TecLab-Report

05.02.2002 von JÜRGEN MAUERER 
Personal Digital Assistants (PDAs) sollen einfach zu bedienen und zusätzlich schnell und ausdauernd sein. Daher haben wir für den Test der mobilen Minirechner ein spezielles Bewertungsverfahren entwickelt.

Die Hauptfunktion der PDAs ist in den klassischen Anwendungen wie Adressenverwaltung, Terminplanung oder Notizzettel zu sehen. Hinzu kommen vor allem bei den Geräten mit Pocket PC 2002 Multimedia-Anwendungen wie Spiele, das Betrachten von Bildern oder Videos sowie der Internet-Zugriff von unterwegs.

Um einen sinnvollen mobilen Einsatz zu gewährleisten, sollte der PDA klein, handlich und nicht allzu schwer sein. Hinzu kommen als wichtige Kriterien einfache Bedienung, Akkulaufzeit sowie die Leistung des Prozessors. Letzterer ist neben dem Betriebssystem entscheidend für den schnellen Ablauf der einzelnen Applikationen. Daher haben wir beim Vergleich der PDAs mit Pocket PC 2002 folgende Aspekte genauer unter die Lupe genommen:

Akkulaufzeit und Ladedauer

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für den sinnvollen mobilen Einsatz ist die Ausdauer des Geräts, sprich die Akkulaufzeit. Mit dem speziell für tecCHANNEL angefertigten Messgerät TecSimulator ermitteln wir die Dauerlaufzeit der PDAs. Wir geben also an, wie lange der PDA am Stück durchhält.

Das Messgerät simuliert die Tastatureingaben eines Anwenders. Die Frequenz der Tastatureingabe ist definierbar und bei diesem Test auf eine Sekunde festgelegt. Schaltet sich der Proband auf Grund niedriger Batterieleistung ab, registriert der TecSimulator die bis dahin erfolgten Tastatureingaben.

Der TecSimulator besteht aus einer elektronischen Steuereinheit und einem mechanischen Aufbau. Pro Sekunde erzeugt die Steuerelektronik, die einen Hubmagneten betätigt, einen Impuls. Über einer Taste des Testgeräts ist der Magnet per höhenverstellbarem Arm montiert. Der Stößel des Hubmagneten drückt die Taste des Testgeräts im Sekundentakt des Impulses nieder.

Im Test betätigt der TecSimulator die Kalendertaste der PDAs, mit der man durch die verschiedenen Kalenderansichten navigieren kann. Dabei haben wir die Display-Beleuchtung auf maximal eingestellt. Auf diese Weise lässt sich die Mindestlaufzeit der PDA-Akkus ermitteln. In einem zweiten Durchlauf war die Beleuchtung ausgeschaltet.

Die Ladezeit der PDA-Akkus bestimmen wir mit einem kalibrierten Messgerät bei ausgeschaltetem Testkandidaten. Das Messgerät erfasst die Leistungsaufnahme der Ladestation sowie des zu ladenden PDAs. Die Mess-Software registriert den kompletten Ladevorgang.

Systemleistung

Als Grundlage für die Bewertung der Systemleistung der PDAs dient das Freeware-Programm VO Benchmark 2.0 von Virtual Office Systems für StrongARM-Prozessoren. Die Software lässt farbige geometrische Figuren sowie Text in definierter Reihenfolge auf dem PDA-Display ablaufen und bestimmt dadurch die Leistung der CPU, der Grafik- und Videotreiber sowie des internen Speichers.

Die Version 2.0 von VO Benchmark misst die Performance nicht mehr in Millisekunden, sondern in einer aufsteigenden Skala, die zeigt, wie oft ein bestimmter Test innerhalb einer bestimmten Zeit durchgeführt werden kann. Es gilt: Je höher der Wert, desto besser. Um für alle Geräte die gleiche Testvoraussetzung zu schaffen, haben wir vor dem Ablaufen des Benchmarks ein Reset durchgeführt und dadurch den RAM-Speicher komplett geleert.

Da alle getesteten PDAs mit Pocket PC 2002 den gleichen Prozessor besitzen (Intel StrongARM mit 206 MHz), ergaben sich bei der Messung der CPU-Leistung keine Unterschiede. Um dieses Ergebnis zu verifizieren, haben wir die Zeit gestoppt, die die Geräte für die Installation der StrongARM-Version des 2,8 MByte großen CeBIT-2001-Guides benötigen (der CeBIT-Guide 2002 lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor). Der CeBIT-Guide enthält unter anderem den Katalog mit allen 8106 Ausstellern der Vorjahresmesse sowie die Hallenpläne. Mit der Installation des Programms sind die PDAs mehrere Minuten lang beschäftigt.

