Spaltung des Internets: UnifiedRoot führt freie Wahl bei Top Level Domain-Namen ein

28.11.2005
Der niederländische Domain-Registrar UnifiedRoot bietet ab sofort Domain-Namen an, die mit einem beliebigen Wort nach dem Punkt enden. Doch nicht alle Name-Server werden diese Namen in eine IP-Adresse auflösen können. Damit droht eine Spaltung des Internets.

Das niederländische Unternehmen UnifiedRoot hat eine neue Generation von Domain-Namen eingeführt. Internet-Adressen können nun ohne die gängigen Silben wie .com, .net, .org oder Länderkürzel registriert werden. Für rund 850 Euro und eine jährliche Gebühr von etwa 200 Euro kann man eine Top Level Domain (TLD) mit dem Firmennamen oder einem beliebigen Wort nach dem Punkt anmelden.

Der wesentliche Vorteil des neuen Adressierungssystems bestünde laut UnifiedRoot darin, dass ein Unternehmen seine Website nicht mehr unter verschiedenen Top Level Domains wie den einzelnen Ländercodes registrieren müsse, um sicherzugehen, dass die Kunden die Website finden. UnifiedRoot hat das Angebot vergangene Woche gestartet. "Wir hatten bereits mehrere Tausend Registrierungen an einem einzigen Tag", sagt Geschäftsführer Erik Seeboldt.

Um die Domain-Namen in IP-Adressen umzusetzen, hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Amsterdam ein weltweites Root-Server-Netz mit 13 Internet Domain Name System (DNS)-Master-Root-Servern aufgebaut. Um mit den neuen Adressen arbeiten zu können, ist es nötig, einen der DNS-Server von UnifiedRoot mit in seine Netzwerkkonfiguration aufzunehmen. Als Alternative schlägt der Anbieter vor, seinen Internet-Provider zu drängen, die Name-Server von UnifiedRoot automatisch miteinzubinden.

ICANN kritisiert alternative Rootserver

Kritiker des neuen Adresssystems, allen voran die kalifornische "Internet Corporation for Assigned Names and Numbers" (ICANN), befürchten, dass alternative Root-Server zu neuen Internet-Routen führen und die Stabilität der Verbindungen gefährden. Zudem dürften viele Systeme die Adressen nicht in die nötige IP-Adresse auflösen können. Die Internet-Aufsichtsorganisation ICANN, die dem US-Handelsministerium untersteht, betreibt bisher alle Root-Server, die den Datenverkehr im Internet abwickeln. Bislang bestimmt die ICANN daher auch, welche Top Level Domains gültig sind.

Bei dem UN-Internet-Gipfel in Tunis wurde die Dominanz der ICANN kürzlich von zahlreichen Staaten kritisiert. "Alternative Root-Server sind eine sinnvolle Kontrolle der ICANN", meint Jon Weinberg, ein Mitglied der ICANN-kritischen Plattform ICANNwatch.

Mehr zum Thema DNS und der amerikanischen Kontrolle der Root-Server lesen Sie in unserem Grundlagenbeitrag Domain Name System. (uka/ala)

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