Dynamic Memory und RemoteFX

SP1 für Windows Server 2008 R2 und Windows 7

22.02.2011 von Thomas Joos
Mit dem Service Pack 1 für Windows Server 2008 R2 und Windows 7 bietet Microsoft eine erste Aktualisierung seiner jüngsten Betriebssysteme an. Für Windows Server 2008 R2 bringt das SP1 die neuen Funktionen RemoteFX und Dynamic Memory mit, für Windows 7 bleibt es bei einer reinen Patch-Sammlung.

Für Windows 7 sind im Service Pack 1 keinerlei neuen Funktionen enthalten, sondern nur alle gesammelten Patches seit dem Erscheinungsdatum des Betriebssystems. Im folgenden Beitrag gehen wir deshalb vorrangig auf die Funktionen für Windows Server 2008 R2 ein. Wer das SP1 auf Windows Server 2008 R2 installiert, erhält die beiden Funktionen RemoteFX und Dynamic Memory. Dynamic Memory verbessert die Speicherzuordnung für virtuelle Hyper-V-Maschinen. RemoteFX bringt 3-D- und Aero-Effekte auch in Remote-Desktop-Sitzungen, zum Beispiel für virtuelle Windows-7-Computer. Beide Neuerungen liegen im Bereich der Virtualisierungslösung Hyper-V.

Service Pack 1 testen

Die Installation des SP1 ist recht einfach: Sie müssen lediglich die ISO-Datei auf DVD brennen oder als ISO mounten. Alternativ laden Sie die ausführbaren Dateien im Download-Center herunter. Zur Installation starten Sie die Setup-Datei; sie erkennt automatisch, ob Sie das SP1 auf Windows 7 oder Windows Server 2008 R2 installieren. Danach folgen Sie dem Assistenten und starten die Installation. Sie können auch Testversionen von Windows 7 oder Windows Server 2008 R2 auf das SP1 aktualisieren, allerdings nur RTM-Versionen, keine Beta- oder RC-Versionen. Die Installation ist auch auf Servern mit Hyper-V-Server 2008 R2 und SBS 2011 möglich.

In dem Video werden die neuen Funktionen Dynamic Memory und RemoteFX des Service Pack 1 von Windows Server 2008 R2 eingehend vorgestellt. Dieses und weitere Videos zum Thema finden Sie bei Microsoft TechNet.

Wenn Sie das SP1 installieren, sollten Sie vorher zunächst über Windows Update den Computer auf den aktuellen Stand bringen. Bevor Sie das SP1 auf einem Server mit Hyper-V installieren, müssen Sie alle virtuellen Maschinen ausschalten - eine Speicherung wird nicht unterstützt, vielmehr müssen die virtuellen Maschinen komplett heruntergefahren sein. Das liegt daran, dass das SP1 vor allem Hyper-V-Verbesserungen enthält. Die Installation kann durchaus bis zu 30 Minuten oder länger dauern.

Bildergalerie:
SP1 für Windows Server 2008 R2 und Windows 7
Das Service Pack 1 unter Windows 7 installieren.
SP1 für Windows Server 2008 R2 und Windows 7
Die Installation des SP1 unter Windows Server 2008 R2.
SP1 für Windows Server 2008 R2 und Windows 7
Ablauf der Installation von SP1 unter Windows Server 2008 R2.
SP1 für Windows Server 2008 R2 und Windows 7
Abschluss der Installation des SP1 auf Windows 7
SP1 für Windows Server 2008 R2 und Windows 7
Fertigstellung der Installation des Service Pack 1 unter Windows Server 2008 R2.
SP1 für Windows Server 2008 R2 und Windows 7
Anzeigen des installierten Service Packs in Windows 7.
SP1 für Windows Server 2008 R2 und Windows 7
Dementsprechend sieht das Ganze in Windows Server 2008 R2 aus.

Nach der Installation meldet das SP1 Vollzug. Je nach den bereits vorhandenen Patches kann es sein, dass während des Setup mehrere Male der Computer neu gestartet wird. Danach sehen Sie in den Eigenschaften von Computer den neuen Versionsstand. Außerdem finden Sie in der Ereignisanzeige im Protokoll Installation die erfolgreiche Installation des Pakets KB976932. Hier sollte ebenfalls kein Fehler erscheinen.

