Outlook Web App, Archivierung, Installation

SP1 für Exchange Server 2010 - Neuerungen und Installation

07.09.2010 von Thomas Joos
Mit dem Service Pack 1 für den Exchange Server 2010 gehen einige Verbesserungen einher, etwa bei Outlook Web App und bei der Archivierung. Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit den Neuerungen und der Vorgehensweise zur Installation des Service Packs.

Update: Microsoft bietet mittlerweile das Service Pack 1 für Exchange Server 2010 in der endgültigen Version an. Sie können die Installation bei Microsoft direkt herunterladen. Wie die Beta-Version des SP1, ermöglicht auch die fertige Version keine Deinstallation. Sie müssen den Server also komplett neu installieren, wenn Sie das Service Pack entfernen wollen.

Zu den Neuerungen, die mit dem SP1 einhergehen, zählen vor allem Verbesserungen in der Archivierung, der rollenbasierten Berechtigung (RBAC) und bei Outlook Web App. So lässt sich das Archivpostfach von Anwendern zum Beispiel in anderen Postfachdatenbanken speichern als das Quellpostfach. Außerdem kann man in Outlook archivierte *.pst-Dateien direkt in das Archivpostfach auf dem Exchange-Server importieren. Nach der Installation des Service Packs lassen sich auch die Rechte für das Archivpostfach effizienter delegieren. Die Richtlinien für die Archivierung bieten mehr Möglichkeiten, und auch das Suchen über mehrere Postfächer (Discovery Search) hinweg hat Microsoft spürbar überarbeitet. Es gibt jetzt einen Dublettenfinder und die Möglichkeit einer Vorschau.

Verbesserte Archivierung

Nach der Installation von Service Pack 1 für Exchange Server 2010 können auch Anwender mit Outlook 2007 auf das Archivpostfach zugreifen; ohne das Service Pack ist nur der Zugriff mit Outlook 2010 möglich. Das Archiv lässt sich, neben der Exchange-Verwaltungskonsole und der Exchange-Verwaltungs-Shell, jetzt auch in der Exchange-Systemsteuerung anpassen. Bereits während der Erstellung eines Postfachs können Sie das Archiv erstellen und festlegen, wo es gespeichert sein soll. Ob Sie während der Erstellung oder nachträglich ein Archivpostfach anlegen, spielt generell keine Rolle, Bedienung und Verwendung sind auf beiden Wegen uneingeschränkt möglich.

Ordnungshalber: Erstellen eines Archivs und Festlegen der Postfachdatenbank.

Wenn Sie ein Archiv erstellen, nachdem Sie das Service Pack 1 für Exchange Server 2010 installiert haben, können Sie bei der Erstellung auswählen, wo Sie das Archiv speichern wollen: Entweder Sie lassen es in der gleichen Postfachdatenbank wie das Quell-Postfach, oder Sie wählen eine andere Datenbank aus. Arbeiten Sie mit einem gehosteten Exchange-System bei einem Provider, können Sie auch hier das Archiv speichern lassen.

Zielorientiert: Auswählen der Datenbank, in der Sie das Archiv ablegen wollen, während der Erstellung eines neuen Empfängers.

Installieren Sie das Service Pack 1 für Exchange Server 2010, können Sie bereits während der Erstellung des Archivs eine andere Datenbank auswählen. Bei Postfächern, für die Sie bereits die Archivierung aktiviert haben, können Sie das oder Postfach Archiv nachträglich verschieben:

1. Öffnen Sie dazu die Exchange-Verwaltungskonsole.

2. Klicken Sie auf Empfängerkonfiguration.

3. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Postfach, dessen Archiv Sie verschieben wollen, und wählen Sie Neue lokale Verschiebungsanforderung.

4. Ihnen stehen im unteren Bereich Möglichkeiten zur Verfügung, nur das Archiv, nur das Postfach oder beides in eine andere Datenbank zu verschieben.

Lokalwechsel: Verschieben eines Archiv-Postfachs.

Das Archiv lässt sich nicht nur in der Exchange-Verwaltungskonsole und der Exchange-Verwaltungs-Shell, sondern auch in der Exchange-Systemsteuerung anpassen, wenn Sie das Service Pack 1 für Exchange Server 2010 installiert haben. Hier können Sie auch für einzelne Postfächer die Aufbewahrungspflicht aktivieren. Diese Exchange-Systemsteuerung starten Sie als Administrator über den Internet Explorer und den Link https://<Servername>/ecp.

