Test: AMD "Palomino" Athlon MP

05.06.2001 von Christian Vilsbeck
AMDs erster Workstation-/Server-Prozessor ist fertig: Der Athlon MP soll mit Palomino-Core und Dualprocessing Intels Xeon-CPUs schlagen. Das Ergebnis überzeugt - trotz deutlich niedrigerer Taktfrequenz.

AMD beschreitet mit der Nachfolge-Architektur des Athlons einen ungewöhnlichen Weg: Zuerst wurde sie im Mobile Athlon 4 für Notebooks vorgestellt, jetzt das Debüt der Workstation/Server-Version Athlon MP. Erst in einigen Monaten kommen die Desktop-Athlons in den Genuss des neuen Palomino-Core.

Die Workstation-/Server-Variante ist aber dringend auch nötig geworden: AMD konnte den multiprozessorfähigen Intel-Xeon-Prozessoren nichts entgegenstellen. Vor allem auch mangels Chipsatz - bis jetzt. Nach halbjähriger Verzögerung geht das AMD-760MP-Chipset für DDR-SDRAM zusammen mit dem Athlon MP an den Start. Der neue Profi-Prozessor taktet mit 1000 und 1200 MHz und hinkt damit seinen Desktop-Brüdern nach. Dafür kann der Ahtlon MP wie der Mobile Athlon 4 mit Architekturverbesserungen und SSE-Unterstützung aufwarten.

Im tecChannel.de-Testlabor musste der Athlon-MP-Doppelpack seine Leistungsfähigkeit bei multiprozessorfähigen Anwendungen unter Beweis stellen.

Zwar soll der Athlon MP primär als Doppelpack zum Einsatz kommen, unsere Vergleiche des "klassischen" Athlons gegen einen einzelnen Athlon MP zeigen zudem, welche Performance-Vorteile die neue Architektur bringt. Damit können wir schon jetzt einen Ausblick auf die Leistungsfähigkeit der kommenden "Desktop-Palominos" geben.

Details zum Athlon MP

Der Athlon MP mit Palomino Core besteht aus 37,5 Millionen Transistoren auf einer Fläche von 128 mm². Die Fertigung erfolgt in einem 0,18-Mikron-Prozess. Die Core-Spannung bleibt mit 1,75 V ebenfalls unverändert zum Desktop-Athlon. Athlon-MP-Prozessoren laufen bei entsprechender BIOS-Anpassung somit theoretisch auch in herkömmlichen Socket-A-Mainboards.

Die mit 1000 und 1200 MHz Taktfrequenz ausgelieferten Prozessoren arbeiten mit einem 266-MHz-FSB. Bei der Cache-Größe greift AMD auf Bewährtes zurück: 256 KByte Level-2-Cache und 128 KByte L1-Cache wie beim Desktop-Athlon.

Zur auffälligsten Neuheit des Palomino-Cores zählt "3DNow! Professional". Unter dem Namen verbergen sich neben dem bekannten 3DNow!-Befehlsatz 52 neue Multimedia-Befehle. Diese entsprechen dem kompletten SSE-Befehlssatz des Pentium III. Die Integration war durch das erneuerte Lizenzabkommen mit Intel möglich. Kompatibilität zur SSE2-Erweiterung des Pentium 4 ist aber nicht vorhanden.

Architektur-Vergleich

Athlon

Athlon MP

Sockel

Socket A

Socket A

Strukturbreite

0,18 µm

0,18 µm

Core-Spannung

1,75 V

1,75 V

Transistoren

37 Millionen

37,5 Millionen

Die-Fläche

120 mm²

128 mm²

Cache

384 KByte

384 KByte mit Data Prefetch

3D-Befehlssatz

Enhanced 3DNow!

3DNow! Professional

SMP-Untersützung

nein (offiziell)

ja

Änderungen gab es auch beim Cache-Management. Über ein verbessertes spekulatives Data Prefetch holt sich der Athlon MP vorrausschauend komplette Cache Lines in den L2-Cache. Besonders Applikationen mit großen Daten-Arrays sollen davon profitieren. Zusätzlich optimierte AMD die TLBs: Der L1-Data-TLB wurde von 32 auf 40 Einträge vergrößert, der L2-Instruction- und Data-TLB nutzen jetzt eine exklusive Architektur. Ferner lassen sich die TLB-Einträge spekulativ erneuern.

Prozessor-Preise

Wie die vergangenen Quartale zeigen, werden bei AMD und Intel Preissenkungen des Konkurrenten prompt mit eigenen beantwortet. Ein neuer Prozessor läutet oft ein zusätzliche Preisrunde ein.

