Systems 2004: Hoffnungen, aber auch nicht mehr

18.10.2004 von Christian Töpfer
Mit großen Hoffnungen waren die Veranstalter der Systems ins Jahr 2004 gegangen. Lösungen für die Medienindustrie sollten der schwächelnden Messe Auftrieb verleihen. Doch die Erwartungen wurden nicht erfüllt.

"Es ist Zeit für ein neues Gesicht, einen neuen Auftritt, einen neuen Anspruch." So lautete das Fazit von Klaus Dittrich, Geschäftsführer der Messe München GmbH, nach Abschluss der Systems 2003 gesagt. Und damit hat er nicht nur das neue Logo gemeint, mit dem die Messe im Osten Münchens künftig auf sich aufmerksam machen will. Dessen Unterzeile "IT.Media.Communications" verrät, in welche Richtung sich die Systems öffnen will: Der neue Themenbereich "Digital Media & Technology" soll nach mehreren Jahren zurückgehender - im besten Fall stagnierender - Aussteller- und Besucherzahlen neue Aussteller und laut Dittrich "ein frisches Publikum" anlocken.

Und so waren die Veranstalter in diesem Jahr bestrebt, "klassische Content-Anbieter", also Verlage, Radio- und TV-Sender, "Unternehmen, die nach digitalen Vermarktungsformen suchen" und "ITK-Anbieter, die mittels moderner, digitaler Medien informieren wollen" (Dittrichs Aussagen) zu einem Auftritt auf der Systems zu bewegen. Sie sollen in so genannten "Showcases" (vergleichbar mit Gemeinschaftsständen) zeigen, wie das Zusammenwirken von Medien-Technologien und der klassischen IT aussieht.

Große Namen fehlen noch

Kurz vor Messebeginn ist jedoch eine gewisse Ernüchterung eingekehrt. Auf die Frage, wie viele und vor allem welche Aussteller durch den Bereich "Digital Media & Technology" neu hinzugewonnen werden konnten, sagt Michael Pöllmann, Projektgruppenleiter Systems der Messe München GmbH: "In den Showcases werden an die 20 Unternehmen vertreten sein, darunter einige, die erstmals oder nach langer Zeit wieder an der Systems teilnehmen, wie Epson, SGI, T-Systems, IBM, Dalet, 3Points oder Dynavisions." Pöllmann ist jedoch ehrlich genug zuzugeben, dass "noch große Namen wie Sony oder Panasonic, die wir gerne als Aussteller in diesem Bereich sehen würden, fehlen". Viele der "Großen" hätten ihr Interesse signalisiert, wollten aber abwarten und die Systems 2004 genau beobachten.

Wie man hört, sind die Veranstalter der "Medientage München", einem Medienkongress im benachbarten Internationalen Congress Center (ICM), nicht besonders begeistert von der Neuorientierung der Systems. Die Medientage finden zum 18. Mal statt, seit 1999 parallel zur Systems in München. Die groß angekündigte Kooperation beschränkt sich letztendlich darauf, dass im Eintrittspreis für die Medientage der Besuch der Systems enthalten ist und ein Durchgang zwischen beiden Veranstaltungsorten eingerichtet wurde.

Der Schock kam im Frühsommer

Trotz der Neuausrichtung werden auch in diesem Jahr die Bereiche IT (Software, Systems & Integration, Office & Peripheral Technology) und Communications (Telecommunications & Networking) den Bärenanteil der Systems ausmachen. Den größten Schock hatte die Messeleitung dabei schon im Frühsommer zu verdauen, als Microsoft bekannt gab, seinen Auftritt in diesem Herbst auf etwa 60 Quadratmeter zu reduzieren. Im Vergleich zu früheren Jahren, als der Softwarekonzern bis zu 1.200 Quadratmetern belegte, ein geradezu lächerlicher Wert.

Der Stand bei den Buchungen lässt vermuten, dass sich in der Gesamtheit gegenüber 2003 (rund 1.300 Aussteller) nicht viel verändern wird. "Wir werden etwa wieder die Ausstellerzahl der Vorjahres erreichen, was vor dem Hintergrund der Entwicklung anderer ITKMessen und der kurzfristigen Flächenreduktion von Microsoft ein großer Erfolg ist", äußert sich Geschäftsführer Dittrich. Und Projektgruppenleiter Pöllmann bemerkt: "Im vergangenen Jahr waren einige der sieben Hallen nicht voll belegt. Dieses Jahr teilen sich die etwa 66.000 Quadratmeter auf sechs Hallen auf."

