Test: AMD Turion 64 X2 TL-64 und AMD M690T

06.04.2007 von Thomas Rau
AMD greift Intels Centrino mit einem neuen Prozessor und einem neuen Chipsatz an. Im Test zeigt sich, ob der Turion 64 X2 TL-64 und der M690T Centrino überflügeln können.

ATI gehört jetzt zu AMD. Daher bekommen Sie seit neuestem Notebooks, in denen sowohl der Prozessor als auch der Chipsatz von AMD stammt. Zum Beispiel das Business-Notebook HP Compaq 6715b, das ab Mai in Deutschland erhältlich sein wird.

Es enthält gleich zwei Neuheiten: Zum einen die Doppelkern-CPU Turion 64 X2 TL-64 und den Chipsatz AMD M690T. Im TL-64 schraubt AMD den Prozessortakt auf 2,2 GHz – die derzeit höchste Taktrate für eine Mobil-CPU von AMD. Jeder der beiden CPU-Kerne kann auf 512 KByte L2-Cache zugreifen. Der im 90-Nanometer-Prozess gefertigte Prozessor ist übrigens noch nicht offiziell auf der AMD-Webseite gelistet.

Interessant ist auch der Chipsatz M690T, der von ATI entwickelt wurde: Er enthält die integrierte 3D-Grafiklösung Radeon X1250. Sie basiert auf dem Grafikchip X700, den ATI vor rund zweieinhalb Jahren vorstellte. Diese Technik, die damals zur oberen Mittelklasse gehörte, wandert also nun um Stromsparfunktionen ergänzt als Grafiklösung in den Chipsatz.

HP Compaq 6715b: Das Business-Notebook basiert auf AMDs mobiler Lösung aus Turion 64 X2 TL-64 und dem M690T-Chipsatz.

Wir haben uns ein Vorseriengerät des HP Compaq 6715b angesehen und wollten vor allem die Frage klären: Wie rechenstark ist AMDs schnellste Mobil-CPU und wie spieletauglich ist die neue Chipsatzgrafik von AMD/ATI?

Prozessorleistung

Vista vergibt 4,9 Punkte im Leistungsindex an den Turion 64 X2 TL-64. Microsofts Betriebssystem stellt ihn damit auf eine Stufe mit dem Core 2 Duo T7200 (2 GHz) von Intel.

Etwas schwächer stuft Vista die T5000er-Modelle aus der Core-2-Duo-Familie von Intel ein: Der T5600 erhält 4,8, der T5500 4,7 Punkte. Die beiden Prozessoren verfügen zwar mit 2 MByte über doppelt so viel L2-Cache wie der AMD Turion 64 X2 TL-64. Doch sie arbeiten mit geringeren Taktraten (1,83 GHz beziehungsweise 1,66 GHz) als der Doppelkerner von AMD.

Im CPU-Test des PC Mark 05 hat der Core 2 Duo T7200 die Nase deutlicher vorn: Er erreicht 4930 Punkte. Der Turion 64 X2 TL-64 schaffte trotz höherer Taktrate nur 3626 Punkte.

Wie gut eignet sich AMDs Schnellster als Spiele-Prozessor? Das untersuchten wir mit dem 3D Mark 06 und dessen CPU Score. Hier kommt der AMD Turion 64 X2 TL-64 auf 1532 Punkte. Damit hängt er zwar den Core 2 Duo T5500 und T5600 ab, die unter Vista auf 1306 beziehungsweise 1425 Punkte kommen.

Doch dem T7200 muss er sich wiederum geschlagen geben: Intels Core 2 Duo schafft im CPU Score des 3D Mark 06 satte 1660 Punkte.

AMD kann mit dem Turion 64 X2 TL-64 Intel die Tempokrone nicht entreißen: Die T7000er-Familie des Core 2 Duo bleibt weiterhin das Maß aller Dinge in Sachen mobiler Rechenleistung. Der Turion 64 X2 TL-64 platziert sich aber vor der T5000er-Familie – seinen kleineren L2-Cache kann er in den meisten Anwendungen durch die höhere Taktrate ausgleichen.

Vista-Index Prozessor

PC-Mark 05, CPU Score

3D Mark 06, CPU Score

AMD Turion 64 X2 TL-64

4,9

3626

1532

Intel Core 2 Duo T7200

4,9

4930

1660

Intel Core 2 Duo T5600

4,8

nicht getestet

1425

Intel Core 2 Duo T5500

4,7

nicht getestet

1306

Intel Core Duo T2050

4,5

2286

769

3D-Leistung: 3D Mark 06

Notebooks mit integrierten 3D-Chipsätzen reichten bisher höchstens für anspruchsloses Spielen. Bei effektstärkeren Spielen musste man Auflösung und Bildqualität so stark nach unten regulieren, dass der Spaß meist auf der Strecke blieb.

Zwar steht hohe 3D-Leistung bei Chipsätzen wie dem ATI Radeon Xpress 200M und Intels 945GM nicht im Vordergrund: Sie finden sich meist in Business-Notebooks, bei denen vor allem eine lange Akkulaufzeit zählt. Oder in sehr günstigen Mobilrechnern – denn eine Grafikkarte treibt den Preis spürbar nach oben.

