Die Vielfalt an Varianten, die sich bei der Einrichtung eines PC-Systems mit verschiedenen Betriebssystemen ergeben können, ist beinahe unendlich. Deshalb beschränken wir uns bei den Tests auf einige häufige Konstellationen. Schon bei diesen Fällen zeigt sich, wie gut der Bootmanager den Anwender bei der Einrichtung unterstützt. Besonders Handbuch und/oder Online-Hilfe müssen ausführlich auf die Problematiken eingehen. Für den Test präparieren wir zwei Festplatten mit 10 GByte und 37,5 GByte Kapazität für jedes Programm mit Drive Image neu. Auf dem ersten Datenträger sind in vier Partitionen folgende Betriebssysteme installiert:
Primäre Partition 1: Windows Me
Primäre Partition 2: Windows Me
Primäre Partition 3: Windows 2000
Erweiterte Partition: Suse Linux 7.2 in drei logischen Laufwerken (insgesamt 1,5 GByte)
Die zweite Festplatte (Wechselplatte) präparieren wir folgendermaßen:
Primäre Partition 1: Windows 2000 (2 GByte)
Primäre Partition 2: Windows 98 SE (4 GByte)
Erweiterte Partition 3: Suse Linux 7.2 in drei logischen Laufwerken (insgesamt 1,5 GByte)
Die Tests im Einzelnen:
Installation des Bootmanagers im MBR und Einrichtung der vorhandenen Betriebssysteme auf der ersten Festplatte
Einbau der zweiten (Wechsel-) Festplatte und Konfiguration der darauf enthaltenen Betriebssysteme
Deinstallation des Bootmanagers
Erneute Installation des Bootmanagers
Installation
Schon bei der Installation ist der Bootmanager gefordert: In welchen Festplattenbereichen kann man ihn installieren, im Master Boot Record und/oder Bootsektor einer Partition? Idealerweise lässt das Tool dem Anwender die Wahl. Die Programmdaten sind im Regelfall zu umfangreich für einen Sektor, sie müssen an anderer Stelle auf der Festplatte untergebracht werden. Hier gibt es im Wesentlichen drei Methoden. Jede der Methoden hat Vor- und Nachteile, je nach Anwendungsfall ist der eine oder andere Bootmanager besser:
In den unbelegten Bereichen von Spur 0. Es besteht die Gefahr, dass der Bootmanager mit anderen Bootmanagern oder Diskmanagern (Treiber für große Festplatten zur Anpassung des BIOS, etwa EzDrive oder OnTrack DiskManager) kollidiert. Beim Großteil aller modernen PCs ist die Spur aber frei, deshalb arbeiten die meisten Bootmanager mit dieser Technik.
In einer eigenen Partition. Dafür genügt eine Partition mit wenigen MByte Kapazität, im Regelfall als primäre Partition. Die Methode "verbraucht" zwar einen Eintrag in der Partitionstabelle, schützt die Daten des Bootmanagers aber sicher vor dem Zugriff anderer Systemtools wie etwa Partitionsprogrammen.
In einer FAT-Partition auf der ersten Festplatte. Wenn sowieso Windows 95/98 oder DOS installiert ist, stellt das kein Problem dar. Ansonsten ist es wie bei der zweiten Methode notwendig, eine kleine Partition extra für den Bootmanager einzurichten.
Viel Ärger ersparen kann eine Notfalldiskette mit einer Sicherung des MBR oder Bootsektors. Die Notfalldiskette sollte bootfähig sein und die wichtigsten Hilfsprogramme enthalten. Im Zweifelsfall genügt es zwar, mit dem DOS-Programm FDisk den MBR neu zu schreiben (fdisk /mbr), doch die eventuell zerstörte Partitionstabelle bleibt davon unberührt. Bei den meisten Bootmanagern fällt die Notfalldiskette mit der Deinstallationsroutine zusammen.
Funktionsumfang
Die Anzahl der Festplatten in einem PC unterliegt Grenzen. Am IDE-Bus lassen sich insgesamt vier Festplatten anschließen. Das ist auch die Grenze für die meisten Bootmanager. Über einen SCSI-Controller lassen sich mehr Festplatten steuern. Wer ein solches System hat, muss auf die wenigen Manager mit acht unterstützten Festplatten ausweichen.
Durch die Partitionstabelle im MBR ist die Anzahl unterstützter Partitionen pro Festplatte eigentlich vorgegeben: Sie beläuft sich auf vier (erweiterte Partitionen und logische Laufwerke zählen hier nicht). Bootmanager, die mehr Partitionen unterstützen, tauschen je nach Auswahl im Bootmenü die Partitionstabelle aus. Damit sind aber andere Partitionsprogramme tabu, denn diese wissen nichts von den anderen Partitionen, die gerade nicht im aktuellen MBR verzeichnet sind. Wer wirklich mehr als vier Partitionen pro Festplatte benötigt, sollte diese Einschränkung genau abwägen.
Einzelne Betriebssysteme wie Linux lassen sich auch in einem logischen Laufwerk installieren. Nicht alle Bootmanager können solche Betriebssysteme starten. Ein weiteres Problem tritt mit Microsoft-Betriebssystemen auf: Sie starten nur korrekt, wenn sie auf der ersten Festplatte installiert sind. Der Bootmanager muss deshalb die Funktion unterstützen, die logische Reihenfolge der Festplatten beim Booten zu tauschen.
Komfortfunktionen wie Passwortschutz für das Set-up oder einzelne Menüeinträge/Partitionen sind vor allem interessant, wenn mehrere Personen den PC benutzen. Einen sicheren Schutz stellen sie freilich nicht dar. Die Fähigkeit, an nachfolgende Bootmanager simulierte Tastendrücke über den Tastaturpuffer weiterzugeben, ist sicher nur in Ausnahmefällen nützlich. So könnte man beispielsweise einen Bootmenüeintrag einrichten, der Windows NT im VGA-Modus startet.
