Nicht benötigte Hardware lässt sich unter Linux permanent oder vorübergehend manuell oder automatisch abschalten. Inwieweit die jeweiligen Komponenten das anbieten und beherrschen, müssen Sie selbst ausprobieren. Bei Erfolg ist der Effekt vielleicht nicht dramatisch, aber signifikant und messbar.
Linux spart Strom: Display/Monitor manuell abschalten
Hauptverbraucher auf dem Notebook ist ohne Frage das Display, das je nach Helligkeit 50 bis 60 Prozent des Gesamtverbrauchs verschuldet. Daher lohnt sich für kürzere Pausen, die kein Suspend to RAM oder Suspend to Disk verdienen, zumindest die Abschaltung des Monitors mit diesem Befehl:
xset dpms force off
Terminal-Nutzern genügt dafür vermutlich eine Alias-Abkürzung in der „.bashrc“; klickkomfortabel ist eine Desktop-Verknüpfung etwa mit dem Namen „Monitor-aus.desktop“ und mit dem Inhalt gemäß nebenstehender Abbildung.
Nachdem Sie die Datei mit einem Texteditor erstellt haben, muss die Verknüpfungsdatei im Terminal mit
sudo chmod +x Monitor-aus.desktop
ausführbar geschaltet werden. Danach genügt ein Doppelklick zum Ausschalten des Displays, eine Mausbewegung oder ein Tastendruck reaktiviert es sofort wieder.
Funknetzwerke mit Rfkill aus- und einschalten
Alle Notebooks erlauben es, den WLAN-Sender abzuschalten. Am einfachsten ist es, auf Notebooks die spezielle Funktionstaste zu verwenden – sofern vorhanden und sofern funktionstüchtig. Gleichbedeutend ist es, etwa im Infobereich unter Ubuntu den Netzwerk-Indikator rechts anzuklicken und danach den aktivierten Eintrag „Funknetzwerk aktivieren“. Auf dem gleichen Weg ist der WLAN-Adapter auch wieder schnell einzuschalten. Die Einsparung beim WLAN-Adapter ist nicht gravierend, aber mit etwa 0,5 Watt Differenz doch messbar.
Selbstverständlich gibt es auch Script-gesteuerte Möglichkeiten, WLAN und weitere Funknetze wie Bluetooth anzuschalten. Das Standardwerkzeug für Funknetze ist das Kommandozeilenprogramm Rfkill. Nach der Eingabe des Befehls
rfkill list all
im Terminal erhalten Sie den Status aller Sender (WLAN, Bluetooth, gegebenenfalls Wimax, GPS). Mit
rfkill block all
können Sie alle Funknetzgeräte mit einem Befehl ausschalten. rfkill list zeigt für die Geräte danach den Status „Soft blocked: yes“. Der umgekehrte Befehl mit dem Argument „unblock“ hebt die Software-seitige Abschaltung wieder auf. Statt des summarischen „all“ können Sie auch einzelne Komponenten gezielt ansprechen (etwa „wifi“ oder „bluetooth“):
rfkill block bluetooth
Sofern vorhanden, bringt das Abschalten des oft nicht benötigten Bluetooth-Geräts eine Einsparung von bis zu einem Watt und damit mehr als das Deaktivieren von WLAN.