Socket A: AMD Athlon-MP-Preise

Prozessor

Preise in US-Dollar

Angegeben sind die 1000er-Stückpreise vom 05.06.2001

Athlon MP 1200

265

Athlon MP 1000

215

Socket 607: Intel Xeon-Preise

Prozessor

Preise in US-Dollar

Angegeben sind die 1000er-Stückpreise vom 05.06.2001

Xeon 1700

406

Xeon 1500

309

Xeon 1400

268

Slot 2: Intel Pentium-III-Xeon-Preise

Prozessor

Preise in US-Dollar

Angegeben sind die 1000er-Stückpreise vom 05.06.2001

PIII Xeon 1000 256k Cache

425

PIII Xeon 933 256k Cache

425

PIII Xeon 900 2M Cache

3692

PIII Xeon 866 256k Cache

425

PIII Xeon 800 256k Cache

425

PIII Xeon 700 2M Cache

1980

PIII Xeon 800 1M Cache

1177

AMD 760MP-Chipsatz

Zusammen mit den Athlon-MP-Prozessoren hebt AMD den neuen Dualprozessor-Chipsatz AMD-760MP aus der Taufe. Der Chipsatz unterstützt SMP mit zwei Athlon-MP-Prozessoren. Der FSB zu den CPUs ist mit je 266 MHz per DDR-Verfahren getaktet. Damit ist pro Prozessor eine Busbandbreite von 1,99 GByte/s möglich. Der Chipsatz mit seiner Point-to-Point-FSB-Topologie ermöglicht dabei 64 Byte große Burst-Datentransfers.

Für die Cache-Koheränz zwischen den Prozessoren und Entlastung des Arbeitsspeichers sorgt beim AMD-760MP-Chipsatz das MOESI-Protokoll. Ausführliche Information über das Verfahren lesen Sie in unserem Beitrag Multiprocessing: Funktion & Besonderheiten.

Die Northbridge AMD-762 des AMD-760MP-Chipsatzes unterstützt bis zu 4 GByte PC2100-DDR-SDRAM und damit eine Speicherbandbreite von maximal 1,99 GByte/s. Die Speicherriegel können aus bis zu vier Registered DIMMs bestehen. Bei den Modulgrößen sind 64, 128, 256, 512 und 1024 MByte möglich. Dabei kann der AMD-762 CAS-Latencys von 2, 2,5 und 3 verarbeiten. Für den Servereinsatz unumgänglich ist der gebotene ECC-Support. Die Grafikanbindung erfolgt über eine AGP4x-Schnittstelle.

Für die Peripherie zeichnet die AMD-766-Southbridge verantwortlich. Sie bietet zwei IDE-Kanäle mit UltraDMA/100-Unterstützung sowie zwei USB-Controller mit insgesamt vier Ports. Ethernet- und Sound-Funktion bietet der AMD-766 nicht. Der Verbindungsbus zwischen North- und Southbridge erlaubt Datentransferraten von 254 MByte/s.

Dual-Socket-A-Board: Tyan Thunder K7

AMD hat bei der Entwicklung des AMD-760MP-Chipsatz eng mit dem Mainboard-Hersteller Tyan zusammen gearbeitet. Tyan präsentiert mit dem Thunder K7 zum Launch des Athlon MP exklusiv das erste Dual-Athlon-MP-Mainboard.

Das Thunder K7 mit den beiden Socket-A-Steckplätzen unterstützt per Jumper-Einstellung einen 200- und 266-MHz-FSB. Für die Speicherausstattung stehen vier DIMM-Slots für PC200/266-DDR-SDRAM zur Verfügung. Das Mainboard akzeptiert dabei nur Registered DIMMs. Maximal kann das Thunder K7 4 GByte Arbeitsspeicher verwalten. Um das Mainboard platzsparend in flachen Server-Racks einbauen zu können, sind die DIMM-Sockel in einem Winkel von 25 Grad gegenüber der Horizontalen geneigt.

Neben dem AGP-Pro-Adapter stehen beim Thunder K7 fünf PCI-64-Slots zur Verfügung. Diese können durch die umfangreiche Zusatzausstattung jedoch meist unbelegt bleiben: Das Thunder K7 beherbergt einen ATI Rage XL PCI-Grafikchip mit 4 MByte SDRAM, zwei 3COM 3C920 10/100MBit LAN-Anschlüsse, sowie einen Dual-Ultra160-SCSI-Controller von Adaptec. Zwei Ultra-ATA/100-Anschlüsse stellt der AMD-760MP von Haus aus bereit.

