Per Quereinstieg zum SAP-Berater

Studium, Zertifizierung oder Praxis - wie ergattert man seinen ersten SAP-Job?

17.04.2014 von Freddy Staudt
Wer Karriere machen will, ist als SAP-Berater in der richtigen Branche. Hier sind hohe Gehälter und schnelle Lohnsteigerungen Gang und Gäbe. Entgegen der Annahme, dass man die Grundsteine seiner Karriere bereits mit Studium und erstem Job zementiert, ist ein Quereinstieg in die SAP-Beratung durchaus möglich.

Dr. Thomas Biber, Geschäftsführer der auf SAP-Positionen spezialisierten Personalberatung Biber & Associates, sagt: „Die Unterschiede bei Gehalts- und Karriereoptionen für SAP-Berater gleichen sich, unabhängig vom Ausbildungsweg, nach drei bis fünf Jahren Projekterfahrung an.“ Doch wie kommt man zum ersten Job? Thomas Biber, selbst langjähriger SAP-Berater, gibt Tipps für den Start in die SAP-Karriere.

Rund 90 Prozent derer, die direkt nach dem Studium in die SAP-Beratung gehen, sind Wirtschaftsinformatiker, Wirtschaftswissenschaftler, Naturwissenschaftler oder Absolventen eines technischen Studiengangs. Üblicherweise haben diese „Direkteinsteiger“ einen Master oder Diplom-Abschluss. Dem Bachelor-Titel mangelt es nach wie vor an Anerkennung. Mit dem Doktor-Titel noch eine Schaufel drauf zu legen, ist jedoch laut Biber für den Einstieg kein nennenswertes Plus: Er lasse die Nachwuchskräfte im Vergleich zu anderen Bewerbern meist nur älter aussehen. Nur wer plant, in die Top-Etagen der Unternehmen aufzusteigen, habe mit dem Doktor oder mit einem MBA einen kleinen Vorteil.

„SAP-Quereinsteiger“ haben oftmals eine akademische Ausbildung in ganz anderen Fächern durchlaufen – zum Beispiel Jura, Geisteswissenschaften oder auch Theologie. Sogar Nichtakademiker haben gute Chancen, beispielsweise nach einer Ausbildung in kaufmännischen oder Informatik-nahen Berufen. Erst wenn es, Jahre später, um Leitungspositionen geht, verschafft eine akademische Ausbildung wieder einen Vorteil vor dem Ausbildungsberuf. „Am wichtigsten ist, dass man sowohl IT-Know-How als auch betriebswirtschaftliche Kompetenz hat“, fasst Biber die notwendigen Fähigkeiten zusammen. „Viele erfolgreiche Quereinsteiger hatten berufliche Erfahrung in einem dieser beiden Felder gesammelt und brachten Interesse und Verständnis für das andere Feld mit.“

Einführung von SAP-Systemen: Chance zur Fortbildung

Typische Quereinsteiger waren zuvor im Controlling, Vertrieb oder in der Warenwirtschaft tätig und verfügen somit über betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Oder sie kommen aus einer Tätigkeit als Webshop- oder Netzwerkadministrator beziehungsweise Programmierer und bringen damit profunde IT-Kenntnisse mit. Manchmal kommt ganz ungeplant, im Rahmen einer SAP-Einführung die Gelegenheit, sich vom Unternehmen zum SAP-Berater weiterbilden zu lassen. Auch die Arbeitsagentur zahlt gelegentlich eine SAP-Zertifizierung und manche Arbeitnehmer bekommen sie im Rahmen eines Outplacement-Verfahrens von ihrem ehemaligen Arbeitgeber bezahlt. Kurse mit SAP-Zertifizierungen werden sowohl vom Walldorfer Konzern selbst als auch von verschiedenen Weiterbildungsanbietern veranstaltet.