Service Pack 1 deinstallieren

Zusätzlich taucht das SP1 in den installierten Patches auf dem Computer auf. Wenn Sie die Beta- oder RC-Version des SP1 einsetzen, können Sie diese deinstallieren. Das ist vor allem dann notwendig, wenn Sie die finale Version installieren, da diese keine Aktualisierung von der Beta-Version zulässt. Die Installation der Beta-Version des Service Packs ist zeitlimitiert und läuft Ende Juni 2011 aus; ab März 2011 erhalten Anwender entsprechende Warnungen. Wenn Sie die endgültige Version des SP1 installieren wollen, dann deinstallieren Sie entweder vorher die Beta-Version oder spielen das Betriebssystem komplett neu auf. Die endgültige Version enthält keine Limitierung.

Rückgängig: Das SP1 lässt sich in Windows 7 und Windows Server 2008 R2 einfach deinstallieren.

Die Deinstallation hat bei unseren Tests keinerlei Probleme verursacht; allerdings kann bei derart großen Aktualisierungen durchaus die eine oder andere Schwierigkeit auftauchen. Aus diesem Grund sollten Sie Vorversionen nicht auf produktiven Computern installieren - es sei denn, Sie gehen bewusst das Risiko ein, den Computer unter Umständen neu installieren zu müssen. Nach der Installation des SP1 finden Sie unter Windows 7 keine neuen Funktionen vor. Nur wenn Sie SP1 auf Windows Server 2008 R2 installieren, erhalten Sie die beiden neuen Funktionen RemoteFX und Dynamic Memory.

Alles auf Anfang: Systemwiederherstellungspunkt in Windows 7 zurücksetzen.

Neben der Deinstallation über die Windows-Update-Funktion können Sie das SP1 auch in der Befehlszeile mit dem Befehl wusa.exe /uninstall /kb:976932 deinstallieren. Sie müssen dazu die Befehlszeile mit Administratorrechten starten. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit, in Windows 7 einfach den Systemwiederherstellungspunkt zurückzusetzen, den das Installationsprogramm von SP1 erstellt hat. Diesen finden Sie in der Systemsteuerung über System und Sicherheit\System\Computerschutz, wenn Sie auf die Schaltfläche Systemwiederherstellung klicken. Wählen Sie als Wiederherstellungspunkt Windows 7 Service Pack 1 aus. Startet der Computer nach der Installation des SP1 nicht mehr, finden Sie diesen Bereich auch, wenn Sie den Computer mit der Windows-7-DVD oder einem Rettungsdatenträger booten und die Computerreparaturoptionen aufrufen.

Diese Option steht allerdings nicht in Windows Server 2008 R2 zur Verfügung, da das Serverbetriebssystem keine Systemwiederherstellungspunkte kennt.

Problembehebung mit dem System Update Readiness Tool

In manchen Umgebungen schlägt die Installation des Service Packs fehl. Versuchen Sie in diesem Fall, installierte Antivirenprogramme zu deaktivieren, und verwenden Sie auch sonst keine Systemsoftware parallel zur Installation. Hilft das nicht, können Sie sich das System Update Readiness Tool (System-Update-Vorbereitungs-Tool) herunterladen. Dass etwa 100 MByte große Tool installieren Sie auf dem entsprechenden Computer, um Probleme mit dem internen Servicing-Store zu beheben. Das ist häufig der Grund, warum die Installation von Patches oder Service Packs fehlschlägt.

Das Tool gibt es für Windows 7 und Windows Server 2008 R2, aber auch für Windows Vista und Windows Server 2008. Sie können es in der aktuellen Version nur dann installieren, wenn noch kein SP1 für Windows Server 2008 R2 oder Windows 7 installiert ist. Sie müssen mit dem Tool nichts anderes machen, als es zu installieren. Anschließend installieren Sie das SP1 erneut. Jetzt sollten keine Fehler mehr auftreten.

Sie finden die Logdatei cbs.log des Tools im Verzeichnis C:\Windows\Logs\CBS. Auch hier sollten keine Fehler oder korrupten Dateien auftauchen. In einem Knowledgebase-Artikel erhalten Sie weitere Informationen, welche Aufgaben das Tool durchführt.