Das Thunder K7 präsentiert sich im Extended-ATX-Formfaktor mit Abmessungen von 305 x 320 mm. Tyan fordert für das Dual-Socket-A-Mainboard mindestens ein 400-Watt-Netzteil. Ähnlich wie bei Pentium-4-Mainboards erfordern AMD-760MP-Boards neue Netzteile, die eine zusätzliche Stromversorgung für die Prozessoren bereit stellen.

Wird das Thunder K7 nur mit einer CPU betrieben, sollte im BIOS die Option By Pass Mode auf "enabled" gesetzt sein. Dabei werden bestimmte Speicherbereiche für den Single-CPU-Betrieb auf eine höhere Performance hin optimiert.

Tyan gibt für das Thunder K7 einen Endkundenpreis von 1498 Mark an. Das Mainboard ist laut Hersteller ab sofort verfügbar.

Benchmark: Vorbetrachtung

Alle Benchmarks mit den Athlon- und Athlon-MP-Prozessoren führten wir mit dem Tyan Thunder-K7-Mainbord durch. Durch die gleiche Plattform lassen sich die Performance-Unterschiede zwischen den beiden Prozessortypen genau bestimmen. Der AMD-760MP-Chipsatz ist offiziell zwar nur für den Athlon MP spezifiziert, unterstützt laut AMD aber auch normale Athlons - allerdings ohne Garantie. Bei unseren Tests mit Desktop-Athlons konnten wir keine Kompatibilitätsprobleme feststellen. Selbst der Dualbetrieb mit zwei Athlon 1333 funktionierte problemlos.

Um Workstation-gerechte Bedingungen zu schaffen, haben wir den Arbeitsspeicher mit 512 MByte bemessen, bestehend aus PC266-Registered-DIMMs von Infineon. Eine NVIDIA Quadro2-Pro-Grafikkarte sowie eine Seagate-Cheetah-73-Ultra160-SCSI-Festplatte runden das System ab.

Für die Tests der Intel-Prozessoren verwendeten wir dieselben Komponenten. Damit ist die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu den Xeon-Benchmarks gewährleistet. Der Arbeitsspeicher bestand hier jedoch aus PC800-RDRAM. Die Pentium-4-CPUs testeten wir in einem Intel DesktopBoard DG850, die Xeon-Prozessoren nahmen in den Dell Workstations Precision 530 und 620 Platz. Ebenfalls mit den gleichen Komponenten.

Bis auf das Benchmark-Paket SPECapc for 3D Studio Max R3 haben wir alle Tests unter Windows 2000 SP1 durchgeführt. SPECapc setzt Windows NT4 voraus. Zusätzlich haben wir die Systeme für das speicherintensive SPECapc mit 768 MByte Arbeitsspeicher ausgestattet.

Benchmark: Betriebssystem

Windows NT4 und 2000 verwenden für Uni- und Multiprozessor-Umgebungen verschiedene Betriebssystem-Kernel. Bei Windows NT4 müssen hierzu nur die im System32-Verzeichnis vorhandenen Dateien hal.dll und ntoskrnl.exe ausgetauscht werden. Windows 2000 unterscheidet neben Uni- und Multiprozessor-PCs zusätzlich noch ACPI-fähige Varianten. Entsprechend angepasste Installationen wurden von uns für das jeweilige System durchgeführt.

Bitte beachten Sie, dass die Werte für SYSmark2000, Cinebench 2000, Unreal Tournament und Quake III Arena nicht mit den Ergebnissen unserer bisherigen Prozessor-Benchmarks vergleichbar sind. Die Workstation-Tests basieren auf einer anderen Konfiguration (Grafikkarte, Arbeitsspeicher, Festplatte).

Systemleistung: SYSmark2000

Ein guter Anhaltspunkt für die Leistungsfähigkeit von Prozessoren ist die Benchmark-Suite SYSmark2000 von Bapco. Das Paket besteht aus insgesamt 12 Programmen der Bereiche Office Productivity und Internet Content Creation. Die Anwendungen von SYSmark2000 nutzen bis auf den Windows Media Encoder 4 kein Multiprocessing. Zwar unterstützen einige Photoshop-5.5-Filter SMP, doch in den SYSmark2000-Skripts kommen diese nicht zum Einsatz.

