Online-Werbung

Spurensuche: der Surf-Check

19.10.2014 von Arne Arnold
Wenn Sie eine Website besuchen, dann hinterlassen Sie eine Spur. Nicht nur bei dieser einen Seite, sondern meist gleich bei 20 bis 30 Seiten auf einen Schlag. Hier erfahren Sie, woher das kommt – und wie Sie es ändern können.

Die meisten kostenlosen Angebote im Internet finanzieren sich über Werbung. Diese erscheint mal größer, mal kleiner, mal dezent, mal nervig. Auch der Online-Auftritt von PC-WELT finanziert sich über Werbung. Denn auch bei uns lesen Sie die vielen Tipps und Ratgeber gratis. Manchmal wird eine bestimmte Werbung direkt bei uns gebucht, oft aber automatisch durch ein Werbenetzwerk belegt. Solche Werbenetzwerke möchten dem Besucher einer Website möglichst die Dinge anzeigen, die ihm gefallen könnten.

Das nennt sich personalisierte Werbung. Sie kennen das vielleicht: Sie interessieren sich für ein neues Fahrrad und haben über Google einige Websites von Fahrradhändlern besucht. Von da an werden Sie von Anzeigen für Fahrrädern auf allen möglichen Websites verfolgt. Genau das verstehen die Werbenetzwerke unter personalisierter Werbung. Das Ziel davon ist im Prinzip, alle Beteiligten glücklich zu machen. Der Besucher der Website findet die Werbung nicht nervig, sondern nützlich. Die Betreiber der Website können sich mit der Werbung finanzieren, und der Werbekunde bekommt einen Klick auf seine Anzeige.

Cookies: So funktioniert der Netzwerk-Trick

Die Werbenetzwerke können nur dann eine Anzeige auf einen Website-Besucher anpassen, wenn sie über ihn möglichst viele Informationen sammeln. Sie müssen wissen, dass er gestern auf www.google.de nach Fahrrädern gesucht hat, damit sie ihm heute auf www.pcwelt.de Werbung dazu zeigen können. Dieses Wissen sammeln sie über Cookies. Das sind kleine Textdateien, die eine Website standardmäßig jedem Besucher in den Speicherplatz des Internet-Browsers schreibt.

Auf dieser Website sehen Sie, welche News-Seiten wie viele Cookies von Werbenetzwerken und anderen Zählseiten laden. Der Spitzenreiter war zum Erstellungszeitpunkt der Webseite im Juni 2014 „Die Welt“ mit 59 Cookies.

In den Cookies steht meist nur, dass dieser Internet-Browser auf der aktuellen Website zu Besuch war. Damit ein Werbenetzwerk, etwa Doubleclick, von möglichst vielen besuchten Websites erfährt, verteilt es sein Cookie nicht nur auf seiner eigenen Seite, www.doubleclick.com, sondern auch auf jeder anderen Webseite – vorausgesetzt, die andere Seite hat einen Vertrag mit Doubleclick.

Nun sind etwa die meisten Magazin- und Nachrichtenseiten sehr an erfolgreicher Werbung auf ihren Websites interessiert und schließen deshalb einen Vertrag mit Doubleclick ab. Und gleichzeitig auch mit vielen andern Werbenetzwerk. Das ist der Grund, weshalb beim Besuch vieler Websites nicht nur ein Cookie gesetzt wird, sondern gleich 10, 20 oder gar bis zu 60 Cookies auf einmal.

So machen Sie die Cookies einer Website sichtbar

Einen ersten Eindruck von Cookies auf Nachrichtenseiten finden Sie über die Website http://newsreadsus.okfn.de. Diese Seite entstand im Rahmen einer Konferenz über Journalismus im Juni 2014. Die Seite zeigt, welche Cookies auf beliebten News-Seiten warten. Sie sehen auf dem Screenshot oben links die einzelnen Nachrichtenseiten, in der Mitte finden sich die Internetadressen der Cookies und rechts die Firmen, denen sie gehören. Spitzenreiter in diesem Test mit Stand vom Juni ist die Nachrichtenseite „Die Welt“ vom Springerkonzern mit 59 Cookies, gefolgt von „Faz.net“ (55 Cookies) und „Süddeutsche.de“ (47 Cookies).

Neben Cookies zählen die Entwickler dieser Seite übrigens auch sogenannte Tracking-Pixel. Das sind kleine Bilddateien, die von einer anderen als der besuchten Site geladen werden. Allerdings gehört bei Weitem nicht alles, was dort aufgeführt wird, auch zu einem Werbenetzwerk. Etliche der Cookies dienen auch nur zum Messen der Besucherzahl oder für ähnliche Aufgaben.

Wenn Sie bei einer Werbung dieses Info-Dreieck (rechts oben) sehen, dann können Sie darüber die Anzeige der Werbung steuern. Entweder lässt sich die Anzeige für das Produkt unterbinden oder gleich die komplette Personalisierung aussschalten.

