WLAN, HSDPA, Windows Mobile und GPS

Sony Ericsson: Windows Mobile Smartphone Xperia X1 im Test

01.12.2008 von Moritz Jäger
Erstmals bringt Sony Ericsson ein Smartphone mit Windows Mobile auf den Markt. Wir haben Sony’s Xperia X1 mit Touchscreen und Tastatur einem ausführlichen Test auf Laufzeit, Bedienung und Praxistauglichkeit unterzogen.

Das Xperia X1 von Sony Ericsson war im Februar 2008 eine der großen Überraschungen auf dem Mobile World Congress. Der Grund: Sony Ericsson setzt erstmals auf Windows Mobile als Betriebssystem. Interessanter Nebenaspekt: Gebaut wird das Gerät nicht von Sony Ericsson selbst, sondern die Firma HTC hilft bei der Entwicklung des Slider-Telefons. Sony Ericsson scheint aber massiven Einfluss auf das Design und die Software genommen zu haben. Gegenüber älteren HTC-Geräten beeindruckt das X1 durch Metallrahmen und großem Bildschirm; verglichen mit dem HTC Touch Pro schneidet das Xperia X1 ein wenig besser ab.

Slider: Sony Ericssons Xperia X1 läuft mit Windows Mobile.

Grund dafür ist der drei Zoll große Touch-Bildschirm, der Inhalte auf 800 x 480 Bildpunkten darstellt. Zum Vergleich: Der HTC Touch Pro zeigt 640 x 480 Pixel, das iPhone 480 x 320 Bildpunkte, und der BlackBerry Bold stellt ebenfalls 480 x 320 Pixel dar. Damit kann Sony Ericsson deutlich mehr Informationen auf dem Display darstellen. Allerdings leidet in einzelnen Ansichten die Übersichtlichkeit darunter.

Bei den Abmessungen unterscheidet sich das Sony Ericsson Smartphone von den anderen HTC-Geräten. Das Xperia X1 ist schmal, die Breite ist mit 52.6 mm vergleichbar mit dem BlackBerry Pearl oder dem Nokia E65. Die Höhe beträgt 110,5 mm und die Dicke 17 mm. Das Gewicht liegt bei 158 Gramm. Insgesamt ist das Gerät also zu schwer für die Hemdtasche, doch in einer Innentasche, etwa im Sakko, lässt es sich bequem tragen.

In der Praxis

Interessant ist das Bedienkonzept von Sony Ericsson. Während HTC auf TouchFLO setzt, ist Sony Ericsson mit den Panels deutlich flexibler. Panels sind vorgefertigte Oberflächen, die verschiedene Optionen enthalten und die Informationen optisch anders aufbereiten. Sie erinnern an die Themes anderer Windows-Mobile-Smartphones, lassen sich aber viel detaillierter anpassen und einrichten. Auf der Entwicklerseite zum Xperia X1 steht ein SDK zum Download bereit. Mithilfe von Visual Studio können User so eigene Panels entwickeln. Um die Panels schnell zu wechseln, ist auf dem Gerät eine Taste angebracht, die sofort in das passende Menü führt. Dadurch kann man schnell ein neues Panel auswählen, der Wechsel selbst nimmt dann einige Sekunden in Anspruch. Die Bildergalerie zeigt Ihnen die mitgelieferten Panels.

Bildergalerie: Panels des Sony Ericsson Xperia X1.
Das Standard-Panel des X1.
Mit einem Hotkey erhält man Zugriff auf alle installierten Panels....
... kann deren Optionen und Anordnung ändern ....
... oder anders anzeigen lassen.
Das "Beam"-Pannel
Eine Reihe der Optionen lassen sich anpassen
Ein spezielles und einfaches Google Panel
Das Sony Ericsson Panel
Die Optionen des Panels
Weltenreisende können sich mehrere Zeitzonen anzeigen lassen.
Das sehr einfach Fisch-Panel. Die Fische schwimmen durch den Bildschirm und reagieren auf Berührung.
Sony Ericsson bietet noch weitere Panels zum Download an.

Bei der Steuerung scheint sich Sony Ericsson außerdem Samsung zum Vorbild genommen zu haben. Denn die Mitteltaste arbeitet als Touchpad und erlaubt die Navigation durch die verschiedenen Menüs mithilfe des Daumens. Zwar fehlt ein Mauszeiger, dennoch klappt die Steuerung schnell und intuitiv. Das ist auch gut so, denn die hohe Auflösung erschwert oft eine Bedienung per Finger: Manche Optionen sind einfach zu klein, um sie präzise zu treffen. Der Konzern verlässt sich nicht nur auf den Mausersatz, sondern steckt noch einen Stylus mit in das Paket. Dieser findet an der Rückseite Platz.