Besseres Outlook Web App

Outlook Web App arbeitet mit dem Service Pack 1 für Exchange Server 2010 ebenfalls deutlich schneller und ermöglicht das Lesen geschützter Dokumente mit der Web-Ready-Document-Viewing-Funktion. Bei dieser Funktion muss auf dem entsprechenden Computer zum Lesen von Office-Dokumenten kein Client-Programm installiert sein. Ohne das Service Pack 1 ist das Lesen von geschützten Dokumenten mit der Web-Ready-Document-Viewing-Funktion nicht möglich.

Anwender können nun das Outlook-Thema anpassen, und auch die Leseansicht lässt sich verschieben. Kalender lassen sich per Outlook Web App über das Internet zur Verfügung stellen und auch für Benutzer freigeben, wenn diese über kein Konto im Active Directory verfügen. Außerdem besteht die Möglichkeit, den Kalender über OWA auszudrucken. Die Anzeige der OWA-Oberfläche auf kleinen Netbooks ist ebenfalls deutlich verbessert, da die Oberfläche jetzt auch kleinere Auflösungen unterstützt. Durch die Installation von Service Pack 1 für Exchange Server 2010 wird Outlook Web App wesentlich schneller. Das liegt unter anderem daran, dass die Übertragung von E-Mails mit großen Dateianlagen nicht mehr die ganze Oberfläche blockiert, sondern im Hintergrund abläuft.

Bildergalerie:
Verbessertes Outlook Web App
Aktivieren von neuen Designs in Outlook Web Access.
Verbessertes Outlook Web App
Anpassen der Leseansicht.
Verbessertes Outlook Web App
Kalender im Internet über OWA freigeben oder ausdrucken.
Verbessertes Outlook Web App
Erstellen von Transportregeln in der Exchange-Systemsteuerung.

Die Leseansicht lässt sich nach der Installation des Service Packs verschieben. Dazu stehen im Menüpunkt Anzeigen neue Möglichkeiten zur Verfügung. Kalender lassen sich nun per OWA über das Internet zur Verfügung stellen und für Benutzer auch dann freigeben, wenn diese über kein Konto im Active Directory verfügen. Dazu steht in der Kalenderansicht der Menüpunkt Freigeben zur Verfügung. Außerdem besteht die Möglichkeit, den Kalender über Outlook Web App auszudrucken.

Nach der Installation von Service Pack 1 für Exchange Server 2010 können Sie auch direkt in der Exchange-Systemsteuerung als Administrator Transport- und Journalregeln erstellen. Die Exchange-Systemsteuerung erreichen Sie über https://<Servername>/ecp. Über den Link E-Mail-Steuerelement stehen Ihnen verschiedene Optionen zur Verfügung, um Transport- und Journalregeln zu erstellen. An dieser Stelle können Sie auch die Discovery-Suche über mehrere Postfächer starten. Mit dem Link Übermittlungsberichte können Administratoren mit der Nachrichtenverfolgung überprüfen, ob E-Mails zugestellt wurden.

Erweiterte Exchange-Systemsteuerung

Neben diesen Verbesserungen integriert Microsoft mit dem Service Pack 1 auch mehr Möglichkeiten in die Exchange-Verwaltungskonsole. Vor allem die Exchange-Systemsteuerung, die Sie über die Adresse https://<Servername>/ecp erreichen, erhält mehr Funktionen. Nach der Installation von Service Pack 1 lassen sich in der Exchange-Systemsteuerung Transport- und Journalregeln anlegen. Die rollenbasierte Berechtigung (RBAC) können Sie jetzt in der Systemsteuerung von Exchange anpassen.

Weitere Möglichkeiten sind einige Konfigurationen von Database Availability Groups (DAG) und öffentliche Ordner in der Exchange-Systemsteuerung. Ebenfalls neu beim Service Pack 1 ist, dass Administratoren die Erstellung von Verteilergruppen an bestimmte Benutzer delegieren können. Diese haben dann die Möglichkeit, selbst Gruppen zu erstellen und sie zu verwalten.

Durch die Installation von Service Pack 1 für Exchange Server 2010 erweitern sich auch die Möglichkeiten der Verwaltung von Datenbankverfügbarkeitsgruppen in der Exchange-Verwaltungskonsole. Sie können nach der Installation zum Beispiel die IP-Adressen der DAG direkt in der Konsole ändern und weitere Einstellungen vornehmen, die ohne das Service Pack 1 nur mit dem CMDlet Set-DatabaseAvailabilityGroup in der Exchange-Verwaltungsshell möglich sind. Sie finden die Einstellungen für Datenbankverfügarkeitsgruppen in der Exchange-Verwaltungskonsole über Organisationskonfiguration\Postfach auf der Registerkarte Datenbankverfügbarkeitsgruppen.

