Storage: Die Top-10-Trends für 2006

27.12.2005 von Engelbert Hoermannsdorfer
Von Desktop-Lösungen wie eSATA bis hin zu Wide Area File Services reicht die Bandbreite der Storage-Themen für das Jahr 2006.

Im abgelaufenen Jahr wurden einige der prognostizierten Trends Realität. Serial Attached SCSI hielt seinen Einzug und wird im kommenden Jahr wohl endgültig seinen Durchbruch feiern. Stichworte wie Compliance und ILM stießen auf großes Interesse, insbesondere die Archivierungsvorschriften spielen hier eine entscheidende Rolle.

Auch wenn nicht alle Markteilnehmern gleichermaßen davon profitierten, der Storage-Markt verzeichnet hohe Wachstumsraten. So hat der Markt für Disk-Systeme in 2005 drei Quartale in Folge das Wachstum des Server-Markts übertroffen.

Bei einigen Trends handelt es sich um Updates der letztjährigen Aufstellung. Schließlich sind viele über die Jahreswechsel hinaus gültig. Trotzdem: Im sich wieder belebenden Storage-Markt werden die Auseinandersetzungen härter. Die Frontlinien im kommenden Jahr verlaufen an geringfügig anderer Stelle als 2005.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von speicherguide.de. Weitere Artikel uzum Thema finden Sie im „Jahresrückblick-Special“ von speicherguide.de, das Sie hier kostenlos als eBook im PDF-Format downloaden können.

Security & Storage: Es kommt zusammen, was zusammen gehört

Wer für Storage zuständig ist und Backup ordentlich betreibt, sorgt eigentlich defacto für sichere Daten. Aber was ist, wenn Hacker Dateien stehlen? Notebooks mit wertvollen Daten gestohlen werden oder verloren gehen? Backup-Tapes beim Transport in sichere Lagerstätten abhanden kommen?

Die neue Antwort darauf: Daten und Dateien gehören verschlüsselt. Trendsetter sind hier NetApp mit der Übernahme des Verschlüsselungsspezialisten Decru und Seagate sowie ExcelStor mit ihrer Kooperation mit dem Verschlüsselungsexperten der deutschen Utimaco.

CDP: Microsofts großer Wurf

Eigentlich ist es im Nachhinein fast unglaublich, dass für den Durchbruch einer Disk-to-Disk-Backup-Technologie mit dem Kürzel CDP (Continous Data Protection) erst der größte Software-Konzern auf den Plan gerufen werden musste.

Es setzen jetzt so viele Partnerunternehmen darauf, dass es wohl ein Megatrend wird. Am stärksten trifft der Microsoft-Vorstoß wohl Symantec/Veritas, die an einer ähnlichen Technologie arbeiteten, und deren Produkt-Launch des „Backup Exec 10d“ im parallelen Marketingwirbel des Gates- Konzerns und der Partnerunternehmen etwas unterging.

eSATA: seriell löst seriell ab

Noch letztes Jahr pochten wir darauf, dass die seriellen Schnittstellen SATA und SAS ihre parallelen Pendants massiv beerben werden. Die Ablösung frisst jetzt sogar ihre ihre Kinder: Mit eSATA wird sogar die populäre USB-Schnittstelle attackiert.

Bisher erst vereinzelt gesichtet, da extrem neu. Aber mit Seagate Technology steht der größte Festplattenhersteller dahinter, der schon so manchen Standard auf dem Markt etablierte.

Lightscribe: die Zeit war einfach (über-)reif

CD- und DVD-Brenner gibt es schon seit Jahren. Trotzdem dauerte es nachträglich betrachtet unglaublich lange, bis jemand auf die Idee kam, den in den Brennern eingesetzten Laser auch zum Beschriften der Rohlinge einzusetzen.

Etliche Drive-Hersteller, beispielsweise Hewlett Packard, konnten sich neu positionieren. Und die Medienhersteller sprangen auf, schließlich waren hier in einem heftigen Preiskrieg trotzdem ein paar Cent mehr zu holen

Managed Backup/Services: der Angriff der Telko-Carrier

Wir hatten es schon im letzten Jahr unter dem Begriff „IP-Storage“ avisiert, mittlerweile nimmt der Angriff der Telko-Carrier Gestalt an. Managed-Services für Backup und Storage im Allgemeinen werden landauf, landab geschnürt. Manchmal nur ganz simpler Online-Backup- Speicher für Small-Office-Home-Office- Anwender (SOHO) wie „Outback“ von der it workgroup oder „Online-Backup „ von der Telekom.

Oder schon deutlich höherwertige Backup-Dienstleistungen wie beispielsweise von Global Voice oder Interxion. Die ersten Großkonzerne positionieren sich. Iron Mountain übernahm 2004 Connected, und Ende 2005 wird das Dienstleistungsportfolio über die Akquisition von LiveVault sogar noch erweitert.

WAFS: SANs wachsen endlich zusammen

Wer SANs über ein WAN zusammenschließen wollte, stellte schnell fest: Dateisysteme wie das Common-Internet-File- System (CIFS) aus der Windows-Welt oder das Network-Files-System (NFS) in Unix-Umgebungen sind dafür nicht besonders geeignet.