Eines der zentralen Themen der diesjährigen Systems dürften die Anliegen und Bedürfnisse mittelständischer Unternehmen werden. An vorderster Front steht dabei das Mittelstandsforum in Halle B3, das sich ausschließlich an Geschäfts- und Finanzentscheider aus mittelständischen Betrieben wendet, die keine IT-Experten sind. Den Besuchern wird ein Vortragsprogramm geboten, das von regionalen Vertretern des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, dem Münchener Unternehmerkreis IT, Redakteuren der führenden Computerzeitschrift "Computerwoche" und dem Institut der Deutschen Wirtschaft gestaltet wird. Die Themen reichen von digitaler Betriebsprüfung über die Einsparung von Kosten durch elektronische Beschaffung bis hin zu Prozessen für eine erfolgreiche Umsetzung von E-Business-Projekten.

Kostenlose Messerundgänge und leidige Registrierung

In Halle A1 werden mehr als 30 Aussteller in einem so genannten "Software-Marktplatz für den Mittelstand" versammelt sein. Dort sollen alle Fragen rund um den Einsatz kaufmännischer Software in mittelständischen Unternehmen beantwortet werden.

Dieser Bereich ist auch Ausgangspunkt von den "Guided Tours", kostenlos geführten Messerundgängen zu den Schwerpunkten ERP/PPS (Projekt- und Unikatfertiger, Serienfertigung, Prozessfertigung), CRM für den Mittelstand, ERP/Warenwirtschaft und MES/Fertigungsfeinplanung und -steuerung. Angeboten werden 21 Führungen, die jeweils etwa 2,5 Stunden dauern und vom unabhängigen Beratungsunternehmen Trovarit durchgeführt werden. Zum jeweiligen Thema werden vier Aussteller besucht, die ihre Software vorstellen, bevor abschließend eine Diskussion stattfinden soll. Während die Teilnahme an den Führungen bei ihrer Premiere im vergangenen Jahr (Pöllmann: "Alle waren hochgradig zufrieden.") noch 55 Euro kostete, ist sie diesmal kostenlos.

Besucherregistrierung

Trotz "menschenverachtender Zustände" (Zitat eines Besuchers), Warteschlangen bis zu 100 Metern Länge und Wartezeiten von bis zu 90 Minuten halten die Systems-Veranstalter an der Zwangsregistrierung aller Besucher fest. Neu ist jedoch das technische Verfahren. Im Idealfall registriert sich der Besucher vorab online unter www.systems.de/ticket, druckt sich ein Formular mit einem Barcode aus und nimmt es auf die Messe mit. Am Eingang werden mit einem Barcode-Leser die Daten eingelesen, danach erhält der Besucher seine Tages- oder Dauerkarte. Die Abrechnung ist schon vorher geschehen, per Online-Zahlungsverfahren (Eingabe der Kreditkartennummer oder Lastschriftverfahren).

Bei jeder Online-Registrierung gewährt die Messe München 20 Prozent Preisnachlass. Nach wie vor ist es aber möglich, sich erst vor Ort am Besucherservice-Center zu registrieren.

Eine Halle IT-Security

Stolz ist die Messeleitung auch darauf, dass in diesem Jahr die komplette Halle B2 dem Thema "IT-Security" vorbehalten ist. Für 2004 werden hier mehr als 300 Aussteller erwartet, was einer Steigerung von 20 Prozent gegenüber 2003 entspricht. Verglichen mit 1999 hat sich die Fläche des Bereichs IT-Security laut Messe München verzehnfacht.

Weitere Areas der Systems 2004:

Außerdem finden im Rahmen der Systems noch drei früher eigenständige Messen statt: (sozusagen "Messe in Messe"):

Fazit

Dass die Systems-Veranstalter nach den enttäuschenden letzten Jahren etwas verändern (oder zumindest etwas neues versuchen) mussten, war klar - und darf auch nicht kritisiert werden. Genauso wenig darf man jetzt schon den Stab über die Erweiterung der Themen um den Be-reich "Digital Media & Technology" brechen. Vielleicht braucht es etwas Zeit, um die Firmen mit dem Neuen vertraut zu machen. Aber eins ist schon jetzt klar: Ein Bilderbuch-Start des neuen Themenkomplexes sieht anders aus.

Quickinfo

Systems 2004

Ort

Neue Messe München

Termin

18. bis 22. Oktober 2004

Öffnungszeiten

täglich 9 bis 18 Uhr (Business Events: 18 bis 22 Uhr)

Eintrittspreise

Tageskarte 30 Euro, Zweitageskarte: 54 Euro, Dauerkarte: 112 Euro (bei Online-Registrierung im Vorfeld 20 Prozent Rabatt)

Erwartete Beteiligung

etwa 1.300 Aussteller auf 66.000 Quadratmeter in sechs Hallen

Dieser Beitrag stammt von unserer Schwesterzeitschrift ComputerPartner, der Fachzeitschrift für den ITK-Handel. (ala)