Test Aldi-PC

22.11.2000 von Malte Jeschke
Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft stellt Aldi seinen aktuellen PC in die Filialen. Die bisherige 2000-Mark-Preisschallgrenze ist gefallen. Diesmal sind 2598 Mark zu zahlen.

Hinter der von Aldi gewählten Schlagwortkoppelung Multimedia-Internet Design-PC steht ein System mit Pentium III 900. Der diesmal auf Hochwertigkeit getrimmte PC steht in diesem Preissegment nicht ohne Konkurrenz da.

Die mehr aufs Elektronikgeschäft fokussierenden Anbieter MediaMarkt und RedZac kontern mit ähnlich gelagerten Angeboten. Beim MediaMarkt setzt man auf ein Gerät vom Compaq. Der Presario 7CY0006 arbeitet mit einem Pentium III 866 und ist für 2499 Mark zu haben. Die 2649 Mark teure RedZac-Offerte im Form eines HP Pavillion PC A749 wartet sogar mit einem 1,1 GHz Athlon auf, ist momentan jedoch leider nicht lieferbar. Für die 200 zusätzlichen MHz bittet RedZac laut Website um zehn Tage Geduld. Ansonsten liegen die Ausstattungsunterschiede im Detail: So setzt Aldi nur auf einen 4x-CD-RW-Brenner, während RedZac und MediaMarkt mit 8facher Geschwindigkeit locken.

Ausstattung I

Im Gegensatz zu früheren Aldi-Systemen im tristen Einheitsgrau stecken die Komponenten diesmal in einem Minitower-Gehäuse mit blauer Designblende. Wie immer gibt es zwei System-Varianten mit den Markenbezeichnungen Medion und Lifetec. Letztere haben wir getestet.

Als Prozessor kommt ein Pentium III mit 900 MHz (FC-PGA-Coppermine) zum Einsatz. Wie bereits berichtet, handelt es sich hierbei um eine Variante, die von Intel direkt an PC-Hersteller geliefert wird, einzeln aber nicht erhältlich ist. Das System arbeitet mit einem FSB-Takt von 100 MHz.

Der Prozessor steckt auf einem Mainboard von Asus, das hier die Medion-eigene Bezeichnung MD 2001 trägt und auf dem VIA-Chipsatz Apollo Pro 133 A basiert. Die CPU darf auf 128 MByte SDRAM PC 133 zugreifen. Im AGP-Slot steckt eine Asus-Grafikkarte mit NVIDIAs GeForce2 MX, die auf 32 MByte Zugriff hat. Zudem bietet die Karte einen TV-Ausgang.

Ausstattung II

Am EIDE-Controller hängt eine Seagate ST340823A (U5) mit einer formatierten Kapazität von 37,1 GByte. Das 12fach-DVD-ROM-Laufwerk stammt von LiteOn (LTD-122) und der serienmäßige 4x/4x/32x-CD-RW-Brenner trägt das Hewlett-Packard-Logo, ist in dieser Form aber nicht einzeln von HP erhältlich. Als Brennsoftware ist Nero-Burning ROM in der Version 5 gebundelt.

Auffälliges und angenehmes Merkmal: zwei der insgesamt vier USB -Ports sind nach vorne herausgeführt. Das interne V.90-Modem stammt wie schon beim letzten Aldi-PC von Creatix. Die Onboard-Sound-Lösung basiert auf einem CT5880 von Creative Labs.

Softwareseitig kommt das System mit einem üppig geschnürten Bündel daher. Neben Windows Me gehören folgende Microsoft-OEM-Versionen zum Lieferumfang: Word2000, Works 2000, Worksuite 2000, Money 99, Picture It!, der Encarta Weltatlas 2000 sowie Autoroute Express 2000. Die Garantie beträgt zwei Jahre inklusive eines Vorortservice.

Wissen muss man allerdings: Bei der mitgelieferten Windows-Me-Version handelt es sich um eine so genannte BIOS-locked-Variante. Das heißt, diese Version lässt sich ausschließlich auf diesem PC installieren, auf anderen Systemen bricht die Setup-Routine ab.

Konfiguration

Das System sowie alle Anwendungen sind komplett vorinstalliert. Lediglich die Windows-Me-Anmeldeprozedur ist noch zu absolvieren. Alle Hardwaretreiber sind korrekt installiert, wenn auch nicht immer in der neuesten Version. So sind die Grafikkarte und die nicht mehr ganz aktuellen Detonatortreiber der Version 5.32 installiert. Die aktuellen Treiber gibt es direkt bei Asus.