Flugs erfand die Netzwerkbranche unter Federführung von Cisco die Wide-Area-File-Services (WAFS). Sie ermöglichen den Anwendern beim WAN-Zugriff auf Dateien eine LAN-ähnliche Geschwindigkeit. EMC kooperiert diesbezüglich bereits mit Cisco. Fujitsu Siemens Computers fasste die Vorlage von Cisco auf und stellte eine WAFS-Storage- Appliance für Windows-Umgebungen vor.

MAID: das etwas andere RAID

Kürzel für „Massive Array of Idle Disks“ steht. MAID selbst ist das Ergebnis einer Studie der University of Colorado. Vor allem geht es darum, dass preisgünstige SATA- Platten in einen Array in einen Stromsparmodus versetzt werden, der zum einen eine längere Lebensdauer der Laufwerke ermöglicht, und zugleich die Stromkosten drastisch senken soll.

Aufgegriffen wurde das Konzept bislang von Copan Systems und Nexsan Technologies. Weitere Nachfolger sind sehr wahrscheinlich.

DVR: Festplatten lösen das Videoband ab

Zum Aufnehmen von Fernsehsendungen im heimischen Wohnzimmer hat der analoge Videorekorder längst ausgedient. Festplattenrekorder (DVR – Digitaler Videorekorder) läuten auch in diesem Bereich das digitale Zeitalter ein.

Nachdem die DVD als vorbespieltes Filmmedium die Leih- und Kaufkassetten vollständig verdrängt hat, setzt sich auch für eigene Aufzeichnungen das digitale Medium durch. Media-Center-PCs stehen in den Startlöchern, der Durchbruch wird 2006 aber noch nicht gelingen.

Storage-Management: immer wieder neu

Eigentlich eine Standarddisziplin – möchte man meinen. Aber mit neuen Archivierungsvorschriften wie „Sarbanes Oxley-Act“ (SOX) oder dem hiesigen Mittelstandskiller „Basel II“ genügt es nicht mehr,bei mehr Speicherbedarf einfach ein paar Festplatten mehr oder ein weiteres Array anzuschließen.

Daten wollen sicher aufbewahrt, archiviert – und wieder gefunden werden. Falls jemand auf die Idee kommen sollte, Information-Lifecycle- Management (ILM) sei nur ein modernerer Aufguss von Storage-Management – da könnte durchaus etwas dran sein.

Perpendicular Recording: senkrecht geht’s besser

Toshiba darf die Ehre für sich vereinnahmen, 2005 die ersten Produktionsstückzahlen einer Festplatte mit der neuen Aufzeichnungstechnologie ausgeliefert zu haben, tecCHANNEL berichtete. Aber 2006 werden Seagate Technology und Hitachi Global Storage Technologies dazu stoßen.

Im Hause Seagate geht man sogar davon aus, dass für die konventionelle longitudinale Aufzeichnungstechnologie Ende 2006 „End of Life“ angesagt ist. Ganz so dramatisch sehen wir es zwar nicht, aber die TByte- Harddisk ist jetzt wohl nur noch ein paar Schritte entfernt.

Prognose 2005 im Reality Check

Was ist aus den Top-Storage-Trends für das Jahr 2005 geworden? Nachfolgend die damaligen Aussagen auf dem Prüfstand.

Die Top-Storage-Trends 2005 im Check

Aussage

Realität

Virtualisierung „Mythos oder Realität?“

Virtualisierung kommt mit Macht „könnte Killer-Applikation für ILM-Projekt werden“ - Echte ILM-Projekte bedingen mittlerweile Virtualisierung

ILM „vom Hype zum Trend“

ILM setzt sich immer mehr durch „erste Projekte und Produkte“ - Mittelstand ist nur sehr mühsam für ILM zu begeistern

Blu-Ray oder HD-DVD „Entscheidung wird 2005 noch nicht stattfinden“

Entscheidung fand nicht statt, wird wohl auch 2006 noch nicht stattfinden

iSCSI „der Durchbruch steht bevor“

Viele Produktneuvorstellungen „deutlich steigende Installationen“ - Marktrelevanz kommt aber langsamer als erwartet.

Storage-on-Demand „Bedarf oder Blase?“

Geschäft war und bleibt schwierig „evtl. erstmals eine adäquate Nachfrage“ - Virtualisierung ermöglicht allerdings erste Lösungsansätze

Tape „Totgesagte leben länger“

Generationswechsel bei allen marktrelevanten Formaten „besser denn je“ - Sun/StorageTek überraschte mit brandneuem T10000-Highend-Format

Microsoft „der neue Herausforderer“

Microsofts „System Center Data Protection Manager 2006“ (DPM) war kein Generalangriff „geht zum Generalangriff über“ - Das Gros der Backup-Zunft kann gut mit Microsoft leben

Compliance und ECM „die Storage-Treiber“

Archivierungsvorschriften wie beispielsweise der „Sarbanes Oxley-Act“ (SOX) greifen weiter um sich „Marktmitspieler müssen noch viel in Marketing investieren“ - EMC vervollständigt ECM-Portfolio mit Übernahme von Captiva Software

Serielle Schnittstellen „nach SATA kommt SAS“

SATA ist Standard, SAS holt massiv auf „mittelfristig eine sichere Wette“ eSATA will sogar USB ablösen

IP-Storage „die Telko-Carrier kommen“

Erste Managed-Backup-Services werden angeboten „Storage-Branche muss sich auf neue Mitbewerber einstellen“ - Anwender nur sehr mühsam dafür zu begeistern – noch

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