Sony Vaio C1XN

25.11.1999 von Christian Vilsbeck
Mit schicken Extras und ansprechendem Design zieht Sonys Micro-Notebook die Blicke auf sich. Ob der Winzling in der Praxis mehr kann, als nur sexy aussehen, zeigt ein Test im tecChannel-Labor.

Mit dem Vaio C1XN hat Sony jetzt ein echtes Highlight unter den mobilen PCs vorgestellt. Extrem kleine Abmessungen, eine integrierte Digitalkamera und das typische Vaio-Design in Blaugraumetallic sorgen für Aufsehen.

Ganz neu ist das Konzept des Micro-Notebooks bei Sony nicht: Bereits im Frühjahr gab es das Vorgängermodell C1, allerdings nicht in Deutschland. Für ordentlich Gesprächsstoff ist also gesorgt, wenn man mit dem Vaio C1XN unterwegs ist: Da kommen Fragen auf, ob da wirklich Windows drauf läuft, oder ob es sich nur um einen Windows-CE-Rechner handelt.

Beide Fragen können klar beantwortet werden: Mit seinem Celeron-266-Prozessor, 64 MByte Arbeitsspeicher und der 6,4-GByte-großen Festplatte steht einer vernünftigen Arbeit unter Windows nichts im Wege. Mit dieser für seine Größe erstaunlichen Ausstattung soll der C1XN nun die Herzen der deutschen Kunden erobern.

Von einem Schnäppchenpreis kann aber nicht die Rede sein: Der empfohlene Verkaufspreis liegt bei 4499 Mark. Klein und extravagant will nun mal gerade im Notebook-Bereich bezahlt werden.

Bedienkomfort

Unterwegs macht der Vaio C1XN Laune: Gerade mal 990 g kommen dem Idealgewicht eines Notebooks schon ziemlich nahe. Dieses Gewicht wird allerdings nur mit dem kapazitätsschwachen serienmäßigen Akku erreicht, der geringe Laufzeiten mit sich bringt. Die Bezeichnung Micro-Notebook ist beim C1XN durch seine geringen Abmessungen von 248x30x153 mm auch gerechtfertigt. Ungewöhnlich ist dabei die kompakte Bautiefe von nur 153 mm.

Der knappe Raum wird ausgezeichnet genutzt: Klappt man das Notebook auf, fällt sofort die formatfüllende Tastatur auf. Und die ist Sony wirklich gelungen. Die Tasten sind sehr groß ausgefallen. Sie bieten einen spürbaren Druckpunkt und vermitteln beim Schreiben eine angenehme Härte. Kritikpunkte verdienen allerdings die beiden Shift-Tasten: Sie sind viel zu klein geraten und werden beim schnellen Schreiben rasch verfehlt.

Beim Mausersatz wählte Sony schon rein platzbedingt einen Mausstick. Er lässt sich gut führen und findet Unterstützung von drei Tasten. Die Anordnung ist allerdings nicht gelungen. Während des Schreibens liegen die Daumen auf den Maustasten und werden so manchmal unabsichtlich gedrückt. Gut gefällt dagegen die Doppelklickfähigkeit des Maussticks, die bisher nur bei IBMs Thinkpad zu finden war.

Sony hat dem Vaio noch zwei Ersatzkappen für den Mausstick beigelegt. Die sind auch nötig. Schon nach kurzer Zeit war die raue Oberfläche des Nippels weggerubbelt. Hier sollte der Hersteller ein etwas standfesteres Material wählen.

Technische Details

Trotz des kleinen Formats muss der Anwender bei der Performance gegenüber den größeren Kollegen keine Abstriche in Kauf nehmen. Für Rechenleistung sorgt beim C1XN ein Mobile Celeron mit 266-MHz-Taktfrequenz. Der Prozessor mit seinem 128-KByte-großen, auf dem Die integrierten L2-Cache bekommt Unterstützung von 64 MByte SDRAM. Aufrüsten lässt sich der Arbeitsspeicher auf maximal 128 MByte. Allerdings setzt Sony kein handelsübliches SO-DIMM ein, sondern ein eigenes Modulformat: 64 MByte kosten 699 Mark.

Neben der Wärmeableitung über die Tastatur hilft ein kleiner Lüfter drohende Überhitzung zu vermeiden. Bei rechenintensiven und prozessorlastigen Applikationen kommt er nur noch selten zur Ruhe. Der Lärmpegel des Lüfters ist gering und wird von der Festplatte übertönt.

Der Applikations-Benchmark Bapco SYSmark98 entlockt dem Vaio 101 Punkte. Ein sehr guter Wert für Notebooks dieser Prozessorklasse. Der großzügig dimensionierte Arbeitsspeicher macht es möglich. Genügend Speicherplatz bietet auch die 6,4-GByte-große Festplatte von IBM. Im Lesebetrieb unter Windows sind Datentransferraten von knapp 6 MByte/s möglich. Für eine 2,5-Zoll-Festplatte ein guter Wert.