Rückseite: Hier finden die 3,2-Megapixel-Kamera und der Stift Platz.

Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim X1 um einen Slider. Unter dem Bildschirm verbirgt sich eine Tastatur, die seitlich herausgezogen wird, vergleichbar mit dem HTC Herald. Mit zwei Daumen lässt es sich auf der Tastatur gut tippen, allerdings liegt die oberste Reihe nahe am Gehäuse. Nutzer mit größeren Fingern stoßen so regelmäßig an.

Office, PIM und E-Mail

Durch den Schwenk zu Windows Mobile wetzt Sony Ericsson elegant einige Scharten der letzten Modell der P-Serie aus. Beispielsweise ist Push-Mail automatisch mit an Bord – eine passende Exchange-Umgebung vorausgesetzt. Auch ist das Smartphone damit kompatibel zu den Office-Dokumenten, inklusive der OpenXML-Formate von Office 2007.

Office unterwegs: Word Mobile auf dem Xperia X1.

Sony Ericsson spart sich die Weiterentwicklung einer Desktop-Software. Das X1 wird per Active Sync mit dem Desktop-Rechner verbunden, für die Verwaltung der Kontaktdaten ist Outlook vorgesehen. Nachteil dieser Lösung: Das X1 arbeitet nur in einer reinen Microsoft-Umgebung wirklich ohne Probleme. Setzt man auf eine andere Mail-Umgebung, etwa IBM Domino, oder verwendet man gar Linux als Desktop-Betriebssystem, muss sich der Nutzer selbst helfen.

E-Mail-technisch beherrscht das X1 natürlich die Anbindung an Exchange Server. Zusätzlich lassen sich IMAP- und POP3-Konten ansteuern, dann fehlen aber einige Komfortfunktionen wie Push-Mail oder Remote-Wipe.

Multimedia, Navigation und Internet

Eine der großen Stärken von Sony Ericsson ist der Multimedia-Bereich. Allerdings können viele Vorteile der Walkman-Serie nicht ohne Weiteres übertragen werden. Statt den eigenen, sehr guten Player zu verwenden, greift Sony Ericsson auf den mobilen Windows Media Player von Windows Mobile zurück, wenn es um die Wiedergabe von Audio- und Videodateien geht. Der interne Speicher ist mit 400 MByte relativ klein angesetzt, lässt sich aber per MicroSDHC beträchtlich erweitern (zum Testzeitpunkt bis 16 GByte). Auf der Rückseite verbaut Sony Ericsson eine 3,2-Megapixel-Kamera, die neben Bildern auch Videos in guter Qualität aufnimmt. Im Gerät selbst lässt sich die Kamera nicht deaktivieren, über eine entsprechende Verwaltungssoftware, etwa Microsoft SCMDM, sollte sich aber eine passende Policy ausrollen lassen. Allerdings vermissen wir eine Software, mit der sich Visitenkarten direkt in Kontakte übernehmen lassen, wie sie etwa beim HTC Touch Pro oder dem Nokia E66 beiliegt.

Handango: Die Handango-Applikation kann sich fast mit dem AppStore des iPhone messen.

Anders sieht es beim Thema Internet aus. Sony Ericsson integriert UMTS- und HSDPA-Modem, als Browser setzt der Konzern auf Opera 9.5. Scheinbar überzeugte die Konkurrenz zum mobilen Internet Explorer (übrigens ebenfalls von einem skandinavischen Unternehmen) mehr. Zusätzlich installiert ist noch ein RSS-Reader. Beim Thema Instant Messaging verlässt sich Sony Ericsson wieder auf Microsoft: MSN-Nutzer erhalten demnach einen Client, andere Netzwerke müssen mit entsprechender Software (etwa fring oder Nimbuzz) nachgerüstet werden.

Zu klein: Die On-Screen-Tastatur ist zwar vorhanden, allerdings sehr klein und nur mit Stylus zu bedienen.

Wie alle aktuellen High-End-Smartphones verfügt das X1 über ein GPS-Modul zur Aufenthaltsortbestimmung. Als Navigationslösung ist eine Testlizenz von Wayfinder Navigator vorinstalliert. Sony Ericsson hat einen speziellen Tarif mit der Herstellerfirma vereinbart: Xperia-Nutzer können drei Monate kostenlos navigieren und erhalten anschließend ein günstigeres Angebot für die Lizenz. Alternativ können auch andere Programme auf das GPS-Modul zugreifen, etwa Google Maps Mobile. Bei Google Maps ist die Steuerung übrigens hervorragend, mit dem Touchpad kann man sehr angenehm durch das Kartenmaterial steuern. Der First Fix, also die Zeit, bis das Gerät die Position erstmals bestimmt hat, dauert relativ lange. Um diese Zeit abzukürzen, kann man mit der Software QuickGPS die aktuellen Positionen der Satelliten auf das Gerät laden.