Die Ergebnisse der SYSmark2000-Tests spiegeln somit das Leistungsvermögen der Prozessoren bei "ganz normalen" Anwendungen wieder.

Dass die SYSmark2000-Werte der Athlon- und Athlon-MP-Doppelpacks höher sind als bei einem Prozessor, liegt am Windows Media Encoder 4.0. Dieses Programm ist multithreaded programmiert und nutzt beide CPUs.

Leicht erklärbar ist das Ergebnis des Pentium-4-Prozessors, der bei gleicher Taktfrequenz bis zu 13 Prozent schneller ist als ein Xeon: Die verwendete Windows-2000-Installation des Pentium 4 basiert auf einem Uniprocessor-Kernel. Er erzeugt weniger Overhead und ist bei 1-Prozessor-Instalationen somit schneller als der Multiprocessor-Kernel.

3D-Animation: SPECapc for 3ds max

3D Studio MAX von Discreet/Autodesk ist eine professionelle Software für 3D-Modellierung, Animation und Rendering. Das objektorientierte 3D-Werkzeug nutzt bei einer Vielzahl von Berechnungen, Lichteffekten und Render-Vorgängen SMP.

Um die Leistungsfähigkeit von 3D Studio MAX auf verschiedenen Hardwareplattformen standardisiert testen zu können, gibt es vom Benchmark-Konsortium SPEC das Benchmark-Paket SPECapc for 3D Studio MAX R3. Die umfangreichen Tests von SPECapc spiegeln die typischen Berechnungen bei der Erstellung von Animationen wieder. Der Benchmark wurde von SPEC in Zusammenarbeit mit dem deutschen Special Effects Studio CAT Production entwickelt und steht kostenlos zum Download bereit. Er setzt 3D Studio MAX R3.1 voraus.

Die Ergebnisse des Pentium 4 mit Singleprozessor-Kernel zeigen auch, wie stark der Dual-Xeon mit seinem Multiprocessor-Overhead beschäftigt ist. Er frisst die gesamte Mehrleistung der zweiten CPU wieder auf. Bei den AMD-Prozessoren zeigt dieser Effekt ebenso.

Beim Pentium III Xeon steigert die zweite CPU die Performance weitaus mehr. Die Pentium III Xeons sind durch ihre geringere Rechenleistung stärker ausgelastet als die Athlon MP und die Xeons. Hier bremsen andere Komponenten wie Grafikkarte und Speicher das System nicht so sehr.

Rendern: 3D Studio MAX

Neben der Simulation komplexer Arbeitsschritte von 3D-Animationen mit SPECapc testen wir die reine Render-Geschwindigkeit von 3D Studio MAX. Beim Rendern von Szenen nutzt das Programm konsequent die Rechenleistung mehrerer CPUs.

Als Render-Vorlage dienen die im 3D-Studio-MAX-Paket enthaltenen Szenarien "Island" und "Apollo". Als Render-Einstellungen haben wir die Default-Vorgaben der Szenarien übernommen.

Raytracing: Cinema 4D XL

Cinema 4D XL von Maxon ist ein professionelles 3D-Modelling- und Animationswerkzeug. Eigens für Performancetests entwickelte Maxon den Cinebench 2000. Er basiert auf Cinema 4D XL und führt Shading- und Raytracing-Tests durch. SMP wird von Cinema 4D XL sowie dem Benchmark unterstützt.

Beim Raytracing-Leistungstest fordert Cinebench 2000 besonders die FPU der Prozessoren. Der Benchmark verwendet eine Szene, in der sehr stark von Anti-Aliasing, Schatten, Transparenzen und Spiegelungen Gebrauch gemacht wird.

Bildbearbeitung: Photoshop 6.0

Bildbearbeitung eignet sich durch große lineare Datenmengen sehr gut für Multithreading. Photoshop von Adobe nutzt daher bei einer Vielzahl seiner Filter SMP. Mehr Informationen hierzu finden Sie in unserem Grundlagenbeitrag.

SMP unterstützen beispielsweise die Filter Gaußscher Weichzeichner, Helligkeit interpolieren und Konturen scharf zeichnen. Diese Filter haben wir auf ein 50 MByte großes Testbild im TIFF-Format angewendet. Eine SSE2-Optimierung, wie kürzlich von Adobe angekündigt, ist in diesen Filtern noch nicht integriert.

Encoding: Windows Media Encoder

Der Windows Media Encoder 7.0 von Microsoft wandelt Video- und Audiodateien in einen Windows-Media-Format-Stream. Die Software nutzt Intels SSE2-Befehlssatz und unterstützt außerdem SMP.