Neu: Verstecken von Partitionen
Besonderes Augenmerk legen wir auf das Verstecken von Partitionen. Damit werden das Betriebssystem und sämtliche Dateien für andere Betriebssysteme unsichtbar. Die Daten selbst werden dabei nicht angetastet. Das ist sehr praktisch, wenn Sie etwa probeweise Programme oder ein zusätzliches Betriebssystem installieren. Denn Windows 9x installiert sich zum Beispiel grundsätzlich in die erste verfügbare primäre Partition. Gerade Windows verkraftet es beim Systemstart auch nicht, wenn es nicht in der ersten Partition der Festplatte liegt. Deshalb erlauben gute Bootmanager für jeden Eintrag im Bootmenü das individuelle Verstecken von Partitionen. Wahlweise verstecken die Tools automatisch alle Partitionen bis auf die ausgewählte.
Technisch gesehen funktioniert das Verstecken über die Typkennung einer Partition. Eine Kennzahl gibt an, ob es sich um eine FAT32-Partition, eine für Linux oder NTFS für Windows 2000 handelt. Setzt der Bootmanager die Typkennung auf einen anderen Wert, so erkennen die Betriebssysteme die Partition nicht mehr. Dabei ist so eine Partition meistens trotzdem leicht zu identifizieren: Jede Partition hat einen Bootsektor, und dieser enthält bei Windows eindeutige Textpassagen wie etwa MSWin4.1. Manche Bootmanager lösen das Problem, indem Sie den Bootsektor beim Verstecken verschlüsseln. In der tecDaten-Tabelle finden Sie diese Eigenschaft in der Spalte Echtes Verstecken.
Festplattenverwaltung
Zwar gehört das Anlegen, Löschen oder Verändern von Partitionen nicht zu den Kernaufgaben eines Bootmanagers. Bei der Installation neuer Betriebssysteme oder bei Änderungen am Bootmenü sind solche Funktionen aber oft nützlich. Besonders die Option, eine bestimmte Partition als aktiv (Boot-Partition) zu markieren, ist hilfreich.
Das Formatieren und Vergrößern/Verkleinern beherrschen alle Programme nur mit FAT- und FAT32-Partitionen. Die Ausnahme ist BootMagic, das als Dreingabe zu Partition Magic geliefert wird. Den MBR vor einer größeren Änderung zu sichern kann helfen, bei fatalen Fehlern wenigstens den Ausgangszustand wieder zu restaurieren.
Einige Einschränkungen weisen die DOS-Tools FDisk und Format auf. Zum Beispiel erlaubt FDisk nur eine primäre Partition pro Festplatte, obwohl die Microsoft-Betriebssysteme mit mehr Partitionen zurecht kommen. Zudem kann FDisk bisweilen erweiterte Partitionen nicht mehr löschen, wenn sie logische Laufwerke unbekannten Typs enthalten. Hier hilft ein Rückgriff auf XFDisk oder Ranish Partition Manager, auch wenn Sie deren Bootmanager nicht einsetzen.
Bedienung
Durch die komplexe Materie ist ein umfangreiches und gut verständliches Handbuch besonders wichtig. Es darf nicht nur die Programmbedienung erläutern, sondern muss auch allgemeine Grundlagen zum Thema enthalten. Auch Hinweise zu den Eigenheiten verschiedener Betriebssysteme sind nützlich.
Ob das Handbuch wirklich als gedrucktes Handbuch beiliegt oder nur als Textdatei, spielte bei der Bewertung keine besondere Rolle - der Inhalt ist entscheidend. Eine Online-Hilfe kann dagegen die Rettung sein, wenn während der Programmnutzung ein Zugriff auf die Textdatei mit dem Handbuch nicht möglich ist. Wer häufig das Bootmenü verändert, wird es schätzen, wenn sich die Änderungen direkt im Bootmenü vornehmen lassen. Alternativ bieten die meisten Bootmanager ein Konfigurationsprogramm an, das unter DOS oder Windows gestartet werden muss. So bequem das ist, wirft es ein großes Problem auf: Auf dem PC muss Windows 95/98 oder DOS installiert sein, sofern man nicht jedes Mal mit einer Startdiskette den PC booten will.
Eine Steuerung über Kommandozeilen-Parameter erlaubt es, häufige Vorgänge automatisch in einer Batch-Datei ablaufen zu lassen. Wenn es aber wie bei BootManager++ die einzige Möglichkeit ist, wird die Bedienung selbst für hart gesottene Shell-Freaks zur Belastungsprobe. (tri)
Update: Testkonfiguration Benchmarkplattform
Komponente | Daten |
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| |
Mainboard | Microstar |
Firmware | Award BIOS 4.51 |
Chipsatz | Intel 440 BX |
Prozessor | Intel Pentium II 350 MHz |
Firmware | -- |
Sonstiges | -- |
RAM | 64 MByte PC-100 |
Firmware | -- |
Sonstiges | -- |
Erste Festplatte | IBM DTTA 351010 |
Firmware | -- |
Kapazität | 10 GByte |
Zweite Festplatte | IBM DPTA 373750 |
Firmware | -- |
Kapazität | 37,5 GByte |
Grafikkarte | ATI 3D Rage Pro |
Grafikspeicher | 8 MByte SDRAM |
Grafikchip | Mach-64 |
Betriebssysteme | Windows 98 SE, Windows 2000 Professional, Windows XP, Suse Linux 7.2 |
Sprache | Deutsch |