Musik aus dem Web

Spotify & Co. über die Heimanlage streamen - mit Raspberry Pi

11.11.2015 von Stephan Lamprecht
Sie wollen auf einer älteren Musikanlage Streams aus dem Internet abspielen? Mit dem Raspberry Pi, passenden Kabeln und einer kostenlosen Software funktioniert das ganz einfach.

In vielen Haushalten haben Streaming-Dienste wie Spotify bereits den Musikkonsum verändert. Statt auf Audio-CD oder Festplatte liegen Musiksammlung und Play-Listen zentral in der Cloud und werden im Browser oder mit einem Smartphone abgerufen. Die Pi Musicbox verwandelt den Raspberry Pi in einen Streaming-Client, den Sie direkt mit Lautsprechern oder dem Verstärker Ihrer Musikanlage verbinden. Spotify, Last.fm oder Google Music – alles kein Problem für die durchdachte Software, die Sie per Browser konfigurieren und bedienen. Voraussetzung dafür ist, dass sich Raspberry und der Client, mit dem Sie die Software steuern, im gleichen Netzwerk befinden.

Vorbereitung: Raspberry Pi und Software für Streaming

Ein Raspberry Pi der ersten Generation genügt, aber es auf jeden Fall eine Überlegung wert, die aktuelle Version 2 zu verwenden. Sie benötigen ferner für die Pi Musicbox eine SD-Karte mit mindestens zwei GB Speicherplatz – je nach eingesetztem Raspberry im SD- oder Micro-SD-Format. Da Sie Pi Musicbox mit Ihrem Linux-System bestücken werden, brauchen Sie unter Umständen einen SD-Adapter. Die meisten jüngeren PCs und Notebooks besitzen aber standardmäßig einen Einschub. Außerdem müssen Sie ein passendes Anschlusskabel besorgen, um den 3,5-Millimeter-Ausgang des Kleinstrechners mit Ihrer Musikanlage zu verbinden. Unterm Strich genießen Sie für Materialkosten, die weit unter 100 Euro liegen, sowohl Internet-Streams wie Ihre lokale Musiksammlung im gesamten Heim und auf allen Geräten, die sich mit dem Pi verbinden lassen.

Laden Sie sich die kostenlose Software Pi Musicbox herunter und klicken Sie doppelt auf das heruntergeladene Archiv. Es enthält eine Datei mit der Endung „.img“, die Sie in einen beliebigen Ordner entpacken.

Sie nutzen Spotify-Premium? Dann greifen Sie über die Raspberry Musicbox direkt auf Ihre Pla-Listen zu.

Für die weiteren Arbeitsschritte verwenden Sie das Terminal. Arbeiten Sie sorgfältig, um Datenverluste an Ihrem System auszuschließen, da Sie ein Kommando einsetzen werden, mit dem Sie auch die Festplatte des Systems formatieren könnten. Geben Sie im Terminal den Befehl

df –h

ein. „df“ meldet alle eingehängten Datenträger. Schieben Sie dann die SD-Speicherkarte ein, und wiederholen Sie das Kommando. In der Liste wird nun ein neuer Eintrag für die Speicherkarte auftauchen, zum Beispiel „/dev/sdb1“. Die Zahl bezieht sich auf eine Partition. Es können also durchaus mehrere Einträge auftauchen, falls auf der Karte mehrere Partitionen enthalten sind. Diese Partitionen müssen Sie zuerst aus dem System aushängen:

umount /dev/sdb1

Falls weitere Partitionen gefunden wurden, müssen Sie diese ebenfalls aushängen. Jetzt kopieren Sie die IMG-Datei auf den Datenträger. Da Sie den gesamten Datenträger nutzen und die Partitionen entfernen wollen, geben Sie im nachfolgenden Kommando den Datenträger ohne Partitionsziffern ein (Beispiel):

sudo dd bs=4M if=/home/sla/musicbox.6RC.img of=/dev/sdb

Pfade und Dateinamen passen Sie auf Ihre Situation an. Das Kopieren dauert eine Weile. Eine grafische Rückmeldung erhalten Sie von dd nicht. Warten Sie darauf, dass die LEDs des Systems keine Rückmeldung mehr geben. Oder Sie starten ein neues Terminal und geben den Befehl

pkill -USR1 -n -x dd

ein. Jetzt erhalten Sie in Ihrem ersten Fenster einen Wert zurück, wie weit das Kopieren fortgeschritten ist.

