Tape Libraries automatisieren Routineaufgaben

09.03.2005 von KARL FROEHLICH, speicherguide.de 
Eine Automatisierung des Backups erhöht die Sicherheit, da manuelle Prozesse fehleranfällig sind. Vollautomatische Tape Libraries gewährleisten eine skalierbare und zukunftsträchtige Lösung ohne den Risikofaktor Mensch.

Speziell in mittleren und großen Umgebungen bringt die Automatisierung des Backups einen wirtschaftlichen Vorteil mit sich. Die Automatisierung spart Betriebskosten, da personalintensive Routineaufgaben entfallen.

"Der Hauptvorteil eines automatisierten Backups ist, dass die Datensicherung unabhängig vom Benutzer abläuft", erklärt Herbert Heupke, Country Manager bei Spectra Logic. Der Faktor Mensch wird dabei als potenzielle Fehlerquelle minimiert. Das Einlegen oder Wechseln eines Magnetbandes kann nicht mehr in Vergessenheit geraten. Eine Tape Library oder ein Autoloader übernimmt diese Aufgabe und entlastet den Administrator von dieser Routinetätigkeit. Auch ein auftretender Fehler muss den Sicherungslauf nicht zwangsläufig stoppen.

Ausfallsicherheit

"Trotz voller oder defekter Bänder kann das Backup dennoch erfolgreich auf einem anderen Tape weiterlaufen", ergänzt Carsten Reffgen, Key Account Manager Storage bei Incom. "Dies verringert die Ausfallquote drastisch und erhöht somit die Sicherheit." Die Automatisierung ermöglicht auch eine Durchführung der Datensicherung während der Nacht, betriebliche Störungen bleiben außen vor.

"Die grundsätzlichen Ziele einer Datensicherung sind, das Backup in möglichst kurzer Zeit auf ein Medium zu bringen, und viel wichtiger noch, im Desaster-Fall so schnell wie nur irgend machbar wieder hergestellt zu bekommen", meint Steffen Reusch, Director Marketing bei Grau Data Storage. "Zu berücksichtigen ist bei einer Backup-Lösung auf jeden Fall auch die zukünftig zu erwartende Entwicklung des Datenvolumens." Bei dem heute üblichen Datenwachstum von 50 bis 100 Prozent ist die Kapazitätsgrenze eines einzelnen Tapes schnell erreicht.

Performance und Skalierbarkeit

Autoloader helfen zwar auch dabei, das Backup zu automatisieren, sind jedoch in ihrer Ausbau- und Skalierfähigkeit sehr eingeschränkt und verfügen in der Regel über keinerlei Sicherheitsmechanismen. "Tape Libraries bieten auch redundante Komponenten wie Laufwerke und Stromversorgung, so dass beim Ausfall einer Komponente die zweite automatisch übernimmt", erklärt Henrik Hansen, Marketing Director EMEA bei Overland Storage. "Sobald Hochverfügbarkeit gefragt ist, sind Autoloader nicht mehr sinnvoll."

"Sinnvoll ist der Einsatz einer Tape Library bei schnell wachsenden Datenmengen und wenn ein skalierbares System benötigt wird, welches auch einer längeren Zeit Rechnung tragen kann", erläutert Carsten Hinz, Vertriebsleitung bei Topmedia. "Dies kann ein Autoloader nicht darstellen, zudem ist dieser generell durch eine beschränkte Anzahl an Tape-Stellplätzen limitiert." Ab einem Datenvolumen von zwei bis fünf TByte sollte eine Library einem einfachen Bandwechsler immer vorgezogen werden.

Echte Automatisierung

"Generell ist eine Library ab dem Moment unumgänglich, wenn Unternehmen ein Problem mit dem Sicherungszeitfenster haben", sagt Bernd Widmaier, Sales Director von Starline. "Sie kann etliche Laufwerke beinhalten und parallel auf mehrere Bänder sichern." Sie multipliziert die Kapazität. "Im Grunde rentieren sich Libraries in jeder Form von vernetzter Umgebung", erweitert Michael Gießelbach, Director Marketing and Business Development bei StorageTek, den Kreis der Einsatzmöglichkeiten. "Sobald mehrere Server gesichert werden müssen, profitieren Unternehmen von den Kapazitäts-, Performance- und Management-Vorteilen einer echten Automatisierungslösung."

"Tape Libraries stellen jede beliebige Anzahl von Bändern - von 20 bis über 10.000 - bereit", konstatiert Steve Mackey, Director of Product Marketing EMEA bei ADIC. "Sie können nicht nur mehrere Bandlaufwerke integrieren, sondern verfügen über einen Barcode-Leser, der es ermöglicht, ein einzelnes Tape gezielt auszuwählen und auf Wunsch zu laden." In einem Autoloader werden die Bänder normalerweise sequenziell geladen, wobei sich aber bereits viele Modelle optional mit einem Barcode-Leser ausstatten lassen.

