Test: Aldi-PC Medion MT4

29.03.2000 von Malte Jeschke
Am 29. März war es wieder so weit: Aldi schickte seinen nächsten 2000-Mark-PC ins Rennen. Diesmal ohne Monitor, aber mit Intel Pentium III 667 MHz.

Während andere Discounter wie Lidl und Norma derzeit mit 600-MHz-Systemen auftreten, kontert Aldi mit einem 667-MHz-System. Entgegen bisherigen Gepflogenheiten gehört diesmal kein Monitor zum Lieferumfang. Stringenz zeigt Aldi hingegen beim Preis: Wie die vergangenen Medion-Systeme kostet auch dieser PC knapp unter 2000 Mark. Die Saturn-Märkte schickten bereits am 27. März ein nahezu identisch ausgestattetes System von Compaq ins Rennen. Dieser Rechner kommt jedoch ohne Modem und mit nur einer einjährigen Garantie.

Ernst zu nehmen sind die Systeme von Medion allemal, schließlich wurden im letzten Quartal 1999 ganze 270.000 PCs und Notebooks über die Aldi-Kassenbänder geschoben. Eine leistungsfähige Komplettausstattung sowie in diesem Markt ungewöhnliche zwei Jahre Garantie sollen auch diesmal zahlreiche Käufer anlocken.

Ausstattung

Die PC-Systeme von Aldi Nord und Süd unterscheiden sich nicht in Ausstattung und Preis. Die Nord-Variante trägt das Lifetec-Emblem und einen blauen Einschaltknopf, die Süd-Version hat einen Medion-Aufkleber und einen magentafarbenen Einschalter.

Im dem von bisherigen Aldi-Systemen bereits bekannten Minitower-Gehäuse steckt ein auf dem VIA Apollo Pro 133A Chipsatz basierendes Mainboard mit der Bezeichnung MD2000. Als Prozessor kommt ein auf Coppermine -Kern basierender Pentium III mit 667 MHz in FC-PGA -Bauform zum Einsatz. Der FSB läuft in diesem System mit 133 MHz. In einem der beiden DIMM-Sockeln steckt ein 128-MByte-Modul (PC133)von Siemens. Als Southbridge findet der Baustein VIA VT82C686A Verwendung. In ihm sind zwei seriellen und eine parallele Schnittstelle sowie der Floppy-Controller integriert. Weiterhin finden sich vier USB -Ports und zwei UltraDMA/66 -fähige EIDE-Schnittstellen. Obwohl die Southbridge bereits Audio- und Modem-Funktionalität beinhaltet, ist auf dem Mainboard für die Soundausgabe ein CT 5880 von Creative Labs zuständig.

Im AGP -Slot steckt eine Grafikkarte mit NVIDIAs TNT2 Pro Chip, der auf 32 MByte Speicher Zugriff hat. Am EIDE-Controller hängt eine Seagate ST ST320423A (U10) mit einer formatierten Kapazität von 20,4 GByte und UltraDMA/66 -Schnittstelle. Für CDs zeichnet sich das 40x-Laufwerk von LiteON LTN403L verantwortlich. Trotz des offensichtlich knapp kalkulierten Preises kommt der Medion serienmäßig mit einem internen V.90-Modem von Creatix. Softwareseitig kommt das System mit Windows 98 SE, sowie Word und Works 2000. Hinzu kommt ein AOL-Zugang, bei dem in den ersten sechs Monaten keine Grundgebühr anfällt.

Konfiguration

Das System sowie alle Anwendungen sind komplett vorinstalliert. Außer der Eingabe der Lizenznummer sowie der eigenen Rufnummer zur Modemkonfiguration sind keine Installationen notwendig. Alle Treiber der Hardware sind korrekt installiert, vom VIA-Busmaster-Treiber bis zur Soundkartensoftware. Beim Grafikkartentreiber ist die nicht mehr ganz aktuelle Version 3.62 des Detonator-Treibers aufgespielt. Der Stabilität tut dies keinen Abbruch. Die Festplatte ist serienmäßig in zwei Partitionen (12 und 8 GByte) unterteilt.

Wer sich die Konfiguration zerschießt, kann das System in den Originalzustand zurückversetzen. Entweder per Notfall-Programm von der zweiten Partition oder von einer gesonderten Sicherungs-CD. Vorher sollte man allerdings seine Daten von der ersten Partition in Sicherheit bringen. Originalzustand ist hier wörtlich gemeint, alle Daten der ersten Partition werden gelöscht. Zusätzlich sind auf der zweiten Partition noch einmal alle Treiber gesondert aufgespielt. Dies ist gut so, denn im Fall des Creatix-Modems verweist das ansonsten gute Handbuch des Medion auf die Creatix-Homepage. Dort ist das installierte Produkt V.90 HaM jedoch gänzlich unbekannt.

An der Verarbeitung und Konfiguration gibt es nichts auszusetzen. Wer das System erweitern will, findet Steckplätze wie Einschübe gut zugänglich.

Testdetails

In der Gesamtsystemleistung zeigt sich der Medion-PC von seiner guten Seite. Mit einem SYSmark98-Wert von 264 Punkten, liegt er rund zehn Punkte über unserer Prozessortestplattform mit 667 MHz Pentium III. Unter SYSmark2000 erreicht das System gute 135 Punkte.

Die Grafikkarte mit TNT2 Pro Chipsatz liefert unter 3DMark2000 3091 Punkte, unter 3DMark99 sind es 6331 Punkte. Im Gegensatz zur guten Geschwindigkeit steht die Güte des Grafiksignals. Bei der Signalform kann von Flankensteilheit kaum die Rede sein und die Amplitude ist mit 352 mV viel zu niedrig ausgefallen.