Dynamic Memory - SP1 - Erweiterung für Hyper-V (mit Video)

Dynamic Memory ist sicherlich die wichtigste Änderung im SP1 für Windows Server 2008 R2 und Windows 7. Diese neue Funktion ermöglicht es, dass virtuelle Computer, die nicht ihren gesamten zugewiesenen Arbeitsspeicher ausnutzen, diesen anderen virtuellen Computern zur Verfügung stellen können. Das heißt, virtuelle Computer können mit Hyper-V in Windows Server 2008 R2 und installiertem SP1 den Arbeitsspeicher teilen. Sie sehen das vor der Installation des SP1, wenn Sie die Eigenschaften einer virtuellen Maschine aufrufen und den Arbeitsspeicher konfigurieren. Hier haben Sie nur die Möglichkeit, dem virtuellen Computer eine bestimmte Kapazität Arbeitsspeicher zuzuteilen.

Nach der Installation sehen Sie die erweiterte Funktion dieses Bereiches. Sie können für virtuelle Computer jetzt einen Startwert und einen maximalen Wert für den Arbeitsspeicher zuteilen. Die Zuteilung des tatsächlichen Arbeitsspeichers steuert Hyper-V auch auf Basis der Prioritäten, die Sie den virtuellen Servern zuweisen.

Der Webcast von Ralf M. Schnell gewährt einen tieferen Einblick in die Arbeitsweise der neuen Funktion Dynamic Memory. Dieses und weitere Videos zum Thema finden Sie bei Microsoft TechNet.

Aktualisieren Sie nach der Installation des SP1 hierfür die Integrationsdienste in den einzelnen virtuellen Servern. Nach der Anmeldung verbinden Sie über Aktionen\Installationsdatenträger für Integrationsdienste einlegen den Datenträger und installieren im Betriebssystem der Gastmaschine die Integrationsdienste. Es ist nicht erforderlich, die Gastsysteme auf SP1 aktualisieren, damit diese Dynamic Memory unterstützen, nur die Integrationsdienste müssen aktuell sein. Natürlich bietet es sich an, möglichst schnell alle Computer auf das SP1 zu aktualisieren, um eine homogene Umgebung zu erhalten, aber dies ist nicht zwingend.

Bildergalerie:
Dynamic Memory
Zuteilen des Arbeitsspeichers zu virtuellen Computern vor der Installation von SP1.
Dynamic Memory
Dynamisches Zuteilen des Arbeitsspeichers mit Dynamic Memory.
Dynamic Memory
Einlegen des Datenträgers für die Integrationsdienste.
Dynamic Memory
Starten der Aktualisierung der Integrationsdienste.
Dynamic Memory
Integration des dynamischen Arbeitsspeichers in der virtuellen Maschine,

Nachdem Sie den Datenträger eingelegt haben, beginnen Sie die Aktualisierung der Integrationsdienste durch den Autostart oder indem Sie die Datei setup.exe im Verzeichnis <Laufwerk>:\support\amd64 ausführen. Nach der Installation muss der Server neu gestartet werden. Anschließend rufen Sie den Gerätemanager in der virtuellen Maschine auf. Hier finden Sie den neuen Eintrag Virtueller dynamischer Arbeitsspeicher unterhalb der Systemgeräte.

Allerdings unterstützen nicht alle Gastsysteme Dynamic Memory, sondern nur Windows Server 2003, Windows Server 2003 R2, Windows Server 2008, Windows Server 2008 R2 in sämtlichen Editionen sowie 32-Bit und 64-Bit. Windows XP unterstützt kein Dynamic Memory, aber dafür Windows Vista und Windows 7, ebenfalls in 32-Bit und 64-Bit. Interessant ist auch der Blogbeitrag der Hyper-V-Entwickler zum Thema Dynamic Memory.

RemoteFX - Hyper-V und Virtual Desktop Infrastructure

Die zweite neue Funktion im Service Pack 1 für Windows Server 2008 R2 ist RemoteFX - eine erweiterte Funktion des Remote Desktop Protocols (RDP), das die bessere grafische Darstellung von Windows-7-Desktops ermöglicht, die Sie zum Beispiel über Virtual Desktop Infrastructure (VDI) zur Verfügung stellen. Vor allem 3-D-Grafiken, Audio und Animationen wie zum Beispiel Flash und Silverlight laufen in der neuen Version schneller.

Neben einer Verbesserung der grafischen Darstellung verstärkt RemoteFX die USB-Unterstützung von virtuellen Windows-7-Computern zur Anbindung von USB-Laufwerken, Smartphones oder Digitalkameras. Damit Sie RemoteFX nutzen können, muss auf dem Server das SP1 für Windows Server 2008 R2 installiert sein und auf dem virtuellen Computer Windows 7 Enterprise SP1 oder Windows 7 Ultimate SP1. Auf dem Client-Computer, mit dem Sie auf den virtuellen Windows-7-Computer zugreifen, muss Windows 7 mit SP1 aufgespielt sein, egal welche Edition. Auf dem Client-Computer ist dazu der neue Remote Desktop Client des SP1 von Windows 7 Voraussetzung.

