Telekommunikation und Netzwerke

04.03.2002 von Dr. Klaus Manhart
Farbe und Multimedia sind die Top-Themen bei Handys, UMTS-Anbieter stellen schnelle Datendienste und erste UMTS-Telefone vor. Im Networking-Bereich sind drahtlose Datennetze der Renner.

Die Mobilfunkindustrie ging 2001 durch das Tal der Tränen. Von den großen Herstellern konnte lediglich Nokia das vergangene Jahr mit einem positiven Ergebnis abschließen - Siemens, Ericsson, Cisco, Alcatel, Lucent und Nortel mussten massive Verluste in Kauf nehmen. Mit dem Weihnachtsgeschäft hat sich in der Mobilfunkbranche zumindest vorsichtiger Optimismus breit gemacht.

Die CeBIT soll den Aufwärtstrend nun deutlich verfestigen. Glaubt man dem renommierten US-Marktforscher Herschel Shosteck, dann wird mit dem CeBIT-Frühling auch der Beginn des Aufschwungs für die Telekommunikationsbranche einsetzen.

Entsprechend gut gefüllt sind die Hallen mit TK- und Mobilfunkanbietern. Sie sind in dem mit über 140.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche größten CeBIT-Schwerpunkt "Telecommunications & Networks" vertreten. 1561 Aussteller zeigen ihr Angebot vor allem in den Hallen 12, 25 und 26. Auch die neue Halle 27, die rechtzeitig zur CeBIT fertig wird, ist der Telekommunikation vorbehalten.

Handys: Farbig und bunt

Die Mobilfunkbranche ist mit einem eigenartigen Paradoxon konfrontiert: Telefonieren am Handy ist längst "out", Unmengen von Anwendungen, die aus einem Handy mehr machen als ein Gerät zum Telefonieren, bestimmen den Einsatz: Klingeltöne, Logos, animierte Bildschirmschoner. Die CeBIT zeigt eindeutig die Richtung, in die es geht. Das Handy wird zum mobilen Allzweckgerät.

Der Trend bei den Handy-Herstellern sind farbige Displays und mobile Multimedia-Anwendungen. Praktisch alle Hersteller werden Handys und Smartphones mit Farbdisplay vorstellen. Dazu passend gibt es neue Techniken und Dienste.

Premiere feiern dürfen auf der CeBIT Handys mit MMS-Fähigkeit. MMS (Multimedia Messaging Service) soll SMS irgendwann einmal ablösen. Der neue Dienst erlaubt den Versand von Farbbildern, Animationen sowie Audio- oder Videoclips. Nokia beispielsweise stellt sein MMS-Gerät 7650 vor. Das Handy hat eine digitale Kamera eingebaut und fotografiert mit einer Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten. Die Bildanzeige beträgt lediglich 176 x 208 Bildpunkte, dies aber in Farbe. Zusätzlich kann das Foto-Handy auch Bilder versenden, die vom PC an das Gerät übertragen wurden.

i-mode kommt endlich

Farbig und bunt werden auch die Netzdienste. So bieten Carrier wie D2 Vodafone WAP-Dienste künftig auch in Farbe an. Das bunte WAP muss sich nach der CeBIT allerdings auf farbige Konkurrenz made in Japan einstellen. Netzbetreiber E-Plus zeigt auf der CeBIT erstmals "i-mode", die Adaption des japanischen Erfolgsdienstes. Kurz nach der CeBIT soll der Dienst starten. Neben dem Surfen im Internet und dem Versand und Empfang von E-Mails lassen sich mit i-mode bunte Bilder, interaktive Spiele oder Musikstreams via Handy nutzen.

Content-Partner sollen farbenfrohe und abwechslungsreiche i-mode-Inhalte anbieten. Die Datenübertragung für i-mode erfolgt via GPRS. Um möglichst viele Kunden für den neuen Dienst gewinnen zu können, sollen die Preise für die GPRS-Nutzung bei E-Plus zur CeBIT deutlich fallen. Die i-mode-Dienste gibt es in Halle 12, Stand B50 zu sehen. Dort wird auch das erste i-mode-Handy von NEC für den deutschen Markt präsentiert. Das Gerät bietet ein zehnzeiliges, 120 x 160 Pixel großes Display mit 256 Farben.