Die Zertifizierung ist aber keineswegs zwingend für eine Karriere als SAP-Berater: „Arbeitgeber ziehen das Learning-on-the-job, also die praktische Tätigkeit im SAP-Projekt, jeder Schulungserfahrung vor“, so Biber. Es komme vor, dass angehende SAP-Berater ein Job-Angebot ausschlugen, um die einmal begonnene und schließlich ja auch teure Weiterbildung zu Ende zu führen. Aber Gelegenheiten kommen nicht nach Belieben wieder: „Wenn sich eine Chance bietet, die erste feste SAP-Stelle zu ergattern, muss man als Neu- oder Quereinsteiger zugreifen“, erläutert der Personalberater.

Im Allgemeinen lassen sich die neuen Arbeitgeber darauf ein, dass der Bewerber die SAP-Weiterbildung zunächst beendet, bevor er die neue Stelle antritt. Sollte ein Arbeitgeber das ablehnen, ist es das kleinere Übel, die Weiterbildung abzubrechen. Denn die erste Stelle als SAP-Berater ist immer am schwierigsten zu finden.

Initiativbewerbung bei Beratungsfirmen

Mit den Bewerbungen für die erste SAP-Position solle man unbedingt vor Abschluss der Zertifizierung oder Weiterbildung beginnen. Bewerbungsprozesse im SAP-Umfeld dauern oft zwei bis drei Monate. Hinzu kommt die Phase zwischen Vertragsunterschrift und Stellenantritt. Wer zu spät loslegt, riskiert eine unliebsame und unnötige Lücke im Lebenslauf. Doch es kann noch schlimmer kommen: Wer noch einige Monate als Freiberufler oder Trainer verbringt, weitere Zertifizierungen anstrebt oder gar noch eine Zeit lang in SAP-fremden Jobs arbeitet, hat seine Chancen auf eine langfristige Perspektive mit einer Festanstellung als SAP-Berater schon fast verspielt. Einen solchen Lebenslauf lesen Personaler als einen misslungen Einstieg in eine boomende Branche. Biber: „Hier muss man sich als Bewerber dann schnell die Frage gefallen lassen, warum man keine Stelle als SAP-Berater findet, wo doch SAP-Berater allerorten gesucht werden.“

Wer nicht das Glück hat, dass ihn sein bisheriger Arbeitgeber ausbildet, kann den Quereinstieg in die SAP-Beratung auch selbst in die Hand nehmen. Biber empfiehlt zu diesem Zweck Initiativbewerbungen bei kleinen und mittleren SAP-Beratungsfirmen. Diese Unternehmen haben aktuell einen starken Personalbedarf, den sie oft nicht decken können.

Daher sind viele Beratungsunternehmen bereit, einem ambitionierten SAP-Juniorberater eine Chance zu geben und ihn auch ein Stück weit auszubilden oder einzuarbeiten. „SAP-Beratungsunternehmen“, so Thomas Biber, „haben auf dem SAP-Jobmarkt die Funktion der Ausbilder. Beratungsunternehmen sind bei Bewerbern, die nicht hundertprozentig die Anforderungen erfüllen, zudem oft kulanter als SAP-Endkunden.“ Eine Liste von SAP-Beratungsunternehmen in Deutschland finden Interessenten auf der Website von Biber & Associates.

Wichtige Voraussetzungen für den SAP-Job sind Englischkenntnisse, gute Arbeitszeugnisse und ein klarer Lebenslauf. Reisebereitschaft ist bei einem SAP-Beratungsunternehmen ohnehin unverzichtbar. SAP-Neulinge sollten offen sein für mindestens zwei bis drei Jahre Consulting mit umfangreicher Reisetätigkeit, das heißt drei bis fünf Arbeitstage pro Woche. Die arbeits- und reiseintensive Zeit lohnt sich langfristig und bleibt ein Berufsleben lang eine sehr gute Referenz. Unverzichtbar ist es, an der ersten Stelle auch unter schwierigen Arbeitsbedingungen durchzuhalten, weil Vielwechsler im SAP-Umfeld sehr kritisch gesehen werden. SAP-Projekte dauern oft mehrere Monate, in Einzelfällen auch Jahre. Und selbst ein erfahrener SAP-Berater benötigt im neuen Job gewöhnlich sechs bis zwölf Monate, bis er voll eingearbeitet ist und das neue Umfeld beherrscht.