Wenn Sie die Cookie-Verteilung von beliebigen Seiten selbst herausfinden möchten, dann geht das mit der Browser-Erweiterung Ghostery, die es für Chrome und Firefox gibt. Nach der In­stallation der Erweiterung ist ein Neustart des Browsers fällig. Anschließend finden Sie das Symbol von Ghostery oben neben der Adresszeile des Browsers. Sobald Sie nun eine Webseite besuchen, zeigt die Erweiterung die Zahl der ausgelieferten oder aktualisierten Cookies als Zahl an und listet deren Namen in einem eigenen Fenster auf.

Als wir im Juli 2014 den Test für unsere Website www.pcwelt.de machten, zeigte das Tool rund 20 Cookies an. Sie stammen, wie bei anderen Nachrichtenseiten auch, von Werbenetzwerken sowie von Zähl- und Analyseservern.

Die Browser-Erweiterung Lightbeam liefert eine grafische Auswertung über solche Seitenaufrufe. Sie analysiert, mit welchen Servern Sie Kontakt aufnehmen, wenn Sie nur eine einzige Website aufrufen. Das Ergebnis wird als dynamische Grafik angezeigt.

Bestimmte Werbung nicht mehr anzeigen lassen

Einige Werbenetzwerke bieten Ihnen die Möglichkeit, bestimmte Werbung auszuschalten. Zumindest erlauben sie das so lange, wie sie genügend andere Nutzer haben, denen sie diese eine Werbung zeigen können.

Augenfällig wird dieses System auf Youtube. Wer sich dort ein Video ansehen möchte, bekommt meist zunächst einen Werbeclip gezeigt. Doch diesen können Sie nach nur vier Sekunden mit einem Klick auf „Überspringen“ abschalten, damit das gewünschte Video startet. Youtube kann sich dieses Angebot des Wegklickens leisten, da es genügend Youtube-Nutzer gibt.

Allerdings gibt es den „Überspringen“-Knopf nicht bei jeder Youtube-Werbung. Youtube selbst äußerst sich nicht zu dem Grund. Wahrscheinlich ist aber, dass in diesem Fall der Werbekunde des Clips für eine bestimmte Anzahl an Videoübertragungen bis zu einem bestimmten Tag bezahlt hat. Haben gegen Ende des gebuchten Zeitraums noch nicht genügend Nutzer zugesehen, streicht Youtube die Wahlfreiheit und drückt das Werbevideo auf den Rechner der Nutzer durch.

Das Youtube-Prinzip für Videowerbung gibt es in ähnlicher, allerdings abgeschwächter Form auch auf vielen Websites: Erscheint dort in der Werbung der Adchoices-Knopf (ein kleines blaues Dreieck), dann können Sie darüber die Anzeige der Werbung steuern. Entweder lässt sich die Werbung für das angezeigte Produkt unterbinden oder gleich die komplette personalisierte Werbung ausschalten.

Abwägung: Vor- und Nachteile personalisierter Werbung

Auch das Werbenetzwerk von Microsoft liefert über seine Seiten sowie seine Partnerseiten personalisierte Werbung aus. Das können Sie auf http://choice.microsoft.com/de/opt-out deaktivieren.

Wenn Sie zum ersten Mal die Browser-Erweiterung Ghostery installiert haben, werden Sie wahrscheinlich überrascht sein, auf wie vielen Seiten immer dieselben Werbenetzwerke mit ihren Cookies warten. Dies abzustellen ist da meist der erste Impuls. Sie können aber auch für sich überprüfen, ob Sie passende Werbung tatsächlich etwas weniger nervig empfinden als beliebige Anzeigen. Denn auch wenn Sie die personalisierte Werbung abschalten, bekommen Sie immer noch Werbung angezeigt. Zudem ist das System der Cookies zunächst anonym. Ein Werbenetzwerk weiß nicht, dass Sie persönlich nach einem neuen Fahrrad gegoogelt haben, sondern nur, dass Ihr Browser die Suche gestartet hat. Einige Netzwerke ergänzen diese Infos um statistische Daten wie Altersgruppe und Geschlecht. Die Anonymität endet erst, wenn Sie über eine Werbeanzeige tatsächlich einen Kauf tätigen oder wenn Sie bei Seiten wie Amazon, Google oder Facebook eingeloggt sind und dann weitersurfen.

So geht’s: personalisierte Werbung abschalten

Alle großen Werbenetzwerke erlauben das Ausschalten der personalisierten Werbung. So geht’s bei einigen bekannten Netzwerken:

Google: Der Suchmaschinenriese spielt die meiste Werbung über Ad-Sense-Anzeigen aus. Sie deaktivieren die Personalisierung über www.pcwelt.de/sfxy. Sie müssen dafür nicht in Ihrem Google-Konto eingeloggt sein.

Microsoft: Auch der Windows-Hersteller liefert personalisierte Werbung für seine Anzeigenkunden aus. Schließlich hat Microsoft mit Bing genauso eine Suchmaschine wie Google. Mit www.msn.de hat die Firma zudem noch eine traditionsreiche Magazinseite. Möchten Sie das Microsoft-Tracking abschalten, geht das über http://choice.microsoft.com/de/opt-out.

