Ruggedized-Tablet mit Nehmerqualitäten

Tablet-Test: Logic Instrument Fieldbook E1

23.05.2014 von Manfred Bremmer
In vielen Unternehmen gibt es Einsatzszenarien, wo schlanke iPads oder Android-Tablets fehl am Platz sind. Gerade in der Produktion, im Lager oder auf Baustellen sind eher Eigenschaften gefragt, wie Sie das Ruggedized-Tablet Fieldbook E1 von Logic Instrument zuhauf bietet.

Anders als im hart umkämpften und schnelllebigen Privatkundengeschäft geht es bei Ruggedized-Devices nicht unbedingt darum, die neuesten und besten Bauteile vorzuhalten. Genauso wie ein Porsche Carrera nur wenig als Packesel taugt, sind auch hier schicke iPads und Android-Tablets fehl am Platz. Hier sind andere Werte gefragt, etwa lange Lebensdauer, Zuverlässigkeit, geringe Fehleranfälligkeit sowie Widerstandsfähigkeit gegenüber häufigen Stößen, Stürzen und anderweitiger schlechter Behandlung.

Mehr Arbeitsesel als Rennpferd

So wundert es wohl kaum, dass das Fieldbook E1 von Logic Instrument den allgemeinen Schönheitsidealen im Tablet-Bereich kaum entspricht: Das 10,1-Zoll-Gerät ist unter anderem 28 Millimeter dick und bringt ein sattes Kilogramm auf die Waage. Auch die Gummiverstärkungen an den Ecken sind nicht unbedingt ästhetisch - erfüllen jedoch ihren Zweck: Sie sorgen unter anderem dafür, dass das Gerät eine Fallhöhe von 1,80 Metern überstehen soll. Tatsächlich ausgereizt wurde diese Fähigkeit im Test allerdings nicht. Ausschlaggebend für das Bestehen des Falltests ist nämlich nicht die Unversehrtheit des Displays, dieses zieht bei ungünstigem Aufprallwinkel schnell den Kürzeren, sondern allgemeiner die Funktionstüchtigkeit des Devices und der Erhalt der gespeicherten Daten.

Mantel: Im dicken Pelz friert es sich schwerer...
Foto: Logic Instrument

Den Angaben von Logic Instrument zufolge ist das Fieldbook E1 unter anderem IP65 zertifiziert, dies bedeutet, dass ein Eindringen von Flüssigkeiten und Staub verhindert wird, richtig wasserdicht ist das Tablet jedoch nicht. Außerdem entspricht das Gerät dem Militär-Standard 810 (MIL-STD810) und ist damit besonders widerstandsfähig gegen Stöße, Stürze, Vibrationen, Salznebel und Temperaturschocks. So funktioniert das Tablet in einem Temperaturbereich von minus 20 bis plus 60 Grad Celsius und kann bereits bei minus 20 Grad im Batterie- oder Netzbetrieb gestartet werden. Zum Vergleich: Apple gibt seine iOS-Geräte nur für den Temperaturbereich zwischen 0 und 35 Grad frei - hier hilft es nicht, das iPad in eine der zahlreichen erhältlichen Schutzhüllen zu stecken.

Angesichts dieser Nehmerqualitäten ist es schon fast entschuldbar, dass die weiteren Standardzutaten teilweise etwas altbacken sind. So besteht der Antrieb des Ganzen etwa aus dem bereits 2011 vorgestellten Chipset OMAP 4460 von Texas Instruments mit zwei 1,5-Gigahertz-Kernen und 1 GB RAM. Derart ausgestattet, erwies sich das Fieldbook E1 im Praxistest zwar nicht unbedingt als Sprinter, die Geschwindigkeit etwa beim Laden und Ausführen von Apps war jedoch erträglich. Diesen Eindruck bestätigte auch ein Benchmark-Test: Bei AnTuTu erreichte das Fieldbook E1 12250 Punkte und rangierte damit zwischen Samsung Galaxy S2 und dem Nexus 4. Zur Einordnung: Das Highend-Smartphone Samsung Galaxy S5 erreichte im Benchmark-Test 36450 Punkte.

Logic Instrument Fieldbook E1 -
Logic Instrument Fieldbook E1
Google-Basis: Bei Ruggedized-Tablets wie dem Fieldbook E1 hat sich Android im Business bereits durchgesetzt.
Logic Instrument Fieldbook E1
Mantel: Im dicken Pelz friert es sich schwerer...
Logic Instrument Fieldbook E1
Outdoor: Das Display des Fieldbook E1 ist an die speziellen Anforderungen angepasst.
Logic Instrument Fieldbook E1
Zugriff: Die Anwendung "Field Control" bietet zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten.
Logic Instrument Fieldbook E1
Langsame Hardware: Im AnTuTu-Benchmark-Test rangiert der zweieinhalb Jahre alte Prozessor weit hinten.

Wenig spektakulär ist auch die eine 5-Megapixelkamera mit LED-Blitz, die das Tablet auf der Rückseite neben einen optionalen 1D/2D-Barcodescanner aufweist, vorne sitzt für Videokonferenzen in HD (720p) ein 1,2-Megapixelmodul. Zur Ehrenrettung des Fieldbook E1 kann man aber nicht oft genug auf die etwas anders gelegenen Prioritäten des Geräts als Arbeitstier hinweisen.