Beste Aussichten nach den Lehrjahren

Ist der Einstieg geschafft, stehen alle Türe offen für eine spannende SAP-Karriere. Wer sich nach den „Lehrjahren“ auf dem Arbeitsmarkt umschaut, dem bieten sich höchst attraktive Weiterentwicklungspfade. Solide Projekterfahrungen und die Fähigkeiten bleiben dabei immer wichtiger für das Vorankommen in der SAP-Karriere als jeder Titel oder jede Zertifizierung. Biber: „Der Wechsel in die zweite SAP-Position fällt wesentlich leichter. Mit ein bisschen Glück kann ein Bewerber dann bereits zwischen verschiedenen attraktiven Vertragsangeboten auswählen.“

Die Gehälter der IT-Führungskräfte 2014
An der Studie von Personalmarkt haben sich 54 IT-Unternehmen und Anwenderfirmen beteiligt, die insgesamt 1958 Gehaltsdatensätze geliefert haben. Weitere 14.296 Datensätze stammen aus Direktbefragungen von Fach- und Führungskräften. Insgesamt sind so 16.254 Datensätze in die Studie eingeflossen.
Gehalt ist auch eine Frage der Branche
Ob eine IT-Führungskraft in einem Systemhaus oder bei einem Autokonzern arbeitet, macht auf dem Gehaltszettel einen großen Unterschied. Sehen Sie, was die einzelnen Führungskräfte, vom Projektleiter über den Abteilungs- bis zum Gruppenleiter in den einzelnen Branchen verdienen.
IT-Projektleiter...
...bewegen sich in der Regel hierarchisch zwischen Abteilungs- und Gruppenleitern. In den letzten Jahren haben sie gehaltlich aber mächtig aufgeholt und verdienen nun oft mehr als Gruppenleiter.
...verdient ein...
...Projektleiter im Softwarehaus...
Im Vergleich zum Vorjahr stieg sein Einkommen um 2,8Prozent.
...erhält ein...
...Projektleiter im Systemhaus...
Im Vergleich zum Vorjahr stieg sein Einkommen nur um 1,3 Prozent.
...bekommt ein...
...Projektleiter in der Automobilindustrie...
Im Vergleich zum Vorjahr stieg sein Einkommen um 2,9 Prozent.
...verdient ein...
...Projektleiter in der Telekommunikation
Im Vergleich zum Vorjahr stieg sein Einkommen um 2,5 Prozent.
...erhält ein...
...Projektleiter in der Halbleiterindustrie...
DieHalbleiterindustrie gehört zu den Branchen, die IT-Fach- und IT-Führungskräfte überdurchschnittlich bezahlen.
...bekommt ein...
...Projektleiter in Banken.
Damit zeigt sich: Banken zahlen mit Abstand am besten.
Die Gehaltsaussichten von Gruppenleitern
Gruppenleiter sind die erste Hierarchiestufe in den Unternehmen. Die verdienstperspektiven in den einzelnen Branchen liegen zwischen 64.000 und 85.000 Euro.
...verdient ein...
...Gruppenleiter in der Bekleidungs- und Textilindustrie...
Sein Gehalt erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr nur um 1,1 Prozent.
...erhält ein...
...Gruppenleiter im Softwarehaus...
Im Vergleich zum Vorjahr verdiente er 2,4 Prozent mehr.
...bekommt ein...
...ein Gruppenleiter im IT-Systemhaus...
Hier fiel das Gehaltsplus mit 4,1 Prozent fast doppelt so hoch aus wie bei einem Gruppenleiter in einem Softwarehaus.
...verdient ein...
...ein Gruppenleiter in der Autoindustrie...
Damit erreicht er fast das Niveau wie der Projektleiter in der Autoindustrie (78.500 Euro)
...erhält ein...
...Gruppenleiter in der Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie...