Amazon: Wer sich bei Amazon einen bestimmten Artikel angesehen hat, wird anschließend von diesem Artikel per Amazon-Werbung auf einer Vielzahl von Webseiten verfolgt. Wollen Sie das generell abschalten, geht das über www.pcwelt.de/fp7x.

Facebook: Auch Facebook erspart Ihnen auf Wunsch die zugeschnittene Werbung. Klicken Sie auf das Einstellungssymbol rechts oben und dann auf „Werbeanzeigen -> Custom Audiences für Webseite und Handy-App -> Deaktivieren -> Abbestellen“. In Facebook können Sie auch jede einzelne Anzeige über das kleine x in der rechten oberen Ecke ausschalten.

Wichtig: In all diesen Fällen gilt die Deaktivierung der personalisierten Werbung nur für den Browser, in dem Sie das dem Werbenetzwerk mitgeteilt haben. Nutzen Sie etwa sowohl Chrome als auch Firefox und den IE, müssen Sie den Vorgang drei Mal wiederholen. Der Grund: „personalisiert“ heißt im System der Cookies ja nur, dass ein Werbenetzwerk diesen einen Browser wiedererkennt. Außerdem funktioniert das Deaktivieren bei einigen Anbietern nur, wenn Ihr Browser auch Cookies von Drittanbietern akzeptiert. Das ist etwa bei Microsoft der Fall. Der Grund dafür ist derselbe, weshalb Sie den Vorgang für jeden Browser wiederholen müssen.

Die Info, dass Sie keine personalisierte Werbung haben möchten, wird in Cookies abgelegt. Wenn Sie nun auf der Site http://choice.microsoft.com/de/opt-out personalisierte Werbung für das Microsoft-Netzwerk abschalten möchten, muss diese Seite Ihnen auch Cookies für www.bing.com, www.live.com oder www.msn.com setzen dürfen.

Cookies jetzt besser nicht löschen: Einige Anwender löschen regelmäßig ihre Cookies. Das beißt sich allerdings mit dem Deaktivieren der personalisierten Werbung. Denn wenn Sie das Cookie löschen, in dem steht, dass Sie diese Art Werbung nicht haben möchten, dann erfährt von diesem Wunsch auch niemand.

Wer es spartanisch mag: Cookies löschen, immer ausloggen

Beim Surfen hinterlassen Sie auch dann nur geringe Spuren im Netz, wenn Sie nach jedem Ausflug die Cookies in Ihren Browsern löschen und sich konsequent bei jedem genutzten Dienst wieder abmelden, etwa Amazon oder ein Forum. Dann allerdings verliert das Web doch spürbar an Komfort. Denn über Cookies werden eben nicht nur Werbeeinblendungen personalisiert, sondern auch viele nützliche Inhalte der besuchten Webseiten.

Möchten Sie dennoch regelmäßig Cookies löschen, geht das über die Einstellungen im Browser. Möchten Sie sich zuvor einen Eindruck darüber verschaffen, welche Cookies bereits auf Ihrer Festplatte gespeichert sind, hilft Nutzern des Internet Explorers das Tool IE Cookies View. Firefox-Anwender installieren die Browser-Erweiterung Advanced Cookie Manager. Chrome-Nutzer geben in die Adresszeile ihres Browser einfach chrome://settings/cookies ein, um sich alle Cookies anzeigen zu lassen. Aktuelle Browser löschen die gespeicherten Cookies zuverlässig. Möchten Sie aber tiefer in das Thema einsteigen und sich auch um Java-, Silverlight- und Flash-Cookies kümmern, finden Sie eine ausführliche Anleitung unter www.pcwelt.de/1360456.

Bremsklötze finden: So analysieren Sie eine Website

Werbung auf Webseiten können sich als echte Bremsklötze erweisen. Denn die Bilder und Animationen werden meist nicht von dem Server der Website selber geladen, sondern von einem anderen. Sollte eine Seite also mal ungewöhnlich lange brauchen, bis sie erscheint, liegt das vielleicht an der Werbung.

Die Netzwerkanalyse in Firefox und Chrome zeigt, welche Elemente einer Website nur langsam laden. So lassen sich Bremsklötze ausfindig machen.

So machen Sie den Speedtest: Wenn Sie Firefox nutzen, setzen Sie das Tool Netzwerkanalyse ein. Sie finden es über „Einstellungs-Symbol -> Entwickler-Tools à Netzwerkanalyse“. Es zeigt Ihnen alle Netzwerkanfragen beim Laden einer Seite an und verrät, wie lange jede Anfrage gedauert hat. Rufen Sie also die verdächtige Website auf, oder laden Sie sie mit der Taste F5 erneut.Wer den Browser Google Chrome einsetzt, findet das vergleichbare Tool über „Einstellungs-Symbol -> Tools-> Entwickler-Tools -> Network“. Wie im Screenshot oben zu sehen ist (bitte "Vergrößern" anklicken), laden die meisten Elemente dieser Seite innerhalb von wenigen Millisekunden. Der größte „Bremsklotz“ mit 1196 Millisekunden ist der Aufruf von „stags.bluekai.com“. Unterm Strich jedoch lädt auf dieser Seite alles recht flott.

(PC-Welt/ad)