Erste UMTS-Dienste

i-mode gibt E-Plus-Kunden einen Vorgeschmack auf den groß angekündigten Segensbringer für die Mobilfunklandschaft: UMTS. D2 Vodafone und Mobilcom wollen schon im Herbst diesen Jahres den Mobilfunk der dritten Generation starten. Zur CeBIT 2002 wird sich die neue UMTS-Technik in der Praxis testen lassen, denn führende Aussteller haben sich mit ihren Testfahrzeugen und mobilen Sendestationen angesagt. Sämtliche Lizenznehmer und Gerätehersteller demonstrieren ihren Stand bei den UMTS-Vorbereitungen und führen entsprechende Applikationen vor.

Zu sehen geben wird es voraussichtlich die ersten, wirklich funktionsfähigen UMTS-Handys. Das wirklich große UMTS-Thema aber werden nach Meinung von Mobilcom-Sprecher Matthias Quaritsch Datendienste via Handy sein. Denn die immensen Summen, welche die Ersteigerer der sechs UMTS-Lizenzen ausgegeben haben, müssen wieder eingetrieben werden. Das geht aber nur, indem man UMTS für möglichst viele Handy-User möglichst attraktiv macht . Dazu werden attraktive Inhalte, etwa standortbezogene Dienste wie Verkehrsinfos, Einkaufsführer oder auch Videostreaming benötigt.

Nebenbei bemerkt: Zwei der UMTS-Netzbetreiber wechseln zur CeBIT ihren Namen. D2 Vodafone streicht das D2 aus seinem Namen und firmiert dann nur noch unter Vodafone, Viag Interkom wechselt gleich ganz seinen Namen und heißt fortan O2 (ausgesprochen: O two).

Drahtlos vernetzt

Viel Neues gibt es auf der CeBIT 2002 auch im Bereich Network Computing. Die führenden Netzwerkausrüster sind mit frischen Ideen vor allem in den Hallen 27 und 13 platziert. Hier soll unter anderem Bluetooth als Zugpferd agieren. Business-User, die mit Unterstützung der Bluetooth-Technologie ihre Informationen zwischen Notebook und PDA abgleichen wollen, können sich auf marktreife Endgeräte freuen. Sony, Siemens und Toshiba wollen Notebooks mit fest integrierter Bluetooth-Technologie präsentieren.

Hersteller von PDAs wie Palm wollen die drahtlose Vernetzung der Taschencomputer über Bluetooth in den Mittelpunkt ihrer Präsentation stellen. Der "Pocket Loox" von Fujitsu-Siemens wird voraussichtlich der erste Personal Digital Assistant sein, mit dem der Business-Anwender ohne Zusatzadapter seine Daten über Bluetooth abgleichen kann. Auch Bluetooth-Adapter und Kombisysteme sind auf der CeBIT ein Thema. So zeigt AVM sein erstes Kombisystem mit ISDN, DSL und Bluetooth in einem Bluetooth-USB-Gerät.

Wie die Datenübertragung per Funk im Kurzstreckenbereich funktioniert, zeigt "Bluetooth Exchange" anhand praktischer Anwendungen in der Halle 13. Die Anwendungsgebiete reichen von der Luft- und Raumfahrt und dem Automobilbau über die Medizintechnik bis zur Unterhaltungselektronik. Themen dieser Präsentation sind unter anderem Handheld Devices, industrielle Fertigung, Vernetzungslösungen, Nutzeridentifizierung sowie Dienste und Systeme für Bewertungen und Tests.