Die Konsumgüterindustrie gehört zu den Branchen, die IT-Fach- und IT-Führungskräfte überdurchschnittlich bezahlen.
...bekommt ein...
...Gruppenleiter in der Halbleiterindustrie...
Damit verdient er knapp 5000 Euro im Jahr weniger als der IT-Projektleiter in der Halbleiterindustrie.
...verdient ein...
...Gruppenleiter in Banken.
Im Vergleich zum IT-Projektleiter in Banken muss er sich mit 14.000 Euro im Jahr weniger begnügen.
Die Gehälter der IT-Abteilungsleiter...
...bewegen sich laut Personalmarkt-Studie in einer Range von 99.000 bis 116.000 Euro im Jahr. Hier sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen nicht so groß.
...erhält ein...
...ein Abteilungsleiter in Softwarehäusern...
Im Vergleich zum Vorjahr stieg sein Einkommen um 2,4 Prozent.
...bekommt ein...
...ein Abteilungsleiter in der Telekommunikation.
Im Vergleich zum Vorjahr stieg sein Einkommen nur um 1,6 Prozent.
...verdient ein...
...ein Abteilungsleiter in der Halbleiterindustrie...
Sein Gehalt erhöhte sich um 3 Prozent.
...erhält ein...
...ein Abteilungsleiter im Systemhaus...
Die Gehaltssteigerung betrug hier 2,1 Prozent.
...bekommt ein...
...ein IT-Abteilungsleiter in der Autoindustrie...
Die Autoindustrie gehört zu den Branchen, die IT-Fach- und IT-Führungskräfte überdurchschnittlich bezahlen.
...verdient ..
...eine Abteilungsleiterin in Banken...
Ihr durchschnittliches Gehalt erhöhte sich moderat um 1,7 Prozent. In der Bankenwelt verdienen IT-Führungskräfte im Branchenvergleich am besten.
Der Karrieresprung zum IT-Bereichsleiter...
....zahlt sich in allen Branchen aus. IT-Bereichsleiter können ihr Gehalt fast verdoppeln und bewegen sich oft auf dem Niveau von IT-Vertriebsleitern in Unternehmen mit 1000 bis 5000 Mitarbeitern. Aber auch hier gibt es Ausnahmen.
...erhält ein...
...ein Bereichsleiter in Softwarehäusern...
Sein Bonus beträgt 44.000 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr stagnierte sein Einkommen. Er verdient gut 70.000 Euro mehr im Jahr als ein IT-Abteilungsleiter in einem Softwarehaus.
...bekommt ein...
...ein Bereichsleiter in der Telekommunikation...
Im Vergleich zum Vorjahr stieg sein Einkommen um 2,6 Prozent. Sein Bonus beträgt 43.800 Euro.
...verdient ein...
...ein Bereichsleiter in Systemhäusern...
Im Vergleich zum Vorjahr stieg sein Einkommen um 4 Prozent. Sein Bonus beträgt 51.000 Euro. Er verdient gut 90.000 Euro mehr im Jahr als ein IT-Abteilungsleiter im Systemhaus.
...erhält ein...
...ein IT-Bereichsleiter in der Automobilindustrie...
Mehr als ein Viertel seines Einkommens (57.250 Euro) sind variable Gehaltbestandteile. Er verdient 100.000 Euro mehr im Jahr als ein IT-Abteilungsleiter in der Autoindustrie.
...bekommt ein...
...ein Bereichsleiter in Banken...
Im Vergleich zum Vorjahr stieg sein Einkommen um 12 Prozent. Sein Bonus beträgt 55.000 Euro. Er verdient 150.000 Euro mehr im Jahr als ein IT-Abteilungsleiter in einer Bank.
Fazit von Tim Böger, Geschäftsführer von Personalmarkt:
"Die Bezüge der IT-Chefs sind weniger erfolgsabhängig und damit einplanbarer." Die Vergütungsstudie "IT-Funktionen 2013/2014" kann zum Preis von 599 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkostenpauschale über die Homepage von Personalmarkt bestellt werden.