Linux-Wiederherstellung

Systemback - Backups für Ubuntu und Mint anlegen

30.11.2015 von Hermann Apfelböck
Das externe Tool Systemback ist eine interessante Alternative zum aufwendigen Klonen mit Redo Backup oder Clonezilla. Es stellt ältere Systemzustände per Klick wieder her und hat noch weitere interessante Funktionen an Bord.

Systemback bietet eine grafische Oberfläche für äußerst mächtige Systemmanipulationen. Neben seiner Hauptfunktion, dem Ablegen von Wiederherstellungspunkten ähnlich aktueller Windows-Systeme, lässt sich aus einem laufenden System auch ein mobiles Live-System oder eine Komplettkopie erstellen. Das ebenso clevere wie nützliche Tool erscheint auf einem konsequent deutschsprachigen System deutsch, andernfalls englisch. Es setzt aber trotz grafischer Bedienung etwas Erfahrung voraus und ist aktuell eher erfahrenen Nutzern zu empfehlen. Systemback läuft unter Debian und den Debian-Abkömmlingen Ubuntu und Linux Mint.

Eine Gegenanzeige vorab: Bei komplizierten Festplatten-, Partitions-und Multiboot-Verhältnissen kommt es vor, dass sich Systemback bei der vergeblichen Analyse der Bootsituation aufhängt. Bei Rechnern und Notebooks mit einem System oder Dualboot gibt es keine Probleme.

Installation und Einführung in Systemback

Systemback braucht grundsätzlich root-Rechte, um auf alle Systemdateien Zugriff zu haben.

Systemback ist nur über ein externes PPA zu beziehen:

sudo add-apt-repository ppa:nemh/ systemback sudo apt-get update sudo apt-get install systemback

Danach finden Sie das Tool unter seinem Namen im Ubuntu-Dash oder im Menü von Linux Mint unter „Systemverwaltung“. Der Aufruf erfordert prinzipiell root-Rechte, die das Programm in einem eigenen Dialog abfragt. Das anschließende startende Hauptfenster signalisiert mit seinen diversen Optionen, dass hier zwar geklickt werden darf, aber bitteschön an der richtigen Stelle. Als wesentliche Voreinstellung definieren Sie am besten zunächst das „Speicherverzeichnis“ („Storage directory“) rechts oben. Standardmäßig nimmt Systemback das Home-Verzeichnis.

Unter „Speicherverzeichnis“ einen geräumigen Datenträger für die Sicherungen einstellen.

Die „Punktfunktionen“ („Point operations“) befinden sich in der mittleren Spalte, und die einschlägige Option für einen neuen Wiederherstellungspunkt lautet dort „Neu erstellen“ („Create new“). Die erste Sicherung dauert selbst bei einem frisch installierten System einige Minuten, spätere Wiederherstellungspunkte sichern nur noch geänderte Dateien, nutzen für die übrigen Dateien schnelle und platzsparende Hard-Links und laufen damit wesentlich schneller ab. Wer möchte, kann den Vorgang mit „Ausschließen“ („Exclude“) weiter beschleunigen, indem er definitiv unwichtige Ordner ausschließt. Die Sicherungsdateien landen auf dem eingestellten Speicherverzeichnis mit eindeutigen Ordnernamen (Datum und Uhrzeit). Systemback speichert unkomprimiert und legt alle Originalverzeichnisse an. Diese einfache Art der Sicherung ermöglicht im Prinzip auch eine manuelle Suche nach älteren und besseren Dateiversionen.

Der im Tool vorgesehene Wiederherstellungsweg führt nicht über die „Punktfunktionen“, sondern rechts über die Schaltfläche „Systemwiederherstellung“ („System restore“). Diese wird aktiviert, sobald Sie in der linken Spalte das eckige Kästchen eines Wiederherstellungspunkts anklicken. Danach gilt es noch, einen Zwischendialog mit „Weiter“ („Next“) durchzuwinken, der die Auswahl einer Komplett-oder Teilwiederherstellung vorsieht. Nach dem Vorgang startet das System nach 30 Sekunden automatisch neu.

Systemback verwaltet maximal zehn Wiederherstellungspunkte und überschreibt gegebenenfalls den jeweils letzten. Sie können aber auch gezielt Platz schaffen: Wenn in der linken Spalte alle Einträge belegt sind, markieren Sie einen Eintrag und klicken unter „Punktfunktionen“ („Point operations“) auf „Löschen“ („Delete“). Ebenso gut können Sie das runde linke Control eines Wiederherstellungspunkts aktivieren und dann einen neuen Punkt erstellen. Dies löscht die markierte Sicherung und erstellt eine neue.

Eine nach unserer Ansicht unnötige Komplizierung stellen die „Hervorgehobenen Punkte“ („Highlighted restore points“) dar: Jede Sicherung der linken Spalte kann durch „Hervorheben“ („Highlight“) einen Sonderstatus erhalten. Sie lässt sich dann zwar noch gezielt löschen (Schaltfläche „Löschen/Delete“), aber nicht mehr versehentlich überschreiben.

Live-Systeme und Systemkopien mit Systemback

Über „Systemwiederherstellung“ kehren Sie in Systemback zum Zustand des gezeigten Datums zurück.

Systemback beschränkt sich nicht auf die Systemsicherung, sondern hat – sofern nicht zu komplex – auch die Bootumgebung im Griff. Folgerichtig kann es das komplette laufende System auch als bootfähiges Live-System auf USB oder DVD übertragen. Der Punkt „Erstellung Live System“ („Live system create“) öffnet einen Unterdialog, wo Sie mit „Neu erstellen“ („Create new“) zunächst ein Image des laufenden Systems mit der Endung „.sblive“ anlegen. Standardmäßig landet dies im Verzeichnis „/home“. Danach stecken Sie einen USB-Stick an, sorgen mit dem Refresh-Knopf neben „Ziel schreiben“ („Write target“), dass das Medium hier auftaucht, und markieren dort das richtige Gerät. Ferner klicken Sie unter „Erstelle Live-Abbilder“ („Created Live images“) auf das richtige Image und wählen „In den Zielort schreiben“ („Write to target“). Systemback schreibt ähnlich Unetbootin seinen eigenen Bootloader auf den USB-Datenträger. Die so erstellen Live-Systeme starteten nach passender Bios-Einstellung in unseren Tests alle einwandfrei.

Wer das Live-System bootfähig auf DVD bringen will, muss es im eben besprochenen Unterdialog erst „In ein ISO umwandeln“ („Convert to ISO“). Das Schreiben der ISO-Datei auf den Rohling beherrscht Systemback nicht selbst, aber dafür können Sie dann etwa ein Brasero unter Linux oder ein Imgburn unter Windows verwenden.

Mit den weiteren Optionen der „Systemduplizierung“ und „Systeminstallation“ wird Systemback theoretisch zum Komplettpaket für Backups und Systemumzug, verrät aber hier seinen Auftrag als klickfreundliches Sicherungs-Tool. Die unter Linux üblichen Schritte für Systempartition, Mountpunkt, Swap-Partition und Bootloader-Position sind unter Systemback deutlich komplizierter und undurchsichtiger als unter einem bewährten Partitionierungswerkzeug wie Gparted. Da es sich um bekannt kritische Aktionen handelt, empfehlen wir zumindest die Vorbereitung der Partitionen mit Gparted. Insgesamt ist für einen kompletten Systemumzug eine Lösung mit Clonezilla und Gparted vorzuziehen. Dies schmälert aber nicht den Wert des Tools für die Systemsicherung und die Erstellung mobiler Live-Systeme.

(PC-Welt/ad)