Mit dem M690T will AMD aber Sparsamkeit und ausreichende 3D-Leistung verbinden. Dies sollen einige technische Neuerungen leisten: Die 3D-Logik des Chipsatzes basiert auf dem ATI-Grafikchip X700 – der Vorgänger ATI Radeon Xpress 200M musste noch mit der Technik des deutlich schwächeren X300 Vorlieb nehmen.

Außerdem kann die 3D-Logik des AMD M690T auf eigenen Grafikspeicher zugreifen: HP spendiert ihm 128 MByte. Bisher mussten sich Chipsätze mit 3D-Funktion den Speicher vom System-RAM abzwacken: Das minderte nicht nur das 3D-Tempo, sondern bei ATI-Chipsätzen auch die Rechenleistung des gesamten Systems, da sich der Chipsatz seinen Anteil am RAM dauerhaft reservierte.

Im 3D Mark 06 kam der M690T insgesamt auf 216 Punkte. Im Test des Shader Model 2.0 (SM 2.0) schaffte er 99 Punkte. Das Shader Model 3.0 unterstützt er übrigens nicht – genauso wenig wie dies sein Vorgänger ATI Xpress Radeon 200M oder der Intel GMA 950 im Chipsatz 945GM tun.

Die Intel-Konkurrenz kann der M690T damit überrunden: Der GMA 950 erreicht im 3D Mark 06 insgesamt 174 Punkte und 79 Punkte im SM-2.0-Test. Von seinem Vorgänger kann er sich nicht absetzen – der ATI Xpress Radeon M200 war in unserem Test mit dem 3D Mark 06 sogar ein wenig schneller als der AMD M690T: Das lag aber vor allem daran, dass das HP Compaq 6715b mit Vista Business arbeitete, während wir den Vorgänger noch auf einem Windows-XP-Notebook testeten.

3D Mark 06 (gesamt)

Shader Model 2.0

AMD M690T

216 Punkte

99 Punkte

Intel 945GM

174 Punkte

79 Punkte

ATI Radeon Xpress 200M

224 Punkte

103 Punkte

3D-Leistung: Far Cry

Der 3D Mark 06 ist ein synthetischer Benchmark: Mit ihm lässt sich das technische Potential eines Grafikchips ermitteln. Für eine Beurteilung unter realen Bedingungen muss man aber mit einem Spiel testen. Wir entschieden uns für Far Cry: Der in die Jahre gekommene Ego-Shooter bietet immer noch ansehnliche Effekte und lässt sich sehr gut an die Rechenstärke der Grafikkarte anpassen.

Der AMD M690T bot beim Test mit Far Cry ein ähnliches Bild wie sein Vorgänger und die Konkurrenz von Intel: Ruckelfreies Spielen ist nur in reduzierter Auflösung und zurückgedrehten Effekten möglich. Bei bester Bildqualität erreichte der AMD M690T selbst bei einer Auflösung von 800 x 600 Bildpunkten nur 17 Bilder pro Sekunde – unspielbar.

Bei minimalen Effekteinstellungen erreichte der AMD M690T erst bei XGA-Auflösung (1024 x 768) spielbare Bildraten: 37,87 Bilder/s standen am Ende zu Buche. Damit überholt er immerhin seinen Vorgänger ATI Radeon Xpress 200M, der auf 32 Bilder/s kam. Für Intels GMA950 sind selbst diese Vorgaben zuviel – er kommt nicht über 13 Bilder/s hinaus.

AMD M690T

Far Cry, Maximale Effekte

Far Cry, Minimale Effekte

800 x 600

17,33 Bilder/s

nicht getestet

1024 x 768

13,50 Bilder/s

37,87 Bilder/s

1280 x 1024

11,52 Bilder/s

22,34 Bilder/s

1680 x 1050

6,19 Bilder/s

nicht getestet

Fazit

Das HP Compaq 6715 ist eine interessante und leistungsfähige Alternative zu Centrino-Notebooks. Gerade im Business-Bereich ist HP nämlich einer der wenigen Hersteller, die auf AMD-Komponenten setzen.

Der neue Prozessor AMD Turion 64 X2 TL-64 reicht in der Rechenleistung nicht ganz an die Core 2 Duo T7000er-Familie von Intel heran. Dennoch gehört er zu den schnellsten derzeit erhältlichen Mobilprozessoren.

Der Chipsatz M690T verbessert die 3D-Leistung seines Vorgängers ein wenig und kann sich im Praxis-Test deutlich von der Intel-Konkurrenz absetzen. Allerdings gilt auch für ihn: Effektgeladene oder aktuelle Spiele lassen sich nur in reduzierter Auflösung und heruntergeschraubter Bildqualität ruckelfrei genießen. Der zusätzliche lokale Speicher für die 3D-Logik im Chipsatz sorgte in unseren Tests kaum für einen Temposchub. Von verbesserten Vista-Treibern darf man sich aber noch ein kleines Plus in der Geschwindigkeit erwarten. (PC Welt/mje)