TecLab-Report

12.07.2001 von JÜRGEN MAUERER 
Personal Digital Assistents (PDAs) sollen einfach zu bedienen und zusätzlich schnell und ausdauernd sein. Daher haben wir für den Test der mobilen Minirechner ein entsprechendes Bewertungsverfahren entwickelt.

Die Hauptfunktion der PDAs ist in den klassischen Anwendungen wie Adressenverwaltung, Terminplanung oder Notizzettel zu sehen. Hinzu kommen Multimedia-Trendanwendungen wie Spiele, das Betrachten von Bildern oder Videos sowie der Internet-Zugriff von unterwegs. Näheres dazu lesen Sie in unserem Report PDA-Technologien für die Zukunft.

Um einen sinnvollen mobilen Einsatz zu gewährleisten, sollte der PDA klein, handlich und nicht allzu schwer sein. Hinzu kommen als wichtige Kriterien einfache Bedienung, möglichst lange Akkulaufzeit sowie entsprechende Leistung des Prozessors. Letzterer ist neben dem Betriebssystem entscheidend für den schnellen Ablauf der einzelnen Applikationen. Daher haben wir beim Vergleich der Palm-OS-PDAs folgende Aspekte genauer unter die Lupe genommen:

Akkulaufzeit und Ladedauer

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für den sinnvollen mobilen Einsatz ist die Ausdauer des Geräts, sprich: die Batterie- oder Akkulaufzeit. Die Dauerlaufzeit der PDAs ermitteln wir mit dem speziell für tecChannel.de angefertigten Messgerät TecSimulator. Wir geben also an, wie lange der PDA am Stück durchhält.

Das Messgerät simuliert die Tastatureingaben eines Anwenders. Die Frequenz der Tastatureingabe ist definierbar und bei diesem Test auf eine Sekunde festgelegt. Schaltet sich der Proband auf Grund niedriger Batterieleistung ab, registriert der TecSimulator die bis dahin erfolgten Tastatureingaben.

Der TecSimulator besteht aus einer elektronischen Steuereinheit und einem mechanischen Aufbau. Die Steuerelektronik erzeugt pro Sekunde einen Impuls und betätigt einen Hubmagneten. Der Magnet ist per höhenverstellbarem Arm über einer Taste des Testgeräts montiert. Der Stößel des Hubmagneten drückt die Taste des Testgeräts im Sekundentakt des Impulses nieder.

Im Test betätigt der TecSimulator die Kalendertaste der PDAs, mit der man durch die verschiedenen Kalenderansichten navigieren kann. Dabei haben wir die Hintergrundbeleuchtung ausgeschaltet und den Kontrast auf die niedrigste Stufe gestellt.

Die Ladezeit der PDA-Akkus bestimmen wir mit einem kalibrierten Messgerät bei ausgeschaltetem Testkandidaten. Das Messgerät erfasst die Leistungsaufnahme der Ladestation sowie des zu ladenden PDAs. Die Mess-Software registriert den kompletten Ladevorgang über die Zeit.

Systemleistung

Als Grundlage für die Bewertung der Systemleistung der PDAs dient das Freeware-Programm Benchmark 2.0 für Palm OS von Quartus.Net. Es setzt die Leistung verschiedener Palm-OS-Minirechner prozentual zueinander. Als Richtgröße dient der Palm IIIe. Der Visor Edge kommt hier im Vergleich auf 244 Prozent. Benchmark 2.0 misst die Geschwindigkeit der CPU und die Anbindung an den Speicher. Die PDAs müssen hierzu im Hintergrund eine aufwendige Rechenoperation (Kalkulation) bewältigen.

Die relativen Prozentwerte des Programms verifizieren wir mit Hilfe von zwei Anwendungen. Zum einen messen wir die Zeit, die die PDAs für die Installation des 2 MByte großen CeBIT-2001-Guides benötigen. Der CeBIT-Guide enthält unter anderem den Katalog mit allen 8106 Ausstellern, Hallenpläne und themenspezifische Touren (zum Beispiel Bluetooth-Tour). Interessant: Der CeBIT-Guide belegt nach der Installation auf den PDAs 2,6 MByte Speicher, obwohl die Datei ursprünglich nur 2 MByte groß war. Die CPUs sind mit der Installation des CeBIT-Guides mehrere Minuten lang beschäftigt. So lassen sich die Ergebnisse von Benchmark 2.0 verifizieren.

Die andere Richtgröße ist die Zeit, die die PDAs für die Auflistung der installierten Anwendungen zum Beamen über die Infrarot-Schnittstelle (Menü/Anwendung/Übertragen) brauchen. Auch hier machen sich relevante Unterschiede bemerkbar. Um für alle Geräte die gleiche Testvoraussetzung zu schaffen, belegten wir den Speicher der PDAs mit 4 MByte. Dazu haben wir beispielsweise die Applikationen CeBIT-Guide 2001, E-Book-Reader Mobipocket sowie die Web-Browser Blazer 1.1 und AvantGo auf den PDAs installiert und die Adressdatenbank aufgefüllt.