Update: Vorbereitende Maßnahmen

Wenn Sie mehrere Server mit Exchange Server 2010 im Netzwerk einsetzen, empfiehlt Microsoft zunächst die Aktualisierung der Clientzugriff-Server. Haben Sie auf Arbeitsstationen oder anderen Servern nur die Verwaltungs-Tools von Exchange Server 2010 installiert, sollten Sie auch diese zu SP1 aktualisieren. Nach der Aktualisierung der Clientzugriff-Server soll die der Hub-Transport-Server folgen, dann die der Mailbox-Server, der Unified-Messaging-Server und zum Schluss die der Edge-Transport-Server.

Bei der ersten Installation des Service Packs führt das Update auch ein Schema-Update aus. Das bedeutet: Das Benutzerkonto, mit dem Sie das Service Pack 1 für Exchange Server 2010 installieren, muss über Schema-Administratorrechte verfügen.

Bevor Sie jedoch das Service Pack installieren, sollten Sie das Betriebssystem des Servers auf den neuesten Stand gebracht haben. Installieren Sie dazu per WSUS oder über Windows-Update in der Systemsteuerung alle aktuellen Patches. Anschließend klicken Sie doppelt auf die Datei und lassen das Archiv auf die Festplatte entpacken.

Wollen Sie das SP1 auf einem Server mit Windows Server 2008 R2 installieren, müssen Sie vorher zunächst einige Patches herunterladen und installieren. Ohne diese Patches bricht der Installationsassistent mit einem Fehler ab. Die Patches sind vor allem auf Servern mit der Clientzugriffrolle notwendig. Sie benötigen folgende Aktualisierungen. Auf den Seiten finden Sie auch Links zu Patches für Windows Server 2008 x64.

1. KB982867 - WCF: Enable WebHeader settings on the RST/SCT

2. KB979744

3. KB983440 - Win7 rollup package (PR for QFE 810219)

4. KB 977020-

5. Ein Update zum Entfernen des Anwendungsmanifestablauf-Features von AD RMS-Clients ist verfügbar

Achten Sie darauf jeweils die Version für Windows Server 2008 R2 oder Windows 7 herunterzuladen, sowie die 64-Bit-Version. Teilweise tragen die Patches für Windows Server 2008 R2 die Bezeichnung Windows6.1. Bei einigen Patches ist es notwendig den Server neu zu starten, zum Beispiel beim Patch KB979744.

Installation des Service Packs

Die Installation starten Sie wie üblich per setup.exe. Wie bei den Rollup-Packages, können Sie auf deutschen Servern auch das englische Service Pack installieren, da in der Installation auch Sprachpakete für den entsprechenden Server enthalten sind. Zur Installation wählen Sie zunächst die Sprachpakete aus, die Sie aktualisieren wollen. Hier gehen Sie vor wie bei der Installation.

Wählen Sie am besten Nur Sprachen von der DVD aktualisieren aus. Der Installationsassistent aktualisiert den Server, die Systemdateien und die Verwaltungs-Tools in der Sprache, in der Sie Exchange Server 2010 installiert haben. Nach der Auswahl der Sprachpakete klicken Sie auf die Installation des Service Packs. Anschließend entpackt das Setup noch einige Dateien und beginnt mit der Installation. Bestätigen Sie die erste Seite des Installationsassistenten mit Weiter.

Auf der nächsten Seite bestätigen Sie die Lizenzbedingungen. Anschließend überprüft der Installationsassistent, ob alle Voraussetzungen für die Aktualisierung erfüllt sind. Klicken Sie zur Installation von Service Pack 1 für Exchange Server 2010 auf Upgrade. Bevor Sie jedoch die Aktualisierung starten, stellen Sie sicher, dass Sie alle Warnungen und Fehler, die der Vorbereitungsassistent findet, beheben. Sie können an dieser Stelle noch die Installation gefahrlos abbrechen, da keinerlei Änderungen am System vorgenommen wurden. Das Service Pack 1 für Exchange Server 2010 lässt sich nicht deinstallieren; wenn Sie es entfernen wollen, müssen Sie den Server komplett neu installieren.

Bildergalerie:
SP1 für Exchange Server 2010 - Installation
Auswählen der Sprachen für die Installation.
SP1 für Exchange Server 2010 - Installation
Starten der SP1-Installation.
SP1 für Exchange Server 2010 - Installation
Service Pack 1 für Exchange Server 2010 installieren.
SP1 für Exchange Server 2010 - Installation
Anzeigen der Aktualisierungen des Service Packs.