Der Onboard-Soundchip von Creative Labs überzeugt durch einen sehr guten Klirrfaktor von 0,035 Prozent. Der Signalrauschabstand ist mit 64 dB befriedigend. Von einem idealen linearen Frequenzgang zwischen 20 Hz und 20 kHz ist die Soundlösung ein gutes Stück entfernt.

Die Seagate-Festplatte erreicht beim Lowlevel-Test eine maximale Datentransferrate von 22,87 MByte/s. Für ein Laufwerk mit 10-GByte-Plattern und 5400 U/min ist dies ein guter Maximalwert. Zu den inneren Zonen fällt sie auf 10,55 MByte/s ab, eine übermäßig hohe Differenz zu den äußeren Zonen. Beim zufälligen Positionieren innerhalb der ersten 500 MByte erreicht die U10 eine Zugriffszeit von 9,65 ms. Bei einem Fullstroke-Zugriff vergehen sogar bis zu 18,42 ms - kein guter Wert. Im Alltagsbetrieb unter Windows kann die U10 Dateien mit einer Datentransferrate von 14,39 MByte/s lesen und mit 5,51 MByte/s kopieren. Das CD-ROM-Laufwerk von LiteON schaffte beim Praxistest eine durchschnittliche Datentransferrate von 2,6 MByte/s - für ein 40x-Laufwerk zu wenig. Die Zugriffszeit von 95 ms ist gut, die Fehlerkorrektur sehr gut.

Erweiterbarkeit

Angesichts der Kritik an vergangenen Medion-Systemen hat man sich wohl entschlossen, einen Mittelweg zwischen Preis und Erweiterbarkeit zu gehen. Gravierender Kritikpunkt der Vergangenheit war die mangelnde Erweiterbarkeit im Grafik-Bereich. Mit AGP -Steckplatz und Grafikkarte statt Onboard-Lösung ist dies kein Problem mehr. Der Rechner kommt serienmäßig mit einem 128-MByte-Modul, das Mainboard nimmt noch ein weiteres Modul auf, bei insgesamt 256 MByte ist laut Mainboard-Dokumentation Schluss. Theoretisch erlaubt der VIA Apollo Pro 133A zwar mehr, bei nur zwei DIMM-Sockeln darf die 1 GByte Angabe des maximalen Arbeitsspeichers auf der Aldi-Homepage bezweifelt werden.

Im Minitower-Gehäuse ist noch genug Raum für Erweiterungen, je ein 5,25- und 3,5-Zoll-Einschub stehen zur Disposition. So ist dann auch im sehr einsteigergerechten Handbuch eine Einbauanleitung für CD-RW-Brenner zu finden. Bei den Steckplätzen sind der Erweiterbarkeit Grenzen gesetzt. Einen der drei vorhandenen PCI-Steckplatz belegt das serienmäßige Modem. Wer einen der beiden freien PCI-Steckplätze mit einer besseren Soundkarte als der vorhandenen Onboard-Lösung schmücken will, kann diese im BIOS abschalten. Apropos BIOS, bereits einen Tag vor Verkaufsstart des Systems stand auf der Medion Homepage ein neues BIOS zum Download parat.

Übersicht

Konfiguration

Produkt

Medion MT4

Mainboard

MD2000

Formfaktor

Micro-ATX

Prozessor

Intel Pentium III

Taktfrequenz

667 MHz

Bauform

FC-PGA

Chipsatz

VIA Apollo Pro 133A

Soundchip

Creative Labs CT 5880

Speicher

128 MByte SDRAM, PC 133

max. Speicher

256 MByte

Festplatte

Seagate ST320423A (U10)

Kapazität

20,4 GByte

CD-ROM-Laufwerk

LiteON LTN403L 40X

Grafikarte

NVIDIA TNT2 Pro

Grafikspeicher

32 MByte

RAMDAC

300 MHz

PCI-Steckplätze (frei)

3 (2)

5,25"-Einschübe (frei)

2 (1)

3,5"-Einschübe (frei)

2 (1)

Gehäuse

Minitower

Netzteil

Asec 200 Watt

Modem

Creatix V.90 HaM intern

Tastatur

Unikey KWD-205

Maus

Logitech

Betriebssystem

Windows 98 SE

Software

Word 2000, Works 2000

Info

Medion

Hotline

01805/633466

Fazit

Vergegenwärtigt man sich die Einzelpreise der Komponenten, ist der Schnäppchencharakter des Aldi-PC kaum zu schlagen. Insbesondere beim Prozessor bietet der Aldi einen Preisvorteil zum Mitbewerb. Die dort meistens verbauten 600er-Pentium-III sind bereits für um die 700 Mark zu haben. Der im Handel bisher eher selten anzutreffende Pentium III 667 schlägt hingegen üblicherweise mit knapp 1000 Mark zu Buche. Dies gilt gleichermaßen für den PC133-Arbeitsspeicher, hier kostet das 128-MByte-Modul in der Regel rund 20 Mark mehr als die PC100-Variante. Und auch bei der Garantie setzt Aldi mit 24 Monaten einen drauf. Üblich sind in diesem Segment immer noch zwölf Monate, die Verlängerung auf zwei Jahre kostet dann gerne mal bis zu 150 Mark Aufpreis.

Die Wahl der Komponenten sorgt für ein hohes Leistungsniveau, an der Konfiguration gibt es nichts auszusetzen. Fehler der Vergangenheit in Sachen Erweiterbarkeit wurden weitest gehend beseitigt. Die schlechte Qualität des Grafiksignals trübt den sonst guten Eindruck. Dennoch dürfte der Medion MT4 nicht zuletzt auf Grund seines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses viele Freunde finden. (mje)