Taiwan bläst zum Angriff auf PDA-Markt

12.06.2002 von Frank Klinkenberg
Neben PocketPC-PDAs haben taiwanische Firmen in den letzten Monaten eine Low-Cost-Alternative zu Palm-PDAs entwickelt - mit preiswerter Hardware und einem eigenen, leistungsfähigen Betriebssystem.

Bereits in den letzten Monaten mussten Palm und Handspring deutliche Umsatzeinbußen in Kauf nehmen. Doch es kommt vielleicht noch schlimmer. Denn in Taiwan entwickelt sich ein sehr dynamischer PDA-Markt, der in punkto Preis und Funktionsumfang speziell für PalmOS-PDA-Hersteller zum Problem werden kann. Und auch die teure PocketPC-Welt wird den Druck aus Taiwan zu spüren bekommen.

Einen ersten Überblick über das, was in Kürze auch auf dem deutschen Markt erhältlich sein wird, sehen Sie auf der Webseite von Penbex sehen. Auf dieser Übersichtsseite sind die wichtigsten Hersteller mit ihren Modellen zusammengefasst.

Neue Hersteller dominieren

Die Karten werden vornehmlich von Herstellern neu gemischt, die bislang kaum oder überhaupt keine Rolle im PDA-Markt gespielt haben. CMC Magnetics produzierte bis vor kurzem hauptsächlich CDs und DVDs. Andere Hersteller wie Compal Electronics und Mitac entstammen als Notebook-Hersteller zumindest der Mobile-Welt. Da die Entwicklung in Taiwan und die Produktion in China stattfindet, können die Hersteller preislich sehr aggressiv in den Markt gehen. Denn in beiden Ländern ist die Arbeitskraft deutlich billiger als in Europa, Japan oder in den USA.

So sind bei monochromen Geräten Endkundenpreise um 100 US-Dollar und bei Farb-PDAs zwischen 150 und 200 US-Dollar im Gespräch. Da die Hardware den PalmOS-Geräten mit einem verbauten Motorola Drangonball-Prozessor sehr ähnlich ist, ist anzunehmen, dass viele der bislang eingesetzten Konzepte einfach kopiert werden. So bieten die Displays eine für PalmOS-PDAs typische Auflösung von 160 x 160 Pixel. Auch ein virtuelles Keyboard und eine Handschrifterkennung sind integriert.

Penbex OS ersetzt PalmOS

Den Preis drückt ebenfalls das eingesetzte Betriebssystem. Penbex OS von Penbex Data Systems ist ein PalmOS-Clone, der die Hersteller nur die Hälfte der Lizenzgebühren kosten soll wie das Original von Palm. Die Funktionen und Anwendungen entsprechen weit gehend denen von PalmOS. Daneben bietet Penbex OS Unterstützung für GPRS, LAN und WLAN, Bluetooth, SD- und Compact-Flash-Karten, Farbdisplays und kann sogar MP3s abspielen.

Dass die Produkte nicht nur für den einheimischen Markt bestimmt sind, manifestiert sich in den angebotenen Sprachversionen: Neben traditionellem und vereinfachtem Chinesisch steht auch Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Holländisch auf dem Programm. Die von uns begutachtete deutsche Version machte zumindest auf den ersten Blick in punkto Benutzerführung und Übersetzung einen guten Eindruck. Zur Entwicklung von Anwendungen stellt Penbex zudem ein SDK und ein Developer-Forum zur Verfügung.

Ausblick

Auch Hersteller von zusätzlicher Soft- und Hardware nehmen sich der neuen Plattform an. So waren auf der Messe Webbrowser, Smartcard-Reader, medizinische Applikationen beispielsweise von Microlive, Lernanwendungen sowie GSM und GPS-Lösungen zu sehen. Auch fürs Web sind die Geräte bereits gerüstet. Penbex hat dazu in einer Kooperation mit Access den Access Micro-Browser ins Betriebssystem integriert. Damit ist auch die Darstellung von Inhalten, die auf den Standards CHTML, WML und XHTM-B basieren, auf Penbex-OS-PDAs möglich.

Lauffähige PDAs stellten Penbex selbst wie auch Aplux, Billionton, CMC, Lucidity, Surwin und Pushsoft aus.

Man darf gespannt sein, wie der europäische und amerikanische Markt auf die Produktoffensive reagiert. Im asiatischen, speziell im chinesischen Markt hat Penbex nach eigenen Angaben bereits die Marktführerschaft erlangt. (fkh)