Lauf- und Ladezeit

Die Achillesferse von Windows-Mobile-Geräten ist häufig die Laufzeit. Das scheint Sony Ericsson zu wissen und spendiert dem Xperia X1 einen 1500-mAh-Akku. Dieser ist auch dringend notwendig, da der große Touchscreen einen hohen Energieverbrauch aufweist. In unserem Dauertest hielt das Smartphone 334 Minuten durch, das entspricht etwa 5,5 Stunden. Für ein Windows-Mobile-Gerät ist das zwar ein guter Wert, doch vergleicht man ihn mit einem BlackBerry oder einem Symbian-Smartphone, fallen die deutlichen Unterschiede auf.

Ladezeit: Der Akku des X1 war nach 177 Minuten wieder voll.

Das Xperia muss damit nahezu jeden Abend wieder an die Steckdose. In der Praxis sollte die Laufzeit deutlich höher liegen. Denn in unserem Dauertest gehen wir vom stromhungrigsten Szenario aus. Das bedeutet, dass wir unter anderem die Helligkeit auf Anschlag stellen und Stromsparfunktionen deaktivieren. Außerdem ist die Push-Mail-Synchronisation mittels Active Sync aktiviert.

Tabelle: Das Sony Ericsson Xperia X1 im Überblick

Hardware

Prozessor

Qualcomm
MSM7200A
528 MHz

Speicher

ROM: 400 MByte
RAM: 256 MByte

Erweiterungs-Slot

MicroSD

Display

800 x 480 Bildpunkte

Größe

110,5 x 52,6 x 17 mm

Gewicht

158 Gramm inklusive Akku

Akku

1500 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GSM / GPRS / EDGE / UMTS / HSDPA

WLAN / GPS

ja / A-GPS

Bluetooth

ja, 2.0

Profile u. a.: Headset, Handsfree Car-Kit, Bluetooth Stereo Audio

Schnittstelle

Mini-USB

Synchronisation

ActiveSync

Betriebssystem

Windows Mobile 6.1 Professional

Getestete Firmware

Vertrieb und Preis

Hersteller

Sony Ericsson

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

O2: ab 389,99 Euro
T-Mobile: ab 289,95 Euro
Vodafone: geplant, zum Testzeitpunkt noch nicht im Sortiment
E-Plus: zum Testzeitpunkt noch nicht im Sortiment

ohne Vertrag

Etwa 600 Euro

Vertrieb

T-Mobile, O2, Vodafone

Fazit

Nach den eher enttäuschenden Modellen M600i und P1i liefert Sony Ericsson mit dem Xperia X1 endlich wieder ein ansehnliches Business-Handy ab, das mit moderner Technologie, hochwertiger Verarbeitung und dem innovativen Panel-Konzept überzeugen kann. Mit Sony Ericsson ist ein weiterer Mitspieler in den Windows-Mobile-Markt eingestiegen und hat die Premiere gut überstanden.

Das Smartphone lässt sich in Microsoft-Umgebungen einwandfrei integrieren, erbt aber die Schwachstellen der meisten Windows-Geräte, etwa die Inkompatibilität zu anderen Groupware-Umgebungen. Die Akku-Laufzeit ist zwar für Windows-Mobile-Geräte gut, verglichen mit aktuellen Smartphones anderer Hersteller unterliegt das X1 allerdings. Dafür erhält der Käufer mit den Panels ein interessantes Konzept, mit denen er seine Oberfläche beinahe beliebig anpassen kann.

Wer also ein neues Handy mit Windows Mobile 6.1 sucht, sollte das X1 in jedem Fall mit auf seine Auswahlliste setzen und wenn möglich ausprobieren. (mja)

Alternative 1: Das Nokia E71

Fast unbemerkt hat Nokia seine E-Serie überarbeitet und eines der besten Business-Geräte abgeliefert, das zudem über einen kostenlosen Exchange-Client verfügt. Dafür gibt es keinen Touchscreen. Den Test des E71 lesen Sie auf dieser Seite.

Alternative 2: Der BlackBerry Bold

Leider liefern weder RIM noch Sony Ericsson derzeit einen BlackBerry-Client. BlackBerry-Anwender können aber als Alternative zum BlackBerry Bold greifen, den RIM komplett überarbeitet hat, sowohl in puncto Funktionen als auch bei der Firmware. Lesen Sie, wie sich das Gerät im TecChannel-Test schlägt.

Alternative 3: Der Palm Treo Pro

Wer Wert auf Touchscreen und Volltastatur legt und zeitgleich noch auf Windows Mobile 6.1 setzen will, für den ist auch der neue Treo Pro eine Alternative zum Sony-Ericsson-Gerät. Den Test finden Sie hier.