In relevanten Bereichen kommt durchaus moderne und ausgefeilte Technik zum Einsatz. So ist das Ruggedized-Tablet etwa mit einem kapazitiven Multi-Touchscreen ausgestattet, der sich neben dem dazugehörigen digitalen Stift auch mit nassen Fingern oder Handschuhen bedienen lässt. Außerdem werden mehrere - und augenscheinlich wirkungsvolle - Techniken wie ein Reflexionsfilter und eine starke Hintergrundbeleuchtung verwendet, um den Bildschirm auch im Außeneinsatz bei starker Sonneneinstrahlung lesbar zu machen. Die Auflösung des Displays ist mit 1366 mal 768 Pixel passabel, darüber, ob das 16:9-Format zu einem Enterprise-Gerät passt, kann man hingegen streiten.

Zahlreiche Anschlüsse

Relativ gut ausgestattet ist das Fieldbook E1 auch, was die Konnektivität anbelangt. Das Gerät unterstützt NFC, GPS und RFID, funkt mit WLAN a/b/g/n sowie Bluetooth 4.0. Außerdem ist es möglich, (auch) nachträglich ein Mobilfunkmodul (3,5G oder LTE) einzubauen, falls sich der Bedarf im Laufe der Nutzung ergeben sollte. Auch bei den Anschlussmöglichkeiten wurde nicht gespart: Unter wassergeschützten Abdeckung an der linken Seite befinden sich Kopfhörerausgang, Buchsen für HDMI und microUSB (MHL und USB-to-Go fähig) sowie Steckplätze für eine microSIM und eine microSD-Karte, falls die eingebauten 32 oder 64 GB Speicher nicht ausreichen.

Rechts an der Seite sitzt unter einer Abdeckung zudem ein separater Anschluss für das Ladekabel, optional kann das Gerät jedoch auch über die microUSB-Schnittstelle aufgeladen werden. Apropos Laden: Mit 10.000 mAh ist die Kapazität des fest verbauten Akkus groß genug gewählt, um notfalls auch eine Doppelschicht ohne Nachladen zu überstehen. Logic Instrument verspricht eine Laufzeit von zwölf Stunden im Dauerbetrieb - im Test hielt das als Vorführgerät gebrauchte Tablet trotz des ziemlich stromfressenden Chipsets immerhin (und das problemlos) einen ganzen Arbeitstag bei mittlerer Belastung durch.

Neben dem nachrüstbaren Mobilfunkmodul zeichnet sich das Fieldbook E1 auch in weiteren Punkten durch seine Flexibilität aus. Während es trotz hoher Stückzahlen (und sicherlich auch großem Interesse) ein Ding der Unmöglichkeit ist, bei Apple ein iPad ohne Kamera zu bekommen, bietet Logic Instrument für sein Tablet verschiedene Docking- und Halterungsoptionen für Büro oder Fahrzeug - die dazugehörigen Schnittstellen und Gewinde sind bereits am Gerät unten beziehungsweise auf der Rückseite vorhanden. Auch ein Tragegurt, Zusatzakkus oder Erweiterungen für LAN und serielle Schnittstelle (RS232) stehen auf der Zubehörliste. Damit nicht genug, fertigt der Hersteller auf Kundenwunsch weiteres Zubehör an, um das Gerät an die gewünschte Arbeitsumgebung anzupassen. Auch eine Garantieverlängerung von zwölf auf 36 Monate befindet sich auf der Liste der möglichen Extras.

Plain Android - wenn auch nicht ganz frisch

Zugriff: Die Anwendung "Field Control" bietet zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten.

Über die installierte Software muss man nicht viele Worte verlieren: Als Betriebssystem ist auf dem Fieldbook das nicht ganz frische, dafür aber stabile Android 4.2.2 "Jelly Bean" installiert. Apps können auf gewohnte Weise über den Google Play Store geladen werden, wobei die Liste der vorinstallierten Anwendungen kurz ist. Erwähnenswert ist dabei hauptsächlich "Field Control", eine eigene Kontrolloberfläche für Administrationseinstellungen auf dem Tablet. Mit der App kann der Administrator oder autorisierte Anwender bis zu drei Benutzerprofile festlegen und die auf der rechten Geräteseite angebrachten vier Funktionstasten (F, F1-3) konfigurieren. Diese ermöglichen dann einen Schnellzugriff auf wichtige Funktionen wie Barcodescanner, Webcam, Browser oder aktivieren Bluetooth respektive NFC.

Fazit: Kein Tablet für jedermann, aber...

Nach etwas zögerlicher Annäherung entpuppte sich das Fieldbook E1 während des Tests als äußerst interessantes Gerät. Zwar wird es weder Geschwindigkeitsrekorde erzielen, noch Schönheitswettbewerbe gewinnen, dafür machen aber die vielfältigen Möglichkeiten, das Gerät an die jeweiligen (Arbeits-)Bedingungen anzupassen, durchaus Laune und zeigen auf, wo Hersteller wie insbesondere Apple noch nachbessern könnten. Ansonsten ist das Tablet von Logic Instrument natürlich ein klares Arbeitsgerät und bei einer Preisempfehlung von 1065 Euro vor Steuern für Otto Normalverbraucher sicher auch viel zu teuer. Während hier die meisten Anwender mit einer Spezialhülle oder einem wasserdichten Tablet besser beraten sind, sieht die Rechnung im Business-Umfeld, wo die Geräte über mehrere Jahre unter oft rauen Bedingungen im Dauereinsatz sind, etwas anders aus. (cvi)

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