Pi Musicbox zum Streamen konfigurieren

Pi Musicbox ist so konzipiert, dass der Anwender alle Funktionen über das Netzwerk steuert. Nutzen Sie den Raspberry mit einem WLAN-Dongle, ist es notwendig, die Zugangsdaten zum Netzwerk zu hinterlegen. Im Ordner „config“ auf der Speicherkarte öffnen Sie mit Doppelklick die Datei „settings.ini“. Suchen Sie dort nach dem Abschnitt „Network Setting“, und tragen Sie den Namen und den Sicherheitsschlüssel für das Netzwerk ein. Pi Musicbox unterstützt keine offenen Netzwerke und nur WPA-Schlüssel.

Wichtige Optionen wie den WLAN-Schlüssel hinterlegen Sie vor dem ersten Systemstart in der Einstellungsdatei.

In der genannten Datei werden auch die Zugangsdaten zu den verschiedenen Streaming-Diensten hinterlegt. Um etwa Spotify zu verwenden, aktivieren Sie den Zugang zunächst dadurch, dass Sie den Wert für „enabled“ nach „true“ ändern. Darunter hinterlegen Sie Ihren Benutzernamen und das Passwort. Derzeit unterstützt Pi Musicbox ausschließlich Spotify-Premium-Zugänge. Speichern und schließen Sie die Datei, und entnehmen Sie die Speicherkarte. Hat sich das System erfolgreich mit Ihrem lokalen Netzwerk verbunden, können Sie viele Optionen bequemer mit dem Browser ändern.

Nachdem Sie die Zugangsdaten zu Ihren Streaming-Diensten hinterlegt haben, nehmen Sie das System in Betrieb. Setzen Sie die Speicherkarte in den Raspberry ein, und verbinden Sie alle Anschlusskabel. Einen Monitor benötigen Sie nicht. Starten Sie den Rechner, in dem Sie den Micro-USB-Anschluss mit Strom versorgen. Starten Sie auf einem beliebigen anderen Rechner (oder einem Smartphone) einen Browser. Wichtig ist lediglich, dass sich der Raspberry und das Gerät im gleichen Netzwerk befinden. Geben Sie in der Browser-Adresszeile „http://musicbox.local/“ ein. Ist das System hochgefahren, werden Sie von der Benutzeroberfläche begrüßt. Hier wechseln Sie zwischen den verschiedenen Streaming-Anbietern wie Spotify, Youtube oder Last.fm und rufen Ihre Play-Listen ab. Auch die fundamentalen Optionen der Installation erreichen Sie hier – über den Menüpunkt „Einstellungen“. Nutzen Sie dort den Eintrag „System“, um den Mini-Server bei Bedarf herunterzufahren; dies ist generell besser, als das System einfach über den Netzstecker auszuschalten.

In den Optionen von Pi Musicbox richten Sie auch Freigaben ein. Deaktivieren Sie besser den automatischen Scan, um lange Wartezeiten beim Booten zu vermeiden.

In der Kategorie „Settings“ (natürlich auch in der Einstellungsdatei „settings.ini“) sind die Optionen untergebracht, um auf bereits im Netzwerk vorhandene Musiktitel zugreifen zu können. Klicken Sie dazu auf „Music files“, und geben Sie dort eine Windows-Freigabe oder einen NAS-Ordner an.

Verwenden Sie am besten die IP-Adresse zum Speicherort (etwa „//192.168.1.101/music“), außerdem den Benutzernamen sowie das Passwort. Speichern Sie die Einstellung, und starten Sie das System neu. Während des Neustarts wird die Freigabe nach Musiktiteln untersucht. Dieser Vorgang kann je nach Umfang der Musiksammlung lange dauern.

Deswegen ist es ratsam, die Option „Scan Music Files“ zu deaktivieren, sofern sich nicht in regelmäßigen Abständen große Änderungen an der Sammlung ergeben. In der Rubrik „Musicbox“ nutzen Sie den Raspberry optional auch als Ziel für Apples Airplay. Spielen Sie also gerade ein Stück aus Ihrer iTunes-Bibliothek auf einem iPad, iPhone oder einem Apple-Rechner ab, leiten Sie auf Wunsch die Tonausgabe auf die Musicbox um.

(PC-Welt/ad)