Tape Libraries: Backup für bis zu 90 PByte

21.02.2005 von KALR FROEHLICH, speicherguide.de 
Bänder sind das Medium der Wahl für Backup und Archivierung von Daten. Ab einem Datenvolumen von 5 TByte bieten Tape Libraries die passende Hardware-Plattform. Deren Kapazitäten reichen bis in den PByte-Bereich.

Tape Libraries legen den Anwender nicht auf eine vorgegebene Konfiguration fest, sondern lassen sich bedarfsgerecht skalieren. Das Datenvolumen ist einer der entscheidenden Faktoren bei der Auswahl von Tape Libraries. Dabei ist auch das Datenwachstum zu berücksichtigen. Der Zusammenschluss mehrerer Geräte erhöht die Kapazität bis in den PByte-Bereich und beschleunigt die Backup-Geschwindigkeit.

Während Autoloader vorwiegend für die Automatisierung der Datensicherung eingesetzt werden, finden Libraries hauptsächlich für die dauerhafte Speicherung von Daten Verwendung. Die Anzahl der Tapes beginnt bei 20 Bändern und reicht bis zu mehreren tausend. Die Konfiguration ist nicht fest vorgeschrieben, sondern kann vom Administrator dem Bedarf entsprechend skaliert werden.

Tape Libraries der Einstiegsklasse

"Die klassische Entry Library liegt heute bei zwei bis vier Laufwerken und kann bis zu 60 Tapes verwalten", sagt Carsten Reffgen, Key Account Manager Storage bei Incom. "Viele der Systeme dieser Klasse sind sowohl als Rackmount- als auch als Floorstand-Version verfügbar". Die Geräte sollten bereits in diesem Segment mit einem Barcode-Reader ausgestattet sein und eine optionale Fibre-Channel-Anbindung besitzen. "Wer zu einem späteren Zeitpunkt sein Backup in ein SAN einbinden möchte, sollte nicht zu der Neuanschaffung einer Library gezwungen werden", meint Reffgen.

Grundsätzlich sind die Definitionen der Einsteigerklasse fließend. Bei Adic beispielsweise besitzen Entry-Produkte nur bis zu 20 Bandstellplätze. "Die Libraries müssen über ausreichend Kapazität für mehrere Bänder und Laufwerke verfügen sowie über einen Barcode-Leser und eine Mailbox, die das Ex- und Importieren von Tapes ermöglicht, ohne dass das jeweilige System geöffnet werden muss", erklärt. Steve Mackey, Director of Product Marketing EMEA bei Adic.

Die Anschaffungskosten beginnen für einen kleinen Bandroboter mit zunächst einem Streamer bei rund 7000 Euro und reichen je nach Ausstattungsmöglichkeit bis zirka 16.000 Euro. Die Kapazitäten schwanken je nach Tape-Format und der Anzahl der verfügbaren Bandstellplätze. Sonys StorStation LIB162EAA-3 erreicht mit 16 AIT-3-Tapes eine unkomprimierte Speicherkapazität von 1,6 TByte und kostet rund 10.300 Euro brutto. Exabytes 430V arbeitet mit 30 VXA-2-Bändern. Damit stehen native 2,4 TByte zur Verfügung. Insgesamt lassen sich vier Tape-Drives integrieren. Der Einstiegspreis beginnt bei etwas über 7000 Euro. Adics Scalar 24 unterstützt die Tape-Formate LTO-1, LTO-2 und SDLT320. Mit 24 Bändern liegt die maximale native Kapazität bei 4,8 TByte. Die Einstiegskosten betragen rund 7100 Euro.

Der Midrange-Bereich

Das Midrange-Segment deckt eine breite Spanne ab, die Übergänge nach unten wie oben sind fließend. Modulare Bandbibliotheken wie Adics Scalar 100 oder Tandbergs M2500 ermöglichen bei steigenden Ansprüchen eine bedarfsgerechte Skalierung. Für mittlere Netzwerkumgebungen empfehlen sich derzeit vor allem die Bandformate LTO und SDLT. Ein LTO-2-Tape bietet zurzeit eine native Kapazität von 200 GByte und erreicht pro Laufwerk eine Backup-Rate von 126 GByte/Stunde. SDLT320 besitzt unkomprimiert 160 GByte sowie eine Transferrate von 16 GByte/Stunde. Die angekündigte SDLT600-Generation erhöht das Datenvolumen auf native 300 GByte und die Geschwindigkeit auf 36 GByte/Stunde.

"Libraries dieser Kategorie unterstützen mehr als zwei Laufwerke und sollten möglichst skalierbar sein", konstatiert Adic-Manager Mackey. "Außerdem müssen sie Bulk-Mailbox-Optionen für Datenimport und -export aufweisen sowie Funktionen für SAN-Konnektivität und Remote-Management bieten." Die Geräte arbeiten normalerweise maximal mit 200 bis 300 Bandstellplätzen und erreichen Kapazitäten zwischen zirka 10 und 70 TByte. StorageTek definiert seinen Midrange-Bereich bis zu 1000 Slots.