Sie benötigen keinen zusätzlichen Client, um RemoteFX nutzen zu können, sondern lediglich das SP1 auf allen beteiligten Computern und den herkömmlichen Remote-Desktop-Client in Windows 7. Wie genau diese Technik funktioniert, erklären die Hyper-V-Entwickler in ihrem Blog. Auf der Partnerseite für RemoteFX erhalten Sie weiterführende Informationen.

Hyper-V-Server 2008 R2 und SP1

Sie können das Service Pack 1 für Windows Server 2008 R2 und Windows 7 auch auf dem kostenlosen Hyper-V Server 2008 R2 installieren. Der kostenlose Server profitiert ebenfalls von Dynamic Memory und RemoteFX. Dieser Server entspricht vom Funktionsumfang her der Core-Installation von Windows Server 2008 R2 Enterprise Edition, unterstützt aber nur Hyper-V. Dafür ist er aber vollkommen kostenlos und stellt eine vollständige professionelle Virtualisierungslösung mit allen Hyper-V-Möglichkeiten dar, die auch die kostenpflichtigen Editionen von Windows Server 2008 R2 bieten. Die Installation auf dem Small Business Server 2011 ist gleichfalls problemlos möglich.

Kompatibel: Das Service Pack lässt sich auch auf dem kostenlosen Hyper-V-Server 2008 R2 installieren.

Erhalten Sie bei der Installation von SP1 eine Fehlermeldung, müssen Sie einfach die nicht unterstützten Sprachpakete deinstallieren, bevor Sie das SP1 installieren. Rufen Sie dazu auf dem Hyper-V-Server das Tool lpksetup.exe auf und wählen die Deinstallation der Sprachpakete. Anschließend zeigt der Server sämtliche installierten Sprachpakete an, und Sie können alle Sprachen außer Englisch, Französisch, Deutsch, Japanisch und Spanisch deinstallieren. Um Platz zu sparen, sollten Sie natürlich die Sprachen entfernen, die Sie nicht benötigen. Wie bei herkömmlichen Servern müssen Sie für die Installation des Service Packs 1 alle virtuellen Server ausschalten und anschließend die Integrationsdienste aktualisieren.

Weitere Verbesserungen des SP1

Unternehmen, die DirectAccess mit Windows Server 2008 R2 und Windows 7 betreiben, können sich durch die Installation des SP1 über eine Verbesserung der Leistung freuen. Auch die neuen verwalteten Dienstkonten (Managed Service Accounts) in Windows Server 2008 R2 hat Microsoft verbessert, in DMZs funktionieren sie jetzt besser. Managed Service Accounts können als Benutzerkonten für Systemdienste dienen und selbstständig ihr Kennwort im Active Directory verwalten, ohne dass Administratoren eingreifen müssen. Diese Funktion gibt es seit Windows Server 2008 R2.

Bei Unternehmen interessant, die Domänen-Controller in langsameren Netzwerken und schmalbandigeren Leitungen betreiben: Der Datenverkehr der Authentifizierung wurde optimiert. In diesem Zusammenhang hat Microsoft auch die Kommunikation zwischen Cluster-Knoten verbessert. Wer HDMI-Geräte mit Windows 7 betreibt, darf sich freuen, dass diese nach einem Neustart nicht mehr die Verbindung verlieren - ohne das SP1 kann das auf einigen Computern durchaus passieren. Auch der DHCP-Server in Windows Server 2008 R2 soll nach der Installation des SP1 besser mit Adress-Leases umgehen und eine Fehlerbehebung des neuen MAC-Filters erhalten.

Weitere Verbesserungen hat Microsoft beim Netzwerklastenausgleich (NLB), dem BranchCache, für Dateiserver mit Ressourcenmanagement, dem DNS-Dienst, den Remote-Desktop-Diensten und für Domänen-Controller integriert, und auch der FTP-Server, der Cluster-Dienst und die Kommunikation der Cluster-Knoten profitieren. Eine ausführliche Liste der enthaltenen Patches und eine Testanleitung für komplexe Netzwerke stellt Microsoft als Word-Dokumente zur Verfügung. (mje)