Speicher im Griff

16.08.2002
Das Management von Speichernetzen wird komplexer. Der "SANavigator 3.0" von McData hilft dem Systemverwalter, indem er zahlreiche Aufgaben des täglichen Betriebs erleichtert.

Von: DIRK PELZER

Mangelnde Standards und zahllose proprietäre Programmierschnittstellen (APIs) erschweren den Anbietern von Management-Software für Storage Area Networks (SAN) das Leben. Insbesondere Funktionen wie das selbstständige Auffinden von Geräten in einem SAN (Auto Discovery) oder die Administration unterschiedlicher Systeme von einer zentralen Stelle aus sind komplexe Aufgaben, die der Switch-Spezialist McData mit der Software "SANavigator" bewältigen will. Die aktuelle Version 3.0, die unter Windows und verschiedenen Unix-Derivaten läuft, unterstützt neben den hauseigenen Fibre-Channel-Switches auch zahlreiche Modelle der Mitbewerber Brocade, Inrange, Qlogic und Vixel. Zudem lässt sich die Software mit zahlreichen Plattensubsystemen, Bandlaufwerken, Host-Bus-Adaptern (HBA) und Fibre-Channel/SCSI-Bridges nutzen. Eine vollständige Liste steht im Internet unter http://www.sanavigator.com/services/support/compatibility.pdf zur Verfügung. Das Management des SAN kann entweder "Inband", also direkt über Fibre Channel (FC), oder "Out-of-Band" durch SNMP-Kommandos erfolgen. Für das Inband-Management sind allerdings spezielle Fibre-Channel-HBAs und Treiber erforderlich, welche über eine von der Storage Networking Industry Association (SNIA) definierte Programmierschnittstelle verfügen. Ausgewählte HBAs der Firmen Emulex, JNI und Qlogic sind damit bereits ausgestattet. Beim Out-of-Band-Management fragt der SANavigator per Ethernet und SNMP die Einträge der Fibre Alliance MIB (Management Information Base) ab, die mittlerweile von nahezu allen FC-Switch-Herstellern unterstützt wird.

Spürhund im SAN

Anhand der beim Auto Discovery ermittelten Daten erzeugt SANavigator eine Abbildung des SAN, aus der detailliert hervorgeht, wie die SAN-Komponenten miteinander verbunden sind. Zudem sind für jedes SAN-Gerät bestimmte Eigenschaften wie World-Wide-Name, IP-Adresse oder Herstellername abrufbar. Welche Angaben der SANavigator hierbei automatisch findet und anzeigt, ist allerdings stark geräte- und herstellerabhängig. Die beim Auto Discovery erfassten Informationen stellt der SANavigator nicht nur grafisch dar, sondern listet sie übersichtlich in einer Tabelle auf. Dort kann der Systemverwalter zudem noch Zusatzinformationen beispielsweise über die Kosten einer Komponente hinterlegen. Eine komfortable Suchfunktion erleichtert das Auffinden beliebiger Einträge. Alle Daten lassen sich in eine Datei oder eine MySQL-Datenbank exportieren. Weiterhin stehen umfangreiche Reports zur Verfügung, deren Erstellung über Policys automatisiert werden kann. Für Erweiterungen des SAN bietet SANavigator außerdem ein Planungs-Tool, das auch Kosten kalkulieren kann.

Auf Wunsch stellt der SANavigator die Kommunikationsflüsse zwischen den einzelnen SAN-Geräten dar und zeigt farblich an, in welcher Größenordnung sich die Auslastung der jeweiligen Verbindung bewegt. Damit lassen sich etwaige Flaschenhälse im SAN auf einen Blick identifizieren. Ein Werkzeug, das Performance-Daten über einen längeren Zeitraum hinweg aufzeichnet und darstellt, ergänzt diese Funktion. Performancewerte wie die prozentuale Auslastung eines Switchports sind hierbei ebenso sichtbar wie absolute Datendurchsätze. Eine optionale Trendfunktion errechnet, wann ein bestimmter Parameter einen Schwellwert überschreitet und informiert das Betriebspersonal.

Für das Zoning von FC-Switches bietet der SANavigator eine einheitliche Bedienoberfläche für Geräte unterschiedlicher Hersteller. Die mit den jeweiligen FC-Switches gelieferten Konfigurationswerkzeuge kann SANavigator für jedes Gerät starten. Über Plug-Ins ist SANavigator auch in Management-Frameworks integrierbar.