Festplatten automatisch oder manuell abschalten
Ein Bereitschafts-Time-out inaktiver Festplatten erscheint weder in der Energieverwaltung von Ubuntu noch von Linux Mint. Das einschlägige Tool ist gnome-disks, das auf deutschem System als „Laufwerke“ erscheint. Unter der Zahnradschaltfläche „Weitere Aktionen“ rechts oben werden Sie unter „Laufwerkseinstellungen > Bereitschaft“ sowie „APM“ (Advanced Power Management) standardmäßig alles deaktiviert vorfinden („Aus“). Bei Festplatten, die solches nicht unterstützen, ist der Punkt „Laufwerkseinstellungen“ ausgegraut und inaktiv. Auf der Registerkarte „Bereitschaft“ können Sie einen Timer einstellen, wann sich eine inaktive Festplatte abschalten soll. Ob die betreffende Platte tatsächlich mitspielt, lässt sich mit
sudo hdparm –C /dev/sd[x]
zu einem Zeitpunkt überprüfen, an dem die Platte ruhen sollte. Eine laufende HDD ist „active/idle“, „standby“ zeigt ihre Bereitschaft, „sleeping“ ihren Schlafmodus und niedrigsten Energiezustand. Festplatten, die das unterstützen, können auch manuell über hdparm in den Standby- oder Schlafmodus geschickt werden:
sudo hdparm -y /dev/sd[x]
Schalter „-y“ löst den Standby-, Schalter „-Y“ den Sleep-Modus aus.
Der richtige Ort für automatische Abschaltung
Die prädestinierte Datei zum Deaktivieren von Hardware scheint „/etc/ rc.local“. Diese Script-Datei ist mit root-Rechten ausgestattet und wird global und vor der Benutzeranmeldung ausgeführt, sofern sie mit chmod +x /etc/rc.local ausführbar geschaltet wurde. Sie kann vor dem letzten Befehl „exit 0“ jeden Kommandozeilenbefehl ausführen, allerdings keine grafischen Programme.
Haken an dieser an sich eleganten Möglichkeit ist, dass bei der Benutzeranmeldung standardmäßig Geräte aktiviert werden und damit vorheriges Abschalten in der „rc.local“ ins Leere läuft. Hier kommt es auf den Versuch an. Im Allgemeinen ist es zuverlässiger, Geräte nach der Anmeldung auf Benutzerebene abzuschalten. Dies geht problemlos über „Startprogramme“ in Ubuntu (gnome-session-properties) und Linux Mint (cinnamon-sessionproperties), sofern der Befehl keine root-Rechte benötigt. Klicken Sie dort auf „Hinzufügen“, und geben Sie neben „Befehl“ das Kommando wie im Terminal ein – etwa rfkill block all. „Name“ und „Beschreibung“ sind frei wählbar. Schließen Sie die Aktion mit erneutem „Hinzufügen“ ab.
Komponenten im Bios deaktivieren
Wer eine Komponente wie den Ethernet-Adapter nie benötigt, weil ein Notebook ausschließlich per WLAN ins Netz geht, hat mit Software schlechte Karten. Aber es gibt ja auch noch die Option, das Gerät dauerhaft im Bios abzuschalten. Ein einschlägiger Kandidat ist etwa auch das meist störende Touchpad, sofern standardmäßig eine Maus bereitsteht. Die Abschalt-Variante im Bios ist im Prinzip die sicherste und nachhaltigste, jedoch bieten gerade Notebooks oft nur ein spartanisches Bios mit geringen Eingriffsmöglichkeiten. Die einschlägigen Stellen finden sich unter „Peripherals“, „Features“ gelegentlich auch etwas verirrt unter „Boot“.
Peripherie mit Steckerleiste abschalten
Bei stationären PC-Arbeitsplätzen mit diversen Peripheriegeräten (Monitore, Drucker, USB-Platten, Switch, Soundsystem, Lampen und so fort) kann eine einfache Steckerleiste mit Schalter nach abgeschlossener Sitzung alle Geräte vom Netz trennen. Noch deutlich komfortabler wird die Abschaltung der kompletten Peripherie mit einer Master-Slave-Steckerleiste.
Der PC ist am Master-Stecker angeschlossen: Liegt dort nach dem Herunterfahren des Rechners keine Spannung mehr an, so schaltet die Steckerleiste automatisch an allen weiteren Slave-Steckern die Stromversorgung ab – PC aus, alles aus. In der Regel bieten solche Steckerleisten auch noch ein, zwei permanente Anschlüsse, die unabhängig vom Master Strom liefern.
(PC-Welt/ad)