SR-1a: Erste Hilfe für Office 2000

11.10.2000 von THOMAS RIESKE 
Gravierende Fehler des amerikanischen Service Release für Office 2000 haben die deutsche Fassung mehrmals verzögert. Nun steht sie seit dem 16. Juni als SR-1a mit angeblich 628 behobenen Bugs auf dem Microsoft-Webservern.

Für Verwirrung dürfte bei vielen Kunden die Versionsnummer sorgen, da es für die deutsche Version von Office 2000 nie ein Service Release 1 (SR-1) gegeben hat. Leider ist die Bezeichnung auch bei Microsoft nicht konsistent, mal ist auf den deutschen Internetseiten des Softwareherstellers die Rede von SR-1, mal von SR-1a.

Neue Features sind im SR-1a nicht enthalten. Wer etwa auf PhotoDraw 2 spekuliert, sieht sich enttäuscht. Die neue Version des Zeichenprogramms wird erst in den Office 2000 SR-1a Premium-Paketen enthalten sein, die ab Mitte Juli in den Handel kommen. Mit der viel diskutierten Zwangsregistrierung mittels Office Registration Wizard müssen sich nur die Käufer in den USA und Kanada herumschlagen, hier zu Lande ist das Verfahren nicht geplant.

Der derzeitige Service Release steht also ganz im Zeichen der Fehlerkorrektur. Beeindruckende 628 behobene Bugs listet Microsoft im Office 2000 SR-1 Workbook auf. Neben der Fehlerkorrektur der Applikationen und dem optionalen Update auf den Internet Explorer 5.01, enthält das SR-1a die auch einzeln erhältlichen Sicherheitspatches für Excel (SYLK-Dateien) und Outlook (Worm.Explore.Zip-Viruswarnung). Keine Zeit blieb hingegen für das E-Mail-Sicherheitsupdate in Outlook. Dieses setzt ein installiertes SR-1a voraus und muss separat heruntergeladen werden.

Einer Tradition bleibt Microsoft weiterhin treu: Einmal aufgespielt, wird das Service Release integraler Bestandteil der Office-Software. Wer downgraden möchte, kommt um eine Deinstallation des gesamten Office nicht herum.

Update-Pfade

Das Service Release für Office 2000 stellt Microsoft wie für die Vorgängerversion kostenlos online zur Verfügung. Wer eine Lieferzeit von sechs bis acht Wochen in Kauf nimmt, kann den Patch auch auf CD bei Microsoft Direkt anfordern. Der Preis hierfür beträgt elf Mark inklusive Porto und Verpackung.

Für einen Einzelrechner eignet sich das Online Update am besten. Erstmals setzt Microsoft hierbei den Windows Installer ein, ein Hilfsprogramm, das selbstständig herausfinden soll, welche Office-Komponenten ein Facelifting erhalten sollen. Vor dem Update sollte der Anwender auf jeden Fall den Installer auf Version 1.1 updaten. Dies ist nur für Windows 9x sowie Windows NT erforderlich, Benutzer von Windows 2000 benötigen das Update nicht.

Dermaßen gewappnet, geht es an den eigentlichen Download des Service Release.

Die 134 KByte große Datei o2ksr1a.exe analysiert auf Grund der installierten Office-Komponenten, welche Patches notwendig sind. Auf diese Weise können zwischen 26 und 40 MByte zusammenkommen. Bei unserem Premium-Paket, das wir mit den Defaultoptionen installiert hatten, betrug der endgültige Downloadumfang knapp 27 MByte.

Für Administratoren, die in Firmen Hunderte von Rechnern betreuen, ist diese Vorgehensweise inakzeptabel. Speziell für diese Belange sieht Microsoft eine Aktualisierung über das Netzwerk vor. Leider steht für dieses Administrative Setup momentan nur die englische Version zur Verfügung, mit der ein Update des deutschen Office nicht möglich ist.

Offline-Installation

Wer das Service Release offline installieren will, benötigt zunächst die source.ini. Diese lässt sich aus der gepackten Datei o2ksr1a.exe extrahieren, die der Anwender ohnehin beim Online-Update erst einmal downloaden muss. Als Nächstes lädt man die source.ini in einen Editor. Der besseren Lesbarkeit halber sollte dieser den Unicode-Zeichensatz beherrschen. Notepad empfiehlt sich für diese Aufgabe nicht.

Der Schlüssel steckt im Abschnitt Patches. Eine typische Zeile lautet etwa:

{BD299CA2-1C97-11D4-AED6-00C04F022C53};

http://download.microsoft.com/download/office2000prem/

SP/1/WIN98/DE/data1.msp;CD1;28197888.