Zum Test der Encoder-Performance dient ein 30 Sekunden langes AVI-File im Format 320x240 Pixel. Das Benchmark-Skript encodiert die Datei mit folgenden Einstellungen: 720x480 Pixel Auflösung, MPEG4-V3-Video-Kompression, Windows-Media-V7-Audio-Kompression mit 44 KHz Stereo sowie einer Bildrate von 30 fps.

MPEG2: FlaskMPEG

FlaskMPEG dient dem Konvertieren von MPEG-2-Streams in andere Videoformate. Zu den bekanntesten zählt dabei der DivX-Codec. Die Umwandlung basiert auf zwei Schritten:

Die inverse diskrete Cosinus-Transformation übernimmt der IDCT-Codec. Der Algorithmus für die Dekodierung ist sehr rechenaufwendig. Speziell optimierte Codec-Versionen für Intels SSE2- und AMDs 3DNow!-Befehlssätze sind in FlaskMPEG integriert. Eine spezielle SSE-Variante ist nicht enthalten. In der Version 0.60 Beta bietet FlaskMPEG zudem Unterstützung für SMP.

Zum Test der Konvertiergeschwindigkeit eines MPEG-2-Streams in ein DivX-basierendes AVI-Format dient die Video-DVD "Armageddon". Die Umwandlung erfolgt mit folgenden Einstellungen: DivX MPEG-4 Low Motion mit 750 KBit/s Datenrate, keine Audio-Kompression, Bildgröße 512x384 Pixel und HQ Bikubische Filterung.

Mit den beiden Athlon 1333 ist das Dualprocessing nicht so effektiv. Während eine CPU unter Volllast ist, zeigt der zweite Athlon 1333 nur eine 50-prozentige Auslastung. Bei dieser Anwendung kann man verstehen, warum AMD die Dualfähigkeit des Athlon offiziell nicht unterstützt.

MP3-Encoding: eJay MP3 Plus

Die Audio-Software eJay MP3 Plus dient dem Konvertieren von Audiodaten zwischen WAV- und MP3-Formaten. Der integrierte MP3-Encoder von eJay bietet SSE-Unterstützung und nutzt die Rechenleistung von Mehrprozessorsystemen aus.

Zum Test der Encodier-Performance konvertieren wir eine aus mehreren Audio-Tracks bestehende WAV-Datei ins MP3-Format. Als MP3-Bitrate haben wir 128 KBit/s gewählt.

3D-Benchmark: Quake III Arena

Quake III Arena sowie Spiele mit der Q3-Engine zählen zu den wenigen dualprozessorfähigen Spielen. Quake III Arena ist zwar keine typische Workstation-Anwendung, es eignet sich aber hervorragend, um Schwachstellen von SMP-Systemen aufzudecken.

Um den Multiprozessorbetrieb bei Quake III Arena zu aktivieren muss der Konsolenbefehl r_smp 1 eingegeben werden. Um die Einflüsse von Grafikkarte und Arbeitsspeicher zu minimieren, testen wir Quake III in der Einstellung Fastest bei einer Auflösung von 640x480 Bildpunkten. Der Prozessor wird dabei maximal belastet, wie der Systemmonitor zeigt.

Bei sehr speicher- und grafikintensiven Anwendungen wie Quake III wird die potenzielle Rechenleistung der zwei Xeons nicht mehr genutzt. Die Speicherbandbreite und Grafikkartenleistung sind zu gering und werden zum Flaschenhals.

Beim Pentium III Xeon sorgt eine zweite CPU dagegen noch für einen geringen Anstieg der Framerate. Die Rechenleistung dieser Prozessoren ist noch nicht so hoch, dass Arbeitsspeicher und Grafikkarte sie ausbremsen.

Wie sehr die Grafikkarte die Rechenleistung der schnellen Prozessoren limitiert zeigen auch die Quake-III-Tests bei sehr hohen Auflösungen: Die Frameraten unterscheiden sich zwischen den CPUs kaum mehr. Während die Grafikkarte bei der hohen Auflösung voll gefordert wird, langweilen sich die Prozessoren sprichwörtlich. Die CPU-Auslastung, besonders im Dualbetrieb, liegt bei Beobachtung des Systemmonitors oft weit unter 75 Prozent.

Ein Dualprozessorsystem macht bei Spielen wie Quake III Arena nur Sinn, wenn es sich um "leistungsschwache" Prozessoren handelt. Dann ist die Grafikkarte noch nicht der limitierende Faktor.