Nach der erfolgreichen Installation, klicken Sie auf Weiter. Bei Fehlern während der Installation gehen Sie genauso vor wie bei der Installation von Exchange Server 2010 auf einem neuen Server. Sie können während der Installation die Datei ExchangeSetup.log im Verzeichnis C:\ExchangeSetupsLogs öffnen und sehen die aktuellen Vorgänge, die das Setup durchführt. So erkennen Sie beispielsweise auf einen Blick, ob die Installation noch andauert oder irgendwo hängt. Um die Anzeige zu aktualisieren, müssen Sie die Datei schließen und erneut öffnen.

Nach der Installation erhalten Sie eine Zusammenfassung und können die Exchange-Verwaltungskonsole nun öffnen. Ein Neustart ist nicht immer notwendig, und wenn doch, erhalten Sie einen entsprechenden Hinweis durch das Installationsprogramm. Die aktuelle Serverversion sehen Sie in der Exchange-Verwaltungskonsole, wenn Sie auf Serverkonfiguration klicken. Im mittleren Bereich erkennen Sie die Serverversion und ob auf einem Server das Service Pack 1 installiert ist.

Verteilergruppen in der Exchange-Systemsteuerung verwalten

Sie können nach der Installation von Service Pack 1 für Exchange Server 2010 Verteilergruppen auch nahezu uneingeschränkt in der Exchange-Systemsteuerung verwalten. Hier haben Sie die Möglichkeit, die Erstellung von Verteilergruppen an bestimmte Benutzer zu delegieren. Diese Benutzer haben dann die Möglichkeit, selbst Gruppen zu erstellen und diese zu verwalten. Außerdem können Sie eine Richtlinie für die Erstellung der Namen der Gruppen festlegen.

Die Erstellung von Gruppen in der Exchange-Systemsteuerung delegieren.

Zur Erteilung von Rechten zur Erstellung von neuen Verteilergruppen erstellen Sie am besten eine neue Verwaltungsrollengruppe. Dieser weisen Sie die Rolle Distribution Groups oder andere Rechte zu und nehmen dann Empfänger in diese Verwaltungsrollengruppe auf. Die Verwaltung der Berechtigungen in der Exchange-Infrastruktur ist durch die Installation von Service Pack 1 für Exchange Server 2010 jetzt auch in der Exchange-Systemsteuerung möglich. Sie finden diesen Bereich über den Menüpunkt Roles&Auditing.

Auch die Zuweisungsrichtlinien für Postfächer lassen sich jetzt in der GUI einstellen. Sie finden diese Einstellung in der Exchange-Verwaltungskonsole in den Eigenschaften des Empfängers auf der Registerkarte Postfacheinstellungen über die Rollenzuweisungsrichtlinie. Eine Richtlinie für die Verwaltungsrollenzuweisung ist eine Sammlung aus einer oder mehreren Verwaltungsrollen, mit denen Endbenutzer ihre eigene Postfach- und Verteilergruppenkonfiguration verwalten können. Mit Rollenzuweisungsrichtlinien lässt sich steuern, welche Konfigurationseinstellungen Benutzer für Postfächer und Verteilergruppen ändern können.

Verwalten von Berechtigungen in der Exchange-Systemsteuerung.

Die Richtlinie für die Verwaltungsrollenzuweisung ist ein spezielles Objekt in Exchange Server 2010. Die Kombination aller Rollen in einer Rollenzuweisungsrichtlinie definiert, was der Benutzer in seinem Postfach oder in der Verteilergruppe verwalten darf. Eine Verwaltungsrollenzuweisung ist eine Verknüpfung zwischen einer Verwaltungsrolle und einer Rollenzuweisungsrichtlinie.

Bei Verwaltungsrollen handelt es sich um eine Gruppe von Verwaltungsrolleneinträgen. Ein Verwaltungsrolleneintrag ist ein Cmdlet, ein Skript oder eine spezielle Berechtigung. Sie können nur Endbenutzerverwaltungsrollen mit Rollenzuweisungsrichtlinien verwenden. Neben diesen neuen Funktionen bietet die Toolbox in der Exchange-Verwaltungskonsole auch einen Link zu Exchange-Systemsteuerung an, um die Werkzeuge zur UM-Verwaltung aufzurufen. Die neuen Möglichkeiten bestehen aus der Anzeige einer Anrufstatistik sowie einem Protokoll der Anrufe einzelner Empfänger. (mje)