Dass in dem kleinen Gehäuse weder ein Disketten- noch ein CD-ROM-Laufwerk Platz finden, verwundert kaum. Über den USB-Anschluss lässt sich das mitgelieferte Diskettenlaufwerk bequem und ohne Reboot mit dem Vaio verbinden. Der Betrieb des Laufwerks an anderen Notebooks oder PCs mit USB-Schnittstelle ist ebenfalls kein Problem, der benötigte Treiber ist auf der Sony-CD bei. Der Zugriff auf die Silberscheiben wird aber teuer. Ein CD-ROM-Laufwerk kostet satte 599 Mark Aufpreis. Angeschlossen wird das 14-fach-Laufwerk über eine PC-Card, die wenigstens in den 599 Mark enthalten ist.

Akkulaufzeit und Sound

Mit das wichtigste bei einem Notebook ist die Akkulaufzeit. Und hier zeigt sich der größte Defizit des C1XN. Der nur 1550 mAh fassende LiIon-Akku hält das C1XN unter Voll-Last maximal 60 Minuten am Leben. Das ist eindeutig zu wenig für ein mobiles Gerät. So bekommt man auch schnell den freundlichen Hinweis einer weiblichen Stimme, dass die Akkukapazität zu neige geht. Die Ausnutzung aller Energiesparfunktionen und ein dunkel eingestelltes Display lässt die Akkulaufzeit auf zirka 110 Minuten anwachsen. Das ist immer noch viel zu wenig. Wenigstens sind die Ladezeiten des Akkus angenehm kurz. Sowohl bei ausgeschaltetem Notebook, als auch während des Betriebs werden zirka zwei Stunden benötigt, bis die volle Akkukapazität wieder hergestellt ist.

Typische Laufzeiten, die von einem modernen Notebook zu erwarten sind, liegen unter Voll-Last bei gut 100 Minuten und im normalen Schreibbetrieb mit Powermanagement bei mindestens drei Stunden. So wird der optional für 399 Mark erhältliche Langzeitakku wohl zum meist georderten Zubehörteil des Vaio C1XN avancieren. Der Akku bietet mit 3100 mAh die doppelte Kapazität vom Standardakku. Im Test unter Voll-Last erreicht der Vaio damit 115 Minuten. Beim Praxistest lässt sich die Laufzeit immerhin auf drei Stunden ausweiten. Diese Werte sollte man von einem modernen Notebook auch mit Standardakku erwarten können.

Sound

Über die zwei an der Frontseite integrierten Stereolautsprecher generiert der Vaio für Notebookverhältnisse einen guten Sound. Auf kräftige Bässe darf man aber nicht hoffen, hier ist der vorhandene Klangkörper zu klein. Ein typisches Manko von Notebooks. Über den Kopfhörerausgang hat das C1XN jedoch eine zu geringen Ausgangspegel

Praktisch ist beim Vaio der schnelle Zugriff auf die Lautstärke mit dem seitlich am Gehäuse angebrachten Jog Dial. Per Klick auf das Jog-Dial-Rad kann der Sound zudem schell ausgeschaltet werden.

Display mit Kamera

Gewöhnungsbedürftig ist beim C1XN das Ultrawide-Bildschirmformat. Das 8,9-Zoll-große TFT-Display bietet eine Auflösung von 1024x480 Bildpunkten mit 24-Bit-Farbtiefe pro Pixel. Hier ist etwa bei Textverarbeitung häufiges Scrollen angesagt. Angenehm ist dagegen die sehr helle Ausleuchtung des Bildschirms. Messungen mit unserem Minolta Color-Analyzer CA-110 ergeben 128 Cd/m^2. Für Notebook-TFT-Displays ist das ein hervorragender Wert.

Auf einem externen Monitor vermag der Grafikchip NeoMagic MagicMedia 256AV mit seinem 2,5-MByte-großem VRAM maximal 1280x1024 Bildpunkte mit 256 Farben darstellen. Die Bildwiederholfrequenz liegt dann allerdings bei nicht ergonomischen 60 Hz. Die Qualität der Ausgangsignale ermöglicht im Vergleich zu guten Desktop-Grafikarten nur eine ausreichende Bildschärfe. Ein besseres Bild ergibt sich bei 1024x768 Punkten. Hier lässt sich eine Farbtiefe von 24 Bit bei ergonomischen 85 Hz einstellen. Die Bildschärfe ist bei dieser Auflösung befriedigend.

Ein Highlight stellt zweifelsohne die im Displaydeckel integrierte Digitalkamera dar. Sie lässt sich stufenlos um 180 Grad schwenken und kann neben Standbilder auch Videosequenzen aufnehmen. Beim Drehen der Kamera stellt sich nach 90 Grad das Bild mit um: Bilder, die auf dem Kopf liegen, gibt es nicht. Die Auflösung von 410.000 Pixeln ermöglicht jedoch mit 640x480 Pixeln keine zeitgemäße Bildqualität. Sie eignet sich bestenfalls für Schnappschüsse und Webbilder. Videos lassen wahlweise mit 160x112 Punkten im MPEG1-Format (10 Bilder/s) oder im Motion-JPEG-Format mit maximal 640x480 Pixel (15 Bilder/s) aufzeichnen. Die Aufnahmedauer ist allerdings auf 60 Sekunden beschränkt.

Einzigartig im Notebook-Bereich ist der mitgelieferte biometrische Bildschirmschoner. Die Software nimmt über die integrierte Digitalkamera eine Vielzahl markanter Gesichtszüge auf und speichert das Profil des Benutzers. Nach dieser einmaligen Einrichtung muss anstatt eines Passwortes nur noch das eigene Konterfei vor die Kamera gehalten werden, um den Bildschirmschoner zu deaktivieren. Unerwünschter Datenzugriff wird so zumindest kurzzeitig verhindert.

Jog Dial und Schnittstellen

Das von Sony patentierte und vor allem in den eigenen Handys verwendete Jog Dial soll jetzt auch bei den Notebooks den Bedienkomfort erhöhen. Das klickbare Drehrad dient neben dem schnellen Programmstart auch der Navigation in Dokumenten. In einem Browser oder einer Textverarbeitung kann damit, wie mit dem Rädchen einer Maus, gescrollt werden. Praktisch ist auch das schnelle Einstellen der Lautstärke oder Helligkeit des Displays per Jog Dial.

Wenig Gedanken haben sich die Ingenieure allerdings bei der Platzierung des Netzteil- und VGA/Video-Anschlusses gemacht. Sie befinden sich direkt vor dem Jog Dial. Sind die Buchsen belegt, dann bleiben von der komfortablen Bedienung des Jog Dial nur noch Fingerverrenkungen übrig.

Üblich bei Sony-Notebooks ist die integrierte Firewire-Schnittstelle (IEEE 1394). Der von Sony auf den Namen i.Link getaufte Anschluss ist vor allem für Videoequipment wie digitale Camcorder interessant. Ein entsprechendes Videoschnitt-Programmpaket ist auf dem C1XN bereits installiert. Aber auch MO- und CD-ROM-Laufwerke sind bereits mit der Firewire-Schnittstelle lieferbar.

Fazit

Auf den ersten Blick begeistert das Vaio sofort. Neben seinem schicken Äußeren fallen bei der Arbeit vor allem die hervorragende Tastatur sowie die stabile und saubere Verarbeitung auf. Features wie die Digitale Kamera und besonders das Jog Dial bieten neben Spielerei auch einen Nutzen. Der größte Pluspunkt ist beim C1XN zweifelsohne aber sein Formfaktor und das Gewicht von unter einem Kilogramm.

Enttäuscht hat uns die zu kurze Akkulaufzeit. Hier haben die Ingenieure von Sony ihre Prioritäten zu kompromisslos auf kleine Abmessungen und geringes Gewicht gesetzt.

Die Firewire-Schnittstelle ist zwar nett und passt zum Vaio-Konzept von Sony, viele Anwender hätten aber von einem integrierten Modem mehr. Wünschenswert wäre auch ein Port-Replikator, auf dem sich zumindest eine serielle und vor allem eine parallele Schnittstelle befinden. Diese fehlen dem C1XN gänzlich. USB, IrDA und Firewire sind noch lange keine Allheilmittel.

Um mit dem Vaio C1XN ein vollwertiges Notebook zu erhalten, muss der geneigte Käufer leider noch mal mit 1000 Mark zusätzlich für Langzeitakku und CD-ROM-Laufwerk rechnen. (cvi)

tecDaten - alle Daten im Überblick

Produktinfo

Produkt

Vaio C1XN

Hersteller

Sony

Preis (inkl. MwSt.)

4499 Mark

Garantie

12 Monate

Infoline

01805 / 25 25 86

Hotline

01805 / 776 776

Technische Daten:

Prozessor

Mobile Celeron 266

Cache

128 KByte

inst. / max. Speicher

64 / 128 MByte SDRAM

Festplatte / Kapazität

IBM Travelstar / 6,4 GByte

Display / Auflösung

8,9 Zoll TFT / 1024 x 480 Punkte, 24 Bit

Grafikchip / Videospeicher

NeoMagic MagicMedia 256 AV / 2,5 MByte VRAM

PC-Card-Controller / Typ

Ricoh RL5C475 CardBus / 1 x Typ II

Soundchip

Yamaha DS-XG PCI

Digital Kamera

410.000 Pixel CCD

Schnittstellen

i.Link, IrDA, USB, Mikrofon, Kopfhörer, VGA/TV

Akku

LiIon, 1550 mAh, 11,1 V

Messwerte:

Abmessungen

248 x 30 x 153 mm

Gewicht

990 g

Reisegewicht (mit Floppy und Netzteil)

1538 g

mittlere Leuchtdichte Display

128 Cd/m^2

Akkulaufzeit min. / max.

60 / 110 min

Akkuladezeit ausgeschaltet / im Betrieb

115 / 120 min

Lieferumfang:

Hardware

USB-Diskettenlaufwerk, VGA/TV-Adapter, 2 Mausstick-Ersatzkappen

Software

Windows 98 SE, Adobe Premiere 5.1 LE, Video- und Multimediatools, Biometrischer Screensaver, 2 Recovery-CDs