Wie gewohnt ist die Festplatte in zwei Partitionen aufgeteilt. Erstere enthält das System und lässt sich per Recovery-CD rekonstruieren. Auf der zweiten befinden sich die Daten sowie ein Verzeichnis mit den Treibern.

An der hardwareseitigen Verarbeitung gibt es wenig auszusetzen, die Zugänglichkeit ist ebenfalls gut. Der Prozessorlüfter fällt gleich zweimal negativ auf. Sein Arbeitsgeräusch ist überdurchschnittlich laut, und wer den Lüfter gegen einen anderen austauschen will, wird sich über die hartnäckige Befestigung ärgern.

Leistung

Bei der Systemleistung löst das System keine Begeisterungsstürme aus. Mit einem SYSmark98-Wert von 303 Punkten liegt er einige Punkte unter unserer Prozessorplattform mit Pentium III 866. Zum Vergleich: Der Aldi-PC aus dem März 2000 konnte unsere Prozessorplattform bei identischem Prozessor (Pentium III 667) um einige Prozentpunkte schlagen.

Die Grafikkarte mit GeForce2-MX-Chip liefert unter 3DMark2000 4352 Punkte bei 1024x768 Bildpunkten und 16 Bit Farbtiefe. Unter 3DMark99Pro (800x600 Bildpunkte, 16 Bit Farbtiefe) kommt der Rechner auf 7652 Punkte. Damit liegt das System auf dem Niveau, das ein 866er-Pentium-III mit einer TNT2 Ultra erreicht. Die Signalqualität der Grafikkarte lässt hingegen zu wünschen übrig. Nicht nur die Amplitude ist zu niedrig, auch die Signalform überzeugt keineswegs.

Sofort digitale Kinowelt erleben - das verspricht die Verpackung und spielt damit auf den TV-Ausgang der Grafikkarte und das DVD-Laufwerk an. Ganz ungetrübt ist dieses Vergnügen jedoch nicht. So erscheinen beim Anschluss an ein TV-Gerät und DVD-Wiedergabe deutliche Trauerränder um das Bild.

Die mit 5400 U/min rotierende Seagate ST340823A erreicht beim Kopieren befriedigende 9,3 MByte/s, die Burstrate liegt bei 57,7 MByte/s.

CD-/DVD-Leistung

Das Lite-On-DVD-Laufwerk erreicht beim Lesen einer CD nur durchschnittlich 24fach-Niveau. Die maximale Transferrate liegt bei 3,8 MByte/s was 26fach-Speed entspricht. Die versprochene 40fach-Geschwindigkeit schafft das Laufwerk in keiner Disziplin.

Die Testdurchläufe mit verschiedenen DVDs zeigen ein ähnliches Bild. Mehr als 3,8 MByte/s bringt das Laufwerk nicht. Laut den Lite-On-Spezifikationen soll das Modell mit 12facher Geschwindigkeit DVDs lesen und auf einen Datendurchsatz von über 16 MByte/s können. Davon ist in der Praxis nichts zu erkennen.

Gut fallen die Ergebnisse für die mittleren Zugriffszeiten aus, bei einer CD liegt diese bei 100 ms, im DVD-Betrieb sind es 105 ms. Den Fehlerkorrekturtest absolviert das DVD-Laufwerk in befriedigenden 9 Minuten.

Bei der Fehlerkorrektur patzt der CD-RW-Brenner von Hewlett Packard völlig. Die zerkratzte Test-CD wurde mehrfach gar nicht erkannt. Bei einem Versuch klappte die Erkennung zwar, jedoch stand das komplette System für mehrere Minuten still. Lediglich einmal konnte der Brenner die Fehler innerhalb einer befriedigenden Zeit (7,5 Minuten) richtig korrigieren. Dabei waren allerdings CPU-Last-Spitzen von bis zu 80 Prozent zu verzeichnen.

In Sachen Geschwindigkeit enttäuscht der Brenner. Die maximale Lesegeschwindigkeit liegt bei 3,5 MByte/s, was 24fach-Speed entspricht. Die durchschnittliche Geschwindigkeit liegt bei nur 3,0 MByte/s, also 20fach-Niveau. Auf dem Papier verspricht das Gerät immerhin 32fache Lesegeschwindigkeit. Die mittlere Zugriffszeit ist mit 111 ms befriedigend. Beim Audio-Grabbing liefert das Laufwerk magere 1,3 MByte/s und rippt Audio-CDs mit durchschnittlich 8facher Geschwindigkeit. Zum Vergleich: Gute Brenner schaffen in unserem Test mehr als 3 MByte/s und lesen Audio-Daten mit 20fachem Tempo digital über den Bus aus.

