Gartner

Studie: Das Internet der Dinge wird das Rechenzentrum verändern

12.06.2014 von Thomas  Cloer
Bis 2020 werden 26 Milliarden Dinge am Internet of Things (IoT) hängen und damit für alle Aspekte des Rechenzentrums neuen Herausforderungen schaffen, sagt die Marktforschungs- und Beratungsfirma Gartner.

Produktanbieter und Dienstleister rund ums IdD (Internet der Dinge) dürften nach Schätzung von Gartner bis 2020 schrittweise einen Umsatz von mehr als 300 Milliarden Dollar erreicht haben, primär mit Services. "IdD-Deployments werde riesige Datenmengen erzeugen, die in Echtzeit verarbeitet und analysiert werden müssen", sagt der Gartner-Experte Fabrizio Biscotti. "Der Anteil der Real-Time-Verarbeitung großer Datenmengen an den Data-Center-Workloads wird steigen und die Anbieter vor neue Herausforderungen bei Sicherheit, Kapazität und Analytics stellen."

Storage-Management, Server und das Netz im Rechenzentrum seien neben Sicherheit und Daten besonders zentral, ergänzt der Gartner-Analyst Joe Skorupa, denn es stünden dabei Echtzeit-Geschäftsprozesse auf dem Spiel: "RZ-Manager werden in diesen Bereichen mehr vorausschauendes Capacity Management einsetzen müssen, um proaktiv den mit dem IdD einhergehenden Geschäftsprioritäten nachkommen zu können."

Wer haftet beim "Internet der Dinge“ -
Industrie 4.0 - auch eine Frage des Rechts
Wenn Maschinen die Fäden in die Hand nehmen und Entscheidungen für Menschen treffen, stellt sich automatisch die Frage nach dem juristischen Hintergrund. Hier ist noch vieles offen. Folgende Aspekte sollten Sie im Blick behalten.
1. Wer handelt im Internet der Dinge?
In unserer Rechtsordnung, ob im Zivilrecht, öffentlichen Recht oder Strafrecht, sind Handelnde und Zuordnungsträger von Rechten und Pflichten immer Menschen oder juristische Personen. Daran ändern auch M2M und IoT grundsätzlich nichts.
2. Vertragsabschluss durch Softwareagenten?
Was ist, wenn die Initiative zum Abschluss einer Online-Transaktion vollautomatisiert abläuft, also eine Maschine selbst den Bestellvorgang als Nutzer auslöst? Hier stellt sich die Frage, wie sich die Verantwortung für den konkreten Rechtsakt (die automatisierte Willenserklärung und der beidseitig rein elektronische, voll automatisierte Vertragsabschluss) zuordnen lässt. Er beruht ja ausschließlich auf einem zeitlich weit vorausgelagerten, abstrakten Programmiervorgang, einem Rechtssubjekt.
3. Unternehmensübergreifende M2M-Systeme brauchen Regeln
Werden komplexe M2M-Systeme unternehmensübergreifend aufgesetzt, kommt es nicht nur auf die technische Standardisierung, sondern auch auf die vereinbarten Nutzungsregeln an. Wie dürfen die Teilnehmer mit den Nutzungsergebnissen umgehen, und wie verhält es sich mit regulatorischer Compliance und Rechten Dritter, die der M2M-Nutzung entgegenstehen könnten (etwa Datenschutz, branchenspezifische Regulierung, Verletzung von Softwarepatenten oder sonstiger Rechte Dritter)?
4. Offene Fragen zu Logistik, Mobilität und Smart Home
Weitgehend ungeklärte Fragen lassen sich an M2M- und IoT-Beispielen zeigen:<br>Doch wem gehören die Daten?<br>Wie steht es um die Produkthaftung - wer ist Hersteller, und welche Regressketten bauen sich auf? <br>Wer haftet für Konnektivitätsausfälle?
5. Wer haftet in vernetzten Wertschöpfungsketten?
Wenn M2M der Schlüssel für vernetzte Wertschöpfungsprozesse ist, rückt automatisch auch die Frage der Haftung für mögliche Fehler und Ausfälle in den Vordergrund. Man wird zwischen der Haftung für fehlerhafte Datenquellen und Datenerzeugung einerseits und Fehlern in der Datenübermittlung andererseits unterscheiden müssen.
6. Unternehmen müssen Datenschutz im Blick behalten
Der Datenschutz ist über den weiten Begriff personenbezogener Daten, zu denen auch dynamische IP-Adressen gehören können, und die Möglichkeiten komplexer Datenauslese (Big Data) etwa in den Bereichen Mobilität, Energie und Smart Homes grundsätzlich immer im Blick zu halten. Es gilt sorgfältig zu prüfen und gegebenenfalls mit den Behörden abzustimmen, ob und wie er sich mit "informierter Einwilligung", Inter-essenabwägung und Auftragsdatenverarbeitung wahren lässt.

Angesichts der vielfältigen Herausforderungen am IdD-Horizont erwartet Gartner einen beschleunigten Wandel in Richtung Distributed Data Center Management, der gleichzeitig von Seiten der Anbieter effizientere System-Management-Plattformen erfordert. "Unternehmen werden gezwungen sein, Daten in mehreren verteilten Mini-Rechenzentren zu aggregieren, wo auch eine erste Verarbeitung erfolgen kann. Relevante Daten werden dann an einen zentralen Standort weitergeleitet", erwartet Skorupa. Der Trend, Applikationen zu zentralisieren, um Kosten zu senken und die Sicherheit zu erhöhen, sei inkompatibel mit dem IdD.(hal)