Systemd zu Diensten

Systemd in der Praxis nutzen

29.01.2016 von David Wolski
In nahezu allen Linux-Distributionen kümmert sich inzwischen der Daemon Systemd während des Hochfahrens des Systems darum, dass alle benötigten Dienste bereitstehen. Dieser Beitrag erläutert die wichtigsten Kommandos zu dessen Administration.

Der Daemon Systemd dürfte Ihnen bereits begegnet sein. Wenn Sie Ihren Rechner als Server einsetzen wollen, etwa als NAS-Daten-Server, wollen Sie ja den notwendigen Dienst nicht erst manuell starten. Systemd sorgt dafür, dass Sie sich darum nicht kümmern müssen. Meistens werden bereits während der Installation die notwendigen Einträge im System vom Programm selbst vorgenommen. Die Macher von Ubuntu haben geraume Zeit die eigene Lösung Upstart favorisiert, aber seit Version 15.04 kommt auch hier Systemd zum Einsatz.


Die Basiskommandos von Systemd

Wie alle Dienste unter Linux besitzt Systemd eine Reihe von Kommandos zur Steuerung. Um sich einen Überblick zu verschaffen, welche Dienste gerade laufen, öffnen Sie ein Terminal und geben dort

sudo systemctl -t service

ein. Die Aufgaben, die Systemd verrichtet, werden als Units bezeichnet. Jede Unit muss über eine kleine Konfigurationsdatei beschrieben werden. Systemd kennt neben „Service“ eine ganze Reihe von verschiedenen Unit-Typen: Automount, Device, Mount, Path, Scope, Slice, Snapshot, Socket, Swap und Timer. Die Unterscheidung spielt aber erst dann eine Rolle, wenn Sie eigene Units anlegen und einrichten wollen.

Falls Sie nicht gern auf der Konsole arbeiten, können Sie sich auch eine grafische Oberfläche installieren, mit deren Hilfe Sie sich einen Überblick über alle vorhandenen Units verschaffen können. Dank der Filterfunktionen lassen sich damit auch die Elemente anzeigen, die gar nicht geladen sind.

Unter Ubuntu läuft eine ganze Reihe von Diensten die von Systemd gesteuert werden.

Führen Sie unter Ubuntu in einem Terminal das Kommando systemadm aus. Falls die Software noch gar nicht installiert ist, weist Sie das System darauf hin. Dann nutzen Sie einfach die Syntax, die Ihnen angezeigt wird, um das Paket zu installieren. Danach führen Sie erneut systemadm aus, und die Oberfläche startet.

Einige Terminal-Kommandos von Systemd sollte aber jeder Anwender kennen, um beispielsweise Dienste gezielt zu starten oder zu beenden:

systemctl start [name.service]
systemctl stop [name.service]
systemctl restart [name.service]
systemctl reload [name.service]
systemctl status [name.service]

„Reload“ empfiehlt sich immer dann, wenn Sie die Konfiguration eines Dienstes geändert haben. Über den Parameter „Status“ ermitteln Sie, ob der Dienst korrekt läuft. Vielseitig ist die Unit-Art „timer“. Dabei handelt es sich um Aktionen, die in regelmäßigen Abständen ausgeführt werden sollen. Damit konkurriert Systemd mit dem bekannteren Cron.

Aufbau eines Timers für Systemd

Um ein Script oder Programm regelmäßig ausführen zu lassen, benötigen Sie eine Steuerdatei, in der Sie den Zeitpunkt der Ausführung und das Wiederholungsintervall hinterlegen. Der Aufbau einer solchen Datei sieht dann etwa so aus:

[Unit]
Description=beispiel timer
[Timer]
OnBootSec=2h
OnUnitInactiveSec=1d

Der erste Eintrag setzt eine Beschreibung des Dienstes. Die eigentliche Zeitsteuerung geschieht im Abschnitt „Timer“. Die beiden Einträge bedeuten in diesem Fall, dass der Timer zwei Stunden nach dem Systemstart ausgeführt wird. Die zweite Zeile legt fest, dass der Timer exakt 24 Stunden („1d“ steht für „one day“) nach der letzten Ausführung erneut gestartet wird. Es sind aber auch genauere Zeitangaben möglich. Setzen Sie etwa statt „OnBootSec“ den Parameter „OnCalendar=10:15“ ein, so erfolgt der Aufruf täglich um 10:15 Uhr.

Nun kann es passieren, dass der Rechner zur vorgesehenen Zeit nicht eingeschaltet ist. Wenn Sie wollen, dass die Aufgabe nachgeholt wird, ergänzen Sie die Angaben mit „Persistent=true“. Zu jeder Timer-Datei mit dem Namen „[name].timer“ muss es eine entsprechende Service-Datei geben, die den gleichen Namen trägt, also „[name].service“. In dieser Datei liegen dann die Anweisungen, die ausgeführt werden sollen. Diese Datei könnte dann so aussehen:

[Unit]
Description=Stephans Backup
[Service]
ExecStart=/home/sla/skripte/back up.sh

In diesem Beispiel wird im Home-Verzeichnis des Nutzers ein Script ausgeführt. Die Datei könnte unter „/etc/systemd/system/sla_backup.service“ gespeichert werden. Damit sind beide Voraussetzungen erfüllt, um das Script als Dienst im System zu integrieren. Allerdings sind noch einige Kleinigkeiten zu erledigen.

Damit Systemd den Service nicht nur in der aktuellen Sitzung, sondern über den nächsten Systemstart hinaus berücksichtigt, muss die Timer-Datei noch um eine Zeile ergänzt werden.

[Install]
WantedBy=basic.target

Ist diese Zeile vorhanden, kann der Timer dauerhaft in die Konfiguration des Systems eingetragen werden.

Um den Timer zu laden, nutzen Sie das Kommando

systemctl start name.timer

und mit systemctl enable name.timer wird der Timer dauerhaft in der Konfiguration abgelegt. Das Kommando systemctl disable name.timer entfernt den Eintrag bei Bedarf wieder aus dieser dauerhaften Speicherung.

Steuerungsdatei in der Abhängigkeiten geregelt, Programme und Scripts aufgerufen werden.

Fehler suchen und beseitigen

Es kann immer wieder einmal passieren, dass während des Systemstarts ein Problem auftritt. Ein Dienst kann nicht gestartet werden, oder eine Freigabe, die automatisch eingebunden werden soll, ist zu diesem Zeitpunkt nicht verfügbar. Systemd besitzt einen eigenen Protokollservice mit dem Namen „journald“ und dem Kommando „journalctl“. Geben Sie nur diesen Befehl ein, wird das aktuelle Protokoll des Systemstarts ausgegeben. Das System speichert aber eine ganze Reihe dieser Logdateien:

journalctl --list-boots

liefert eine Liste der gespeicherten Protokolle. Diese können nun gezielt aufgerufen werden. Sie müssen die endlos langen Kombinationen aus Buchstaben und Ziffern nicht notieren – merken Sie sich lediglich die ersten Zeichen eines Eintrags, der in die Zeit fällt, die Sie untersuchen wollen. Dann geben Sie im Terminal

journalctl --boot

ein und dann als Parameter die von Ihnen gemerkten Zeichen. Mit der Vervollständigungsfunktion, die Sie mit Drücken der Tab-Taste aktivieren, landen Sie dann beim entsprechenden Eintrag. Am fehleranfälligsten sind selbst erstellte Dienste. Um sich nur die Meldungen ausgeben zu lassen, die damit im Zusammenhang stehen, verwenden Sie den Befehl

journalctl --boot a39ac4... --unit beispiel

Sie müssen also den Namen der Unit als zusätzlichen Parameter übergeben. Damit wird die Ausgabe gezielt gefiltert. Wenn Sie schließlich einfach nur alle Dienste ansehen wollen, die einen Fehler während des Aufrufs verursacht haben, geht dies mit dem einfachen Kommando systemctl --failed.

(PC-Welt/ad)