Sound

Die Onboard-Sound-Lösung, bestehend aus einem Creative-Chip CT5880 und einem Sigmatel-Codec STA9721T, erreicht einen guten Klirrfaktor von 0,03 Prozent. Zum Vergleich: Auf diesem Niveau liegen auch eine Terratec Xlerate Pro (170 Mark) sowie eine Videologic SonicFury (260 Mark). Der Signalrauschabstand ist mit 68,1 dB befriedigend.

Keine guten Noten gibt es für den Frequenzgang. Er zeigt deutliche Schwächen bei den Höhen, über den gesamten Verlauf kann von Linearität keine Rede sein. Ein Ohrenschmaus ist auch die MIDI-Wiedergabe nicht. Der Soundchip kann MIDI nur per Softwaresynthese wiedergeben. Hierbei wird der Softwaresynthesizer von Roland bemüht, der in Windows ME integriert ist. Das Ergebnis ist schlicht unzumutbar. 3D-Sound-Unterstützung gehört nicht zu den Fähigkeiten dieser Soundlösung. Das selbstverliehene Prädikat Multimedia verdient dieser PC damit nur begrenzt. Grundlegendes zum Thema Onboard-Sound finden Sie hier.

Erweiterbarkeit

Die serienmäßigen 128 MByte SDRAM kommen als ein Modul, fürs Nachrüsten steht ein weiterer DIMM-Sockel zur Verfügung. Das Handbuch ist hinsichtlich Erweiterbarkeit in Sachen Speicher nicht eindeutig. Laut Dokumentation verträgt jeder Sockel 128 MByte, insgesamt soll das Mainboard jedoch 1 GByte aufnehmen können, was auch dem verwendeten VIA-Chipsatz entspräche. Bei unserem Test arbeitete das Mainboard klaglos mit 512 MByte in Form von zwei 256-MByte-Modulen.

Ansonsten herrscht dank der üppigen Ausstattung drangvolle Enge im räumlich knapp bemessenen Gehäuse. Von den insgesamt drei PCI-Slots stehen noch zwei zur Disposition, den dritten belegt das interne Modem.

Begrenzt sind die Möglichkeiten bei den Einschüben. Gerade mal ein 3,5-Zoll-Einschub bleibt für Erweiterungen. Da bereits drei Geräte am EIDE-Controller hängen, bleibt maximal noch Raum für ein weiteres Gerät.

Fazit

Die Zeiten, in denen Aldi-PC für Tiefstpreis steht, scheinen endgültig vorbei. Schon die üppige Ausstattung des Systems erlaubt das nicht mehr. Gemessen an dieser ist der Preis von 2598 Mark gerade noch faires Angebot - mehr aber auch nicht. Einige Detailschwächen werten die auf dem Papier gute Ausstattung in der Praxis deutlich ab.

Den einstigen Schnäppchencharakter hat dieses System nicht mehr. So gibt es ähnlich oder besser ausgestattete Systeme andernorts zu vergleichbaren Preisen. Die Geschwindigkeitswerte sind in einigen Disziplinen unterdurchschnittlich. Ein Blick auf andere Angebote lohnt sich also in jedem Fall. (mje)

Konfigurations-Übersicht

Konfiguration

Produkt

Multimedia-Internet Desgin-PC

Mainboard

MD 2001

Formfaktor

Micro-ATX

Prozessor

Intel Pentium III

Taktfrequenz

900 MHz

Bauform

FC-PGA

Chipsatz

VIA Apollo Pro 133A

Soundchip

Creative Labs CT5580

Speicher

128 MByte SDRAM, PC 133

max. Speicher

1 GByte

Festplatte

Seagate ST340823A

Kapazität

37,1 GByte

DVD-ROM-Laufwerk

LiteOn LTD-122

CD-RW-Brenner

HP CD-Writer 4x/4x/32x

Grafikkarte

Asus AGP-7100 (GeForce2 MX)

Grafikspeicher

32 MByte SDRAM

RAMDAC

350 MHz

PCI-Steckplätze (frei)

3 (2)

5,25"-Einschübe (frei)

2 (0)

3,5"-Einschübe (frei)

3 (1)

Gehäuse

Minitower

Netzteil

Astec Modell AA21790, 200 Watt

Modem

Creatix V.90 HaM PCI

Tastatur

KWD-205

Maus

Microsoft Intellimouse 1.2A

Betriebssystem

Windows Me

Software

Word 2000, WorksSuite 2000, Works 2000, Money 99, PictureIT!, Encarta 2000, AutoRoute Express 2000

Info

Medion

Hotline

08105/633466