Benchmarks: Athlon vs. Athlon MP

Um Ihnen den Vorteil des neuen Palomino-Cores zu zeigen, haben wir Ihnen Benchmarks des Athlon 1200 und Athlon MP 1200 gegenüber gestellt. Angegeben sind die Ergebnisse mit je einem Prozessor.

Performance Athlon vs. Athlon MP

Benchmark

Athlon 1200

Athlon MP 1200

Steigerung

Alle Benchmarks mit Windows 2000

SYSmark2000

225 Punkte

237 Punkte

5,3 %

3ds max "Island"

35,9 sec

35,7 sec

0,6 %

Excel 2000

233 Punkte

235 Punkte

0,9 %

NaturallySpeaking

192 Punkte

195 Punkte

1,6 %

Ligos GoMotion

133 Punkte

149 Punkte

12,0 %

Media Encoder 7

106 Punkte

113 Punkte

6,6 %

Photoshop 5.5

188 Punkte

246 Punkte

30,9 %

Premiere 5.1

219 Punkte

243 Punkte

11,0 %

FaskMPEG

13,7 fps

16,0 fps

16,8 %

3DMark2000

6378 Punkte

6732 Punkte

5,6 %

Quake III Fastest

160,1 fps

176,2 fps

10,1 %

Unreal T. Software

32,9 fps

35,0 fps

6,4 %

Unreal T. D3D

47,5 fps

48,6 fps

2,3 %

Der Photoshop-5.5-Test aus der SYSmark2000-Suite zeigt die mögliche Leistungssteigerung durch die SSE-Befehlserweiterung des Athlon MP. Allerdings profitiert der Athlon MP auch von der Cache-Optimierung und den erweiterten TLBs, wie die Ergebnisse von Unreal Tournament zeigen.

Je nach Applikation und zu verarbeitenden Daten kann der Vorteil des Palomino-Cores aber auch gegen Null gehen. Deutlich macht dies beispielsweise der Render-Vorgang des Island-Szenarios mit 3D Studio Max. Auch bei Anwendungen wie Word 2000, Excel 2000, NaturallySpeaking Pref. 4.0, Netscape Communicator oder Corel Draw 9 zeigt sich nur ein geringer Vorteil.

Im Schnitt kommt der Athlon MP jedoch auf eine zirka acht Prozent höhere Performance gegenüber einem gleich getakteten Desktop-Athlon.

Fazit

Der Athlon MP kann es trotz deutlich niedrigerer Taktfrequenz mit den Dual-Xeon-Prozessoren von Intel aufnehmen. Das Debüt von AMDs erster Multiprozessorlösung kann man somit als gelungen bezeichnen - zumindest die Performance betreffend. Die Akzeptanz auf dem oft heiklen und von Intel stark belegten Servermarkt bleibt abzuwarten. Bei Workstations dürfte AMD dagegen, nicht zuletzt wegen der preislich attraktiven Plattform ein erfolgreicher Start gelingen.

Sowohl die Athlon-MP- als auch die Intel Xeon-Prozessoren erreichen bei SMP-Anwendungen im Durchschnitt eine knapp 70 Prozent höhere Leistung. Im Spitzenfall ist man mit dem zweiten Prozessor sogar um den Faktor 1,95 schneller. Die theoretisch höhere Effektivität des AMD-760MP-Chipsatzes mit jeweils eigenem FSB zu jeder CPU bewirkt gegenüber der Intel-Lösung dagegen keinen sichtbaren Vorteil. Beim Xeon-Chipsatz i860 müssen sich beide CPUs einen Systembus teilen.

Das der Athlon MP aber von seinen Architektur-Verbesserungen profitiert, zeigen die Vergleichsmessungen mit dem Desktop-Athlon. Der Palomino-Core liefert im Schnitt acht Prozent höhere Leistungswerte. Damit zeigt sich bereits jetzt der zu erwartende Leistungssprung der für September angekündigten Desktop-Athlon-4-Prozessoren.

Erwähnenswert ist auch, dass die vom AMD-760MP-Chipsatz offiziell nicht unterstützten Desktop-Athlons ebenfalls sehr gute Leistungswerte im Dualbetrieb liefern. Kompatibilitätsprobleme oder Abstürze waren bei unserem Benchmark-Parcours nicht zu verzeichnen. Das Tyan Thunder K7 legte mit den Athlon MPs und Desktop-Athlons das gleiche stabile Laufverhalten an den Tag. (cvi)