Verwaltung und Service

Zudem ist der Einsatz von verschiedenen Schnittstellen möglich, die redundante Auslegung systemkritischer Komponenten wie der Stromversorgung, Laufwerke sowie Controller und Interface-Karten ist ein Muss. Die Bedienung erfolgt über ein Benutzer-Panel am Gerät und über ein Browser-gestütztes Verwaltungs-Tool. Fehlermeldungen werden unter anderem über SNMP oder SMTP ausgegeben und erreichen den Administrator beispielsweise via E-Mail oder SMS. "Auch das Merkmal Hot-Swap sollte der Administrator genauer betrachten", meint Herbert Heupke, Country Manager bei Spectra Logic. "Fast alle Hersteller geben eine Hot-Swap-Fähigkeit der wichtigsten Komponenten an, allerdings ist bei vielen Libraries ein Reboot notwendig, wenn ein Laufwerk oder ein Controller getauscht wurde."

"Der verfügbare Service spielt spätestens ab den Midrange-Modellen eine entscheidende Rolle", stellt Incom-Manager Reffgen klar. "Kann bei kleineren Systemen noch ein Next-Business-Day-Austausch ausreichen, ist es bei den höher klassigen Modellen meist deutlich anwendungskritischer." Führt hier ein Defekt zu einem Systemstillstand, können schnell hohe Ausfallkosten entstehen. Ein Vor-Ort-Service gilt für Midrange-Bibliotheken als Standard.

Die Highend-Klasse der Tape Libraries

Für ein Midrange-Produkt sind, je nach Ausstattung, um die 20.000 bis 80.000 Euro zu veranschlagen. Der Highend-Bereich beginnt bei 65.000 Euro und reicht bis zu 250.000 Euro und mehr. "Die Definition der Preisklasse ist dabei nicht ganz einfach, je größer und leistungsfähiger die Libraries ausgelegt werden, desto mehr ist der Preis nicht nur von den Stellplätzen (Kapazität), sondern auch von einer zusätzlichen Laufwerksanzahl (Performance) und Software-Lizenzierung abhängig", erläutert Michael Gießelbach, Director Marketing and Business Development bei StorageTek.

"Das Highend umfasst für uns Enterprise Libraries für den Einsatz im Rechenzentrum", sagt Adic-Manager Mackey. "Die Anforderungen an die Zuverlässigkeit, die Verfügbarkeit und den Service sind für diese Systeme sehr viel höher." Auch Management-Funktionen wie die Überwachung von Subsystemen, Fehler-Reporting, SAN-Port-Failover und die Integration mit Framework-Tools werden in diesem Umfeld verlangt. Eine Schlüsselfunktion für die Konsolidierung der Bandspeicherung im Data-Center ist die Fähigkeit, die Library zu partitionieren und so mehreren Backup- und/oder Archivierungsapplikationen zur Verfügung zu stellen. Enterprise Libraries müssen von hunderten (Einstiegsniveau) bis zu tausenden Bandstellplätzen skalieren und die Möglichkeit bieten, bis zu hunderte von Tape Drives zu unterstützen.

Kapazitäten im PByte-Bereich

Highend-Libraries wie Sonys Petasite besitzen bis zu 96 Laufwerke und verwalten derzeit mit maximal 2988 Tapes ein Speichervolumen von 1,5 PByte. StorageTeks neues Enterprise-Produkt Streamline SL8500 lässt sich im Vollausbau mit 300.000 Cartridges und 2048 Laufwerken bestücken. Mit SDLT600-Bändern erreicht der Hersteller 90 PByte, mit LTO-2- und T9940B-Tapes 60 PByte. Die hohen Kapazitäten erreichen die Hersteller durch die Aneinanderreihung so genannter Erweiterungsmodule an eine Basis-Library.

"Bei einer so großen Anzahl von Tapes und Laufwerken kommt der Robotik eine gesteigerte Rolle zu. Geschwindigkeit, Präzision, Bandwechselzeiten, Mean Time Before Failure, Mean Time To Repair, Mean Cycles Before Failure sind die aussagekräftigen Kennzahlen des Systems", erläutert Incom-Manager Reffgen.

"Je größer die Library, je höher die Anforderungen an das Gerät, umso wichtiger ist eine Hochverfügbarkeit", erklärt Spectra-Logic-Manager Heupke. "Dabei spielt nicht nur die Zuverlässigkeit eine große Rolle, wichtig ist auch im Falle des Ausfalls einer Komponente, ob eine Redundanz vorhanden ist und innerhalb welchen Zeitrahmens das Bauteil getauscht werden kann." (mje)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von speicherguide.de.