Höhere Kosten, neue Prozesse

Studie - Die Folgen der neuen E-Bilanz

24.02.2013 von Werner Kurzlechner
Mit der E-Bilanz können oder müssen sich in Unternehmen auch Prozesse ändern. Dann sind neben Rechnungswesen und Steuerabteilung auch IT-Abteilungen betroffen. Viele Unternehmen verzichten auf Software-Käufe, so eine KPMG-Studie. Firmen, die hierfür Software anschaffen, entscheiden sich oftmals für reine Übermittlungslösungen.

Die elektronische Bilanz wird Pflicht: Spätestens für Wirtschaftsjahre mit Beginn nach Ende 2012 müssen den Steuerbehörden sogenannte E-Bilanzen im XBRL-Format (eXtensible Business Reporting Language) übermittelt werden. Trotz des engen Zeitfensters stellen die Wirtschaftsprüfer von KPMG in einer aktuellen Studie fest: "Die operative Agenda ist jedoch sehr unterschiedlich ausgeprägt."

Studienautor Sebastian Koch: "Die Mehrheit der Unternehmen sieht von einer Investition in Software ab."
Foto: KPMG

Knapp 500 deutsche Unternehmen außerhalb der DAX30-Kategorie, aber mit mindestens 100 Millionen Euro Jahresumsatz hat TNS Emnid im Auftrag von KPMG befragt. Die Studie zeigt, dass insbesondere bei den kleineren der befragten Firmen die Umstellung häufig erst noch bevorsteht. Zudem offenbart die Umfrage, dass die Firmen mit Mehrkosten wegen der E-Bilanz rechnen und dass auch die IT in durchaus hohem Maße von der verordneten Neuerung betroffen ist.

Prozessänderungen

Das beginnt damit, dass durch die E-Bilanz begleitende Prozessänderungen verursacht werden. 62 Prozent verorten diese in der Abteilung für das Rechnungswesen, 57 Prozent in der Steuerabteilung. 48 Prozent rechnen jedoch ebenso mit Auswirkungen auf die IT-Prozesse. Damit ist die IT eine von drei Abteilungen, auf die die E-Bilanz signifikante Auswirkungen hat.

So verteilen sich die Vorhaben der Firmen nach Firmengröße.
Foto: KPMG

Gleichwohl versuchen viele der befragten Firmen, durch die E-Bilanz bedingte Software-Investitionen zu umschiffen. "Die Mehrheit der Unternehmen sieht von einer Investition in Software ab", stellen die Studienautoren Sebastian Koch und Ralph Doll fest.

"Nach unserer Erfahrung werden in diesen Fällen regelmäßig die steuerlichen Berater mit der Erstellung und Übermittlung der E-Bilanz beauftragt", führen die Autoren weiter aus. Spezielle Software-Lösungen stelle eine Reihe unterschiedlicher Anbieter bereit - vom kleinen IT-Dienstleister bis hin zu den großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.

Wie viel Unternehmen für E-Bilanz-Software ausgeben wollen

Dennoch geben 60 Prozent der befragten Firmen an, auf den Erwerb von E-Bilanz-Software verzichten zu wollen. 34 Prozent haben demgegenüber bereits zugegriffen oder wollen das in absehbarer Zeit tun. "Dies gilt unabhängig von der Unternehmensgröße", heißt es dazu in der Studie.

Innerhalb dieser Gruppe ist der Anteil der Firmen, die weniger als 1000 Euro in eine Lösung investieren, gering. Die Hälfte der Unternehmen nimmt zwischen 1000 und 10.000 Euro in die Hand; 38 Prozent der Firmen mit mehr als einer Milliarde Euro Jahresumsatz budgetieren in diesem Rahmen. Über 20 Prozent der großen Mittelständler planen Software-Investitionen von mehr als 25.000 Euro. 44 Prozent der Firmen, die noch nicht mit der Umstellung begonnen haben, können die Kosten laut Studie derzeit nicht abschätzen.

60 Prozent der Firmen, die Software einkauften oder dies planen, entschieden sich laut Studie für pure E-Bilanz-Übermittlungslösungen. Ein Drittel dieser Firmen legt hingegen Wert auf zusätzliche Funktionalitäten - bei den größeren Unternehmen ist dies sogar in der Hälfte der Firmen der Fall.

Ein Zehntel strebt nach Verbesserung

"Bei etwa 10 Prozent der Unternehmen in Deutschland wird die E-Bilanz zum Anlass genommen, steuerliche Prozesse durch den Erwerb einer umfangreichen eigenen E-Bilanz-Softwarelösung zu verbessern", ergänzen die Autoren der Studie.

Besonders gefragt als zusätzliche Funktionalität ist die Steuerbilanzierung. Mehr als drei Viertel der Firmen mit vorhandenem Bedarf an erweiterten Lösungen wollen diese Funktionalität nicht missen. Für 60 Prozent dieser Unternehmen sind außerdem die elektronische Einreichung der Steuererklärung sowie Schnittstellen zu Vorsystemen wichtig. 56 Prozent legen laut Studie auf die Steuerdeklaration, mehr als 30 Prozent auf die automatisierte Ermittlung latenter Steuern wert.

Firmen erwarten steigende Kosten

Ziele der E-Bilanz sind aus Sicht des Gesetzgebers der Abbau von Bürokratie sowie Effizienz und Einsparung sowohl in der Finanzverwaltung als auch bei den betroffenen Unternehmen. "Die befragten Unternehmen sehen die E-Bilanz jedoch als finanzielle Belastung", heißt es im Fazit der Studie. "Kein Unternehmen erwartet sinkende Kosten."

Die Studie "Final Countdown - sind deutsche Unternehmen bereit für die E-Bilanz?" ist bei KPMG erhältlich. (mje)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO.