Sun lässt seine Niagara-Server vom Stapel

07.12.2005
Sun enthüllt endgültig die Details seiner Mitte November vorgestellten „Niagara“-Prozessoren und die ersten damit bestückten Server.

Vor einigen Wochen hatte der Hersteller die Chips als UltraSPARC T1 vorgestellt und ihren Threading-Ansatz auf „CoolThreads“ getauft, tecCHANNEL berichtete. Die Konzepte dahinter verfolgt das Unternehmen aber schon seit Jahren (genauer seit der Übernahme des Startup Afara Websystems für 28 Millionen US-Dollar vor drei Jahren). Zum heutigen Network-Computing-Q405-Quartalslaunch liefert Sun auch Leistungsdaten zu den CPUs im Vergleich zum Wettbewerb - speziell dem auf Basis von Intel-Prozessoren (und weniger AMDs Opteron, den Sun ja auch selbst verstärkt verbaut).

Der T1 taktet mit maximal 1,2 GHz, wird in einem 90-Nanometer-Prozess gefertigt und genehmigt sich im Normalbetrieb rund 72 Watt sowie unter Spitzenlast 79 Watt. Er ist mit vier, sechs oder acht aktiven Cores zu haben, langsamere Ausführungen mit 1 GHz gibt es ebenfalls. Pro Kern hat er 16 KByte Befehls- und acht KByte Datencache, alle Cores teilen sich zudem drei MByte Level-2-Cache. Mit dem Arbeitsspeicher „spricht“ der T1 über vier DDR2-Schnittstellen mit 533 Megahertz (inklusive Chipkill), sein integrierter Speicher-Controller unterstützt vier DIMM-Module pro Interface.

Außerdem hat der T1 den mit dem „UltraSPARC IIIi“ eingeführten „JBus“ an Bord; diesen kann man in gewisser Weise mit AMDs "HyperTransport" vergleichen, der zur Verbindung von Prozessoren untereinander und zur Verbindung mit externen I/O-Geräten dient. Dazu kommt noch ein PCI-Express-Anschluss.

Sun Fire T1000 und T2000

Die T1-Chips sind absolut binärkompatibel zu früheren Sparc-Servern. Sun baut sie zunächst in zwei neue Server ein, die unter den Codenamen "Erie" und "Ontario" entwickelt wurden. Sie verwenden das gleiche Chassis wie die "Galaxy"-Maschinen mit Opteron-Prozessoren, die Sun Mitte September angekündigt hatte.

Der „Sun Fire T1000“ (Erie) belegt im Rack eine Höheneinheit (1U) und kann einen Prozessor mit sechs oder acht Cores beziehungsweise 24 oder 32 Threads mit einem GHz Takt aufnehmen. Er bietet Platz für eine PCI-Express-Karte und eine Festplatte. Die Preise liegen laut „Computerwire“ für eine kleine, mittlere und große Ausstattung zwischen 3000 und 11.000 US-Dollar. Die Einstiegskonfiguration umfasst einen T1 mit sechs aktiven Kernen, zwei GByte Hauptspeicher (maximal 16) und Solaris 10. Für 8000 US-Dollar bekommt man ein System mit acht Cores und acht GByte Arbeitsspeicher.

Dank doppelter Bauhöhe von 2U bietet der „T2000“ Platz für mehr Peripherie, redundante Netzteile und Lüfter und unterstützt T1-Prozessoren mit 1,2 GHz und vier bis acht aktiven Kernen. Er besitzt drei PCI-Express- und zwei PCI-X-Steckplätze und kann zwei kompakte SAS-Festplatten aufnehmen. Er ist mit acht GByte Arbeitsspeicher und zwei 73-GByte-Drives bestückt. Die beiden Lowend-Varianten mit vier und sechs aktiven Cores haben ein GHz schnelle Prozessoren, das Achtkern-Modell gibt es wahlweise mit ein oder 1,2 GHz.

Im Vollausbau mit 32 GByte Hauptspeicher, acht 1,2-GHz-Kernen und zwei Platten kostet der T2000 27.000 US-Dollar. Das Einstiegsmodell mit vier Cores à ein GHz ist für 8000 US-Dollar zu haben. Platinum-Support für drei Jahre (inklusive Break-Fix, Software-Updates und Upgrades sowie technischer Unterstützung) schlägt bei T1000 mit 7013 US-Dollar und für den T2000 mit 12.501 US-Dollar zu Buche.

180 Watt unter Volllast

Fred Kohout, Vice President of Marketing in Suns Scalable Systems Group, bezeichnete die Ankündigung der neuen Systeme als „spielverändernd“. Auch wenn Sun die Systeme sicher lieber schon vor drei Jahren gehabt hätte - Abwärme- und Effizienzprobleme träten jetzt verstärkt auf, weswegen Sun nicht zu spät am Markt sei. „Systeme wie diese kommen nicht über Nacht“, erklärte Kohout. „Sie sind das Ergebnis von vier Jahren Arbeit an dem ersten zweckgebundenen Prozessor für den Internet-Einsatz. Wir denken, dass wir dem Wettbewerb fünf Jahre voraus sind.“

Das mag zwar ein wenig überzogen klingen, aber gewiss werden mehrere Jahre vergehen, bevor ein anderer Hersteller einen Achtkern-Prozessor herausbringt, der weniger als 80 Watt Leistung aufnimmt. Und das ist in der Tat das Thema, das Anwender vorrangig interessiert: Nach Angaben von Kohout benötigt ein voll ausgestatteter T1000 unter schwerer Webinfrastruktur-Workload-Last höchstens 180 Watt, ein ebenfalls voll ausgestatteter und spitzenbelasteter T2000 etwa 300 Watt.

Solaris 10 versteht sich bereits gut auf den Umgang mit vielen Threads, Gleiches gilt für Webinfrastruktur-Software und Datenbanken. Deswegen erreichen die Niagara-Prozessoren angesichts ihrer geringen Taktfrequenzen eine relativ hohe Leistung. Kohout gibt an, dass die T1-Server im Vergleich mit Xeon- oder Itanium-2-basierenden Maschinen im Schnitt drei bis vier Mal mehr leisten, auf der anderen Seite aber nur halb so viel Platz sowie zwischen 25 und 50 Prozent so viel Strom benötigen. (Thomas Cloer/mje)

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