Interessant: Der Unterschied zwischen dem schnellsten (Compaq iPaq H3850) und dem langsamsten (HP Jornada 568) Gerät beträgt über eine Minute. Bei anderen Applikationen wie der Suche nach Kontakten in der mit 5600 Einträgen gefüllten Adress-Datenbank oder nach Ausstellern im CeBIT-Katalog lagen die getesteten PDAs jedoch gleichauf. Signifikante Abweichungen ermittelte Benchmark 2.0 nur bei den Grafiktreibern.

Weitere Aspekte

Neben Akkulaufzeit und Prozessor nehmen wir auch das Display, die Verbindung zum Internet, die Dauer des Hotsyncs sowie die Erweiterungsmöglichkeiten unter die Lupe. Zudem ist die Software-Ausstattung von großer Bedeutung. Bei Letzterer liegt das Augenmerk darauf, ob die Hersteller zusätzlich zur Synchronisations-Software und dem Betriebssystem noch weitere Programme mitliefern.

Das Display der PDAs mit Pocket PC 2002 spielt bei der Bewertung eine wichtige Rolle, da diese vor allem auf Multimedia-Funktionen wie das Abspielen von Videos ausgelegt sind. Wir messen hier die maximale Helligkeit der Displays in Cd/qm mit dem Color Analyzer CA 110 von Minolta, dessen Messkopf mit einem speziellen Spiegelreflex-Optiksystem zur perfekten Fokussierung ausgerüstet ist. Je höher das Ergebnis, desto heller ist das Display. Mit dem Gerät lässt sich auch die Farbtemperatur bestimmen.

Für die meisten PDA-Nutzer ist der ortsunabhängige Online-Zugang über ein Mobiltelefon viel wichtiger als die Festnetzverbindung über ein Modem. Daher beschränken wir uns beim Test auf die Einwahl ins World Wide Web über die Infrarot-Schnittstelle der PDAs in Teamwork mit einem Handy. Wir benutzten dazu ein Nokia 6210, das über ein GSM-Modem und einen IrDA-Port verfügt.

Die Synchronisation der Daten erfolgt bei den PDAs über das Hotsync-Cradle. Wir messen hier die Zeitspanne, die die mobilen Geräte bei der Übertragung von 5600 Adressen vom Desktop-Outlook 2002 in ihre Kontakt-Datenbank benötigen. Zu guter Letzt fließt der Steckplatz für Erweiterungen wie Speicherkarten oder Digitalkameras in die Bewertung der PDAs ein. Die Hersteller setzen dabei vor allem auf Slots für SD-Karten und CompactFlash-Karten vom Typ II - entweder solo oder kombiniert.

Wertung

Insgesamt ergeben sich bei der Bewertung der PDAs durch tecCHANNEL vier Kategorien, die wir unterschiedlich gewichten:

Zur Mobilität gehören die Abmessungen des Geräts (Höhe x Breite x Tiefe), dessen Gewicht und vor allem die Batterie- oder Akkulaufzeit. Bei Letzterer geben wir die über den TecSimulator ermittelte Mindestlaufzeit (ununterbrochener Betrieb) an. In der Praxis kommt diese Dauerbelastung nur äußerst selten vor. Daher kann man ein Gerät mehrere Wochen benutzen, bevor man das Akku aufladen oder die Batterien wechseln muss.

Zur Hardware-Ausstattung zählen die Systemleistung sowie die Größe des RAM- und ROM-Speichers. Mehr Punkte gibt es, wenn das Gerät über ein Flash-ROM verfügt, mit dem sich das Betriebssystem upgraden lässt. Weiterhin fließen das Display sowie die Erweiterungsmöglichkeit in die Bewertung ein.

Bei der Software bewerten wir die Features des Betriebssystems Pocket PC 2002 sowie den Gesamtumfang der mitgelieferten Programme. Im Rahmen der Software prüfen wir auch die Kompatibilität mit verschiedenen Betriebssystemen (Mac OS, Windows) und den üblichen Mail- und Datenverwaltungsprogrammen (Outlook Express, Lotus Notes R5). Hier sind alle Geräte identisch.

Die letzte Kategorie ist die Bedienung der PDAs. In diesem Punkt gibt es jedoch zwischen den Pocket-PC-2002-Geräten kaum Unterschiede. Hier fließt auch ein, ob die PDAs einen Reset-Schalter, Programm-Hotkeys und ein ausführliches Handbuch mitbringen. jma)