Autoloader und Single-Tape-Drives

"Derzeit wird der Sektor ganz klar vom Lowend- und Midrange-Segment dominiert, dabei halten die Autoloader und kleinen Libraries 45 Prozent des Marktanteils", sagt Klaus Jaschke, District Sales Manager Central European Region bei Exabyte. "Der Midrange-Bereich beläuft sich auf 47 Prozent, hat jedoch in dem vergangenen Jahr etwas an das untere Segment abgeben müssen."

"Die europäische Nachfrage für Autoloader ist nicht so hoch, wie er sein könnte", konstatiert Incom-Manager Reffgen. "Viele Unternehmen verkennen zwar, dass sie ihr Backup mit Hilfe eines Wechslers automatisieren müssten, jedoch folgt daraus nicht das notwendige Handeln." Vielmehr würde versucht, mit halbherzigen Lösungen das Schlimmste zu verhindern. Erst nach einem gehörigen Schuss vor den Bug wird das IT-Budget freigegeben, wenn es dann nicht schon zu spät ist. "Der Markt für Tape Libraries ist natürlich auch von Budget-Einschränkungen betroffen, jedoch bei weitem nicht so extrem", meint Reffgen. "In diesem Markt werden sehr konsequent die Kosten senkenden Vorteile der Speicherkonsolidierung und -zentralisierung genutzt, um Verwaltungskosten zu senken."

Daten und Markt wachsen

Datenwachstum ist eine Tatsache, ebenso die zunehmende Komplexität im Daten-Management, speziell in Sicherungs- und Archivierungsprozessen. "Gerade kleinere Anwender werden deshalb zunehmend auf Libraries statt auf manuelle Lösungen setzen", erklärt StorageTek-Manager Gießelbach. "Wir erwarten ein moderates Wachstum des Library-Marktes in Umsatzgrößen, auf Grund der Steigerung im unteren preiswerten Segment jedoch ein etwas stärkeres Wachstum bei Stückzahlen."

Laut Freeman Reports ging der Markt für Tape Libraries 2003 etwas zurück. "Eine Erholung wird für 2004 erwartet, und bis 2009 soll die Nachfrage von 62.000 im Jahr 2003 auf insgesamt 101.300 Stück steigen", erläutert Overland-Manager Hansen. "Vor allem die wachsende Akzeptanz von SAN- und NAS-Speicherlösungen und die kontinuierliche Nachfrage nach mehr Storage stützen das Wachstum im Tape-Markt."

Tape Libraries - Entwicklung

"Die künftige Entwicklung im Bereich Tape Libraries wird sich wohl hauptsächlich auf die neuesten Laufwerkstechnologien beziehen", meint Sascha Waldhecker, Produktmanager bei TIM. "Hier stehen vor allem SDLT600 sowie LTO-3 an." Die Libraries an sich werden mit mehr Intelligenz ausgestattet. Dabei handelt es sich nicht nur um erweiterte Management- und Security-Features, sondern vor allem auch um die permanente Prüfung der Library, ob die Datenpfade konstant bestehen, die Laufwerke richtig arbeiten und die einzelnen Komponenten korrekt zusammenspielen. "Partitionierung und Virtualisierung kommen vermehrt auch im Midrange-Bereich zum Einsatz", erklärt Waldhecker. "Sicherlich wird die Bauform von Libraries in den nächsten Jahren noch einmal kompakter und die neueste und sicherste Technologie präsentiert sich den Unternehmen mit sinkenden Preisen."

"Auf Grund zunehmender Sicherheits- und auch Archivierungsanforderungen wird Bandautomatisierung weiterhin das Rückgrat aller Sicherungsprozesse sein", erwartet StorageTek-Manager Gießelbach. "Der Trend zum Einsatz von Disk-Systemen wird sich zwar ebenfalls fortsetzen, aber mehr als Zwischenschritt (Buffer, Cache, Secondary-Disk) zwischen Produktionsdaten und -systemen und einer Bandsicherung."

Ausblick

Topmedia-Manager Hinz sieht die Entwicklung so: "Es werden immer mehr Disk-to-Disk-Backup-Konzepte umgesetzt. Das heißt, Disk-Systeme, die im Verhältnis zu Tape zu einem günstigen Preis erhältlich sind, werden als Backup-Cache und/oder für inkrementelle Sicherungen eingesetzt." Die Library werde zum Nearline-Lagerplatz für Voll-Backups. Zudem schwinde die Anzahl der benötigten Tapeslots, auch im Hinblick auf Technologien wie S-AIT und LTO-3.

Das Problem der Zukunft laut Starline: Es bleibt eigentlich keine Zeit mehr für eine Tape-Sicherung. "Der Betrieb geht in Richtung 24 x 7, während gleichzeitig die Kapazitäten aus dem Ruder laufen", warnt Starline-Manager Widmaier. "Snapshots dienen einerseits im Desaster-Fall dazu, die Daten schnell vom RAID rekonstruieren zu können und andererseits, um eine Sicherung während des Produktivbetriebs zu betreiben." Das Unternehmens-Backup rückt immer mehr ins SAN und die klassische Datensicherungs-Software übernimmt zunehmend SAN-Management-Funktionen. (speicherguide.de/mje)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von speicherguide.de.