom-Netz mit bis zu 100 Mbit/s und hier wiederrum nur in Großstädten. Zusätzliche Antennen für weitere LTE-Frequenzen hätten laut Apple zuviel Platz benötigt. Mit DC-HSDPA und theoretischen Transferraten von bis zu 42 Mbit/s profitieren aber auch Vodafone-Nutzer von einer schnelleren mobilen Anbindung.

Mit dem fehlenden NFC oder dem nicht möglichen drahtlosem Laden ist es wie mit LTE: Viele Konkurrenten können mehr als das iPhone 5, aber ob die Features wirklich genutzt werden, muss man sich selber fragen. Lässt sich das mit "nein" beantworten, so können Sie bedenkenlos zum iPhone 5 greifen. Den ein Problem haben fast alle Highend-Smartphones: Bei intensiver Nutzung muss das Gerät über Nacht wieder an das Ladegerät - auch das iPhone 5. (cvi)