Wireless Ethernet

Neben Bluetooth stellt die Sonderschau "WiFi Exchange" den stärksten Netzwerk-Trend der CeBIT 2002 dar. Immer mehr Hersteller setzen Funkverbindungen nach dem WiFi-Standard (Wireless Fidelity) der Wireless Ethernet Compatibility Alliance (WECA) für die drahtlose Vernetzung von Geräten ein. Während Bluetooth die preiswerte Kommunikation im Nahbereich bis maximal zehn Meter ermöglicht, überbrücken WiFi-LANs nach dem IEEE-802.11b-Standard schon innerhalb von Gebäuden Distanzen von 30 bis 50 Metern. Im Freien oder in großen Hallen lassen sich mit entsprechenden Antennen sogar Reichweiten von einem halben Kilometer und mehr realisieren. Mit maximal 11 MBit/s Transferrate erreichen sie dabei nicht nur Ethernet-Geschwindigkeit, sondern binden die mobilen User über Access Points auch ins kabelgebundene Netz ein.

Mit IEEE 802.11a alias WiFi5 steht ein fünf Mal schnellerer WiFi-Nachfolger bereits in den Startlöchern. In den USA schon im Einsatz, warten die Highspeed-Wireless-LANs hier zu Lande nur noch auf die Zulassung der europäischen TK-Behörde ETSI. Die wird jedoch in Kürze erfolgen, so dass die Industrie im Juni oder Juli die ersten Systeme ausliefern kann. Einen ersten Eindruck von der Leistungsfähigkeit der 54 MBit/s schnellen neuen WLAN-Generation können Sie sich unter anderem bei Netgear und SMC Networks verschaffen.

Gigabit Ethernet und Storage

Außer drahtloser Vernetzung stehen natürlich auch Breitband-Übertragungen per Stromleitung, TV-Kabel, Satellit und natürlich DSL im Mittelpunkt. Die Telekom stellt auf der CeBIT ihr T-DSL für Privatkunden mit Übertragungsraten von 1,5 MBit/s beim Empfangen und 192 kBit/s beim Versenden von Daten vor. Außerdem wird T-DSL via Satellit präsentiert, das ab dem zweiten Quartal 2002 bundesweit zur Verfügung stehen soll.

Bei den Technologien für kabelgebundene LANs gilt mittlerweile Gigabit Ethernet als State-of-the-Art. Auf Grund der inzwischen recht weitflächigen Verbreitung bietet die Industrie mittlerweile die zugehörigen aktiven und passiven Komponenten zu attraktiven Preisen an. Neben neuen Backbone- und Edge-Switches zeigen viele Hersteller auch Lösungen zur Telefonie-Integration über VoIP.

Als Komplement zum Gigabit Ethernet im LAN fungiert im Massenspeichernetz der Fibre Channel. Auf dem Gemeinschaftsstand "Fibre Channel Exchange" zeigen die Aussteller innovative FC-Produkte und -Anwendungen für die Verbindung von Workstations, Servern oder Speichereinrichtungen. Hier geht der Trend zu den neuen Fibre-Channel-Komponenten mit einer auf 2 GBit/s verdoppelten Transferrate.

Mit iSCSI tritt daneben eine Konkurrenztechnologie an, die deutliche Kostenvorteile bei der Einrichtung von Storage Area Networks verspricht. Statt dedizierter FC-Komponenten lassen sich hier durch die Tunnelung des Storage-Datenverkehrs via Ethernet herkömmliche Switches zur Massenspeichervernetzung einsetzen. Als einer der Protagonisten des IP-Storage-Kozepts präsentiert Adaptec auf der CeBIT seine neuen iSCSI-Adapter und externe RAID-Lösungen.

Sonderveranstaltungen

Eine Reihe von Sonderveranstaltungen rundet das Angebotsspektrum im Bereich TK & Networks ab:

Fazit

Stand im Jahr 2001 der Mobilfunk-Sektor noch ganz im Zeichen der neuen Übertragungstechnik GPRS, scheint diese hochgejubelte Innovation heute schon Schnee von gestern. Stattdessen wirft UMTS seine Schatten voraus. Erste UMTS-Dienste und Handys sind auf der CeBIT zu bestaunen, daneben sind die neuen Multimedia-Handys der große Trend dieser CeBIT. Auch drahtlose Datennetze und Breitband-Internet gehören zu den Top-Themen der diesjährigen Messe. (fkh/jlu)