Im Testlabor

Das SAN unseres Testlabors bestand aus zwei Serversystemen von Dell beziehungsweise Compaq. Im Compaq-Server hatten wir den 2-GBit/s-Fibre-Channel-HBA "AFC-9210LP" von Adaptec installiert, im Dell-Servern einen "JNI 6460", ebenfalls in 2-GBit/s-Technik. Auf den Rechnern lief jeweils die Server-Version von Windows 2000 mit Service Pack 2. Als Storage-Subsystem diente ein Fibre-Channel-Raid-System "3100F" von nStor. Der in 1-GBit/s-Technologie ausgeführte Speicher war mit einem "FFx"-Raid-Controller von Mylex und acht 36-GByte-FC-Platten ausgestattet. Als Switch kam ein "Brocade Silkworm 3200" mit acht 2-GBit/s-FC-Ports zum Einsatz. Alle Fibre-Channel-Komponenten waren mit den neuesten Firmware- und Treiberständen versehen.

Mit einer problemlosen Installation meisterte SANavigator die erste Hürde mit Bravour. Kleinere Schwierigkeiten traten jedoch beim anschließenden Auto Discovery auf. Weder über den HBA von Adaptec noch über den JNI-Adapter funktionierte die In-Band-Discovery. Stattdessen schickte SANavigator Broadcasts an das lokale Subnetz und versuchte per SNMP an die notwendigen Informationen zu gelangen.

Da sich der Brocade-Switch im selben Subnetz befand, konnte die Software dessen Fibre Alliance MIB auslesen und auf diesem Weg die am Switch angeschlossenen Geräte darstellen. Ohne Inband-Unterstützung stehen aber eine Reihe interessanter Informationen über das SAN nicht zur Verfügung, beispielsweise über die Logical Unit Numbers (LUN) in den Speichersubsystemen.

Der von uns verwendete JNI-HBA hätte laut Kompatibilitätsliste zwar In-Band-Management unterstützen müssen, tat dies jedoch zunächst nicht. Hierfür mussten wir von der JNI-Homepage die SNIA HBA Library for Windows herunterladen und installieren. Diese stellte die erforderlichen API-Funktionen für den SANavigator bereit. Damit waren wir in der Lage, auf die LUN-Ebene des nStor-Raid-Systems zu blicken. Als nächstes nahmen wir das herstellerunabhängige Zoning unter die Lupe. Eine von uns vorab eingerichtete Zone auf dem Silkworm 3200 erkannte der SANavigator auf Anhieb. Wir hatten auch keine Mühe diese außer Kraft zu setzen, zu modifizieren und erneut zu aktivieren. Bei der Einrichtung einer neuen Zone fiel uns jedoch auf, dass der SANavigator nicht anzeigte, an welchen Ports des Switches die HBAs beziehungsweise der Speicher angeschlossen waren, was die Konfiguration einer neuen Zone erschwerte. Dabei hätte der SANavigator diese Informationen eigentlich haben müssen, denn er zeigte die Portaufteilung grafisch korrekt an.

Die übrigen von uns getesteten Funktionen wie das Planungs-Tool, die grafische Darstellung des SAN und das Reporting funktionierten auf Anhieb und waren problemlos zu bedienen. Als störend empfanden wir jedoch, dass der SANavigator nicht als Windows-2000-Dienst implementiert ist. Das hat zur Folge, dass ständig ein Benutzer angemeldet sein muss, damit die Software funktioniert.

Abgesehen von den kleinen Schwächen bei der Einrichtung von Zonen präsentierte sich der SANavigator als handliches und nützliches Werkzeug. Positiv hervorzuheben sind die einfache Bediendung sowie die umfangreichen Möglichkeiten der Performance-Analyse sowie des Planungs-Tools. (cl)

Zur Person

DIPL.-ING DIRK PELZER

arbeitet als freier Consultant und Journalist in München. Er ist NetworkWorld-Testpartner und betreibt das Storage-Labor der NetworkWorld.

Technische Daten

Sanavigator 3.0

Hersteller:

McData

www.mcdata.com

Preis (pro Port und abhängig von der Größe des SANs)

"SANavigator": 120 bis 195 Dollar

"Planning Module": 4995 Dollar (nicht Port-abhängig)

Technische Daten:

SAN-Managementsoftware mit Unterstützung für Windows NT/2000, Solaris 7/8, HP-UX ab 11, IBM AIX ab 4.3.3, Red Hat Linux ab 7.0

Testergebnis:

+ Auto-Discovery für unterschiedliche SAN-Komponenten

+ Herstellerunabhängige Konfiguration von Zonen

+ Zahlreiche Reporting- und Analysefunktionen

+ Gutes Planungs-Tool

+ Einfache Bedienung

- Unter Windows 2000 nicht als Dienst implementiert

- Fehlende Informationen über die Switch-Port-Belegung erschweren das Einrichten von Zonen