Beim Öffnen von herkömmlichen Anwendungen wie Kalender, Adressen oder Notizen macht sich die unterschiedliche CPU-Leistung kaum bemerkbar. Selbst beim Suchen nach einem Aussteller im CeBIT-Katalog oder in der Adressdatenbank ist der Palm Vx mit 16 MHz unmerklich langsamer als seine schnelleren Rechnerkollegen. Der Unterschied macht sich aber zum Teil drastisch bemerkbar, wenn man die CPU mit aufwendigen Anwendungen fordert.

Weitere Aspekte

Neben Akkulaufzeit, Display und Prozessor nehmen wir auch die Verbindung zum Internet, die Dauer des Hotsyncs und die Erweiterungsmöglichkeiten unter die Lupe. Zudem ist die Software-Ausstattung von großer Bedeutung.

Für die meisten PDA-Nutzer ist der ortsunabhängige Online-Zugang über ein Mobiltelefon viel wichtiger als die Festnetzverbindung über ein Modem. Daher beschränken wir uns beim Test auf die Einwahl ins World Wide Web über die Infrarot-Schnittstelle der PDAs in Teamwork mit einem Handy. Wir benutzten dazu ein Nokia 6210, das über ein GSM-Modem und einen IrDA-Port verfügt.

Die Synchronisation der Daten erfolgt bei den PDAs über das Hotsync-Cradle. Hier messen wir die Zeitspanne, die der PDA zum Übertragen einer Datenbank mit 2 MByte Umfang vom PC (Betriebssystem Windows 98) benötigt. Entscheidend für die Geschwindigkeit ist die Schnittstelle des Cradles. Via USB erfolgt die Synchronisation um ein Vielfaches schneller als über die serielle Schnittstelle. Die Übertragung der Mails und Adressen ist mit Outlook Express problemlos möglich, mit Lotus Notes R5 nur mit Hilfe des zu Notes gehörenden Programms Easy Sync. Allerdings ist dazu einiges an Handarbeit notwendig. Erleichterung schaffte IntelliSync, ein kommerzielles Programm.

Schließlich fließt der Steckplatz für Erweiterungen wie Modem, Speicherkarten, Digitalkameras oder MP3-Player in die Bewertung der PDAs ein. Die Hersteller setzen dabei auf inkompatible Slots. Handspring hat seinen proprietären Springboard-Slot, die Palm-Modelle der neuen 50x-Serie kommen mit einem Steckplatz für Secure-Digital-Karten (Secure Digital = SD). Sony setzt auf das eigene Memory-Stick-Format und HandEra auf eine SD-Karte sowie CompactFlash.

Wertung

Insgesamt ergeben sich bei der Bewertung der PDAs durch tecChannel.de vier Kategorien, die wir unterschiedlich gewichten:

Zur Mobilität gehören die Abmessungen des Geräts (Höhe x Breite x Tiefe), dessen Gewicht und vor allem die Batterie- oder Akkulaufzeit. Bei Letzterer geben wir die über den TecSimulator ermittelte Laufzeit (ununterbrochener Betrieb) an. In der Praxis kommt diese Dauerbelastung nur äußerst selten vor. Daher kann man ein Gerät mehrere Wochen benutzen, bevor man den Akku aufladen oder die Batterien wechseln muss.

Zur Hardwareausstattung zählen die Leistung der CPU sowie die Größe des RAM- und ROM-Speichers. Mehr Punkte gibt es, wenn das Gerät über ein Flash-ROM verfügt, mit dem sich das Betriebssystem upgraden lässt. Weiterhin fließen die Schnittstelle der Dockingstation, das Display sowie die Erweiterungsmöglichkeiten in die Bewertung ein. Einen Pluspunkt gibt es für PDAs mit Farb-Display.

Bei der Software bewerten wir die Features der Palm-OS-Variante sowie den Gesamtumfang der mitgelieferten Programme. Pluspunkte gibt es, wenn ein Web-Browser dabei ist und sich der Internet-Zugang bereits über den PC konfigurieren lässt. Im Rahmen der Software prüfen wir auch die Kompatibilität mit verschiedenen Betriebssystemen (Mac OS, Windows) und den üblichen Mail- und Datenverwaltungs-Programmen (Outlook Express, Lotus Notes R5).

Die letzte Kategorie ist die Bedienung der PDAs. In diesem Punkt gibt es aber bei den Palm-OS-Geräten kaum Unterschiede. Hier fließt auch ein, ob die PDAs einen Reset-Schalter, Programm-Hotkeys und ein ausführliches Handbuch mitbringen. (jma)