Neben einer eindeutigen ID für die Komponente finden sich hier auch die Pfade zu den erforderlichen Update-Dateien. Passt man die Verweise auf ein lokales Verzeichnis an und lädt die angegebenen Dateien dort hinein, funktioniert das Update auf SR-1a auch offline.

Der Downloadumfang ist mit knapp 56 MByte zwar nicht gerade klein. Dafür gehört aber das lästige Online-Update, das sonst für jedes nachinstallierte Office-Programm anfällt, der Vergangenheit an. Zumindest größere Firmen dürften gerne auf diese Lösung zurückgreifen.

Gefixte Applikations-Bugs

Das SR-1a behebt etliche Miss-Stände, die dem Anwender die tägliche Arbeit nicht gerade angenehmer machten. Hier einige Beispiele behobener Fehler:

Mehr Sicherheit für Outlook

Das E-Mail-Sicherheitsupdate, mit dem Attacken a la ILOVEYOU erschwert werden sollen, steht als separater Download für Outlook 98 und 2000 bereit. Outlook-Express-Benutzer schauen in die Röhre. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als auf ein Update für die Light-Variante des Mail- und Newsclients zu warten oder gleich auf Outlook umzusteigen.

Das 2030 KByte große Update für Outlook 2000 setzt zwingend ein installiertes Office 2000 Service Release 1a voraus. Genau wie dieses, verschmilzt es mit Office und lässt sich einzeln nicht mehr deinstallieren. Der Weg zurück führt nur über eine komplette Deinstallation der Bürosuite.

Die Installation des Sicherheitsupdates funktionierte bei unserem Test problemlos. Nach dem anschließenden obligatorischen Neustart verhindern die neuen Features auf zwei Leveln, dass der Benutzer bestimmte Dateien, die er als Mail-Attachments erhält, starten oder öffnen kann. Der Absender einer Mail mit "unsicherem" Attachment erhält die Warnung, dass Empfänger, die Outlook verwenden, diese Anlage wahrscheinlich nicht öffnen können.

In Level 1 finden sich "unsichere" Dateien wie EXE- oder VBS-Programme, auf die keinerlei Zugriff mehr möglich ist. Eine detaillierte Übersicht der betroffenen Dateitypen hat Microsoft auf seiner FAQ-Webseite zusammengestellt. Word-Dokumente und -Vorlagen stufen die Redmonder übrigens nicht als unsicher ein. Verdrängen also bald die "klassischen" Makroviren wieder die in Mode gekommenen Skriptwürmer?

Level-2-Attachments muss man vor dem Zugriff auf dem Datenträger abspeichern. Standardmäßig enthält die Liste der Dateitypen der Sicherheitsstufe 2 keine Einträge, diese müssen der Benutzer oder Systemadministrator erst hinzufügen. Alle übrigen Dateitypen gelten als sicher.

Probleme können sich durch die Interaktivität von anderen Anwendungen mit Outlook ergeben. So erscheint bei jeder Funktion zum Senden von Mails oder zum Zugriff auf das Adressbuch in Word, Powerpoint oder Access nun eine Warnmeldung. Welche Programme von dem Sicherheitsupdate betroffen sind, hat Microsoft auf einer eigenen Webseite zusammengetragen.

Fazit

Verglichen mit dem ersten US-Service-Release, das wir im März getestet haben, hat sich nun einiges zum Positiven gewendet. Das Online-Update funktioniert problemlos, sofern man Microsofts Rat beherzigt und vorher den Windows Installer auf die aktuelle Version updatet. Nicht gefundene oder auf Laufwerk A: vermutete Office-Dateien gehörten bei unserem aktuellen Test ebenfalls der Vergangenheit an.

Ärgerlich bleibt allerdings, dass Microsoft so vehement auf das Online-Update setzt. Dabei wäre es ein Leichtes, die erforderliche Datei zusätzlich zum Download anzubieten. Wer nicht für jede neu installierte Office-Komponente wieder ins Internet gehen und den erforderlichen Patch downloaden will, muss momentan zu einem Trick greifen und die Konfigurationsdatei source.ini anpassen.

Merkwürdig auch, warum das E-Mail-Sicherheitsupdate für Outlook nicht gleich im SR-1a integriert ist. Ob die neuen Features wirklich die nächsten groß angelegten Virenattacken im Stile von ILOVEYOU verhindern werden, ist fraglich. Wenn bei den standardmäßig als unsicher definierten Dateien Word-Dokumente und -vorlagen außen vor bleiben, ist nicht davon auszugehen. Allerhöchstens dürften die Attacken über die klassischen Makroviren einen erneuten Aufschwung erleben. Anwenderschulung und ein aktueller Virenscanner sind hier allemal effektiver. (tri)